Officium des Rectors

  • So wie es ausschaute, hatte sich eine kleine Schaar Römer für die Kurse der SA eingeschrieben, Welche von nun an regelmäßig, ja fortwährend angeboten worden. Als Avarus das Officium betrat seufzte er kurz auf, sein Arbeitstisch war mit kleinen Tabulae übersäht und er würde wohl einige Stunden brauchen, um sie abzuarbeiten. Noch bevor er sich setzte überfolg er die Kursanmeldungen. Hier und dort huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Bald würde sich zeigen, ob die Meldungen nicht halbherzig getroffen worden. Doch lag es in seinem Ermessen die Schüler noch einen Moment auf die Folter zu spannen. Letztlich war es aber die Vorbereitung, die ihn dazu veranlasste genau dies zu tun. Zehn Tage sollten die Probanten Zeit haben, um die teils umfangreichen Kursunterlagen durchzuarbeiten. Der Senator würde weniger haben, um sie zusammenzustellen. Noch schob er diesen Part vor sich her, aber irgendwann lief diese Einstellung gegen die Wand und irgendwer forderte ihn auf... naja wenigstens mußte er nicht selbst jene Kurse erneut ablegen. Das war nämlich vielmehr Arbeit. Ein kleiner, ein zu kleiner Trost, der Avarus jetzt auch nicht half. So zog er die Tür zu, trat hinter den schweren Arbeitstisch und ließ die Hüften in einen kaum bequemen Sessel sinken. Es war an der Zeit die Unterlagen zu formen...


    Hach das erinnerte einen immer an die ersten Fragen im CRV. Damals als er selbst die ersten Pergamente mit jenen Grundlagen römischer Lebensweise in seinen Händen hielt und teilweise nur schwer Antworten finden wollte...


    Germanicus Avarus grinste bei dieser Vorstellung. Vergangenheit und Zukunft lagen oft verschlungen nebeneinander. So wie jetzt...

  • "Salve Rector." grüßend betrat Actuarius das Officium. Er wußte natürlich, wann der Rector der Schola anwesend war und wann nicht. "Es gibt neue Bewerber. Ein Galeo Vinicius Sabinus hat sich für die Architectur eingeschrieben, bezahlt hat bereits sein Verwandter Vinicius Hungaricus und es hat ein Bote aus Germanien zu den üblichen Briefen eine weitere Bewerbung mitgebracht. Ein gewisser Servius Artorius Reatinus schrieb sich für die Medizin ein. Das nötige Salär kam mit nach Rom." Er hatte es fein säuberlich auf einer Tabulae vermerkt und reichte diese nun über den Schreibtisch hinüber...

  • "Ah wunderbar." Dies galt gleichermaßen für das Interesse wie auch dafür, das neben der Anmeldung auch an die Sesterzen gedacht wurde. "Lass einen Schreiber die Aufgaben abschreiben und bring sie mir danach zum Siegeln." War das erledigt, konnten die Pergamente an die Schüler mit einer Fristsetzung gegeben werden. Da soweit alles klar war, konnte der Sklave der Schola den Raum wieder verlassen. Avarus neigte sich derweil wieder über einige Tabulae, die kurz vor dem totalen Einstauben gestanden hatten...

  • Stella fühlte sich in der letzten Zeit nicht wohl und so schickte sie ihren Sklaven in die Schola, der diese wichtige
    Notiz dem Scriba des Rektors übergab:



    Ave,


    werter Medicus Germanicus Avarus,


    auf diesem Weg, möchte ich Dir mitteilen, dass ich meine Stelle als Curator Libris aus persönlichen Gründen kündige.
    Vale bene,


    Furia Stella

  • Jene Nachricht erreicht auch den Rector der Schule wenige Tage später. Er fand es sehr schade und fügte eine Notiz an die Entlassungsurkunde an. Wenig später fand er aber schon zurück in seine Arbeit. Sie würden wiedermal neue Verstärkung gebrauchen und mit etwas Glück und den Segen der Götter mußte die Schola dazu nichtmal lange suchen.












