Officium Proconsularis | Lucius Flavius Furianus

  • "Verstehe, das freut, dass der Meeresgott dir gewogen war. Nicht immer hat man solches Glück."


    Kommentierte er und nahm einen weiteren Schluck, um den Becher danach in der Hand hin und her zu drehen.


    "Ja, hier in der Nähe ist ein Anbaugebiet. Natürlich ist er gelöst, anders kann ich ihn auch nicht trinken, ein sehr starker Wein, die dunkle Farbe ist dafür signifikant."


    Ganz Kenner schüttelte Furianus den Becher ein wenig und ließ den Blutroten Saft hin und her schwanken.


    "Aber du bist natürlich aus einem anderen Grund hier, Octavius. Wein dürfte dich wohl, wenn überhaupt, peripjär interessieren. Nun, ich schrieb deinem Großonkel, dass ich mir selbst ein Bild von dir machen will. Du darfst dich gerne nochmal bei mir vorstellen, ich werde dann zu gegebener Zeit Fragen an dich richten."


    Mit einer leichten Geste bedeutete er dem Mann, dass er nun anfangen könne sich ins rechte Licht zu setzen, denn beiden war klar, dass der Mann hier weder aufgrund des Landes, noch des Klimas hier war, geschweige denn weil er dieses Amt unbedingt in sein Herz geschlossen hatte, beide wussten, dass dieses Amt nur der Weg zum Ziel sein würde und darüber konnte Furianus ruhig verhandeln.

  • Der Octavier nahm das gesagte so hin und stellte sich selbst vor.


    "Ich begann am Tag nach meinem 16. Geburtstag damit in Ostia als Scriba, unter Duumvir Octavius Detritus, zu arbeiten. Dieser schickte mich dann zur Ausbildung in der Verwaltung zum damaligen Comes Gaius Prudentius Commodus. Nachdem mein Magister die Ausbildung abgeschlossen hatte empfahl er mich dem damaligen Legatus Augusti Pro Praetore als Magistratus in Confluentes, einer Kleinstadt in der Nähe von Mogonatiacum. Dort arbeitete ich lange Zeit, heiratete und bekam zwei prächtige Kinder. Als der neue Legatus Augusti Pro Praetore Maximus Decimus Meridius kam, hohlte er mich als Scriba Provincialis und Personalis in der Hauptstadt von Germania Superior. Nach nur einigen Monaten entsandt er mich dann als Duumvir nach Confluentes und nahm mich in die Reihen der Curia Provincialis auf. Nach vielen Jahren, ich war irgendwann auch der dienstälteste Duumvir in der Regio, wurde ich vom Kaiser zum Ritter ernannt. Ich führte noch ein Projekt in Confluentes fertig, was ich schon als Magistratus begonnen hatte: Den Bau eines Mars-Tempels. Nachdem dieser feierlich eingeweiht wurde, entließ mich der 3. Legatus Augusti Pro Praetore, den ich miterlebt hatte, auf meinen Wusch aus meinen Ämtern und ich brach nach Roma auf.
    Dort kümmerte ich mich etwas um die Familie. Irgendwann kam dann die Zeit, wo ich mir über die Zukunft Gedanken machte. Da ich noch nie in Hispania war, und auch schon viel gehört hatte, gut wer hat das nicht, entschloss ich mich hier die erste Stufe meiner Ritterlaufbahn zu absolvieren. " endete ich mit meiner Erzählung.

  • Der Mann hatte sich sehr gut gehalten, wenn Furianus mal darüber nachdachte, dass er schon fast alle drei LAPP´s erfahren hatte, schon Kinder hatte. Nun keimte natürlich eine Frage auf.


    "Interessant. Wie alt bist du denn, Octavius?"


    Zu den anderen Fragen würde er später kommen können.

  • Na so alt war er also doch nicht. Doch Furianus nickte leicht und nahm einen weiteren, nichtssagenden Schluck.


    "Du hast zwei Diploma, simmt das? Ich würde gerne erfahren, in welchem Zusammenhang sie dir verliehen wurden."


