Klientelgespräch mit ungeplanten Wendungen

  • Ich begrüßte Assindius mit einem freundlichen Nicken, gedanklich war ich allerdings abwesend. Mich hatten Metellus’ Worte gefangen. Wieder und wieder ließ ich sie mir durch den Kopf gehen. Ich verstand ihren Sinn, hatte nur noch nie diese Seite der Medaille gesehen. Wie auch? Ich sah alles aus Sicht einer Frau. Ich bemerkte Sophus’ Rückzug, spürte seine Verschlossenheit und stand ganz allein mit der grausamen Wahrheit, eine zerbrochene Familie zu haben. Und als ob das nicht genug war, versagte er mir den Rückhalt, den ich bislang immer durch ihn hatte.


    Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Es war offensichtlich, er lebte seither in einer Welt bestehend aus Scham und Selbstvorwürfen. Wie unnötig aus meiner Sicht! Ich war wie er auf Commodus hereingefallen und ... ich musste schlucken ... hatte Sophus gegenüber sogar meine Bedenkenlosigkeit bezüglich der Teilung geäußert.


    „Metellus?“ Es klang hilflos und hoffnungsvoll zugleich. Vielleicht hatte er eine Antwort für mich. „Wie findet ein Mann aus dieser Grube voll Scham und Selbstvorwürfen heraus? Findet er jemals heraus? Ist es umso schwerer, weil ich ihn bis zu jenem Ereignis als Bilderbuchpater in den Himmel gehoben hatte? Das war er auch und wäre es auch noch jetzt. Ein Fehler ändert doch nicht gleich alles! Zumindest nicht in meinen Augen.“


    Praktisch war es ein Gehheimrezept, was ich von Metellus erfahren wollte. Nie hätte ich gedacht, wohin uns die Unterhaltung führt. Bereits durch Assindius hatte ich erstaunliche Einblicke in die Seele eines Mannes erhalten. Das wusste niemand und das ging auch niemand etwas an. Jetzt erwies sich Metellus als ebenso wertvoll. Ich konnte mich glücklich schätzen, die beiden zu kennen und ich war es auch.

  • Eine Weile schwieg Metellus und dachte über seine Worte nach.


    Ich denke, verehrte Deandra, man muss es von zwei Seiten her betrachten. Vom Betroffenen aus, und dann von seiner Umgebung her.


    Die Umgebung, also Freunde und Familie, die kann nur erkennen und verstehen, was passierte, und wie es dazu kam. Mitunter kann sie helfen. Doch wichtig ist, das sie selbst erkennen, das nicht SIE SELBST der Auslöser sind....sondern nur Bestandteil. Wenn die Umgebung dieses also begreift, so wird sie selber nicht verzweifeln sondern mutig bleiben.


    Der Weg für den Betroffenen........nun, es gibt immer Wege heraus...Aber oftmals sind sie weit. Manchmal reicht die Kraft nicht aus, weil sie zu lang sind.
    Doch so manches mal sind die Wege so offensichtlich, das man sie nur übersieht.


    Wer handeln will, der muss auch vergessen können!!! Und wenn ihm das gelingt, dann wird er auch den Weg wieder finden.


    Etwas verlegen wandte sich Metellus zu den Datteln. Als Plebejer war er es wahrlich nicht gewohnt, so intim mit einer Patrizierin zu reden. Doch sah er es seine höchste Pflicht an, ihr ergeben zu sein, und wenn seine Worte helfen konnten, dann wäre er ein glücklicher Mann.

  • Eigentlich beschäftigte mich nur eine Frage: „Kann ich ihm helfen?“


    Ich wusste nicht einzuschätzen, mit was ich ihn belaste und was hilfreich wäre. Oje, ich hatte ihn einen Monat danach praktisch gezwungen, nach Hause zu kommen. Ich wollte wissen, wie es weiter geht. Ein Fehler, wie ich gerade merkte.


    Dennoch, bei solchen furchtbaren Ereignissen sind Frauen tatsächlich anders. Ich hatte eine Ziel, nichts würde mich davon abbringen. Gut, er hatte auch eines - Rache. Meins ging in Richtung Gesundung, seines war zerstörerisch. Tja, wie konnte ich seinen Blick - wenigstens nebenher - in die Zukunft richten? Meinetwegen sollte er seine Rache zusätzlich haben. Ich konnte ihn voll und ganz verstehen.


