[Officium] Das Arbeitszimmer

  • Darius hatte etwas Probleme mitzukommen, doch er übersetzte es im fließenden Latein. Er behielt die Ich-Person bei:


    "Mein Name ist Lando Irmvolk, Loki genannt. Ich komme aus einer kleinen Siedlung am Fluss den die Römer Amisia nennen, der genaue Name wird ihnen wohl nichts sagen. Hmh, ausser vielleicht die Tatsache dass nicht einmal einen Tagesritt entfernt einige viele ihrer Landsmänner wohl einen ziemlich unrühmlichen Tod gestorben sind."


    Er machte eine kurze Pause.

    "warum ich hier bin, habe ich schon erzählt. Ein Römer fand bei meiner Familie Zuflucht als er sich aus dem Stammesgebiet der Bataver zu uns verlaufen hatte. Einige Jahre ging das gut, bis das Ting unserer Gemeinde zu der Ansicht kam dass er uns, also meinen Vater Landulf, meine Mutter Naha, meine kleine Schwester Eila und mich vom dem abbrachten was sie den rechten Glauben nannten. Die Strafe dafür war natürlich der Tod, aber nicht in einer Zeremonie wie bei sonstigen Hinrichtungen. Nein."


    Er holte Luft.

    "Sie kamen nachts, aus Angst vor mir und meinem Vater, und schlugen ihnen im Schlaf die Köpfe ab... auch dem Römer, der sich Syrus nannte... meine Schwester hat es im Schlaf aus dem Haus getrieben, ich bin ihr gefolgt, was uns letztendlich das Leben gerettet hat. Ich nahm sie auf die Schulter und rannte davon... was sollte ich sonst tun? Mein Leben wäre mir egal, aber nicht das meiner Schwester. Einige Tage ging das sogar gut, doch wir bemerkten bald dass unsere ehemaligen Freunde uns nicht einfach in den Wald entkommen lassen wollten. Eile, meine kleine Schwester, war der Ansicht dass wir im römischen Reich besser aufgehoben waren, weil Syrus immer so geschwärmt hatte. Also machten wir uns in Richtung der untergehenden Sonne auf zu dem Fluss den Syrus als Rhenus beschrieben hatte. Kurz bevor wir ankamen wurde mir meine Schwester geraubt, feige aus einem Hinterhalt..."


    Puh, redete der viel. :D

    "Ich weiss nicht ob sie es geschafft hat. Irgendwie hatte ich damit mein Leben verwirkt, aber ich bin trotzdem in dieser Stadt gelandet... die Verletzung die ich hatte konnte ich nicht selber behandeln, also bin ich in einen Tempel gegangen, weil ich dort einen Heiler vermutete. Und so bin ich an die Frau namens Valeria geraten... sie war sehr nett und zuvorkommend zu mir, obwohl ich ihr fremd war hat sie mich gut behandelt, das kann ihr doch nicht angelastet werden, oder?"

  • Aufmerksam lauschte der Tribun den Ausführungen des Barbaren und auch der Übersetzung des Sklaven. Also handelte es sich wohl wirklich um einen Cherusker, den es in das Imperium Romanun verschlagen hatte.
    Er tendierte dazu, dem Mann zu glauben, aber noch war er nicht ganz zufrieden.

    "Erzähl mir von dem Römer Syrus. Wer war er ? Warum kam der zu euch ?"


    Tribun Tiberius zeigte keine Regung, sein Blick war kalt und hart, auch wenn ihn das Schicksal des Mann nicht gleichgültig war. Kein Mitleid würde er allerdings mit der Nichte des Legatus haben, sollte sie Ärger und Problerme bekommen. Hilfsbereitschaft war eine Tugend, einen bewaffneten Fremden ins Praetorium des Castellums zu bringen, war eine Narretei.

  • Loki wartete bis Darius ihm die Worte des Römers übersetzt hatte, und dachte einen Moment lang nach...


