Spaziergang am Meer


  • Minervina, Pentesilea und ich waren nun also endlich angekommen. es war richtig gewesen für etwas wärmere Kleidung zu sorgen, denn der Wind blies uns recht kräftig um die Ohren. Ich schloss genießerisch die Augen, denn ich liebte diesen leicht salzigen Duft und die frische Brise. Das Gras bog sich ein wenig im Wind. Dämmrig war es noch lange nicht, würde es auf unserem Heimweg aber wohl werden. Ich fragte mich, wie es Metellus ging. Gestern war er abgereist. Na, ich beschloss mir keine größeren Gedanken darüber zu machen.


    "Und? Gefällt es dir?"


    wandte ich mich an die neben mir gehende Pentesilea, auch wenn ich etwas lauter sprechen musste, damit sie nicht nur Wortfetzen verstand.

  • ICh nickte benommen. Der Wind war angenehm, ja, aber er half meinem Kopf nicht. Ich hatte Minervina an der Hand, aber ich hatte plötzlich Angst, dass sie sich von mir distanzieren würde, wenn sie wusste, was ich war. Ich wusste, dass es irrational war so zu denken, aber war es das wirklich? Pentesilea, hör auf zu grübeln, schimpfte ich mit mir selber und begann im nächsten Atemzug weiter zu grübeln. War ich denn Pentesilea? Wer war ich wirklich? Was war ich? In den Augen des Gesetzes nur ein Gegenstand, nichts weiter. In den Augen der Frau neben mir eine Freundin. Aber war ich das wirklich? Durfte sie eine Sklavin überhaupt als Freundin bezeichnen? Verstieß sie da nicht gegen jegliche Konventionen?
    Mein Kopf hämmerte, meine Gedanken rasten und ich drehte mich immer mehr in einem Kreis. Alles um mich herum schien immer unwirklicher zu werden und ich konnte mich irgendwie da nicht rausreissen.

  • Mein Blick ging über das Meer, während beinahe im gleichen Atemzug der Wind an mir zerrte, in einer heftigen kleinen Bö. Das Gefühl ließ einen kalten Schauer meinen Rücken hinunter jagen und meine Gedanken kurz wieder zu Metellus abdriften. Ich hätte weiter auf ihn einreden sollen, mir war immer noch nicht ganz wohl bei der Sache ihn alleine ziehen zu lassen. Doch was konnte ich schon tun?


    Ich sah auf den Boden vor mir, das Gras erinnerte mich mehr an ein gräsernes Meer. Und soweit ich sehen konnte spielte der Wind mit der Landschaft. Mit meinem Haar. Wie gern würde ich jetzt Metellus' Nähe genießen können. Doch kaum dass ich diesen Gedanken dachte rief ich mich wieder zur Ordnung. Es ging nicht und es würde niemals gehen, so sehr ich es auch wünschte. Die Bande ließen es nicht zu.

  • Sie war selten hier, denn meistens hatte sie lernen müssen. Über die Entscheidung ihrer Mutter hatte sie sich sehr gefreut. Nun konnte sie endlich einmal wieder herumtollen. Ihre kleine Hand lag in jener Pentesileas, die sie festhielt und wärmte. Es fröstelte sie in dem Wind ein wenig, doch sie war noch abenteuerlustiger als es schon die Eltern waren und so störte es sie kein bisschen. Sie sah zu Pentesilea auf.


    "Du siehst traurig aus!"


    stellte das junge Mädchen fest.


    "Lächel doch! Schau wie schön das Meer ist! Und da!"


    Sie deutete auf einen kleinen Vogel der gegen den Wind anzukämpfen versuchte, sich allerdings dann entschieden hatte es zu lassen und mit dem Wind trieb.

  • Ich wurde kurzfristig von Minervina aus den Gedanken gerissen. Ach Minervina, lächelte ich innerlich und zugleich zerriss es mir das Herz. Was würde geschehen? Würde sie sich abwenden?
    "Ja, es ist schön," antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln, das sogar einigermaßen fröhlich aussah. "Ob Menschen auch eines Tages werden fliegen können? Was meinst Du, Kleines?"
    Ich musste mich mächtig am Riemen reissen nicht Herrin oder sonstwas sagen. Was war nur mit mir los?

  • "Ich hoffe doch! Dann möchte ich aber gerne noch am Leben sein! Es ist bestimmt schön einfach die Arme auszubreiten und davonzufliegen!"


    Und wie zur Bestätigung machte sie sich von Pentesilea los und breitete noch im Laufen die Arme aus um es dem Vogel gleich zu tun. Sie schloss im Laufen die Augen, und wie es kommen muste stolperte sie kurz, kam aber beinahe sofort wieder in Balance. Ein paar Meter forgelaufen blieb sie stehen und drehte sich zu ihnen um. Sie winkte heftig und rief lachend:


    "Wo bleibt ihr denn!"

  • Ich hatte dem Gespräch von Minervina und Pentesilea gelauscht. Es lenkte mich ein wenig von meinen Sorgen ab. Irgendwie war es wie verhext. Ich vermisste Maximus noch immer sehr und hoffte noch immer auf seine Rückkehr. Sein Lächeln fehlte mir so unglaublich. Und dann war da noch Metellus der trotz meiner Trauer mein Herz zum Strahlen brachte und dem ich mehr Liebe entgegen bringe als ich es dürfte. Liebte ich zwei Männer und dann ausgerechnet meinen Cousin und Bruder?


