• Auf dem Weg zu seinem Cubiculum hörte Marcellus Stimmen aus dem Triclinuim der Villa und änderte abrupt seine Richtung um nachzusehen, wem diese gehörten. Als er den Raum betrat, sah er einen alten Mann und allen Anschein nach ein Mitglied der Familie, das er bisher noch nicht kennen gelernt hatte. Er ging auf die beiden zu und begrüßte sie mit einem leichten Kopfnicken.


    "Salvete!"

  • Nach einer unruhigen Nacht, in der schlechte Träume für wenig Schlaf sorgten, stand Sisenna früh auf. Sie konnte nicht mehr schlafen und hatte Angst vor ihren Alpträumen, die kamen, wenn sie die Augen schloss. Sie ließ sich ankleiden und waschen, bevor sie ins Triclinium ging.


    "Ich möchte Brot mit Honig", erklärte sie der Sklavin, die sich um sie kümmerte. "Und ist der neue Sklave Sofian schon aufgestanden?"

  • Eigentlich hatte ich nicht gut geschlafen, denn ich hatte wirre Träume. Ich träumte von meiner Familie und den Dingen, die hinter mir lagen. Unruhig hatte ich mich hin un her gewühlt. Schließlich war ich aufgewacht. Recht früh. Liegen bleiben wollte ich auch nicht, weil keinen Sinn mehr machte, sich auch weiterhin und her zu wälzen. Leise verließ ich die Sklavenunterkunft, nachdem ich mich angezogen hatte und machte mich auf den Weg, um das Haus auf eigene Faust zu erkunden. Ich war noch immer beeindruckt von der Bemalung und der Größe des Anwesens. Langsam ging ich durch das Atrium und kam nicht umhin festzustellen, dass das Haus schon zum Leben erwacht war. Die meisten Sklaven waren schon auf den Beinen und ich sah mich um, ob ich nicht vielleicht irgendwo Cara entdecken konnte. Aber bestimmt war sie bei ihrer Herrin Sassia und somit durchaus beschäftigt. Ich schlenderte weiter und hoffte, dass mich noch niemand wirklich vermisste. Auf meinem Weg kam ich auch am Triclinium vorbei und schaute vorsichtig hinein. Bei diesem Unterfangen erblickte ich Sisenna und eine Sklavin. Weiter hinein wagte ich mich jedoch nicht, sondern ich blieb am Eingang stehen.

  • Die Sklavin nickte, als Sisenna ihre Wünsche äußerte. Bevor sie zur Küche eilte, grübelte sie kurz, wer wohl Sofian war. Ein neuer Sklave war ihr heute noch nicht begegnet und gestern lag sie beizeiten auf ihrer Liegestatt.
    "Tut mir Leid, kleine Domina. Ich habe heute außer der Köchin und dem Ianitor noch niemand gesehen. So zeitig wie heute steht sonst niemand von den Herrschaften auf. Es gab aber Gemurmel in unserer Unterkunft, deswegen glaube ich, dass alle schon wach sind. Vermutlich auch der neue Sklave."
    Als sie sich zum Ausgang wandte, gewahrte sie einen jungen Mann, den sie von Angesicht nicht kannte.


    "Domina?" Sie blickte über die Schulter zu Sisenna, die ihrerseits den Hals reckte, um zu erkunden, was die Sklavin meinte.



    "Sofian", rief sie freudig. "Komm rein und setz dich zu mir. Die anderen schlafen noch, deswegen können wir hier zusammen essen. Was möchtest du zum Frühstück?" Gespannt wartete sie, dass Sofian seinen Geschmack verriet.


    "Wir müssen uns doll stärken und sollten auch etwas Wegzehrung mitnehmen. Der Tag heute wird bestimmt anstrengend und lang." Sie betrachtete sein Gesicht und ahnte nicht, dass ihres nicht viel erholter wirkte als seins. Reden lenkte aber von den schlechten Trauminhalten ab, deswegen sprach sie sogleich weiter, obwohl sie morgens im Normalfall die Ruhe bevorzugte.


    "Wie hast du geschlafen?", fragte sie leise.

  • Da war ich auch schon entdeckt worden, den Sisenna rief meinen Namen und wollte, dass ich mich zu ihr setzte. Etwas zögerlich betrat ich den Raum, ehe meine Schritte etwas fester wurden. Das angebotene Frühstück ließ meinen Magen wieder grummeln. Also war etwas zum Essen gar nicht mal so schlecht und eine sehr gute Idee. Offenbar hatten wir heute noch viel vor und ich hoffte dabei sehr, dass ich noch die Gelegenheit bekam, eine Anzeige zu erstatten. Nur bei wem und wo wusste ich natürlich nicht. “Ich habe einigermaßen gut geschlafen,“ erklärte ich dann und schaute mich auf dem Tisch um, ehe ich mich tatsächlich auf eine der Liegen setzte. “Ich habe nun wirklich Hunger,“ erklärte ich dann noch und lächelte Sisenna an. “Wenn der Tag so lang wird, ist es wirklich wichtig, gut zu essen.“

  • "Ich habe nicht gut geschlafen." Sisennas Unterlippe schob sich ein Stückchen vor. Sie konnte sich an keine schlechtere Nacht erinnern. "Dieser Mann auf dem Markt, der dich geschlagen hat, hat auch mich geschlagen. Ich habe geschrien, aber niemand kam, um zu helfen." Kummer überzog ihr Gesicht, dann schleuderte sie den Kopf hin und her. "Ich will da nicht mehr dran denken." Sie inspizierte die Speisen und entschied sich wie geplant für Honig und Brot.


