Officium des Rectors

  • Der Scriba, der dem Iulius öffnete, war bereits informiert – und lotste den Duumvir von Ostia nach einer kurzen Vorstellung und Begrüßung ins Officium der Rectix, wo Seiana sich erhob, als der Gast hereinkam. „Salve, Duumvir. Es freut mich, dass du die Zeit hattest nach Rom zu kommen. Kann ich dir etwas anbieten?“

  • 'Ob sie sich noch an den Prometheus erinnert?', meldete sich kurz bevor er eintrat der Hauch eines Zweifels bei Dives. Aber selbst wenn - für Serapio würde der Iulier das in Kauf nehmen. Letztlich hatte ja selbst der Praetorianerpraefectus diese Geschichte mittlerweile wohl schon wieder vergessen (zumindest hatte er sie seither nie wieder in Dives' Gegenwart erwähnt). Höflich lächelnd trat der Duumvir ein.
    "Salve Rectrix Decima. Im Gegenteil ist es mir eine Freude, dass du mir zumindest die Chance gibst mich dir vorzustellen.", begegnete er ihrer Begrüßung freundlich. Würde er schließlich nicht die geringste Aussicht auf Erfolg haben, so hätte sie sich sicherlich kaum die Zeit für einen Termin genommen. Davon ging der Iulier einfach mal aus.


    Das Angebot etwas zu trinken - wo Dives und der Wein nicht die besten Freunde waren - umging der Duumvir möglichst galant:
    "Und: Einen Sitzplatz könntest du mir anbieten. Der würde mir bereits völlig genügen...", meinte er mit einem charmanten Lächeln. Irgendwie war es schließlich auch wichtig, dass er auf Seiana einen möglichst guten Eindruck machte... Sie war ja immerhin Serapios Schwester...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • „Eine erneute Vorstellung deinerseits ist nicht mehr nötig, Duumvir“, lächelte Seiana zurück, so vage und kühl wie eh und je, ohne dass daraus zurückzuschließen wäre, was in ihr vorgehen mochte. Sie kannte den Iulius, und da das hier kein Überraschungsbesuch war, sondern ein vereinbarter Termin, hatte sie auch Zeit gehabt sich vorzubereiten.


    „An einem Sitzplatz soll es nicht scheitern. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise hierher.“ Mit einer leichten Handbewegung bedeutete sie ihm, sich zu setzen, als er statt eines Getränks nur darauf verwies, nahm dann selbst Platz und lehnte sich leicht zurück, ihr Gegenüber musternd. „Nun, Iulius. Du hattest mir geschrieben, dass du an der Schola tätig werden möchtest“, kam sie dann gleich zum Punkt. „Warum willst du das?“

  • Das Lächeln des Iuliers verlor an Sicherheit. Ihre Worte hießen wohl, dass sie sich an den Vorfall im Theater erinnerte.. oder? Wahrscheinlich. Immerhin hatte sie ja auch die Gelegenheit gehabt sich über Dives zu informieren, was die gleichzeitige Auctrix der Acta Diurna bestimmt auch wieder auf jenes Ereignis gestoßen haben würde. Der Duumvir atmete einmal möglichst unauffällig durch, bevor er sich auf den angebotenen Platz setzte. Immerhin hatte die Decima den Termin dennoch nicht abgesagt oder in ferne Zukunft verschoben...
    "Richtig, ich würde gern an der Schola tätig werden.", wiederholte der Iulier dann zunächst mehr oder minder die Worte der Rectrix, während er die spontane Antwort 'Serapio' auf ihre Frage unterdrückte. Was hatte er sich als offizielle Version überlegt? Weshalb wollte er Praeceptor werden? Hatte er dazu nicht bereits in seiner Nachricht etwas geschrieben? 'Erinnere dich, erinnere dich...'
    "Mich treibt dabei der Gedanke Seneca Minors an: 'Docendo discimus.' - 'Durch Lehren lernen wir.' Indem ich mich also in den Dienst der Schola stellen würde, könnte ich dieser Vorstellung folgend auch mein eigenes Wissen mehren.", antwortete er zunächst vorsichtig und sehr an dem Inhalt seines Schreibens klebend. Doch er setzte noch nach:


