• Der Junge führte Callidus vom Hafen zu dieser Taberna. Callidus trat in den kleinen Schankraum. Die Luft war stickig, doch die Taberna schien ganz in Ordnung zu sein. Callidus gab den Jungen zwei Münzen und dieser verschwand sofort. Hinten in der Ecke war noch ein Tisch frei und Callidus pflanzte sich dort hin. Man beachtete ihn nicht und er durfte einige Zeit warten, bis das Schankmädchen zu ihm kam. Sie schien nicht mehr in den jüngsten Jahren zu sein, aber hatte sich ganz gut gehalten. "Was darf es sein Schätzchen?" Der Ton ließ Callidus sich gleich wie zuhause fühlen. "Einen Krug Wein und einen Teller Eintopf, mein Schatz. Und ein warmes Bett für die Nacht wäre ganz gut! Ihr habt doch noch eins frei?" Das Schankmädchen zwinkerte ihm zu. "Für dich immer doch!" In der Tat, wie zuhause. "Ich komme darauf noch zurück!" Nun brauchte er nicht mehr lange zu warten und schon hatte er einen Krug Wein mit einem sauberen Becher, eine Schüssel Eintopf und einen Laib Brot vor sich liegen. Das Essen war ganz passabel, nur der Wein etwas säuerlich, aber was sollte man hier in der Provinz schon erwarten.


    Nach einer kurzen und anstrengenden Nacht musste er aber zugeben, dass die Schanklmädchen in Germanien nicht übel waren. Aber er war nicht wegen den Schankmädchen nach Germanien gekommen, sondern um seine Schwester zu suchen. So ließ er das Schankmädchen alleine im Bett zurück bevor sie noch mehr von ihm wollte und machte sich aus dem Staub.

  • Ein Stechen durchzuckte Sextus Kopf, als Loki seinen Becher mit dem Knallen abstellte und sein Blick hätte giftiger kaum werden können.
    "Nein...", meinte Sextus tonlos und legte die Stirn in tiefe Falten. "Ich will damit sagen, dass ich Adoptiert wurde."
    Die eine Hand verweilte am hinterkopf und drückte der langsam aber sicher entstehenden Beule entgegen, während Sextus sich mit der Anderen grob über die Stirn fuhr und ansatzweise den Kopf schüttelte. Wo kamen all die Gedanken auf einmal her? War das jetzt der Alkohol in seinem Blut, der ihn so daherreden lies, oder kam tatsächlich langsam etwas zurück?

  • Ich betrat die Taberna und musste feststellen das die Römischen Trinkgewohnheiten doch mehr mit den Germanischen gemeinsam hatten als diese je zugeben würden.
    Da ich mich nun hier sicherer und wohler fühlte als in den Straßen dieser Römerstadt und da es mir vertrauter vorkam, ging ich direkt auf die Theke richtung Wirt.


    " Einen guten Abend Herr.
    Ich bin neu hier in der Stadt angekommen und die Wache am Tor sagte mir das ich hier günstig eine Unterkunft bekommen könnte."

  • Loki warf einen kritischen Blick auf den leeren Bierkrug und roch einmal daran... der Geruch war ziemlich unverdächtig... die abgenagten Knochen auf Sextus' Teller sahen auch wie die von gesunden Tieren aus, also fiel verdorbenes Essen auch aus...


    "Adoptiert? Wie kommst du da auf einmal drauf? Warum hast du das nie erzählt?", er musterte, auf einmal ziemlich besorgt, seinen verwirrten Freund...