    "Sein Name bestand aus drei Teilen, ich weiss aber nichtmehr wie er weiter hieß, wir nannten ihn sowieso nur Sigus, weil die Menschen im Dorf recht allergisch auf seinen Namen reagierten... und sowieso: er hatte ziemlich dunkle Haut, die meisten hielten ihn für einen Erdgeist und hatten daher Angst vor ihm. Mein Vater, Landulf, brachte ihn eines Tages aus dem Wald mit, er schien aus dem Gebiet der Badawer zu kommen... als er zu uns stieß war ich noch ein Kind. Meine Familie nahm ihn auf weil von ihm keine Gefahr zu kommen drohte, und so blieb er auch einige Jahre, lernte unsere Sprache, halt meiner Familie auf unserem Gehöft und erzählte uns von Rom und der Gegend aus der er stammte. Er meinte sie wäre heisser als unsere Hölle, und der Sand würde in gelben Farben von den Windgöttern über die Erde getrieben. Ich glaube er war kein Soldat, sondern Schreiber, oder ähnliches... ihm war es natürlich wenig behaglich sich so weit in der Nähe der Hauptsippen unseres Stammes aufzuhalten, immerhin lagen wir für unsere Leute ziemlich weit im Norden.. und letztendlich haben seine Erzählungen uns allen Unheil gebracht..."

  • Wieder hört Tribun Tiberius Vitamalacus aufmerksam zu, sowohl der Germanen, wie auch der Übersetzung.
    Er schätzt kurz das Alter des Germanen und dann wird ihm klar, zu welchem Zeitpunkt und Anlass der Römer wohl in der Flucht das Imperium verlassen musste.
    Aber der Tribun ist auch hellhörig und in ihm erwächst ein Verdacht.

    "Was war der Inhalt der Erzählungen des Römers ? Warum brachten sie euch das Unheil ?"

  • Loki dachte angestrengt nach als er die übersetzten Fragen hörte...


    "Nun, er erzählte viel von der Zivilisation, dem Kaiser, der Geschichte, den Straßen, dem Essen, den Spielen... was uns aber den Ärger brachte waren seine Erzählungen über die Religion der Römer, und die Erzählung über einen Mann der sagte dass alle Menschen gleich wären. Nun, sowas ist in der Gegend die ihr Magna Germania nennt ziemlich unvorstellbar, und die Priester unserer Götter glaubten er würde uns vom Glauben abbringen. Den Rest kennt ihr ja..."

  • Als der Tribun die Übersetzung gehört hatte, schweigt er eine Weile und denkt über das Gehörte nach. Das was der Römer über die Gleichheit der Menschen erzählt klingt ganz und gar nicht nach der römischen Staatsreligion.
    Wahrscheinlich war dieser Römer einer dieser Sektier aus Judäa. Hatte diese verweichelte Christensekte schon ihren Weg in die Lande der Barbaren geschafft ?


    Dann sah er wieder Loki an.

    "Erzähl mir vom Schluss deiner Flucht. Wo hat man deine Schwester geraubt und wer war es ?"

  • Loki knirrschte unbewusst mit den Zähnen als er sich an die Zeit seiner Lebensschande zurückerinnerte...



    "Wir waren.... kurz vor einem Fluss den die Germanen Ruharr, nennen, ich weiss nicht wie die Römer ihn bezeichnen... ich schwamm mit meiner Schwester durch den Fluss, als auf der anderen Seite weitere Menschen auftauchten... wir wussten erst nicht dass sie feindlich gesinnt waren, doch als ich aus dem Wasser stieg, meine Schwester auf der Schulter, erkannte ich einen unserer Verfolger unter ihnen, Leif Gernhold, Sohn einer uns feindlich gesinnten Familie,... also bin ich mit meiner Schwester zurück in den Fluss, da ich ein ziemlich guter Schwimmer bin, und habe versucht sie in den dunklen Fluten abzuhängen, was mir nicht gelang... dabei verlor meine Schwester ihren Halt...", er schluckte, "und der Fluss riss sie mit sich. Ich weiss nicht ob sie ertrunken ist, oder es woanders an Land geschafft hat, jedoch konnte sie nicht so gut schwimmen wie ich... sie war ja noch ein Kind. Habt ihr vielleicht etwas Wasser? Vom ganzen Reden wird einem ganz taub in der Kehle..."


    Er räusperte sich, und fuhr fort...


    "Bis zum Rhenus habe ich es geschafft, und dachte ich hätte meine Verfolger abgehängt, doch als ich in der Mitte des Flusses ankam fielen plötzlich Pfeile vom Himmel, und ich wusste dass sie mich gefunden hatten. Einer traf mich in der Schulter, kurz bevor ich das Ufer erreicht hatte... in dieser Stadt angekommen versuchte ich mich durchzufragen, doch die Menschen scheinen nicht mit jedem zu sprechen, und so bin ich in den Tempel der Valeria... und nun sitze ich hier, und beantworte eure Fragen..."

  • Wieder härt der Tribun aufmerksam zu, was der Germane sagt und was Übersetzt wird. Immer mehr neigt er dazu dem Mann zu glauben. Er gibt Darius ein Zeichen.

    "Gib dem Mann ein Becher Wasser...."