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    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Calliphana war recht nervös, als sie vor der Tür der Officium des Rectors stand. Sie war hier um sich für die leere Stelle zu bewerben, die ihre Cousine neulich gekündigt hatte. Sie hoffte, dass ihre Cousine sich richtig entschieden hatte, ihr hat ihre Arbeit viel bedeutet, und hoffte, sie würde es nicht bereuen.
    Anderseits war sie schon ganz gespannt, sie wünschte sich schon so lange eine Arbeit zu finden, und dazu noch in der Bibliotheka! Das war wie ein Traum. Ihre größte Leidenschaft war es zu lesen.


    Noch schnell streifte sie über ihre stola, prüfte, ob ihre fibula festgemacht war und atmete einmal ganz tief durch. Sie hob die Hand und klopfte an der Tür :


    *klopf... klopf... klopf...*

  • Von drinnen war ein leises fast unmerkliches "Herein" zu hören. Der Aussprechende hing wohl über einer anderen geistigen Aufgabe gebeugt...















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  • Calliphana öffnete langsam die Tür und trat herein. Die Tür kam ihr diesmal so schwer wie Blei vor, aber das hing sicherlich mit ihrer Nervosität zusammen. Sie machte ein paar Schritte in die Richtung zum Schreibtisch des Rectors, blieb kurz davor stehen, nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich vor :


    "Salve, Rector. Mein Name ist Furia Calliphana, und ich möchte mich für die Stelle als Curator Libris bewerben, welches bis vor kurzem meine Cousine, Furia Stella ausgeübt hat. "

  • Es mochte der Besucherin ewig vorkommen, denn es dauerte bis der Rector seine Aufmerksamkeit Ihr zuwendete. Vorerst tunkte er den Griffel noch ein zwei Mal in ein kleines Fässchen mit Tinte und kitzelte Sätze auf ein Pergament, das vor ihm lag. Avarus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und endete mit den üblichen Floskeln. Die eine Hand griff in eine Schublade und holte etwas Wachs heraus. Er drückte es in eine kleine Form, die über einer Kerze leicht zu erhitzen war. Auch dies dauerte eben etwas und dann als das Wachs flüssig genug war, drückte er es auf das Pergament. In dessen kreisähnliche Form kam ein Siegel, das unweigerlich als das des Rectors Schola Atheniensis zu erkennen war. Um den Vorgang des Trocknens zu beschleunigen, hauchte Germanicus Avarus einige Male über das Siegel drüber und legte die Papiere schließlich zur Seite.


    Avarus blickte auf.


    "Soso, Furia Calliphana also... weißt Du denn, was Dich an Arbeit erwarten wird als Curator Libris?"


    Er lehnte sich bei den Worten im Stuhl zurück und überlegte ob er die Besucherin schonmal irgendwo gesehen hatte, aber sein Geist verneinte dies.




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  • Calliphana wartete bis der Curator mit seiner Arbeit fertig war. Was zu feststellen war, er hat sich dabei nicht unterbrechen lassen und im gemütlichem Tempo beendete er so langsam seine Arbeit. Als er seinen Stempel auf das Pergament drückte, roch es im ganzen Raum nach erhitztem Wachs. Dieser Geruch bekam Calliphana zu diesem Zeitpunkt gar nicht gut. Ihr Magen war immer empfindlich, wenn sie nervös war. Sie schwankte ein wenig, und hoffte, dass der Rector dies nicht bemerkt hatte. Damit sie nicht in Ohnmacht fiel, stützte sie sich an dem Stuhl, der vor dem Tisch stand.


    Der Rector beendete seine Arbeit, legte es bei Seite und stellte ihr eine Frage.


    "Ich weiß, es wird keine leichte Arbeit, für eine so große Bibliotheka die Verantwortung zu tragen, aber ich stelle mich gerne dieser Herausforderung, auch wenn ich nur wenig Erfahrung auf diesem Gebiet aufweisen kann. Die Bücherei in Ordnung zu halten, Einträge zu kontrollieren, den Menschen behilflich sein wenn sie einen Rat oder meine Hilfe in der Bibliotheka brauchen sind Aufgaben, denen ich mich gewachsen fühle. Ich hoffe Ihr habt das Vertrauen in mich und überlässt mir diesen verantwortungsvollen Posten." - antwortete Calliphana. Sie war selber überrascht über ihre Wortgewandtheit in diesem Moment.

