Ars Medicinae des Cursus Medicinae II

  • Ars Medicinae
    Die Theorie der Medizin
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    Es ist ein kalter Vormittag des ANTE DIEM IV NON DEC DCCCLV A.U.C. als Apollonius den Vorlesungsraum der neuen Schola in Hispania tritt. Die Fenster stehen weit offen, so dass die kühle Luft durch den Raum weht. Schließlich soll keiner der Schüler während der Vorlesung einschlafen. Apollonius geht auf eine hölzerne Erhöhung zu und dreht sich vor einem großen Stuhl zu den Schülern des Cursus um. Seine langes grauschwarzes, griechisches Gewand schleift leicht über den Boden. Mit verschränkten Armen mustert er streng einen der Schüler, der etwas später als Apollonius den Raum betritt. Schließlich holt Apollonius tief Luft und fängt an zu sprechen, wobei er keinerlei Notizen oder Wachstäfelchen zur Hilfe benutzt.


    "Salvete werte Cives, werte Damen und Herren!" Sein Blick schweift über die Schüler.


    "Willkommen in der Vorlesung zum Cursus Medicinae. Der Cursus Medicinae umfasst drei Teile, die von jedem Schüler durchschritten werden muss, wenn er das Ziel des Medicus erreichen will. Als Erstes werde ich die theoretischen Kentnisse dieses Faches vermitteln. Zweitens wird dieses theoretische Wissen in der Praxis umgesetzt und dadurch erweitert. Als letztes wird es darüber eine mündliche Prüfung geben."


    Er geht langsam auf und ab, während seiner Worte, wobei er immer wieder aufmerksam zu seinen Schülern blickt.


    "Wir beginnen mit der Ars Medicinae!


    Primus- Historia Medicinae


    Von der Zeit des Hippocrates bis zur modernen, römischen Medizin


    Eine Reihe von Vorträgen über die unterschiedlichen medizinischen Schulen und die Entwicklung bis hin zu unserem heutigen Stand des Wissens über das Leiden und den Körper des Menschen. Mit einem kleinen Exkurs in die ägyptische und babylonische Medizin.


    Secundus- Ars Medicinae


    Vom Viererschema der Philosophen bis hin zu der Humoralpathologie, Pharmazia und der Pneumalehre

    Die Grundlagen der Elementelehre werden erläutert werden bis hin zu der Theorie der Vier Säfte, Grundlagen der Pflanzenkunde zur Heilung des Menschen und auch die Pneumalehre, ein wichtiges Element für die Medizin."



    Apollonius bleibt stehen und dreht sich um. "Aber kommen wir doch zur Anwesenheit. Ich möchte erst einmal feststellen, wer da vor mir sitzt!" meint er mit Blick auf die Schüler.

    "Angemeldet haben sich Decima Valeria, Caius Iulius Seneca, Gaius Iulius Raeticus. Ich bitte doch die Schüler sich zu melden!"

  • Apollonius nickt zufrieden nach den Meldungen, wirkt aber kurz etwas verwirrt ob es gegenseitigen Zuwinkens. Er geht jedoch nicht weiter darauf ein, sondern spricht weiter.


    "Sehr gut! Dann werden wir gleich mit dem ersten Teil der Theorie beginnen, der Historia Medicinae. Ihr könnt mir jederzeit in den Vorlesungen Fragen stellen, sofern welche auftauchen."


    "Die Geschichte der Medizin möchte ich heute in vier verschiedene Phasen und Richtungen einteilen. Zwar sind diese Einteilungen nicht immer ganz voneinander zu trennen und die Zeitepochen fließen ineinander über, doch gibt es Euch eine passable Übersicht über die verschiedenen Strömungen und Ärzteschulen, die unsere heutige Medizin prägen."


    "Primus- Die Zeit des Askleipos Kultes und die Philosophen vor Sokrates.
    Secundus- Die Schule des Hippocrates
    Tertius- Die Hellenistische Medizin, geprägt durch die Alexandrische Schule
    Quartus- Die römisch- griechische Medizin!"

  • Apollonius mustert für einen Moment seine Schüler und nickt schließlich. Ruhiger Stimme beginnt er seinen ersten Vortrag. Immer wieder läuft er bei seinem Vortrag auf und ab und wirft wachsame Blicke auf seine Schüler, ob sie denn auch aufpassen.


    Zwischendrin winkt er seinen Gehilfen, Mercurius, heran, der bei seiner Handbewegung immer die passenden Bilder hochhält, die auf Papyrirollen und großen Tafeln gemalt sind. Ab und an schiebt Mercurius auch eine schwere Steinblatte hervor.