    Dann setzt er sich und lehnt sich zurück und spricht Dariuis an.

    "Darius, du bist germanischer Herkunft ? Was hälst du von der Geschichte ?"

  • Aufmerksam verfolgte Darius die Geschichte, die er übersetzte.


    "Sofort, Herr!"


    Er eilte kurz aus dem Raum und kam mit zwei Bechern und einem Krug Wasser wieder. Er stellte sie auf den Tisch und schenkte die beiden Becher voll. Einen reichte er Loki, den anderen schob er zum Tribunen.


    "Ja, Herr! Ich bin Germane. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Geschichte wahr ist, wobei ich nicht alle cheruskerischen Traditionen kenne."

  • Tribun Tiberius nahm den Becher Wasser und trank einen Schluck. Dann wandte er er sich an Loki.

    "Ich neige dazu, dir zu glauben."


    Er gibt der Wache an der Tür ein Zeichen.

    "Der Legionär wird dich in in unser Valetudinarium bringen. Dort wird sich einer unser Ärzte sich noch einmal deine Wunde ansehen. Du bekommst du auch ein Bett und man wird dir etwas zu essen geben, so das du dich erst mal ausruhen kannst."


    Er deutet auf das Schwert auf dem Tisch.

    "Deine Waffe behalte ich erst einmal hier. Auch wirst du das Valetudinarium nicht verlassen, bevor ich wieder mit dir gesprochen habe. Betrachte dich erst einmal als Gast der IX. Legio Hispania."

  • Loki setzte den Kelch mit Wasser an seine Lippen, und wartete darauf dass Darius ihm die Worte des Römers übersetzte... als er die Neuigkeiten hörte hellte sich sein trüber Blick auf...


    "Ich bin euch zu Dank verpflichtet", nickte er dem römischen Soldaten zu, "es spricht wahrlich für das römische Reich dass man Fremden, obwohl sie einem anderen Volk angehören, eine Chance gibt. Zwei Fragen hätte ich noch: bekomme ich die Chance mein Schwert irgendwann wieder mein eigen nennen zu können? Und was ist mit der Frau Valeria, werde ich sie wiedersehen dürfen? Ich verdanke ihr, schlicht gesagt, alles was ich im Moment mein Leben nennen kann..."


    Auch zu Darius wandte er sich mit einem Lächeln..


    "Auch dir bin ich zu Dank verpflichtet!!!"

  • Der Tribun erhebt sich und auch der Wachposten tritt an Loki heran.

    "Das Imperium bietet jeden eine Chance, der gewillt ist den Pax Romanum zu akzeptieren. Was das Schwert angeht, gehe ich davon aus, das du es zurückerhälst, wenn du das Castellum wieder verlässt. Ob du Decima Valeria wiedersiehst, dazu kann ich nichts sagen, das liegt ausserhalb meiner Macht. Wenn ich dem Legatus berichtet hab, werde wir wieder miteiander sprechen."


    Dann wendet er sich wieder an Darius.


    "Darius, begleite unseren Gast und den Miles in Valetudinarium. Übersetze während der Behandlung und lass dir vom Medicus über die Art der Verletzung. Danach erstatte mir in meinem Officium in der Principia Bericht."


    Etwas verzögert meint er noch.

    "Ach ja, weisst du, wo ich nun den Legatus finden könnte ?"

  • Darius übersetzte weiter und nickte am Ende.


    "Ich denke er ist noch im Atrium..."


    Dann ging er mit dem Miles und Loki aus dem Praetorium in das Valedingens. :D

  • Darius führte den Duumvir zum Officium seines Herrn und öffnete die Tür nachdem er geklopft hatte.


    "Herr, ein ehrenwerter Duumvir Namens Fabius Sextus möchte dich sprechen."

  • Der Duumvir trat gefolgt von einem Scriba in das Officium des Legaten. Die anderen Begleiter hatten vor dem Praetorium gewartet.
    Er war sein sehr warmherziger Mensch mit einer starken, autoritären Ausstrahlung. Schnellen Schrittes ging er auf den Legatus zu.


    "Salve Legate."

  • "Ich danke Dir."


    Gemütlich pflanzt sich Fabius Sextus auf dem ihm gewiesenen Stuhl, ohne die Contenance zu verlieren.


    "Nun, Senator. Die Curie erreichte ein Brief von Dir, in der du um die Genehmigung eines Bauvorhabens in Colonia Agrippina batest, es handelt sich dabei um..."


    Er überlegte. Schnell ließ er sich vom Scriba das entsprechende Schreiben zeigen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!