Tut mir leid. Ich war... indisponiert.
Der erste Tag der Ludi Plebei ist angebrochen und die Vorbereitungen im Circus Flaminius laufen auf Hochtouren. Zahlreiche Arbeiter und Sklaven schwirren umher, bringen noch letzte Dekorationen an und räumen die Spuren der Vorbereitung wieder weg. Gegen Nachmittag ist endlich alles abgeschlossen und pünktlich zum Beginn der einleitenden Zeremonie verschwinden die vielen Helfer und machen Platz für das Volk, welches schon in großer Zahl herbeiströmt um dem zu erwartenden Spektakel beizuwohnen. Nach und nach füllen sich die Ränge.
Innerlich aufgeregt, doch nach außen hin nichts davon zeigend steht die Aedilis Curulis Tiberia Livia in der Hauptloge und blickt sich suchend nach ihrem Amtskollegen um. Sie findet den Aedilis Plebeii schließlich in einem aufgeregtem Gespräch mit einem der Helfer. Er beendet dieses und sie vergewissern sich kurz gegenseitig, dass alles nötige erledigt organisiert ist. Erleichtert atmet Livia auf. Sie gehen gemeinsam nach vorn und geben dem Ausrufer das Zeichen zu beginnen. Dieser tritt auf seiner Plattform nach vorn, holt tief Luft und beginnt mit der Begrüßungsrede.
"Salvete, Romani! Salvete, Plebeii! Salve, Roma!"
Der Geräuschpegel sinkt und seine geübte, wohlklingende Stimme schallt durch die Reihen des Publikums.
"Herzlich Willkommen zu den Ludi Plebei des Jahres 855 AUC!
Die Organisatoren dieser Spiele, Aedilis Curulis Tiberia Livia und Aedilis Plebeii Marcus Decimus Livianus, begrüßen Euch im Circus Flaminius zur Eröffnungszeremonie des diesjährigen Spektakels! Fantastische Unterhaltung erwartet uns! Freut euch auf spannende Tierhetzen, wunderbares Theater und packende Gladiatorenkämpfe! Vielfältige Attraktionen der höchsten Unterhaltungskunst werden die nächsten Tage zu einem einmaligen Erlebnis machen und uns noch lange in Erinnerung bleiben!
Doch lasst mich nun zu einem Ende kommen, damit wir gleich zum ersten Punkt unseres Programms kommen können!"
Ein junger Popa führt einen weißen, makellosen Stier in die Arena und an den vorbereiteten Altar. Dort wartet bereits ein ältlicher Sacerdos Dialis und bereitet sich mit seinen Helfern auf das bevorstehende Opfer vor. Der Ausrufer fährt derweil mit seiner Ankündigung fort.
"Dieser wunderbare weiße Stier wird nun dem großen und mächtigen Gott Iupiter als Opfer dargebracht! Möge der Göttervater uns in den kommenden Tagen wohlgesinnt sein und die Ludi Plebei mit Wohlgefallen betrachten!
Lasset das Opfer beginnen!"
Der Ausrufer verstummt nun endgültig und die Handlung in der Arena nimmt ihren Lauf. Die Diener des Gottes nehmen ihre Positionen ein und der allgemeine Geräuschpegel senkt sich ein wenig. Schließlich hebt der Sacerdos Dialis das Gesicht empor und begrüßt das Publikum, sowie den Gott. Er spricht einige rituelle Worte und bittet darum, dass das Opfer angenommen werden möge. Anschließend senkt er seinen Blick wieder und bedeckt seinen Kopf mit einem Zipfel seines Gewandes. Dem Opfer zugewandt wird er nun von einem Popa angesprochen: "Agene?"
"Age!" nickt der Sacerdos.
Die Opferhelfer schreiten zur Tat. Dem Stier wird mit einem Messer in die Hinterläufe gehackt, welche daraufhin einknicken. Dem überraschten Tier bleibt jedoch keine Zeit zur Reaktion. Schon packt ein weiterer Popa seinen Kopf und führt einen sauberen Schnitt durch den Hals durch. Der Stier bricht endgültig zusammen und das rote Blut ergießt sich in den Sand der Arena. Sobald das Tier ausgeblutet ist, tritt der Sacerdos wieder hinzu und schlitzt mit seinem Opfermesser die Bauchdecke auf. Mit großer Sorgfalt untersucht er die verschiedenen Organe und begutachtet eines nach dem anderen auf das genaueste. Es dauert lange, bis er schließlich einen halbwegs zufriedenen Eindruck macht. Der Sacerdos Dialis erhebt sich wieder und wendet sich der Ehrentribüne zu. Sogar ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen, als die tiefe Stimme das Ergebnis der Eingeweideschau verkündet.
"Litatio! Das Opfer wurde angenommen!"
Erleichterung macht sich breit und Beifall braust auf. Auch Livia atmet auf. Endlich kann sie dem Verlauf der Ludi etwas gelassener entgegen sehen. Während die Opferhelfer noch aufräumen, betreten schon die ersten Künstler die Arena und beginnen mit ihren Darbietungen. Tänzer und Akrobaten wirbeln umher und schaffen einen farbenfrohen Übergang zu den noch bevorstehenden Attraktionen.