    "Ich weiß natürlich, dass ich noch relativ jung wäre für einen Praeceptor, aber ich finde, dass man auch an seinen Aufgaben wächst, oder nicht? In Ostia wurde ich auch - trotzt meines Alters - zum Duumvir gewählt und führe die Civitas aufgrund der wechselhaften Gesundheit meines Collega streckenweise praktisch allein.", erklärte Dives überzeugt, bevor er sich erinnerte, dass das Thema 'Ostia' wohl nicht die beste Werbung für ihn wäre - nicht vor einer Decima, die dem Schauspiel dereinst beigewohnt hatte. Drum fand er schnell noch ein ablenkendes zweites Argument.
    "Zudem dachte ich mir, dass vielleicht gerade dieser Tage eventuell der eine oder andere neue Mitarbeiter gebraucht werden könnte...", fügte er also vage hinzu und spielte damit auf den Bürgerkrieg an. Was könnte er noch vorbringen, um sich zu empfehlen? Er war selbst wissbegierig und arbeitete durchaus ausdauernd, wie er fand. Seine Ausdauer könnte ihm Serapio ja mitunter bestätigen... Ein Grinsen als Reaktion auf den vorangegangenen Gedanken nach bestem Können unterdrückend, musste Dives seinen Blick kurz von Seiana abwenden und schaute stattdessen auf seinen Schoß, um sich wieder mehr zu konzentrieren. Dass ihm diese Idee auch gerade jetzt kommen musste! Dann fiel dem Duumvir aber doch noch ein weiterer Punkt ein. Er hob seinen Kopf wieder an und gab zu:
    "Und natürlich ist auch einer der Gründe meine mittelfristige Rückkehr nach Roma. Gerade in den Augen der ehrwürdigen Senatoren sind ein breit gefächertes Interessengebiet und dementsprechendes Engagement wohl durchaus recht dienlich..." Damit kannte sie nun also alle Gründe, die den Iulier hierher geführt hatten - das hieß: alle, bis auf den ausschlaggebenden...

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  • Seiana saß da, leicht zurück gelehnt, die Ellbogen auf den Lehnen und die Hände locker in ihrem Schoß verschränkt, und musterte den Duumvir, während er sprach. „Du hast natürlich Recht, dass wir in der momentanen Situation einen bedauerlichen Mangel an Mitarbeitern haben und jede helfende Hand gebrauchen können. Und deine bisherigen Aktivitäten sprechen durchaus für dich... aus deinem Wunsch, durch Lehren auch selbst zu lernen, schließe ich, dass du zumindest zunächst in erster Linie allgemeine Studien übernehmen würdest, ist das richtig?“ Sie wartete kurz die Antwort ab, bevor sie fortfuhr: „Dein Alter würde in der Schola weniger ein Problem sein... ich denke als Duumvir wirst du es weit schwerer gehabt haben dich zu beweisen. War das Stück, das du hattest aufführen lassen, eigentlich noch länger ein Thema in der Stadt?“ erkundigte sie sich mit einem angedeuteten Lächeln, und diesmal lag eine gewisse Schärfe darin.

  • Nachdem er erfahren hatte wo es war und es sich lohnte es heute zu versuchen war Commodus zum Officium der Schulleiterin gegangen.


    Dort angekommen klopfte er an die Tür.


    "Klopf Klopf"

  • Ein Herein deutete dem Klopfenden an, dass er eintreten konnte – was er betrat, war jedoch zunächst das Vorzimmer der Rectrix, wo ihn ein Scriba nun erwartungsvoll ansah. „Wie kann ich dir helfen?“ Unwahrscheinlich zwar, dass er etwas anderes wollte als einen Termin mit der Rectrix... trotzdem gab es gewisse Höflichkeitsregeln – und dazu gehörige Floskeln –, die dieser Mann einhielt.

  • "Salve Civis", begrüßte Commodus den Scriba im Vorzimmer der Rectrix.


    "Mein Name ist Marcus Helvetius Commodus, Sohn von Helvetius Falco und Enkel von Senator Helvetius Geminus. Man hat mich von der Anmeldung hierher geschickt da ich mit der Rectrix sprechen müsse. Geh und frag sie ob sie Zeit für mich hat. Es geht um eine Bewerbung als Praeceptor hier an der Schola."