  • "Weil ich es bis eben nicht gewusst hab?!", erwiderte Sextus leicht giftig und rieb sich über den Hinterkopf. Das war schon mal ein Vorgeschmack auf den Kater, den er morgen sicher haben würde, so glaubte er.
    "Ah, verflucht tut das weh!", murmelte er und hielt sich nun auch mit der anderen Hand den Kopf. Seine schläfen pochten und er hatte das Gefühl, dass sich ein Stechen von seiner Stirn, über den Hinterkopf bis hin zu seinem Nacken zog.
    Aber was ihm fast noch mehr weh tat, waren die Erinnerungen, die er plötzlich, zumindest ansatzweise zu haben glaubte. Ein Leben auf der Straße? Leif, Alrun, Sara, alle tot, seine echten Eltern und Geschwister... Von allem glaubte er plötzlich etwas zu wissen, aber es war nichts genaues. Es war fast wie einen Baum, dessen Umrisse man durch dichten Nebel erahnen konnte, und trotzdem nicht seine Blätter oder das Nest in den Zweigen sehen konnte.

  • Loki verstand, dass die Party gelaufen war...


    "Wir sollten gehen.", meinte er mit tonloser Stimme und winkte den Wirt herbei, um zu zahlen...


    "Ich glaube etwas Frischluft wird dir gut tun. Ist das mit Valentin alles, was dir wieder einffiel?"

  • Der Wirt wurde bezahlt und Sextus schwieg währenddessen, erst als sie langsam hinaus auf die Straße gingen antwortete Sextus:
    "Es ist das einzige klare. Du hast von meinem Vater gesprochen, und ich wusste, dass du Valentin meinst, aber auch, dass er nicht mein Vater ist." Sextus hielt sich während des Gehens die Stirn und machte nur ganz kleine unsichere Schritte. Als ihm die frische Luft entgegen schlug, als sie auf die Straße traten, schwankte er kurz, was allerdings auch an dem Alkohol in seinem Blut liegen konnte, von dem hatte er ja immerhin nicht wenig.
    "Arg, verdammt!", fluchte er unterdrückt und presste sich die Hände seitlich gegen den Kopf.

  • Loki zuckte mit den Schultern...


    "Nun, dass Kinder adoptiert werden ist ja nun nicht unbedingt unwahrscheinlich, vor allem im römischen Reich. Aber ich wusste nicht dass Valentin dies auch getan hat... schließlich scheint er... egal... also, an was erinnerst du dich sonst noch? Auch wenn's verschwommen ist?", er ignorierte das Gejammer des jungen Mannes ob seiner Kopfschmerzen, und bohrte neugierig nach, schließlich hatten er und Sextus oft genug über diese riesige Gedächtnislücke in seinem Schädel gesprochen...

  • Sextus schaute Loki von unten her an und der Blick hätte mörderischer nicht sein können. Loki hatte überhaupt kein Feingefühl und ihm platzte hier bald der Schädel. Seine Schläfen pochten, doch er antwortete fast wie im Traum: „Es war unwahrscheinlich mit mir. Sogar sehr, ... du errätst nie, was ich vorher gemacht hab!“ Sextus senkte wieder den Kopf und starrte konzentriert auf seine Füße, weil er das Gefühl hatte, dass er nur stolpernd vorwärts kam, aber sie setzten sich normal, einer vor den anderen. War er wirklich ein kleiner Dieb gewesen? War er wirklich nicht Valentins Sohn? Das konnte doch nicht sein! Er konnte doch germanisch und die meisten Riten kamen ihm auch bekannt vor, und sah er Valentin nicht etwas ähnlich? Das durfte doch nicht sein! Was hatte Loki da eigentlich gemeint. „Du hast grad irgendwas gesagt von wegen schließlich scheint Valentin doch, was scheint er denn?“

  • Der Blick den er von Marbod kassierte ließ ihn frösteln... der Junge schien ein wenig Feingefühl zu erwarten... Feingefühl... Loki runzelte angestrengt die Stirn...


    "Was du vorher gemacht hast? Bevor du zu Valentin kamst? Ich tippe darauf dass du wem anders ein Sohn gewesen bist..."


    War das Feingefühl? Loki beobachtete aufmerksam die Reaktion seines Freundes... die Frage nach seinem Versprecher vorhin überging er einfach...


    "Komm, wir gehen zum Fluss..."

