Officium des Rectors

  • Ursus erwiderte das Lächeln und nickte. "Ja, das sind in der Tat sehr spezielle Fragen, die am besten der Rector beantworten kann. Ich bin mir sicher, daß er sehr froh darüber ist, jemanden für die Kurse dazu zu bekommen. Die Personaldecke ist leider sehr dünn." Er konnte sich nicht vorstellen, daß Avarus jemanden abweisen würde, der sich so anbot. Vielleicht würde er sie vorher prüfen, aber abweisen gewiß nicht. "Sag, hast Du schon mal für die Schola gearbeitet? Mir kommt Dein Name so bekannt vor, aber ich komme einfach nicht darauf, woher." Hoffentlich hielt sie das jetzt nicht für eine billige Art der Kontaktaufnahme. Denn schön war sie und wußte das sicherlich auch.

  • Das hatte sich Valeria schon gedacht, dass der Mann ihr nicht helfen konnte. Allerdings fragte sie sich langsam auch, wie er zu dieser Annahme kam. Arbeitete er auch für die Schola?
    Bei seiner Frage musste sie schmunzeln. "Ja, ich war vor einigen Jahren für einige Jahre Curatrix der Niederlassung in Tarraco", erzählte sie. "Ich kenne noch ein paar Leute, und an den Gepflogenheiten dürfte sich nicht allzu viel geändert haben, nehme ich an. Deswegen hoffe ich, dass ich wieder hier arbeiten kann. Und du bist auch für die Schola tätig?"


    Für schön hielt Valeria sich gegenwärtig eher weniger bis gar nicht. Es war ein Makel, so mager zu sein, wie sie nach ihrer Heimreise nun einmal war. Eine solche Frau konnte schlecht Kinder gebären, zumindest sagte man das. Und viele Männer reduzierten die Frauen nur darauf.

  • "Ah, dann habe ich Deinen Namen in den Listen gelesen, das erklärt es." So mußte es sein, denn er hatte sich zwischendurch damit befaßt, die Personallisten zu aktualisieren und den eigentlich dafür zuständigen Sklaven ordentlich den Kopf zu waschen, weil sie es so lange vernachlässigt hatten. "Ja, ich halte ab und an Kurse ab. Zumindest, wenn ich mich in Rom aufhalte. Ein direktes Spezialgebiet habe ich allerdings nicht. - Bist Du näher mit Decimus Mattiacus verwandt?" Auch er war Mediziner und außerdem war er mit den Aureliern befreundet.

  • "Nein", erwiderte Valeria. "Die Verwandtschaft ist ein wenig schwierig, ich kann mir immer nur schlecht die ganzen Verzweigungen und Begebenheiten merken. Näher verwandt sind wir nicht." Genau genomman war Mattiacus von Mercator damals adoptiert worden. Die genaueren Umstände kannte Valeria allerdings nicht, weswegen sie lieber schwieg darüber. "Darf ich fragen, woher du ihn kennst?"


    Sie musterte den Aurelier. Mit einem von seinen Verwandten hatte sie damals mal zu tun gehabt, als sie aus dem Götterdienst ausgetreten war. Nur an den Namen konnte sie sich einfach nicht mehr erinnern. Überhaupt spielte ihr das Gedächtnis in der letzten Zeit oft einen Streich. "Was sind es denn für Cursi, die du anbietest? Vielleicht ist ja auch was für mich dabei."

  • "Nun, er ist sozusagen unser Hausarzt und ganz nebenbei betrachten wir ihn auch als Freund der Familie." Mattiacus war adoptiert? Das hatte Ursus noch nicht gewußt. Aber allzu wichtig war es eigentlich auch nicht. "Zur Zeit liegt mein Hauptaugenmerk auf dem cursus res vulgares, damit der regelmäßig und rechtzeitig stattfindet. Was in der letzten Wahlperiode leider wegen einiger Terminüberschneidungen fast schief gegangen wäre. Mein letzter weiterführender Kurs hatte den Kaiser Tiberius als Thema. Ich halte keine regelmäßig stattfindenden Kurse ab, sondern eher Sonderkurse."