    "Der Heilkult des Asklepios


    Der Heilkult des Asklepios hat seinen Ursprung beim Gott Asklepios, dem Gott der Medici und Heiler. Obwohl Asklepios schon früh als Schutzherr der Heilergilde galt, wird er doch erst seit 250 nach Gründung Roms [500 vor Christus] als Gott der Heilkunst verehrt. Der Kult des Asklepios geht jedoch bis kurz nach der Zeit der Gründung Roms [7. Jhd. v. Chr.] zurück und seine größte Ausbreitung fand er 300-400 nach Gründung Roms [4.-3. Jhd. v. Chr.]


    Kennzeichnend für den Heilkult des Asklepios war die Annahme, dass Krankheit und Gesundheit dem göttlichen Einfluss unterlag. Nur mit Hilfe des Priesterarztes und des Gottes selber war es den Menschen möglich wieder zu gesunden und zu genesen. Gewirkt haben diese Heilpriester an heiligen Stätten des Gottes Asklepios, den Asklepieien.



    ~Der Gott und seine Kinder~


    ~Der Gott der Heilkunst~


    Wie Prometheus uns das Feuer brachte, so beschenkte uns ein Gott mit der Gabe, dem Leiden der Menschen entgegen zu treten. Der Schutzgott der Heilkunst ist Asklepios (lat. Aesculapius). Asklepios ist der Sohn des Apolls und der sterblichen Frau, Koronis, eine Fürstentochter. Nachdem aus Eifersucht Apoll seine Geliebte tötete, wuchs Asklepios als Findelkind bei dem weisen und gütigen Cheiron, einem Centauren auf, der ihn in der Heilkunst unterrichtete.



    Der Ruhm des Asklepios mehrte sich in den Jahren seines Wirkens. Und sein Ruhm war nicht unbegründet, denn es hieß von ihm, dass er sogar die Toten wieder ins Leben zurückholen konnte. Hades (lat. Pluto), der sich um seine Toten betrogen sah, fand das verständlicherweise nicht sehr amüsant. Auf sein Bestreben hin, streckte Zeus (lat. Jupiter) Asklepios mit einem Blitz nieder. Doch das Wissen über die Heilkunst sollte von uns Sterblichen weitergereicht werden und auch Asklepios hilft uns, von seinem Sternenbild Ophiuchus aus, unserem Streben dem Leid zu entkommen.


    Asklepios ist jedoch ein griechischer Gott. Wie kam es, dass auch die Römer diesen Gott als den Ihren anerkannten? Nun, im Jahre 460 nach Gründung Roms [293 v. Chr.], wurde Rom von einer schlimmen Pest heimgesucht. Die Sibyllinischen Bücher gaben Rat und eine Delegation wurde nach Griechenland, Epidauros, geschickt. Asklepios gab ihnen ein göttliches Zeichen und bestieg in Form einer Schlange ihr Schiff. Auf der Tiberinsel, sollte dem Willen der Schlange nach, ein Tempel gebaut werden. Die Pest wurde so vertrieben.


    So möget ihr, die ihr die Heilkunst praktiziert, künftig die Schlange als Euer heiliges Tier und den Wanderstab des Asklepios [Äskulabstab] mit der gewundenen Schlange als euer Zeichen sehen.


    Zu Erwähnen ist außerdem noch, dass vor der Zeit der Verehrung des Asklepios, dem Gott Apoll die Eigenschaften eines Heilgottes zugeschrieben wurden. Doch nachdem Asklepios diese Aufgabe übernahm, wurde hauptsächlich Asklepios in Zeiten der Krankheit um Rat und Hilfe gebeten.


    ~Söhne und Töchter des Heilgottes~



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    Hygieia und ihr Vater Asklepios


    Hygieia (lat. Hygiea), was soviel wie Gesundheit bedeutet, ist die Tochter des Asklepios. Sie steht für Gesundheit und die Abwehr der Krankheiten durch eine gesunde Art zu Leben. Ihr heiliges Tier ist die Schlange. Hygieia wurde auch manchmal als Agathe Theos bezeichnet, die in Rom als Bona Dea verehrt wurde. Die Hygiene bedeutet eine Lebensführung, die ganz der Gesundheit verschrieben ist, von der richtigen Ernährung bis hin zu den äußeren Lebensumständen.


    Panakeia war die Personifikation des Heilens und Tochter des Asklepios und Salus. Die Heilung der Panakeia fand durch Heilpflanzen statt. Die nach ihr benannte Pflanze, Panazee, gilt als Heilmittel gegen alle Krankheiten. Sie ist jedoch genauso mysteriös wie Ambrosia, die Frucht der Götter.