    "Schmierst du mir Honig auf die Brotstücken?" Die Frage stellte eher eine Bitte dar, obwohl sie es hätte einfach befehlen können. Befehle gelangen ihr bei Erwachsenen schlecht, und wenn sie einmal befahl, dann wusste jeder, dass sie ernsthaft sauer war.


    "Unterwegs möchte ich Nüsse und Äpfel und Brot und Gebäck mitnehmen." Wer auch immer das alles zusammenpackte, es würde bereit stehen, daran zweifelte sie nicht. Sie wusste bislang nicht, ob später Sofian dafür zuständig sein würde. Vieles musste sich erst einspielen und würde sich ergeben.
    "Wir reisen heute in einer Sänfte. Bestimmt werden wir so von den Soldaten besser behandelt", erklärte sie Sofian. Sie meinte damit, dass sie in der Sänfte saß und Sofian nebenher lief. Zum Tragen würde sie ihn aber nicht hergeben wollen. Das mussten andere Sklaven übernehmen.


    Sie winkte eine Sklavin herbei. "Ich brauche Marco. Er soll gleich hierherkommen."

  • Cara war schon lange wach und hoffte Sassia würde auch bald aufwachen. Dies hätte sie sich aber sparen können, denn Sassia schlief gerne lange. Jetzt wusste Cara nicht was sie tun sollte, es war nicht mit ihrer Herrin ausdrücklich abgesprochen, dass sie Sisenna zum Einkauf begleiten würde.
    Sie legte nachdem sie mitbekommen hatte, was sich im Triclinium tat einiges für Sassia zurecht und hoffte, dass diese sich erinnerte wo ihre Cara an diesem Morgen sein würde.
    Die Sklavin eilte hinunter und hörte wie die kleine Domina nach Marco verlangte und meinte, „ich bin auch bereit Domia“.

  • Offenbar belastete der Tag auf dem Sklavenmarkt die kleine Domina noch immer sehr. Genau wie mich. Ich war nun ein Sklave und ich bezweiftelte, dass ich mich an diese Rolle gewöhnen würde. “Der Mann der mich geschlagen hat war ein gemeiner Mensch,“ sagte ich. “Wir sollten da nicht mehr dran denken.“ Dabei wusste ich genau, dass mit das nicht gelingen würde. Noch lange würden mich diese Geister der Vergangenheit heim suchten, denn sie hatten mein bisheriges Leben beendet und mich in ein neues geworfen, welches ich in dieser Form niemals erstrebt hatte. Unter keinen Umständen! Ich seufzte und nahm ein Messer, die Brotstückchen und den Honig an mich, um diese wie gewünscht zu bestreichen. Auch die Wegzehrung war eine gute Idee und ich griff nach einigen Äpfeln, die man später in einem Beutel würde verstaunen können. Woher ich die Kekse nehmen sollte, wusste ich nicht, da ich sie auf dem Tisch noch nicht entdeckt hatte. Schließlich reichte ich der kleinen Domina die beschmierten Brote und aß dann meinerseits etwas.
    Die Aussicht in einer Sänfte zu reisen erstaunte mich. Ich hatte noch nie in einem solcehn gefährt gesessen und vielleicht wäre es heute das erste Mal, auch wenn ich eher vermutete, dass ich neben her laufen würde. Dann betrat Cara das Triclinium.
    “Wer ist Marco?“, wollte ich dann wissen und schaute Sisenna fragend entgegen. “Und wohin soll der Ausflug gehen?“

  • Irgendjemand richtete Marco aus, er solle mit Gebäck im Gepäck zur Domina Sisenna ins Triclinium kommen. Da er davon ausging, nicht allein der Proviantbote zu sein, kam er fertig eingekleidet für einen der in letzter Zeit vielen Wege, die das Mündel seines Herrn plante. Zur Zeit, wo sein Herr von Liktoren geschützt wurde, mochte dies vertretbar sein, aber im Anschluss an die Amtszeit würde sich Marco über Verstärkung freuen. Der neue Sklave der kleinen Domina erschien ihm zu diesem Zweck ungeeignet. Nichts desto trotz respektierte er ihn, wie sich Sklaven untereinander respektierten.


    "Salve Domina, die gewünschten Gebäckstücke", sagte er beim Eintreten und stellte den gefüllten Beutel auf einem Beistelltisch ab.


    "Salve Cara, salve Sofian." Den Namen hatte er oft genug auf dem Sklavenmarkt gehört, um ihn sich einzuprägen.