    Schließlich war das auch von ungemein wichtiger Bedeutung, welche herausragenden Leistungen der Mann in der Vergangenheit erbracht hatte, um so geehrt zu werden.

  • "Ja, das ist korrekt. Die erste Diploma bekam ich von Maximus Decimus Meridius verliehen, als er mich nach Mogonatiacum holte, für die Verdienste in Confluentes. Die zweite bekam ich von Marcus Vinicius Lucianus bei meiner Entlassung für die Verdienste für die Stadt Confluentes und für meine langjährige Arbeit in der Curia Provincialis." erklärte ich wiederum. Langsam begann ich mich sicher zu fühlen...

  • "Ich nehme mal an, dass einer der beiden LAPP´s dein Patron sein wird."


    Merkte er kurz an und deutete auf etwas hinaus, was geradezu schon als selbstverständlich galt, nämlich, dass fast die gesamte Provinzverwaltung in der Klientel des Statthalters stand. Das musste Furianus auch mal voran treiben.
    Zu den Diplomae äußerte er sich jedoch noch nicht, vermerkte es sich.


    "In der Lobeshymne deines Verwandten stand auch einiges von Kursen an der Schola. Nun, welche waren dies konkret?"


    Er selbst war ja fleissiger Schüler und Kursbesucher gewesen.

  • "Du gehst Recht der Annahme. Senator Maximus Decimus Meridius ist mein Patronus." bekannte ich offen.


    "Ja du bist auch hier richtig informiert. Ich habe einige Kurse an der Schola absolviert: Den Candidatus Cursu Rebus Germanorum den Candidatus Cursu Architecturae I und den Standardkurs, den Candidatus Cursu Rei Vulgarium. erläuterte er dem Proconsul.


    "Der faszinierendste Kurs war der über die Germanen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie sind ein wahrhaft interessantes Volk."

  • Also hatte er doch Recht und seine anfänglichen Vermutungen, Meridius hätte aus reinem Kalkül hier Leute einschleißen wollen, bewahrheiteten sich wohl. Er wusste nur nicht, was der Decimus im Schilde führte. Wahrscheinlich will er wieder eine Statthalterschaft und hat nun seine Klienten angesetzt, um Furianus hier irgendwie zu verjagen oder Rom gegenüber anders zu präsentieren, als der Proconsul gerne hätte. Ob er dem stattgeben sollte, wusste er nicht, denn es waren nur Spekulationen. Und doch, es riss ihn nicht los.


    "Drei Kurse? Nun, das ist zwar mehr als gebraucht wird, aber zahlreich ist dies nicht."


    Kritisierte er nun offen, was auf sein schon erhitztes Gemüt ob Meridius zurückzuführen war. Schließlich hatte sich Meridius stets gegen ihn ausgesprochen, er musste das mit dem Decimus klären, denn in einen Krieg ging Furianus nichtsahnend nicht gerne.


    "Inwiefern sind die Germanen interessant? Es sind Wilde, Tiere sind vielleicht interessanter."

  • "Ja Proconsul, das liegt aber auch daran, dass in Germanien kaum Kurse angeboten werden... Ich war froh, dass ich den Architektenkurs machen konnte... Genau das meine ich! In Rom wird so etwas erzählt. Ich war lange Zeit in Germanien und ich habe keine Barbaren gesehen. Gut, es mag außerhalb der römischen Provinzen anders zugeht, aber in den römischen Gebieten konnte ich nur feststellen, dass es Menschen sind wie wir auch: Mit eigenen Traditionen und Bräuchen."

  • Natürlich hätte Furianus nun gerne gefragt, warum niemals oder kaum eine Möglichkeit bestand für eine kurze Zeit nach Rom zu reisen oder die Kurse eben extern zu machen, aber das verkniff er sich, konnte der Mann doch dagegen gute Gründe einbringen, die Furianus aber nicht hören wollte. Schließlich wollte man in solch einem Gespräch der überlegene Stratege sein.


