[Officium] Das Arbeitszimmer

  • Cicero wusste, dass sein Herr im Arbeitszimmer war und klopfte leise an, öffnete die Türe und trat ein.


    “Herr! Kann ich euch kurz stören?“

  • Etwas verlegen trat Cicero näher.


    “Es geht um die neue Sklavin Herr! Sie hat sich mit dem Mädchen, dass ihr vor kurzem mitgebracht habt, im Cubiculum eingeschlossen und sie wollen mir nicht aufmachen.“


    Fragend sah er Livianus an.

  • Nun wurde die ganze Sache etwas unangenehm für Cicero.


    „Naja… die neue Sklavin wollte nicht arbeiten und hat sich ohne meiner Erlaubnis etwas zu Essen genommen. Da ich weiß, dass ihr nicht wollt wenn eure Sklaven geschlagen werden, habe ich sie zur Strafe in eine Kammer eingeschlossen. Einige Zeit später ist mir dann das Mädchen begegnet. Sie hat mich wohl abgelenkt und mir den Schlüssel gestohlen um die Sklavin zu befreien. Jedenfalls sitzen sie jetzt beide im Gästezimmer und haben sich eingesperrt.“

  • Livianus hörte aufmerksam zu und musste sich ein Schmunzeln verkneifen.


    „Sie haben dich also reingelegt mein Lieber! Das ist dir wohl auch schon lange nicht mehr passiert!“


    Nun schmunzelte er doch ein wenig.


    “Lass die beiden da wo sie sind. Ich denke beiden tut etwas Gesellschaft gut. Teile Miriam in Zukunft als Cubicularia für die Gästezimmer ein.“


    Er sah Cicero an und wartete ob es noch etwas zu besprechen gab.

  • Etwas verwundert über die Reaktion seines Herren und nicht ganz glücklich darüber ausgelacht zu werden, verneigte sich Cicero.


    “Natürlich Herr! Ganz wie ihr es wünscht.“


    Er verließ das Officium wieder so leise wie er gekommen war.

  • Livianus sah lächelnd auf, als der Tribun das Officium betrat. Nachdem er jedoch den Grund seines kommens verraten hatte, wurde sein Blick wieder ernster.


    "Natürlich Tribun! Bitte setz dich und sag mir, was ich für dich tun kann."

  • Der Tribun nickt kurz.

    "Danke Legatus."


    Dann setzt er sich.


    "Legatus, mein Leibsklave, welcher bisher bei einem Klienten von mir in Hispania untergebracht war, kehrte gerade zurück zu mir. Leider war er in dort in eine für unschöne Geschichte verwickelt, er erhob die Hand gegen einen römischen Bürger."


    Der Tribun räuspert sich kurz.

    "Dabei handelte es sich um einen Verwandten voin dir, Decimus Flaccus. Mein Sklave berichtete mir, das Flaccus dabei schwer verletzt wurde. Das mein Sklave schwer bestraft wird, davon kannst du ausgehen, doch auch ich habe Verantwortung für seine Taten. Daher möchte ich Flaccus für seine Verletzungen entschädigen."

  • Etwas irritiert sah Livianus den Tribunen an.


    “Dein Sklave?“


    Hörte ihm jedoch weiter zu. Als der Tribun geendet hatte, brauchte Livianus kurz um sich zu sammeln, bevor er antwortete.


    „Ich habe vor kurzem erfahren, dass mein Cousin Flaccus den Folgen seiner Verletzungen erlegen ist.“

  • Einen Moment kann man die Erschütterung und den Zorn des Tribuns über das Gehörte und die Tat des Sklaven auf seinem Gesicht sehen, doch dann verhärtet der Gesichtsausdruck wieder.

    "Legatus, erlaube mir, dir und deinen Angehörigen mein aufrechtes Mitgefühl auszurichten. Mein Sklave berichtete mir er sei nicht allein gewesen, es ging wohl um eine flüchtige Sklavin, in welche er sich wohl verliebt hat, doch er übernimmt die volle Verantwortung für die Tat."


    Nun liegt die Entscheidung über Catos Leben nicht mehr in seiner Hand. Wenn ein Sklave die Hand gegen einen Freien erhebt, ist das eine Sache, wenn dieser allerdings stirbt eine andere.


