Ich begrüßte Assindius mit einem freundlichen Nicken, gedanklich war ich allerdings abwesend. Mich hatten Metellus’ Worte gefangen. Wieder und wieder ließ ich sie mir durch den Kopf gehen. Ich verstand ihren Sinn, hatte nur noch nie diese Seite der Medaille gesehen. Wie auch? Ich sah alles aus Sicht einer Frau. Ich bemerkte Sophus’ Rückzug, spürte seine Verschlossenheit und stand ganz allein mit der grausamen Wahrheit, eine zerbrochene Familie zu haben. Und als ob das nicht genug war, versagte er mir den Rückhalt, den ich bislang immer durch ihn hatte.
Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Es war offensichtlich, er lebte seither in einer Welt bestehend aus Scham und Selbstvorwürfen. Wie unnötig aus meiner Sicht! Ich war wie er auf Commodus hereingefallen und ... ich musste schlucken ... hatte Sophus gegenüber sogar meine Bedenkenlosigkeit bezüglich der Teilung geäußert.
„Metellus?“ Es klang hilflos und hoffnungsvoll zugleich. Vielleicht hatte er eine Antwort für mich. „Wie findet ein Mann aus dieser Grube voll Scham und Selbstvorwürfen heraus? Findet er jemals heraus? Ist es umso schwerer, weil ich ihn bis zu jenem Ereignis als Bilderbuchpater in den Himmel gehoben hatte? Das war er auch und wäre es auch noch jetzt. Ein Fehler ändert doch nicht gleich alles! Zumindest nicht in meinen Augen.“
Praktisch war es ein Gehheimrezept, was ich von Metellus erfahren wollte. Nie hätte ich gedacht, wohin uns die Unterhaltung führt. Bereits durch Assindius hatte ich erstaunliche Einblicke in die Seele eines Mannes erhalten. Das wusste niemand und das ging auch niemand etwas an. Jetzt erwies sich Metellus als ebenso wertvoll. Ich konnte mich glücklich schätzen, die beiden zu kennen und ich war es auch.