  • Oh das war bei Weiten meist eine sehr einfache Arbeit. Wenn es darum ging Schriften für die Nachwelt zu erhalten, kamen sie oft in professionelle Schreibstuben. Jene Werke, die die Bibliothek aufbewahrte, galt es 'nur' sauber zu halten, die Regalböden vom Staub zu befreien, Spinnweben garnicht erst entstehen zu lassen und natürlich als Hauptaugenmerk dazu beizutragen, das wissbegierige Römer im Fundus gut beraten wurden und sollten sie sich für eine Leihmitnahme entscheiden diese verwaltet wurde. Daneben gab es einiges im Dienste der Forschung zu erledigen, aber das war meist dem Tatendrang des Curator Libris überlassen. Für derartige Komplexität hatte der Rector SA nämlich keine Zeit übrig. Manchmal tat er es selbst, aber dann in seiner eigenen Bibliothek oder zu Zeiten, wenn er sich völlig ungestört fühlte. Jener derzeit benannte, war in dieser Sache ein zurückgezogener Römer, wie im Bilderbuch.


    "So schwierig wird es schon nicht werden. Wenn du mit einer Entlohnung von sechzig Sesterzen in der Woche einverstanden bist und auch kein Problem darin siehst das Geld rund aller drei bis vier Wochen zu erhalten, kannst du gerne anfangen."


    Avarus lächelte. Solange er diese 'niederen' Arbeiten selbst erledigen mußte, fand er nie genügend Zeit sie regelmäßig einmal pro Woche vorzunehmen. Die meisten gingen aber auch in eine Schule um sich zu bilden oder zu verwirklichen und weniger, um damit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.



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  • Calliphana errötete ein wenig, sie war wohl ein wenig zu übereifrig gewesen. Aber sie war auch sehr froh, dass der Senator sich entschied sie einzustellen.


    "Das wäre wunderbar, ich nehme gerne an. Wann könnte ich denn anfangen?" - fragte sie erleichtert.

  • "Von mir aus in zwei Tagen." Also gleich. Morgen hätte geklungen, als wartete ein ganzer Haufen Arbeit darauf abgearbeitet zu werden, dem war nicht so und später deutete darauf hin, das es eigentlich ne langweilige Sache war, wo eh nicht viel passierte. Auch diese Ansicht war falsch. Daher die gemachte Aussage von zwei Tagen. "Die Arbeitsräumlichkeiten kennst du bereits, weißt wo die Bibliothek sich zum Beispiel befindet?"

  • "Aber gewiss doch, ich war auch schon sehr oft dort, seitdem ich wieder zurück in Rom bin. Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, dass Lesen meine größte Leidenschaft ist. Herrlich, ich freue mich schon, dort zu arbeiten. Also in zwei Tagen. Werde ich dann auch in dem Officium arbeiten, wo auch meine Cousine Stella bisher gearbeitet hat?"

  • ... aus diesem Grund heraus war Senator Germanicus Avarus immer besonders froh, wenn sich ein Römer dazu bereit erklärte neues oder ungelehrtes Wissen im Forum der Schola Atheniensis einzubringen sodas er selbst auch in der Lage war an diesen Schulungen teilzunehmen. Diesmal sollte es um die römischen Straßen gehen und schon Tage vorher hatte er sich informiert, was es bei diesem Thema alles zu beachten gab. Die SA kam ihm dazu gelegen, denn ihre Bibliothek enthielt eine Menge an literarischen Beiwerken, die viele Wissensbereiche abdeckten. Nur die wenigsten Bürger wußten das oder nutzten es zumindest.


    Actuarius, der Scholasklave No. I betrat in diesem Moment das Arbeitszimmer des Rectoren Avarus. Jener hatte die Hände über den Bauch zusammengeschlagen und sinnierte über Sinn und Unsinn. Wobei letzterer Punkt irgendwie überwog. Er blickte auf, als er das Geräusch wahr nahm, fühlte sich allerdings nicht gestört, denn er entdeckte einen Stapel Pergamente unter dem Arm des Sklaven.