  • Es sprach für die Professionalität des Scribas, dass er sich nicht das geringste anmerken ließ, was er wohl über den Auftritt des Helvetiers denken mochte. Insbesondere nicht über den Part, wo es hieß: Geh und frag. Es gab immer, immer, die Leute die hier herein marschierten und meinten, Befehle erteilen zu können. Was sprach eigentlich dagegen, ganz normal zu fragen? Sie waren doch alle keine Barbaren hier, sondern vernünftige, zivilisierte Leute... sollte man jedenfalls meinen.
    Davon allerdings ließ sich der Scriba, wie bereits erwähnt, nichts anmerken. „Die Rectrix ist augenblicklich in einem Gespräch, an das sich noch ein weiteres anschließt. Danach besteht die Möglichkeit, dass sie Zeit für dich findet. Möchtest du in der Zwischenzeit hier warten?“ Der Scriba deutete leicht zu einigen Stühlen, die an der Wand zu seiner Linken standen.

  • Commodus überlegte kurz. Warte oder später wiederkommen ... er entschied sich für warten.


    "Nein ich werde warten, wird ja nicht den ganzen Tag dauern." Das Oder und das Fragezeichen sprach er nicht aus.

  • Der Scriba nickte nur und erhob sich, um dem Helvetier Wasser und Wein bereit zu stellen, von dem er sich würde bedienen können, und nahm dann selbst wieder Platz, um in aller Ruhe weiter zu arbeiten. Während der Besucher wartete, verließ jemand das Büro der Rectrix, und ein weiterer Besucher kam und wurde von dem Scriba hinein gewinkt. Als auch dieser das Officium nach einiger Zeit wieder verließ, erhob sich der Scriba wieder und betrat nun selbst das Zimmer der Rectrix, um dann, als er nach wenigen Momenten wieder auftauchte, den Helvetier herbei zu winken. „Die Rectrix empfängt dich jetzt.“


    Eben jene saß hinter ihrem Schreibtisch, der penibel aufgeräumt war, und sah dem Gast mit einem kühlen, aber höflichen Lächeln entdecken. „Salve, Helvetius. Setz dich bitte. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“

  • Commodus hatte auf seinem Warteplatz gesessen und sich in Gedanken vertieft. Er wollte erst was von den Angebotenen Getränken nehmen entschied sich dann aber dagegen. Irgendwie hatte er gerade keinen wirklichen Durst. Der erste Wechsel fand statt und einiges später dann der Zweite. Danach war er an der Reihe und durfte in das Zimmer der Rectrix.


    Bei eintreten schaute er sich kurz das Officium an und ihm fiel natürlich das herausstechende, eben das penibels aufgeräumt auf. Doch viel Zeit zum schauen blieb ihm natürlich nicht da die Rectrix ihn sogleich ansprach. Während er sich setzte überlegte er kurz was er von der Frau wusste und bisher in Erfahrung gebracht hatte.
    Vor nicht langer Zeit zum Eques ernannt
    Schon Ewigkeiten Leiterin der Acta und der Schola
    Die Schwester vom Praefectus Praetorio und
    Verheiratet mit dessen Vorgänger.
    Schade eigentlich das sie verheiratet war zumindestens ihr Äußeres fand Commodus recht attraktiv. Über das Innere konnte er ja nocht nichts sagen.
    "Salve Rectrix. Ich möchte mich bedanken das du mich so schnell empfangen hast."
    Sie war sofort zum Punkt gekommen warum er da war und deshalb sparte auch Commodus sich vorerst jegliche Abschweifung.
    "Ich bin mir zwecks einer Bewerbung für einen Posten als Praeceptor an der Schola. Gibt es freie Stellen so dass sich das weitersprechen überhaupt lohnt?"

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana saß da, leicht zurück gelehnt, die Ellbogen auf den Lehnen und die Hände locker in ihrem Schoß verschränkt, und musterte den Duumvir, während er sprach. „Du hast natürlich Recht, dass wir in der momentanen Situation einen bedauerlichen Mangel an Mitarbeitern haben und jede helfende Hand gebrauchen können. Und deine bisherigen Aktivitäten sprechen durchaus für dich... aus deinem Wunsch, durch Lehren auch selbst zu lernen, schließe ich, dass du zumindest zunächst in erster Linie allgemeine Studien übernehmen würdest, ist das richtig?“ Sie wartete kurz die Antwort ab, bevor sie fortfuhr: „Dein Alter würde in der Schola weniger ein Problem sein... ich denke als Duumvir wirst du es weit schwerer gehabt haben dich zu beweisen. War das Stück, das du hattest aufführen lassen, eigentlich noch länger ein Thema in der Stadt?“ erkundigte sie sich mit einem angedeuteten Lächeln, und diesmal lag eine gewisse Schärfe darin.