    "Legatus, ich lege das Leben meines Sklaven in deine Hand."

  • Livianus faltete seine Hände ineinander und lehnte sich nachdenklich zurück.


    „Ich werde nicht das Leben deines Sklaven fordern Vitamalacus und auch die Bestrafung überlasse ich dir. Die Sklavin von der du sprachst, befindet sich hier bei mir im Haus. Ich habe sie als Geschenk eines Klienten erhalten und erst später erfahren, dass sie in diese Sache mit meinem Cousin verwickelt war. Du hast natürlich Recht, dass es gegen das Gesetz ist, die Hand gegen einen römischen Bürger zu erheben. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch Sklaven eine menschenwürdige Behandlung zusteht. Soweit mir die Sklavin von dem Vorfall berichtet hat, war es Notwehr und als solche will ich es ansehen. Es bringt niemanden etwas weiteres, unnötiges Blut zu vergießen.“


    Was Livianus ausließ war, dass sein Cousin Flaccus nicht gerade zu seinen Lieblingscousins gehörte und er sich nie recht mit ihm verstanden hatte. Eigentlich war es ihm sogar egal, dass Flaccus gestorben war, doch dies würde er natürlich nie öffentlich aussprechen und so das Bild der engen Familienbande der Decima zu widerlegen.

  • Wenn der Tribun erleichtert war, zeigte er es nicht. Auch das das Schicksal die andre Sklavin in das Castellum geführt hatte, mochte ihn vielleicht erstaunen, doch auch das zeigte sich nicht in seinem Gesicht.

    "Wenn diese Sklavin sich hier im Castellum befindet, werde ich dies meinem Sklaven berichten. Wenn es stimmt, was er mir erzählte, wird dies die schlimmste Strafe für ihn sein. zu wissen das sie Nahe ist und sie doch nicht sehen können."


    Cato würde sicher für seine Taten, seien sie aus Notwehr oder anders geschehen büssen. Und seine Angebetete nicht sehen zu können wäre der Anfang.

    "Du hast recht, auch ein Sklave verdient eine angemessene Behandlung und wenn ein Sklavenbesitzer seine Sklaven aus Vergnügen auspeitscht, spricht das nicht für ihn. Genauso wenig als wenn er sie ständig bestrafen müsste, weil sie ihm nicht gehorchen. Disziplin muss sein, aber man kann sie nicht nur mit der der Peitsche erzwingen, genauso wenig wie es bei einem Legionar nur mit dem Weinstock geht."


    Der Tribun räusperte sich.

    "Mein Grossvater sagte mir einst, die mächtigste Waffe, die du hast, ist jene, die du nicht anwenden musst."

  • Livianus nickte.


    “Dann war dein Großvater ein weiser Mann! Ich selbst hätte auch kein Problem damit, wenn sie sich sehen. Früher oder später werden sie sich ohnehin hier im Castellum über den Weg laufen oder einen Weg finden, sich geheim zu treffen. Das würde wahrscheinlich noch mehr Probleme mit sich bringen, als es ihnen von vornherein zu erlauben. Aber das überlasse ich dir Vitamalacus.“

  • "Mein Grossvater war nur ein Soldat Roms, wie ich mich bemühe einer zu sein."


    Kurz überlegte er.

    "Nun, keine Strafe dauert ewig, doch zunächst sollten wir ihnen den Umgang miteinander untersagen.Cato, mein Sklave, hat zur Zeit eh genug zu tun, die Casa herzurichten."


    Und ausserdem dachte der Tribun im Stillen, bedürfte Cato noch einiges an Ausbildung und Übung. Die Jahre seiner Abwesenheit hatten ihn doch etwas einrosten lassen.

    "Legatus, ich danke dir für deine Zeit, die ich nun nicht länger in Anspruch nehmen möchte. Nochmals, lass dir mein aufrechtes Bedauern versichtert sein."

  • Avitus knackte noch mal die Gelenke und und drehte den Kopf im Kreis, um die Nackenmuskulatur zu entspannen, bevor er das Officum des Legaten betrat. Er salutierte vor dem Legatus und meldete seine Ankunft.
    "Legionarius Lucius Artorius Avitus, Legatus. Ich komme in privater Angelegenheit."

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