  • Ursus wusste es auch weiterhin nicht, denn Valeria hatte das für sich behalten. ;)


    "Er ist euerHausarzt?" fragte sie dann ungläubig. Er hatte niemals davon erzählt, und Valeria glaubte auch nicht recht daran, dass eine reiche Patrizierfamilie wie die Aurelier einen nebenberuflichen römischen Iatros einem gelehrten Griechen vorziehen würde. Das gehörte sich normalerweise nicht, es sei denn, derjenige hatte ein spezielles Fachgebiet - was bei Mattiacus nicht der Fall war, soweit sie wusste. Vielleicht war das aber auch nur eine Halbwahrheit und der Aurelier wollte nur freundlich sein.


    Valeria nickte anschließend. "Also betreust du die Einsteigerkurse", schlussfolgerte sie. Von einem Kurs über Kaiser Tiberius hatte sie nichts gehört, was aber eber daran lag, dass sie ohnehin kaum etwas gehört hatte während der letzten Jahre. "Planst du denn demnächst solche...Sonderkurse?" Dass es sowas gab, war ihr neu. Sie kannte keine Sonderkurse in dem Sinne. Die Dozenten der Schola hatten, abgesehen von den Einsteigerkursen, eigentlich immer schon sporadisch über bestimmte Themen referiert, daher konnte sie mit dem Begriff auch nichts anfangen.

  • Ja, Ursus ahnte auch jetzt noch nichts davon, da er leider keine Gedanken lesen konnte ;)


    "In gewisser Weise, ja." Von den Notfällen der letzten Jahre im Haus der Aurelier wollte er lieber nicht berichten, das ging ja auch niemanden etwas an. Mattiacus hatte sich als sehr fähig erwiesen. Und als verschwiegen. Das war eine gute Kombination, zumal er, wie schon erwähnt, zugleich ein Freund war.


    "Ja, selbst wenn ich sie mal nicht selbst abhalte, habe ich ein Auge darauf. Im Moment ist vor allen Dingen ein neuer Dauerkurs in Planung. Das ist allerdings noch eine interne Information. Wenn Du als Mitarbeiterin angenommen bist, wirst Du davon erfahren. Der Begriff Sonderkurs, den ich jetzt mal spontan gewählt habe, scheint Dich zu wundern. Es ist eigentlich genau das, was früher immer mal angeboten wurde. Sonderkurs sage ich deshalb, weil wir inzwischen einige Kurse als Dauerkurse anbieten, zu denen man sich jederzeit anmelden kann. So eben zum Beispiel auch Medizin. Das war früher in dieser Form nicht möglich."

  • Valeria ging nicht weiter auf das Vehältnis der Aurelier zu Mattiacus ein, würde ihn aber danach fragen. Das interessierte sie nun doch.


    Die Information über die Kurse allerdings waren auch weitaus interessanter. "Ah", machte sie verständig, als Ursus die Sonderkurse näher erklärte. Als er den Medizinkurs erwähnte, machte sie allerdings große Augen. "Tatsächlich? Wie stellt ihr die praktische Lehre sicher?" wollte sie wissen. Wenn es hier einen Iatros gab, der unterrichtete, wollte Valeria ihn kennenlernen und mit ihm über die Kurse sprechen. Womöglich wurde sie dann gar nicht gebraucht für die Durchführung eines theoretischen wie praktischen Kurses.

  • Puh, diese Decima konnte aber auch wirklich Fangfragen stellen! "Der Kurs ist rein theoretisch und wird von Senator Germanicus Avarus abgehalten. Wie gesagt, er findet laufend statt, wie auch einige andere Kurse. Es ist allerdings nicht so, daß hier täglich Interessenten herkommen. - Wie würdest Du denn die praktische Lehre sicherstellen, wenn Du für diesen Kurs verantwortlich wärest?" Immerhin konnte jeder Hincus und Cuncus behaupten, er sei ein Arzt, ohne jegliche Lehre genossen zu haben. Natürlich war es besser, einen möglichst guten Kurs anzubieten, um eine qualifizierte medizinische Versorgung der Bevölkerung zu ermöglichen. Wenn sie einen noch besseren Kurs anbieten konnte als Avarus, dann war sie ein wahrer Gewinn für die Schola.