    Für einen Moment lächelte der Iulier wieder etwas selbstsicherer, denn es war wohl schon ein guter erster Schritt, dass die Decima seine 'bisherigen Aktivitäten' anerkannte und ihm in der Sache recht gab, dass die Schola neue Mitarbeiter brauchte.
    "Das ist richtig. Ich würde zunächst in erster Linie allgemeine Studien übernehmen wollen, wobei ich mit zunehmender Erfahrung und Praxis natürlich durchaus auch bereit wäre mich auch noch darüber hinaus zu engagieren.", führte er dann kurz auf ihre Frage hin aus. Er hatte Interesse an Geschichte - vor allem der spätrepublikanischen und frühkaiserlichen - und Rhetorik. Vielleicht würde er es ja unter Umständen zum Magister auf diesem oder jenem Gebiet bringen und dann... Doch diesen Gedanken brachte der Duumvir nicht mehr zu Ende. Absolut zielstrebig und direkt, so kam es Dives vor, kam die Rectrix nun auf das Theater im Theatrum zu sprechen. In dieser Klarheit darauf angesprochen zu werden, damit hatte der Iulier an dieser Stelle nicht mehr unbedingt gerechnet. Mit voller Wucht traf es ihn folglich wie ein Schlag und er war zunächst sprachlos und einfach nur baff, bevor er unerklärlich ansatzweise grinsen musste. Das hieß: Es ließ sich natürlich schon irgendwie erklären. Wie hatte er sich auch nur für einen Augenblick der Illusion hingeben können, dass er um dieses Thema mitunter würde einen großen Bogen machen können?!


    "Einige Zeit, ja.", antwortete er anschließend und biss sich sodann auf die Lippen, um sein inneres Bedürfnis über seine unrealistische Vorstellung zu grinsen zu unterdrücken. Dabei überlegte er, wie er sich vielleicht noch etwas würde herauswinden können.
    "Aber deinem Bruder sei Dank wurden diese.. Verbrecher ja schnell verbannt und zusammen mit meiner damaligen Brotspende war es mir hernach dennoch möglich erfolgreich zum Duumvir dieser Klientelstadt des.. Imperators Vescularius zu kandidieren.", rechtfertigte sich der Iulier und verwies dabei bewusst auch darauf, dass Ostia unter dem ganz besonderen Einfluss des Fettwansts stand. Dazu den crassissimus mit Kaiser zu betiteln konnte er sich jedoch nicht durchringen. Ein siegreicher Feldherr mochte er sein, ein Imperator; ein erhabener Kaiser, ein Augustus, war Salinator ganz bestimmt nicht!

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  • Seiana musterte ihren spontanen Besucher. Helvetius Commodus. Enkel eines Senators. Womöglich verwandt mit Varenus' Frau, was schon einmal ein Plus für ihn wäre... falls es denn so war, aber danach konnte sie ihn später noch fragen. „Ja... wir haben im Moment in der Tat einige Vakanzen.“ Sie lehnte sich leicht zurück und wartete einen Moment, als der Scriba den Raum erneut betrat und zwei frische Becher sowie Wein und Wasser brachte, bevor er die gebrauchten, die am Rand des Schreibtischs standen, mitnahm. Als er den Raum wieder verlassen hatte, bedeutete Seiana dem Helvetier mit einer Geste, sich zu bedienen, bevor sie fortfuhr: „Was, denkst du, würde dich als Praeceptor qualifizieren?“