    Die Unterhaltung nahm mich derart gefangen, dass ich das Essen vergessen hatte. Bald würde die Prima mensa aufgetragen werden.

  • Deandra wirkte, als wenn sie schwer an ihren Gedanken zu tragen hätte. Metellus wollte sie auf andere, erfreulichere Ideen bringen.


    Unter seiner Tunika zog er eine kleine Tüte hervor und. Langsam, gaaaanz langsam kam sie zum Vorschein. Er wollte ihre gesamte Aufmerksamkeit erregen......... und schaute sie dabei mit einem breiten Grinsen an


    :D

  • Eins zu Null für die holde Weiblichkeit. Irgend etwas murmelte Metellus, aber es war zum Glück nur in seinen Gedanken ;)


    Wenn Du mich so fragst, aber es ist nur meine bescheidene Meinung, dann lass ihn tun, was er tun muss. Es entstehen sicher nur unnötige spannungen. Sicher, bist Du auf das Edelste bemüht, zu helfen, ja, zu unterstützen. Aber, lasse ihm die Zeit, sich selbst zu erkennen. Gewähre ihm, das er seine Wunden leckt, so dass sie heilen. Und wenn er dann wieder erscheint, so schenke ihm nur ein Lächeln und frage nicht nach dem, was alles war.


    Der Vigilus bewunderte ihre Aufopferungsbereitschaft und die Wärme ihres Herzens. Wer ihr zukünftig etwas schmerzliches antun würde, der hätte ein Problem. Und dieses Problem würde ER, der Annaeus Metellus sein. Aber so etwas konnte er mit Worten nicht ausdrücken. In jedem falle würde er seine zukünftige Rolle als Klient ernst nehmen.

  • „Nur ein Lächeln und keine Frage?“


    Obwohl ich seine Worte sehr ernst nahm, lächelte ich.


    „Deine bescheidene Meinung hat mir heute wertvolle Denkanstöße gegeben. Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Was du mir rätst, werde ich tun. Allerdings vier Monate habe ich ihn schon nicht gesehen, wir standen nur in Briefkontakt. Ich werde auf jeden Fall versuchen, nicht mehr an dieses Thema zu rühren, hoffentlich gelingt mir das.“


    Gerade merkte ich, wie sehr das Treffen entgegen der ursprünglich geplanten Richtung verlief. Ich stand im Mittelpunkt und das musste sich schnellstens ändern. Eilig gab ich den Sklavinnen das Zeichen, mit dem Auftragen der Hauptspeise zu beginnen. Und ein Themenwechsel musste her.


    „Du hast vorhin meinen Sklaven auffallend gemustert. Ich weiß, er ist inzwischen annähernd stadtbekannt. Interessiert er dich?“

  • Metellus hatte die Absicht eines Themawechsels erkannt und stieg gerne darauf ein. Da SEIN Ablenkungsversuch misslang, legte er die besagte Tüte erst einmal zur Seite und beantwortete Deandras Frage.


    Interessiert? Nun, ja, Ich komme weit rum in Rom. Da hört man dieses und jenes. Das macht schon neugierig.......Interessiert in wiefern, Deandra? Wie meintest Du das?


    Genüsslich stellte Metellus diese Frage. Mal sehen, wie Deandra darauf reagieren wird. Sie hielt Metellus doch wohl nicht etwa für.... :D

  • Ich wurde ein wenig nervös als ich merkte das von mir geredet wurde. Interessiert er dich? Fangen gleich die Verkaufsgespräche an. Stadtbekannt? Scheiße, was hab ich jetzt schon wieder gemacht.


    Wär ich doch mal in die Küche gegangen. Mir fiel ein das das Küchenmesser, das ich vorhin für den Kutscher gebraucht hatte, noch immer in dem Stuhl steckt. Hätt ich das doch mal zurückgebracht und die Mädels von der Arbeit abgehalten, dann wäre der Gast vielleicht schon weg

  • Metellus betrachtete erneut Assisdius. Augenzwinkernd sagte er, des Assindius Kopf betrachtend:

    Eine echt germanische Frisur ist das nicht, die Du da trägst. oder ist sie im hohen Norden in Mode gekommen? ;)

  • Der kricht gleiche eine. Ich sah ihn an. Bloß zurückhalten, ich wußte nicht was die Herrin vor hatte. Also sagte ich schlicht:


    „Wir sind nicht in Germanien, sondern in Rom.“

  • Ich kenne nur einen Tonsor in Rom, der solch eine Prachtfrisur erstellen kann. Das war bestimmt der Cincinnatus, oder? Er kann so feinfühlend die Haare schneiden, das selbst die Götter ins Schwärmen geraten.