    "Aber gerade darum sind es Wilde. Ihre Traditionen, ihre Bräuche, nicht kultiviert, Flecken aus einer Zeit, in der die Sonne nicht jeden mit ihrer Wärme erleuchtete. Kaum entwickelte Relikte aus barbarischer Zeit und genau das lässt die heutigen Germanen auch zu Wilden werden."

  • Ein Mann, der schnell nachgab, Furianus war enttäuscht. :D


    "Was hast du dir von deinem angestrebten Amte erhofft und wie gedenkst du dich einzubinden, welche Ideen hast du diesbezüglich?"


    Vielleicht hatte er ja brauchbare Visionen, man wusste ja nie zu welch Leistungen Menschen fähig waren.

  • "Also die Hauptaufgabe ist es ja, die Straßenqualität zu überprüfen, ggf. auszubessern und neue Straßen zu planen. Das werde ich natürlich tun. Und wenn ich die Starßen in Taracco vom Hafen hierher gesehen habe, weiß ich wo ich anfange" grinste Augustinus.

    "gerade im Hafenviertel sind die Straßen sehr schlecht... Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den ganzen, langen Tag mit Straßen zu tun habe. Ich würde als Architectus auch gerne Bauarbeiten an öffentlichen Gebäuden leiten, was ja das eigentliche Amt übersteigt." Wie viele kaputte Straßen müsste es geben, um einen fleißigen Mann andauernd zu beschäftigen? Vieeeele. 8)

  • "Das war es?", wollte es schon Furianus entweichen, doch er konnte diese Überraschung doch noch im letzten Augenblicke zurückhalten.


    "Ahja, und welchen Gebäuden gedenkst du dich anzunehmen?"


    Der Mann musste doch an bestimmte Gebäude oder Gebäudetypen denken, wenn er sich dessen annehmen wollte. Zudem gefiel Furianus selbst der Gedanke eines Architektus nicht, den er noch nie gesehen hatte, geschweige denn etwas von jenem gehört.

  • "Um so ziemlich jedes, wenn man mich dazu bittet."


    antwortete Augustinus kühl. Seine Selbstsicherheit geriet ins schwanken.


    Was wollte der Proconsul von ihm? Wollte er ihn irgendwie testen? Augustinus fühlte sich zunehmends unwohl. Wie lange sollte dieses 'Verhör' noch andauern.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    "Du musst mir nicht danken, ist mein Vertrauen doch dein Verdienst."


    Schwächte er, so gut er konnte, ab und nahm einen Schluck Wasser.
    Der Mann sprach nicht dagegen, dass Atius Severus als Magistrat zukünftig tätig sein sollte, aber auch nicht dafür, was Furianus mehr stutzen ließ. Dennoch fuhr er inbeirrt fort.


    "Ich denke, eine Berufung des Regionarius zum Beisitzer wird nicht erforderlich sein, wenn ich überlege, dass ich die Curia Provincialis in Kürze sowieso auflösen werde. Dann werde ich ihn selbst ernennen, Valens, es wird nicht nötig sein, dass du dies machst.
    Aber gut, kommen wir zu einem weiteren Thema. Wie geht es mit den Planungen um den Dichterwettbewerb voran und was machen die Artikel für die Acta Diurna?"


    Valens erwiderte auf die Worte des Proconsuls mit einem Lächeln, dass jedoch schwand, als dieser andeutete, dass er die Curia auflösen würde. "Hm...", meinte er. In seiner Zeit als Beamter hatte er gelernt, sich diplomatisch auszudrücken... was er nun auch tat. "Nun, dieser Schritt ist, ähm, ungewöhnlich. Soweit ich weiß, hat er keine Präzedenz. Wenn du die Curia auflösen willst, müsstest du aber so schnell wie möglich eine Neue formieren. Wozu jener Aufwand?", fragte er mit der Hoffnung, dass der Proconsul die Curia nicht für alle Zeiten auflösen würde.
    "Der Dichterwettbewerb kommt gut voran. Ich habe schon ein Konzept, auch dank der Ideen des Severus. Doch den Artikel werde ich mir in Zukunft etwas mehr zuwenden müssen."

  • Zitat

    Original von Marcus Octavius Augustinus
    "Um so ziemlich jedes, wenn man mich dazu bittet."


    antwortete Augustinus kühl. Seine Selbstsicherheit geriet ins schwanken.