  • Seiana nickte leicht, als sie seine Bestätigung hörte, was den möglichen Kursinhalt anging, und machte sich eine kurze Notiz auf einer Tafel, bevor sie wieder aufsah... um sich seine Reaktion auf ihre weiteren Worte nicht entgehen zu lassen. Von einem Moment auf den anderen schien er seine Eloquenz zu verlieren und wirkte regelrecht verlegen um Worte. Seiana behielt ihre Mimik streng unter Kontrolle, ihr Gesichtsausdruck blieb höflich, kühl, etwas interessiert, aber ansonsten recht nichtssagend... innerlich allerdings war ihr fast ein wenig nach Schmunzeln zumute, als sie seine Sprachlosigkeit registrierte. Ein Impuls, der ihr aber rasch wieder verging, als sie sah, dass sich die Mundwinkel des Iulius nun plötzlich nach oben zu biegen begannen. Es war nur der Ansatz eines Grinsens, aber bei Seiana führte er nun dazu, dass sie eher das Bedürfnis hatte die Stirn zu runzeln. Ihre Miene blieb weiterhin unbewegt, nur im Ausdruck ihrer Augen schien sich ein leichter Tadel widerzuspiegeln. Der Duumvir hatte – ihrer Meinung nach jedenfalls – nun keinen Grund zu grinsen wegen dieser Sache.
    Immerhin versuchte er, sich zusammenzureißen, und erzählte ein wenig. Ihrem Bruder sei Dank also... Faustus. Seiana hatte ihn damals gar nicht gefragt, was danach noch passiert war, sie war zu sehr mit sich beschäftigt gewesen, mit sich, mit Seneca, mit dessen vermeintlichem Verrat... und der Erleichterung darüber, dass es nicht so gewesen war, wie sie geglaubt hatte, auch wenn sich im Nachhinein herausgestellt hatte, dass Seneca da tatsächlich eine unglaubliche Dummheit begangen hatte, die ihr jede Menge Schwierigkeiten eingebrockt hatte. Was bei dem Theaterstück vorgefallen war, hatte sie da kaum interessiert, und Faustus selbst hatte das Thema auch mehr nicht zur Sprache gebracht... jetzt allerdings begann Seiana sich doch zu fragen, was da wohl noch vorgefallen war. Ihr Kopf neigte sich ein winziges Stück zur Seite, als sie den Iulier plötzlich in einem etwas anderen Licht betrachtete. Ob das wohl ein Typ Mann... Jüngling... war, auf den ihr Bruder stand? Ihre Mundwinkel verzogen sich erneut zu einem kühlen Lächeln, in dem ein wenig Schärfe lag. „Nun, ich hoffe doch, dass du bei möglichen Kursen ein genaueres Augenmerk auf den Inhalt legst als du es offensichtlich bei deinem Theaterstück getan hast. Mein Bruder wird dich nicht jedes Mal retten können, wenn unter deiner Ägide etwas schief läuft.“

  • Den leichten Tadel in Seianas Augen nahm der Iulier nicht wahr, war er doch sowohl während als auch kurz nach seiner vorübergehenden Sprachlosigkeit viel zu sehr mit dem Finden einer passenden passablen Antwort beschäftigt. Aber auch darüber hinaus erschien es Dives wenig sinnvoll eigene Ressourcen damit zu verschwenden die Mimik einer Frau analysieren zu wollen, die ebenjene praktisch bis zur Perfektion unter Kontrolle zu haben schien. Soviel nämlich wusste er durchaus noch von seiner ersten Begegnung mit der Decima und nicht zuletzt war diese Eigenschaft von ihr wohl auch durchaus bekannt.


    Ein kühles Lächeln Seianas kündigte einen weiteren Kommentar zur Theateraufführung an und zugegebenermaßen wollte sich Dives spontan gleich doppelt gegen diesen zur Wehr setzen. Einerseits hatte er bewusst nicht nur Serapio bei der Auflösung dieses kleinen, lokalen Skandals erwähnt, wenngleich dem Decimer hier durchaus der Löwenanteil zukommen mochte. Auf der anderen Seite aber war er sich ziemlich sicher, dass es rein inhaltlich an dem Prometheus nichts auszusetzen gab - weder damals noch heute. Die Aufmachung des Stücks, die Inszenierung, war da sicherlich etwas anderes, aber der Inhalt..?! Alle Werke - egal ob episch, lyrisch oder dramatisch - würden im Falle inhatlicher Verfehlungen des Autors wohl offiziell verboten werden, was beim Prometheus in Fesseln zumindest zum damaligen Zeitpunkt ganz sicher nicht der Fall gewesen war.
    "Ja. Ich denke, ich.. habe aus meinem Fehler gelernt und ich versichere dir, dass ich stets nach bestem Wissen und Gewissen lehren und selbstverständlich auch immer genau auf den Inhalt möglicher Kurse achten würde.", bestätigte er letztlich dennoch kritiklos. Er war schließlich hier, weil er etwas von ihr (das hieß: eigentlich natürlich von ihrem Bruder) wollte und nicht umgekehrt. Folglich machte sie die Ansagen und er hatte brav zu nicken...

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  • Es ging direkt weiter mit den Fakten und ohne Schnörkel.