  • Valeria hob verblüfft die Augenbrauen an. Rein theoretischer Unterricht. "Ich hoffe, die Absolventen dürfen sich dann zumindest nicht selbst als Iatros bezeichnen", bemerkte sie. Es wäre ungeheuerlich, wenn sie dann auf Kranke losgelassen würden und die Schola das erst ermöglichte. Seine Frage ließ sie dann kurz an Apollonius denken. "Ich war vor vielen Jahren bei einem bekannten Iatros in der Lehre. Damals bot er seine Dienste in der Niederlassung der Schola in Hispanien an, und auch danach war ich oft mit ihm unterwegs, um zu lernen. Er heißt Apollonius von Samothrake und hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt." Sie lächelte Ursus kurz an. "Naja, ich würde mich bei den ansässigen Einheiten um Kooperation bemühen. Da fallen tagtäglich kleinere Verletzungen und Krankheiten an, und wenn sich vielleicht ein Soldat freiwillig meldet, um sich im Beisein von Schülern oder vielleicht direkt von ihnen selbst behandeln zu lassen, wäre das eine große Hilfe. Reine Theorie halte ich da für weniger angebracht, als etwas selbst mit den eigenen Händen zu machen. Damals in Tarraco haben wir die Gladiatoren als Lernmittel behandeln dürfen."

  • Ursus ging gar nicht erst auf die entsetzte Frage der Decima ein. Es war tatsächlich dringend notwendig, daß sie sich mit Germanicus Avarus über den Kursus unterhielt. Vor allem konnte und durfte er keine Zusagen machen, so schwer es ihm fiel. Ihre Vorstellung von einem Medizinkurs gefiel ihm sehr gut, hätte er es zu entscheiden, dann würde er sie sofort einstellen.


    "Du willst Verletzungen selbst behandeln? Die meisten Ärzte überlassen dies ihren Gehilfen." Da staunte Ursus tatsächlich sehr. "Das klingt nach einer guten Idee, die Soldaten als Versuchsobjekte zu nehmen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß sie damit einverstanden sind. Zur Not gibt es auch hier in Rom reichlich Gladiatoren. Die werden aber eher selten krank, oder?"

  • "Wie sollen die Schüler sonst lernen, wie es geht, um es später ihren Gehilfen zu überlassen?" fragte Valeria postwendend. "Das halte ich für sehr viel praktikabler als sich das Wissen nur aus Büchern anzueignen und dann einen Gehilfen anleiten zu wollen. Würdest du von einem solchen Iatros behandelt werden wollen?" Valeria hielt inne und schmunzelte über sich selbst. "Verzeih, ich werde bei sowas schnell ungehalten. Es ist ja nicht deine Schuld. Und du hast Recht. Man könnte auch Bürgern anbieten, für die Behandlung nichts zahlen zu müssen, wenn sie sich der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Immerhin sollte bei jeder Lehrstunde auch ein erfahrener Medicus anwesend sein, so dass man sicher sein kann, dass kein Pfusch betrieben wird." Bei seiner Bemerkung über die Gladiatoren musste sie leise lachen. "Naja - in Tarraco hatten wir bei den Gladiatoren auch eher mit Brüchen, Prellungen und Quetschungen zu tun." Aus ganz offensichtlichen Gründen.

  • Beinahe wäre Ursus zurückgezuckt bei dieser prompten und ziemlich scharfen Erwiderung. Die Dame schien ziemlich empört zu sein darüber, daß er den Eindruck machte, als würde er die Angelegenheit nicht richtig ernst nehmen. Doch ihr darauf folgendes Schmunzeln nahm dem Ganzen die Schärfe und er mußte unwillkürlich über sich selbst lachen. "Du hast mir jetzt fast ein wenig Angst eingejagt", übertrieb er ein bißchen. "Natürlich ist es viel praktikabler. Doch dafür braucht es jemanden, der vel Zeit in den Unterricht investiert. Und ja, man könnte auch Bürgern anbieten, als Schulungsobjekte zu dienen. Die Ärmeren werden froh sein, so zu einer fachlich kompetenten Behandlung zu kommen. Denn im Grunde darf sich jeder Arzt nennen, der das möchte. Es gibt kein Gesetz, das so etwas verbietet. Deshalb gibt es reichlich Scharlatane da draußen, die den Menschen eher schaden, als ihnen zu nutzen. Und sicherlich nie auch nur einen theoretischen Kurs besucht haben." Er lächelte auf ihre Bemerkung zu den Gladiatoren. "Sprich mit Germanicus Avarus. Ich bin gespannt auf seine Meinung." Er konnte sich nicht vorstellen, daß Avarus nicht begeistert sein würde von solch einem Lehrangebot.