    Er zwinkerte Assindius zu und hoffte, seine Haare würden bald wieder etwas, ähm, nordischer frisiert sein.

  • Es war zu erwarten, dass der Wortwechsel interessant werden würde, wenn diese beiden Männer aufeinander trafen. Ich schmunzelte in mich hinein, bevor ich Metellus antwortete.


    „Oh, ich wollte nichts unterstellen.“ Abwehrend hob ich meine Hände, aber ich musste herzhaft dabei lachen. „Es war eine Frage, mehr nicht, wobei ich mir durchaus vorstellen, kann, dass er …“ Ich räusperte mich. Hmm, wie sollte ich mich ausdrücken? „Nun, dass er … Wie soll ich sagen? Also, er ist ja interessant, findest du nicht?“


    Der Gedanke an eine solche Situation belustigte mich, aber es war nur ein Gedanke. Ganz klar, ich würde Assindius niemandem geben, weder für Erziehungsmaßnahmen, noch für irgendwelche Spielchen.

  • Irgendwie fiel Metellus ein Stein vom Herzen, als er Deandras Worte vernahm. Also, nicht das man ihn missversteht. Assindius wirkte irgendwie sehr, also, wie gesagt, aber Metellus war nicht..und. Ähm.....


    Verehrte Deandra, ich weiß, in einem deiner Briefe hattest Du mir so etwas ja fast verboten,.......Metellus holte seine Tüte hervor, irgendwann musste er sie ja mal loswerden, auch wenn die Dame des Hauses bislang nicht darauf reagierte.... aber, ich kann einfach nicht mit leeren Händen zu Besuch kommen


    Er stand erneut auf und reichte ihr die verschlossene Tüte. Mit einem Lächeln setzte er sich und war gespannt, ob es ihr gefallen würde.


    Sim-Off:

    Steht in der WiSim

  • Dieses Gespräch wurde ziemlich schrill. Ich kann mir nicht helfen, ich fühle mich wie n Stück Vieh auf dem Markt oder wie ein Köter der gleich Männchen machen soll; Komm Assindius mach schön Platz, komm hier komm. Scheiße.


    Oder soll das ein Zeichen sein das ich den Typ rausschmeissen soll? Schließlich hat der grade an sich rumgefingert und diese Tüte rausgeholt. Ist das eine römische Unsitte die ich mal wieder nicht kenne oder war da etwas drin was der Herrin nicht gefällt. Der Köter lauert auf den Befehl; Assindius, fass.

  • Irgendwas schien den Metellus im Nacken zu stechen......Er drehte sich um.....Ah, der funkelnde Blick des Assindius war´s, der ihn traf.


    "Der schaut mich ja an, als wäre ich ein Frühstück," dachte der Vigilus. "Ganz sachte, jetzt nur keine hektische Bewegung. Der wirkt ja wie ein römischer Kampfhund, der in der Tüte Beute wittert....oder findet er das Duftöl aus den Thermen, das sie mir aufgenötigt haben, etwa anziehend?......Aber eine schöne Tunika hatte er...Auch wenn sie etwas schräg getragen wurde. Irgendwie erinnerte es eher an ein...wie hieß das Teil?...Ein,..... ein Wams. Ja,ja, diese Germanen....Wir können nur hoffen, das die niemals in Rom einfallen. Das wäre das Ende." :D ;)

  • Was ich vorhin wegen der für mich höchst wichtigen Thematik gar nicht wahrgenommen hatte, schlich sich nun bei Metellus erneuter Annäherung über meine Nase in mein Bewusstsein. Ich nahm einen tiefen Atemzug und lächelte. Offenbar hielt Metellus große Stücke auf Körperpflege, das war nicht selbstverständlich für einen Mann.
    Bestimmte Düfte wirkten fesselnd, andere weniger, auf jeden Fall durfte Mann nicht zu viel auflegen, wenn er Frau gefallen wollte. Ich inhalierte den Duft, während ich das Geschenk entgegennahm. Es wurde mit so viel Nachdruck überreicht, dass ich nicht ablehnen konnte. ;)


    „Herzlichen Dank, Metellus! Nun ist es aber wirklich an der Zeit, dass du mir deine Wünsche nennst. Ich gerate sonst in eine unangenehme Situation.“


    Erneut lächelte ich. Er war charmant, mein Besucher. Und wieder stellte ich fest, wie unterschiedlich Männer doch sein konnten. Erwartungsvoll blickte ich ihn an, während ich meinem Sklaven mit einem Wink bat, näher zu treten.