    "Nun ich bin zweifellos noch etwas jung an Jahren was ja eher ungewöhnlich für einen Lehrer ist. Auch gebe ich frei zu das ich den Cursus Honorum anstrebe und deshalb, je nach Erfolg meiner Bestrebungen dann mehr oder weniger Zeit für eine Tätigkeit hier habe.
    Was mich qualifiziert ist meine umfassende Ausbildung die ich auf den Latifundien meiner Gens auf Paxos durch griechische Lehrer mit Ausnahme der Rhetorik wo ich von einem Römer und Anhänger der Schule von Ciceros Orator lehrte.
    Während meiner Ausbildung stellte sich das ein Talent und Interesse an Architektur vorhanden war. Weshalb dann ein Architectus eingestellt wurde der mich weiter ausbildete und es wurden entsprechende Materialen, Werkzeuge und Literatur beschafft.
    Ab meinem 16ten Geburstag hielt ich mich zwei Jahre abwechselnd auf Paxos und in Nicoplis auf. Dort begann ich als Architectus zu arbeiten und es entstanden die ersten Gebäude unter meiner Aufsicht. Anfänglich natürlich noch begleitet und beaufsichtigt von dem Architectus das letzte halbe Jahr aber alleine.
    Mit 19 ging er nach Colonia Laus Iulia Corinthus und schloss im Dienst des dortigen Senators sein Tirocinium ab. Dort bildete ich mich aber auch weiter in der Architektur fort und unterstützte den Senator in diesen Fragen. So wurde unter meiner Aufsicht ein Aquädukt aufwendig restauriert.
    Von daher würde ich gerne in diesem Fachgebiet mein Wissen weitergeben, könnte zur Not aber auch andere Kurse durchführen wenn sie sie auf Allgemeinwissen beschränken. Ich denke es wäre übertrieben wenn ich nun behaupten würde auch in der Juristerei, Medizin, Astronomie oder anderer Fachgebiete über genug Wissen verfügen würde um in diesen zu lehren. Jedenfalls wenn es sich bei den Schülern nicht um kleinere Kinder handelt."


    Commodus schloss erst einmal um auf Reaktionen zu warten.

  • Seiana musterte den Iulius noch einen Moment eingehend – dann nickte sie, durchaus zufrieden. Selbst wenn ihm danach gewesen sein sollte ihr zu widersprechen, war er klug genug, das nicht zu tun, und das hieß doch etwas... nicht viele kamen damit klar, eine Frau als Vorgesetzte zu haben, was mit einer der Gründe war, warum Seiana sich angewöhnt hatte, zwar sehr viel auf kühle Höflichkeit, aber nicht mehr viel auf Harmonie zu geben, schon gar nicht in Gesprächen mit – potentiellen – Mitarbeitern. Je eher sie begriffen, dass sie am längeren Hebel saß und diesen auch einzusetzen gedachte, desto besser für alle Beteiligten. „Sehr gut.“ Jetzt hatte ihr Lächeln wieder ihre übliche, kühle Höflichkeit. „Dann, denke ich, spricht nichts gegen eine Einstellung auf Probe. Mein Scriba im Vorzimmer kann dir die wichtigsten Informationen geben, die du benötigst, wer die Stundenpläne anfertigt, wo du Unterlagen zu Kursen findest, wo die Officien der Lehrkräfte sich befinden, derartiges... Hast du an mich noch irgendwelche Fragen?“

  • Aufmerksam hörte Seiana zu, wie der Helvetier ihr seinen bisherigen Werdegang beschrieb. Als er geendet hatte, nickte sie langsam. „Nun, deine Jugend wird dir nicht im Übermaß im Weg stehen, denke ich. Wir haben einige junge Lehrkräfte hier, gerade für die Allgemeinkurse. Und da sich die Entlohnung nach tatsächlich durchgeführten Kursen richtet, ist es weniger ein Problem, dass die Schola für dich eine Nebentätigkeit bedeutet – wir brauchen nur eine gewisse Planbarkeit, aber diese hängt nicht von deinem Zeitkontingent ab.“ Sie räusperte sich. „Was du von deinen bisherigen Erfahrungen erzählst, klingt durchaus gut. Mein Vorschlag wäre: du wirst auf Probe als Praeceptor eingestellt, zunächst für allgemeine Studien. Wenn du dich beweist, bleibst du Praeceptor und kannst deine Lehrtätigkeit auch auf Spezialgebiete erweitern. Was sagst du dazu?“

  • Commodus überlegte nicht wirklich lange.
    "Das hört sich recht gut an und ich würde das Angebot gerne annehmen. Ich würde aber gerne noch nachfragen wie das gemeint ist mit dem beweisen. Was muss ich tun dafür?"

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