  • Die geschmierten Honigbrote schmeckten Sisenna gut. Das lag vermutlich daran, weil Sofian eine andere Menge an Honig wählte. Sie schob sich ein weiteres Stückchen in den Mund und durchdachte seinen Vorschlag, den Mann auf dem Markt zu vergessen. Während sie kaute, kam ihr die Kenntnis, dass sie darauf keinerlei Einfluss hatte.
    "Ich habe gestern den ganzen Abend nicht an ihn gedacht, aber er kommt einfach im meine Träume. Wie soll ich das denn ändern?"
    Sie biss ab und kaute. Erst Cara riss sie aus ihren Gedanken.

    Sisenna hörte vor Überraschung auf zu kauen, als Cara mitteilte, sie wäre bereit für den Ausflug. Zwar hatte ihr Herrin Sassia gesterngesagt, sie wolle zum Markt mitkommen, aber Sisenna glaubte, das wäre hinfällig, weil sie zuerst böse Männer anzeigen wollte. Aber vielleicht sollte ja deswegen Cara mitgehen, weil Sassia keine Lust auf den Anzeigengang hatte. Möglicherweise hatte Cara auch einen Auftrag zum Einkaufen bekommen. Sisenna schluckte runter. "Ja, gut, gerne."


    Als Sofian nach Marco fragte, fing sie an zu kichern. "Du kennst doch Marco. Er war gestern mit auf dem Markt. Groß, breit, immer ernst." Sie legte den Kopf schief und wartet, bis bei Sofian die Erkenntnis kam. Natürlich begleitete sie gestern nicht nur Marco, sondern etliche andere Helfer und Sklaven, aber Marco fiel auf. Noch mehr verwunderte sie aber, dass Sofian nicht mehr wusste, wohin sie gingen. Sie holte Luft und wollte antworten, da kam Marco ins Triclinium und brachte die fehlende Verpflegung mit.

    "Dann lasst uns losgehen. Marco, ich brauche eine Sänfte und dich als Wegführer." Sie sprang auf den Boden und strich sich über das hellblaue Kleid. Eine neue Tunika bräuchte sie nicht, aber Sofian sollte eingekleidet werden.

  • Cara war etwas verwirrt als sie das Gespräch zwischen Sisenna und Sofian hörte und dazu noch erfuhr was für ein Proviant mitgenommen wurde. Fragend schaute sie von einem zum anderen.
    „Salve euch allen“, sagte sie eher vorsichtig. „Geht es denn nicht zum Einkaufen? Ich dachte wir kleiden Sofian neu ein. Da habe ich bestimmt etwas falsch verstanden. Ich bitte um Entschuldigung Domina, ich werde mich dann um Sassia kümmern.“ Kaum ausgesprochen bekam sie einen roten Kopf und stammelte. „Ähm..Ich wollte sagen... ähm um meine Domina“.

  • Das Missverständnis klärte sich auf. Cara schien noch mehr verwirrt als zuvor Sisenna. Die kleine Claudia kicherte, weil es ihr gut gefiel, so viele Leute um sich zu haben, die allerlei Wirbel verursachten. Nichts fand sie so schlimm wie Einsamkeit.


    "Wir gehen auch noch einkaufen, später", versicherte sie Cara. "Zuerst muss ich böse Männer anzeigen und jagen lassen. Das habe ich versprochen." Sie schaute kurz zu Sofian, dann wieder zu Cara zurück.


    "Ich erlaube dir mitzukommen, wenn du Lust hast." Das sollte nicht gönnerhaft klingen, wäre aber für Cara eine Rechtfertigung, falls Sassia am Ende des Tages schimpfte. Sisenna lächelte. Sie war umringt von Sklaven, die sie allesamt mochte und die im Augenblick alleine ihr 'gehörten'. Kein Erwachsener funkte dazwischen, niemand berief einen der Sklaven ab. Und das Beste: Sofian dürfte ihr niemals irgendwer wegkommandieren.
    "Wir werden eine schöne Zeit haben", versprach sie ihm - völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Sie meinte nämlich nicht die Suche nach seiner Familie, sondern ihre gesamte Zukunft.


    "Kommt, lasst uns gehen." Zielstrebig schritt sie hinaus.

  • Ach ja, Marco! Das war der Hüne und natürlich würde ich diesen Namen bestimmt nicht wieder vergessen. Ich nickte ihm noch einmal entschuldigend zu. Doch dann erhob sich die junge Domina auch schon und ich lauschte auf, als sie meinte, dass sie nun die Männer anzeigen würde. Vielleicht würde es auf dieser Welt ja doch noch ein kleines Stück Gerechtigkeit geben. Ich wollte meine Hoffnungen nicht fahren lassen und innerlich schwor ich mir, dies niemals zu tun. “Die Zeit wird bestimmt schön,“ sagte ich und ich bemühte mich um ein Lächeln, selbst wenn mir beim Gedanken an meine Familie nicht danach war. Dann ging es auch schon los und ich folgte der kleinen Domina hinaus.

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