  • Sextus schüttelte den Kopf sagte jedoch: "Ja, gehen wir zum Fluss..." Er rieb sich abermals die Stirn und grummelte etwas unverständliches. "Geh vor, ich foge dir. Ich glaub momentan würd ich sonst wo rauskommen."

  • Loki führte seinen Freund zum Hafen, wo sie sich auf einen kleineren Steg setzten...


    "Nun... ich denke mal der Knall in deinem Schädel wird wieder einiges dorthin gebracht haben wo es hingehört. Jetzt ist die Frage: ist das gut, oder schlecht?"

  • "Ich weiß es nicht genau...", Sextus fuhr sich durch die Haare und sah seinen Freund von der Seite her an.
    "Ich glaub ein paar Dinge hab ich gerne vergessen. Und ein paar Dinge, die mir grade wieder ins Bewusstsein kommen hätt ich nur zu gerne nie erlebt.
    Ich hab dir vorhin gesagt, du errätst nie, woher ich komme... Das hat einen guten Grund. ..." Sextus zögerte. "Du hälst es ja schon für unwahrscheinlich, dass Valentin dich, einen herumziehenden Germanen aufgenommen hat. Ich kann dir sagen so unwahrscheinlich ist das gar nicht...." Sextus atmete tief durch. "Immerhin hat er einen Dieb und Taugenichts als Sohn akzeptiert."

  • Loki verstand erst nicht was Sextus da sagte, so abwegig schien ihm der Gedanke...


    "Du... häh? Moment... das...", er stutzte, "das ist doch... krass... wahnsinn. Du meinst? WIRKLICH? Ich meine... du warst ein Dieb?"


    Er schaute seinen Freund ungläubig an, musste dann aber plötzlich lächeln...


    "Wenn du glaubst ich würde dich dafür verurteilen, irrst du dich. Du bist nicht der erste Dieb den ich 'Freund' nenne, Marbod. Wie kam es dazu? Auch wenn ich es im nachhinein natürlich als Glücksgriff bezeichnen würde? Seltsam... meinst du er ist ein Christ? Die reden ja dauernd von Nächstenliebe, Vergebung und Menschlichkeit... würde mich nicht wundern, ehrlich gesagt."

  • Sextus lächelte schief bei Lokis Reaktion, irgendwie hatte er ja fast so etwas erwartet.
    „Ich hab, glaube ich, versucht in ihrem Pferdestall zu übernachten, weil es draußen zu kalt war. Eine gewisse Sara hat mich dort bei ihrem Pferd in der Box entdeckt und mich zu ihr ins Zimmer geschmuggelt, wo mich Leif, also Flavius Duccius Germanicus, entdeckt hat. Ich dachte ich sterbe vor Angst. Ich war noch ein kleiner Bursche, noch nicht mal im Wachstumsschub und Leif war noch mal größer als Valentin.“
    Sextus lächelte nostalgisch, als er sich erinnerte, wie Sara sich zischen ihn und Leif gestellt hatte.
    „Dann wurde ich erst mal Stallbursche, und hab irgendwann Flux bekommen, du erkennst die Parallelen? Sieh dich vor, am Ende wirst du mein Bruder.“
    Sextus grinste, erschrak doch zugleich. Flux war schon ganz schön alt! Dann fiel ihm Lokis Frage wieder ein.
    „Aber Sarolf ein Christ? Nie und nimmer, Loki! Er ist Germane durch und durch. Seine Götter sind Odin, Thor, Eir, Vidar, Sif und eben Loki und all die anderen.“
    Sextus grinste schief.

  • "Dein Bruder?", Loki grinste schief, "keine Chance, Junge, wie soll das gehen?"


    Er holte ein Stück Olivenholz hervor und fing an darauf rumzukauen, wie er es immer tat wenn er nachdachte,..