    „Ich habe nachher noch ein Anliegen, was ich mit dir jetzt, heute und hier besprechen möchte. Ich habe eine spontane Entscheidung getroffen“, sagte ich zu Assindius und wandte mich sogleich wieder Metellus zu. In der Zwischenzeit wurden die Speisen hereingetragen ...

  • Metellus Nase wurde vom Duft leckerster Speisen erfreut, und das Wasser lief ihm im Munde zusammen.


    Er freute sich sehr, das sein Geschenk so positiv angenommen wurde. Eines fiel ihm auf: Als er Deandra das Mitbringsel gab, da hatte er das Gefühl, als wenn sie sein Duftöl als durchaus angenehm empfand........Er schmunzelte leicht. Assindius würde er nicht so nah ranlassen. Nun also kamen sie zum "Geschäftlichen".

    Deandra, ich möchte Dir vorab noch einmal danken, dass Du mich als Deinen Klienten akzeptierst. Und ich schwöre Dir, bei allen Göttern, das ich Dich niemals enttäuschen werde. Ich verstehe dieses Klienten-Verhältnis so, das ich Dich um Hilfe bitten darf, wenn ich sie benötige. Und Ich werde Dir, wann immer Du verlangst, zu deinen Diensten sein.

  • „Eine schöne Definition unseres Verhältnisses. So habe ich mir das auch vorgestellt.“


    Mein Lächeln, was sich annähernd beständig auf meinen Lippen hielt, wenn ich mich in netter Gesellschaft befand, vertiefte sich.


    „Ich bin sehr glücklich über die Tatsache, dass ich in der unmittelbaren Vergangenheit ehrvolle und aufrichtige Römer kennen lernen durfte. Zeitweise war mein Vertrauen in die Menschheit stark erschüttert. Danken wir den Göttern, dass sie dich just in jenem Moment meinen Weg haben kreuzen lassen, als du auf der Suche nach einer Familie warst. Man könnte Florus als Bindeglied bezeichnen.


    Nun jedoch möchte ich deine Wünsche erfahren dürfen.“


    Gespannt schaute ich. Den dargebotenen Teller mit kleinen Happen aus Flamingo-, Papagei- und Straußenfleisch nahm ich nebenbei entgegen. Auf einem zweiten befanden sich in optisch ansprechender Weise Röschen verschiedener Kohlsorten. Ich pickte ein Stückchen an und ließ es mir auf der Zunge zergehen. Die Speisen waren zart und gut gegart, alles andere hätte ich zurückgehen lassen.

  • Die dargebotenen Leckereien sahen köstlich aus, und Metellus bediente sich nach Kräften. Zwar wusste er nicht, um was für Delikatessen es sich handelte, aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. Er schätzte mal, es würde sich um Rindfleisch handeln, das besonders klein geschnitten war. Nun, für ihn hätten die Stücke gerne größer sein dürfen. :D


    Beim Kauen überdachte er seine Worte, die er nun gleich wählen würde. Wünsche hatte er viele. Aber es gab immer solche....und solche Wünsche.
    Er wischte sich noch einmal seinen Mund ab und schaute Deandra in die Augen, den Kopf dabei leicht gesenkt.

    Ich möchte Dich wirklich Bitten, Dir eines meiner Anliegen anzuhören. Wie Du sicher weißt, hat mein Vater die Wahl zum Tribun diesmal nicht gewonnen, obwohl er sicher der Rechte gewesen wäre. ich habe meine eigene Hilflosigkeit festgestellt. ich konnte nur am Rande stehen und zusehen. Aber, ich will aktiv sein. Für Rom, für UNS kämpfen. Nicht mit dem Schwert, dazu bedarf es anderer Stärken. Nein, mit dem Wort, dem Herzen und dem Verstand. Ich muss mich bilden, lernen und prüfungen absolvieren. In wieweit könntest Du mir dabei helfen, Patronin?


    Fragend blickte er sie an.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!