    Was wollte der Proconsul von ihm? Wollte er ihn irgendwie testen? Augustinus fühlte sich zunehmends unwohl. Wie lange sollte dieses 'Verhör' noch andauern.


    "Ahja."


    Dieser Kommentar sagte viel aus. Schließlich war Furianus selbst in diesem Metier versiert und konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann, welcher nur den ersten Architekturkurs absolviert hatte und vielleicht den Bau eines kleinen Gebäudes geleitet, sich hier anmaßen konnte alles zu bauen. Schier unmöglich, dem war er sich sicher. Und Selbstüberschätzung war noch nie gesund gewesen.


    "Diese Antwort ist denkbar schlecht gewählt, denn solcherlei Worte hätte ich einem älteren Mann, der sein Leben lang als Architekt agiert hat, zugetraut, nicht jedoch dir. Vermutlich überschätzt du dich da ein wenig, konzentriere dich auf deine wesentlichen Arbeiten, das rate ich dir. Oder auf das, auf dem dein Interesse liegt oder deine Fähigkeiten."

  • Zitat

    Original von Quintus Matinius Valens
    Valens erwiderte auf die Worte des Proconsuls mit einem Lächeln, dass jedoch schwand, als dieser andeutete, dass er die Curia auflösen würde. "Hm...", meinte er. In seiner Zeit als Beamter hatte er gelernt, sich diplomatisch auszudrücken... was er nun auch tat. "Nun, dieser Schritt ist, ähm, ungewöhnlich. Soweit ich weiß, hat er keine Präzedenz. Wenn du die Curia auflösen willst, müsstest du aber so schnell wie möglich eine Neue formieren. Wozu jener Aufwand?", fragte er mit der Hoffnung, dass der Proconsul die Curia nicht für alle Zeiten auflösen würde.
    "Der Dichterwettbewerb kommt gut voran. Ich habe schon ein Konzept, auch dank der Ideen des Severus. Doch den Artikel werde ich mir in Zukunft etwas mehr zuwenden müssen."


    "Das ist dringlich und auch rechtens. Und ja, ich würde im gleichen Schritt eine Neubesetzung veröffentlichen, wir wollen ja eine funktionsfähige Curia, wie ich bereits erläutert habe."


    Der Magister hatte ihm wohl etwas unterstellt, was er nicht gewillt war zu tun.


    "Erläutere mir doch bitte das Konzept. Und ja, in Zukunft will ich mindestens einen Artikel in der Acta sehen, Valens."


  • Valens atmete ganz leise, fast unhörbar auf, als der Proconsul ihm bestätigte, dass er eine Neubesetzung intendierte. "Nun, aber wozu willst du die Curia auflösen? Ich sehe momentan keinen Grund... oder hat es etwas mit der neuen Legislation zu tun?", fragte er.
    "Das Konzept. Gut. Ich habe mit dem Bibliothekar geredet, und er ist bereit, die Veranstaltung in der Bibliothek stattfinden zu lassen. Ich hätte mir die Wettbewerbe im Hort des Wissens, einen der schönsten Gärten Hispanias, vorgestellt. Dort werden Dichter in Paaren hintereinander auftreten und jeweils ein Geidicht vortragen. Die Anwesenden... nicht nur Bürger, sondern auch Peregrini und Freigelassene, vielleicht auch Sklaven, wenn es ihre Herren erlauben, stimmen über den Besseren ab. Dieser wird dann in der nächsten Runde ein Gedicht gegen den Gewinner eines anderen Paares anstimmen... und so weiter und so fort, biss es einen Sieger gibt.
    Und ja, an die Artikel werde ich mich gleich machen. Ich dachte an eine Serie... "Aus dem malerischen Hispania... auf den Spuren von Martialis, den Griechen, der Punier, und so weiter..." Das müsste Rom auf das künstlerische Potential Hispanias aufmerksam machen."
    Leise setzte er nach: "Hispania, die Poetenprovinz... klingt doch gar nicht so übel...."

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