    "Gut, das mit dem Christen schien mir auch unwahrscheinlich, nur verhält er sich ab und an so.. du warst also ein Dieb. Auch wenn es weh tut, ich muss dich das fragen, wenn es zwei Menschen wissen ist es unwahrscheinlicher dass das wieder komplett vergessen wird. Und ich bin dein Freund, das weisst du. Also... an was kannst du dich noch erinnern? Familie? Freunde? Orte?"


    Er packte Marbod hart an der Schulter, um ihm zu zeigen dass er mit seiner Last nicht alleine durch's Leben läuft... Loki hatte selbst seine Probleme zu begreifen dass er selbst das nicht nötig hatte.

  • Marbod hatte schon im nächsten Moment vergessen gehabt, was er über Loki von wegen Bruder gesagt hatte, und blickte ihn deshalb etwas verwundert an, als er davon sprach.
    Doch die Frage nach Familie, Freunden und Orten ließen ihn leicht zusammen fahren, grade die Frage nach der Familie.
    „Da hast du was angesprochen“, murmelte Sextus und strich sich müde über das Gesicht. Sein Kopf pochte und seine Kehle erschien ihm viel zu trocken. „Ich wünschte ich hätte was zu trinken!“, murmelte er weiter, riss sich jedoch zusammen, als er Lokis Hand auf der Schulter spürte. „Die liebe Familie, jetzt weiß ich endlich, wer das eine Mädchen auf den Bildern ist. Meine große Schwester, Secunda.“ Er fuhr sich noch mal müde mit der Hand über das Gesicht und zwang sich dann zu lächeln.
    „Meine Familie, sie war wirklich ein wahrgewordener Traum, und zwar von der Übelsten Sorte. Mein Vater ein normaler Bauer mit Aggressionen. Meine Mutter hat sieben Kinder zur Welt gebracht, alle haben sie einfallsreichst durchnummeriert. Primus, Secunda, Tertius, Quartus, Quintus und ich. Septimus ist, als ich neun Jahre alt war, tot zur Welt gekommen. Mit meinen restlichen Brüdern hab ich mich nie verstanden, ich war der jüngste, sie haben mich herumgeschubst, nur Secunda und Mutter...“
    Er lächelte träumerisch.
    „Wie auch immer... Nur wenige Monate später hat mein Vater meine Mutter und meine große Schwester Sekunda zu Tode geprügelt, als er al wieder betrunken war. Mich wollte er auch erwischen, aber ich bin ihm abgehauen, ich kleiner Feigling, anstatt meiner Schwester und meiner Mutter zu helfen. Ich hatte mich versteckt, wie es meine Mutter wollte, und bin erst als auch Secunda zusammenbrach heraus gekommen. Da hat er mich gesehen und ich bin um mein Leben gerannt du hab einige Zeit auf der Straße verbracht.“
    Das Lächeln wurde bitter
    „Um einiges später bin ich zurück gekommen, als Valentins Sohn, ich konnte mit Waffen umgehen, ich wollte Rache. Doch mein leiblicher Vater war schon tot. Genauso wie zwei meiner älteren Brüder. Die drei restlichen Brüder, die haben den Hof verkauft, sich über die Verteilung des Geldes fast gegenseitig umgebracht und sich dann übers ganze Imperium verstreut.“
    Sextus räusperte sich, lehnte sich zurück und fluchte halblaut.
    „Ich brauch wirklich etwas zu trinken!“

  • Nachdem ich Stundenlang durch die Stadt gelaufen war und am Markt bereits jeden Winkel kannte, so machten jedenfalls meine Füße den Anschein, begab ich mich zu einer Pause in die Taberna. Etwas unsicher ob das der rechte Ort für eine junge Patriziertochter sein würde und was mein Vater Marcellus wohl dazu sagen würde, sah ich mich um und fand einen passenden Tisch,


    Herr Wirt! Etwas zu trinken bitte


    rief ich dem Manne entgegen, von dem ich annahm er sei es. Dann sah ich mir die Leute in der Taberna genauer an.

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