  • "Ja, ich weiß. Aber ich hätte gerade von der Schola erwartet, dass sie versucht, die Anzahl der Scharlatane zu reduzieren statt sie noch zu erhöhen", erwiderte Valeria, diesmal leicht lächelnd und ohne Vorwurf. "Aber du hast Recht, ich sollte wirklich Avarus besuchen." Sie überlegte einen Moment. "Möchtest du mich vielleiht begleiten? Ich hatte vor, direkt jetzt bei der Casa Germanica vorbeizusehen." Vielleicht hatte Ursus ja Zeit und Lust. Und wenn nicht, würde sie natürlich trotzdem hingehen.

  • "Nur weil die Ausbildung theoretisch ist, muß sie nicht vollkommen schlecht sein. Ich stimme Dir aber zu, daß eine mit Praxis gekoppelte Ausbildung sicherlich besser ist." Ursus fühlte sich persönlich nicht beleidigt, auch wenn er ihre Äußerung doch durchaus vorwurfsvoll fand. Ihr freundlicher Tonfall und ihr Lächeln schwächten dies allerdings deutlich ab. "Ich bin sehr gespannt darauf, wie Germanicus Avarus zu Deiner Ansicht steht und ob er, im Gegensatz zu mir, in der Lage ist, Dich von der Qualität des Medizinkurses zu überzeugen. Ja, ich würde Dich gerne begleiten und habe auch Zeit. Ich muß nur ein paar Unterlagen abholen, dann können wir gehen."

  • Valeria hatte ihre eigene Meinung dazu, und es war besser, dass sie jetzt nichts mehr darauf erwiderte. So nickte sie nur. "Schön, das freut mich, dass du mich begleitest. Dann holen wir deine Unterlagen und machen uns gleich auf den Weg?" schlug sie vor und ließ Ursus den Vortritt, denn schließlich wusste sie ja nicht, wo er seine Unterlagen abholen musste.

  • Sie erwiderte nichts mehr. Ursus nahm das als Zeichen, daß sie da tatsächlich sehr strenge Ansichten hatte. Aber seiner Ansicht nach konnte das nur gut sein. Wenn sie die Ausbildung verbessern konnten, dann war das auf jeden Fall ein Gewinn! "Es ist gleich hier ein paar Türen weiter", erklärte Ursus und deutete in die Richtung, in die er sich bewegt hatte, bevor er Valeria angesprochen hatte. Er ging einfach voran, öffnete die Tür und nahm ein paar Schriftrollen vom Schreibtisch. Es waren nicht viele, er konnte sie bequem tragen. Trotzdem wünschte er sich nun, Cimon mitgenommen zu haben. "Das war's schon. Hoffen wir, daß Senator Germanicus Avarus zuhause ist*."




    Sim-Off:

    Da Avarus zur Zeit abgemeldet ist, können wir uns wohl Zeit lassen.

  • Sim-Off:

    Ich poste uns schon hin (Absprache), aber wir können gerne den Weg bis dahin noch aussimmen.


    Valeria folgte dem Aurelier und wartete, bis er seine Unterlagen beisammen hatte. "Ja. Aber ich bin guter Dinge", meinte sie leichthin. "Wenn nicht, lasse ich ihm eine Nachricht da." Sie warf einen Blick auf die Schriftrollen. "Sind das Kursunterlagen? Ich bin ja vor kurzem erst wieder zurück nach Rom gekommen. Wie schaut denn das momentane Angebot eigentlich so aus?"

  • Sim-Off:

    gerne :)



    "Ja, es sind Unterlagen zum gerade durchgeführten cursus res vulgares. Und Notizen zu möglichen Fragen für den neuen Kursus, den wir vorbereiten. Im Angebot sind neben dem in einigermaßen regelmäßigen Abständen stattfindenden CRV vor allem die weiterführenden Kurse Cursus Medicina (Medizin), Cursus Architectura I (Wohnbauarchitektur), Cursus Rebus Mercatoris (Wirtschaft) und Cursus Muneribus Ludis Aleisque (Brot und Spiele). Wie ich eben schon erzählte, kann man sich zu diesen jederzeit anmelden." Ursus sprach, während sie den Gang hinunter gingen, um die Schola zu verlassen. "Hast Du damals in Hispania eigentlich auch Medizin gelehrt?"

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