Auf dem Platz vor dem Tempel sind die Bürger der Stadt zusammen gekommen, um gemeinsam mit dem Legatus Augusti dessen verstorbenen Amtsvorgänger zu gedenken.
Macer war es in der Vorbereitung auf diesen Anlass schwer gefallen, sich die passenden Worte zurecht zu legen. Dazu kam noch, dass ihn die meisten Zuhörer heute zum ersten mal sehen würden. Da es heute aber wirklich nur um Sedulus gehen sollte, verzichtete er darauf, sich selber vorzustellen. Einige ankündigende Worte des Priesters, der später das Opfer durchführen sollte, mussten reichen. Dann trat er nach vorne, bekleidet mit seiner Toga, und begann zu sprechen.
"Einwohner der Stadt, Bewohner der Provinz!
Wir sind heute hier zusammen gekommen, um einen Mann zu ehren, der für diese Provinz mehr war als nur ein Statthalter Roms. Er war ein Vater. So wie er für seine Gens der mächtige und fürsorgliche Pater war, so war er auch der Pater der Provinz. Beständig und unermüdlich kümmerte er sich um das Wohl Germanias und seiner Bürger.
Ich durfte sein Wirken nur aus der Ferne beobachten, und so möchte ich euch nicht in einer Lobrede von seinen Taten berichten, die ihr hier vor euren Augen viel besser verfolgen und erleben durftet. In Rom vertraute man ihm fast blind. Für den Kaiser war er wie eine unerschütterliche germanische Eiche im Sturm der Zeit. Er war zuweilen eine knorrige Eiche, die ihre eigenen Wege wuchs, aber auf die man sich trotz allem immer verlassen konnte. Er gab Halt und Schutz, hütete und bewachte dieses Land unermüdlich.
Erst sein Tod hat uns allen klargemacht, wie wichtig er war - für die Menschen, für die Provinz, für Rom. Es war ein unerwarteter Tod und tragischer Weise ereilte er ihn in der Ausübung seiner Pflichten. Sein ganzes Leben lang war er für die Provinz im Einsatz. Auch wenn er in Rom weilte, galten seine Gedanken und Taten immer dem Land, das seine Heimat war. Und so beendeten die Götter auch den Weg seines Lebens, als er dem Kaiser in einer Audienz Bericht erstattete über die Kämpfe in Germanien."
Macer machte einer kurze Pause. Er hätte den Menschen gerne mehr erzählt über den Tod, aber er wusste selber nicht mehr, als das, was der Kaiser ihm gesagt hatte.
"Er hat Großes geleistet und wird dafür ewig in Erinnerung bleiben. Sein Werk muss durch uns alle fortgesetzt werden, auf dass sein Name nicht vergessen wird und er in unseren Herzen stets weiterlebt."
Macer trat beiseite und gab den Platz frei für die kommende, kurze Aufführung der Theatergruppe der Stadt.