    "Ah du hast das Itinerarium provinciarum Antonini Augusti endlich gefunden? Ich hoffe auch die Karten sind dabei..."


    Actuarius nickte und breitete die unzähligen Blätter auf dem Schreibtisch des Rectoren aus. Avarus wußte zwar noch nicht, ob diese Karten und Beschreibungen ihm nützen würden, aber es konnte sicherlich nicht schaden hinein zu blicken.


    "Danke, ich brauch dich dann vorerst nicht mehr."


    Der Sklave trottete davon und Avarus begann in den Pergamenten zu 'wühlen'.



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  • Einer der ersten Wege, die Valeria unternahm, war der in die Schola Atheniensis. Sie kannte den Rector, zum einen, weil er der Mann ihrer Tante Lucilla war, zum anderen, weil er ihr ehemaliger Arbeitgeber war. Wie lange war das nun her? Eine ganze Weile. Wie sehr sie sich verändert hatte! Und dieses Gebäude wirkte auch so anders, als sie es in Erinnerung hatte.


    Sie klopfte und wartete dann vor dem Officium auf Einlass.

  • Eigentlich war Ursus nur kurz in die Schola gekommen, um einige Unterlagen abzuholen, doch als er am Officium von Avarus vorbeikam, sah er eine Frau davor stehen, die offenbar auf Antwort wartete. "Salve. Kann ich Dir irgendwie behilflich sein? Ich fürchte, Senator Germanicus ist zur Zeit nicht im Haus. Wenn ich mich vorstellen darf: Titus Aurelius Ursus."

  • Sie hatte eine geraume Weile gewartet und zwischendurch noch einmal angeklopft, aber es machte niemand auf. Der Rector war wohl nicht da, und Valeria würde es später noch einmal versuchen müssen. So wandte sie sich schon halb zum Gehen, als weiter hinten im Gang Schritte laut wurden und jemand auf sie zu kam. Valeria entschloss sich, zu warten. "Salve. Das ist schade, aber vielleicht kannst du mir sagen, wann er wiederkommt? Oh, ich bin übrigens Decima Valeria. Freut mich." Sie lächelte den Aurelier kurz an. Helfen würde er ihr wohl nicht können.

  • Decima Valeria... Decima Valeria... Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. Er wußte nur nicht so recht, woher eigentlich. "Sehr erfreut, Dich kennenzulernen, Decima Valeria." Wo hatte er den Namen nur schon gehört? "Er ist fast täglich eine Weile hier, vielleicht kommt er auch heute noch. Aber genau kann ich es Dir nicht sagen. Wenn es um allgemeine Fragen geht, kann ich Dir vielleicht auch helfen? Ansonsten rate ich Dir, eine schriftliche Bitte um einen Termin hierzulassen." Das war zumindest die sicherste Methode, den Rector persönlich anzutreffen.

  • Valeria lächelte kurz. Ihr kamen weder der Name noch das Gesicht des Mannes bekannt vor. "Es geht eher um eine doch recht spezielle Frage. Und eigentlich sind es sogar mehrere, genau genommen." Valeria musste schmunzeln. "Aber vielleicht kannst du mir trotzdem helfen. Ich bin Iatros und möchte gern in regelmäßigen Abständen Medizinkurse anbieten." Sie würde später einfach bei Avarus direkt zu Hause vorbeischauen, das lag ja auf dem Weg. Vielleicht hatte sie Glück und er war daheim; und wenn nicht, konnte sie immer noch dort einen Termin vereinbaren, ohne ihn hier an die Tür pinnen zu müssen. Sicher erinnerte sich Avarus noch an sie.


    Der Aurelier sah ganz schnuckelig aus, fand sie. Aber man sagte den Patriziern nach, dass sie sich nicht mit Plebejerinnen einließen, zumindest dann nicht, wenn es ernst wurde. Insofern kam er wohl für ihre Heiratsabsichten allein deswegen schon nicht in Frage.

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