    Erst als Minervina von weit vorne nach uns rief schrak ich wieder aus meinen Gedanken und sah in ihre Richtung. Ich griff Pentesilea an der Hand und nickte in Richtung Minervina. Ich grinste und wollte sie auffordern mit mir die Kleine zu jagen. Irgendwie musste man sie doch von ihrem Kummer erlösen.

  • Ich hatte Minervina mit den Blicken verfolgt und fühlte plötzlich Helenas Hand in meiner. Ein so schönes Gefühl und zugleich doch erschreckend. ICh zuckte einen Moment zusammen und lächelte dann gezwungen. Dann folgten wir ihr und ich versuchte mich aus meinen Gedanken loszureissen, aber das war so verfliixt schwer.

  • Als sie sah dass ihre Mutter und Tante Pentesilea auf sie zugerannt kommen, gab sie einen quietschenden Laut vor Freude von sich und drehte sich wieder um, um weiterzulaufen! Den beiden Damen würde sie noch die Energie eines Kindes zeigen. Doch mit der Schnelligkeit von Erwachsenen hatte sie nicht so recht rechnen können. Als Helena und Pentesilea näher kamen verlangsamte sie ihr Tempo und blieb lachend wie heftig durchatmend stehen.

  • "Na komm!"


    zwinkerte ich ihr noch zu und dann liefen wir gemeinsam hinter Minervina her. Ich fühlte mich irgendwie sehr befreit, was an allem lag was ich momentan erlebte. Es gab kaum Dinge die mich bekümmern sollten und gerade meine Tochter sorgte für innere Freiheit. Ich liebte sie sehr.


    "Na du kleines Vöglein!"


    rief ich tief ein - und ausatmend aus, als wir Minervina endlich eingeholt hatten. Allerdings ließ ich Pentesileas Hand nicht los. Ich drehte mich zu ihr um, um ihr zuzulächeln.

  • Ich erwiederte kurz das Lächeln, aber meine Augen waren leicht zusammengekniffen, da der Kopf noch mehr hämmerte. Ich atmete etwas heftiger.
    "Wildfang," lächelte ich Minervina an. "Ich glaube fast, Du wirst die Erste sein, die das Fliegen erlernt.
    Trotz der Kopfschmerzen, nahm ich Minervina hoch, sie schien mir plötzlich sehr schwer, aber ich wirbelte sie dennoch um die Achse, dann jesoch musste ich sie absetzen, weil mir schwindelig wurde und ich dachte, meine Kopf flöge davon. ICh setze sie ab und lies mich in das Gras fallen

  • Ich beobachtete Pentesilea und Minervina lächelnd. Es war fast als wäre Pentesilea nicht nur meine Freundin sondern auch etwas wie meine Schwester. Gerade war es, als seien wir eine Familie.


    "Ich schlage vor wir gehen nachher noch irgendwo was Gutes essen!"


    sagte ich lachend, als ich sah wie Pentesilea sich ins Gras plumpsen ließ. Ich dachte nicht daran, dass es vor Schwindel sein könnte, der weniger positiv zu verstehen war. Ich kniete mich vor Pente und lächelte sie an.


    "Ist alles in Ordnung?"

  • Sie hatte vor Freude laut gerufen, als sie herumgewirbelt wurde. Das war ein Tag, ganz nach ihrem Geschmack. Nein, eine Woche! Diese Woche spielte sie wieder eine größere Rolle als die Zwillinge! Sie hatte Wein bekommen, einen Dolch und nun auch noch diesen wundervollen Spaziergang!


    "Ja, du hast mir gerade gezeigt wie es geht!"


    rief sie kichernd aus, bis Pente sich ins Gras fallen ließ. Da lehnte sie sich von hinten an ihre kniende Mutter die beinahe nach vorne weggefallen war und sah grinsend zu ihr.

  • "Ja," versuchte ich zu lächeln. "Nur ein wenig schwindelig, zu schnell gedreht." Und eine Kopf der gleich platzt, aber der zählt ja nicht.
    "Geht gleich wieder. Und dann kann ich dem Wildfang noch eine andere Art des Fliegens zeigen, wenn Du mir bei hilfst."

  • Auf dem Boden liegend, regte ich mich erst nicht. Ich begann heftig zu lachen und drehte mich um und sah in den Himmel. Oh dieser kleine Frechdachs! Dann meinte ich, noch immer gluckend, an Pente gewandt:


    "Klar kann ich dir helfen..."

  • ICh beobachtete die beiden und musste nun doch lächeln. Das erste Mal seit den Neuigkeiten auch ehrlich. Mühsam rappelte ich mich auf, jedoch stand ich nicht mal, da musste ich mich schon wieder setzen. Lächelte aber beschwichtigend. "ICh glaube, Essen wäre nict mal die schlechteste Idee."

  • "Müssen wir nicht, wenn Minervina noch nicht möchte."
    Ich nahm die Hand, aber es brauchte trotzdem eine menge Zeit, ehe ich auf den Beinen stand.
    "Ausserdem habe ich ihr noch einen Flug versprochen."

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