    Machaon und Podaleiros waren Beide die Söhne von Asklepios. Sie fanden ihre Erwähnung schon in Homers Ilias, wo sie den Zug der Griechen nach Troja begleiteten. Sie wirkten dort als die Ärzte der Griechen und ihrer Mitstreiter. Als Machaon in der Schlacht verletzt wird, läßt ihn der kretische Herrscher vom Schlachtfeld tragen mit den Worten: >Denn ein Arzt ist höher denn viele andre zu achten, Pfeile herauszuschneiden und lindernde Kräuter zu streuen.<


    ~Asklepieien~



    Überall in Griechenland, Kleinasien und dem römischen Imperium konnten diese Heilzentren gefunden werden. Berühmte Zentren dieser Heiligtümer in Griechenland waren Epidauros, Knidos, Kos, Rhodos und Kyrene.


    Die Asklepieien waren Tempelanlagen, ausgestattet mit Bädern, Unterkunftsstätten, teilweise mit Sportstätten und Theaterplätzen. All dies stand den Hilfesuchenden und Kranken in ihrer Genesung zur Verfügung. Besonders wichtig in den Tempelanlagen waren die Liegehallen, in denen der heilende Tempelschlaf vollzogen wurde. Bei Erfolg wurde natürlich eine Spende und somit eine Bezahlung erwartet.


    Was machte die Medizin des Asklepiaden aus? Ihre Handlungen waren auf psyche und soma bezogen- Seele und Körper. Die Priester vollzogen eine sorgfältige Befragungen der Kranken [Anamnese]. Die Priesterheiler vermittelten zwischen den Kranken und dem Gott, halfen ihnen bei Gebeten und Opferungen an Asklepios und auch an dessen Töchter und Söhne, Hygieia, Panakeia, Machaon, Podaleiros und Telesphoros. Die Heiler des Kultes vollzogen jedoch auch andere heilende Mittel, wie Bäder. Ihre Kentnissen beruhten auf Erfahrung und anderen Heilerfolgen, so dass sie nicht mit den magischen, abergläubischen und dämonischen Heilpraktiken früherer Zeiten und andere Länder zu vergleichen sind.


    Das wichtigste Element der Asklepiadenkultes war jedoch der Tempelschlaf, enkoimesis oder auch incubatio genannt. Dazu legten sich die Kranken in die Liegehalle und warteten darauf, dass ihnen der Gott Asklepios im Traum erscheint und ihnen die Anordnungen zur Heilung verkündet. Diese Träume wurden dann von den Priesterärzten interpretiert und die Therapie, sofern es keine Wunderheilung im Traum war, ausgeführt.


    Ein Beispiel für einen solchen Traum möchte ich Euch schildern:


    "Euphanes von Epidaouros, ein Knabe. Dieser war steinleidend und schlief im Heiltraum. Da träumte ihm, der Gott trete vor ihn und sage: Was willst Du mir geben, wenn ich Dich gesund mache? Er habe gesagt: 10 (Drachmen). Da habe der Gott gelacht und gesagt, er werde ihn erlösen. Als es Tag geworden, kam er gesund heraus."


    Solche Wunderheilungen wurden von der Priesterschaft oftmals auf Steintafeln verewigt, so dass heute noch Zeugnisse der Wirkung dieses Kultes zu finden ist.


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    Eine Votivbeigabe eines Erkrankten. Ein Bein mit Krampfadern!"




    Apollonius verstummt nach seiner langen Rede. Er gibt den Schülern in seiner Atempause, wo er sich von Mercurius etwas Wasser reichen lässt, die Zeit eventuell Fragen zu stellen.

  • Valeria hatte fleißig mitgeschrieben. Ihr fiel erst jetzt auf, dass der Name Apollonius so richtig zu dem Mann passte, der sich gerade an dem Wasser gütlich tat, dass sein Assistent ihm gereicht hatte. Valeria lächelte.

  • Apollonius Blick schweift noch mal über die Schüler. "Keine Fragen! Gut, dann geht es morgen weiter! Vergesst jedoch nicht das Tirocinium Medicinae, im unteren großen Saal."


    Mit einer Handbewegung entlässt er die Schüler für den Tag.

  • Am nächsten Morgen geht es weiter im Cursus. Nachdem wieder alle Schüler eingetroffen sind, beginnt Apollonius unverzüglich mit seinem Vortrag, welchen er wieder mit kleineren Papyribildern veranschaulicht.


    ~~~~~


    ~Die Philosophie- Grundstock einer jeder Wissenschaft~



    ~Die Vorsokratiker~


    Ihr fragt Euch jetzt sicherlich: Was haben Philosophen interessantes für die Medizin beigetragen? Warum werden die philosophischen Lehren in einem Cursus für die Ars Medica behandelt?


    Es darf nicht vergessen werden, dass viele Medici neben ihrer Berufung in der Heilkunst auch Philosophen und Gelehrte der Mathematik waren. Aber auch jede Lehre basiert auf einem Fundament an Erkenntnissen. Und gerade die Philosophie ist doch die Suche nach Wissen und Weisheit. Nur ein geschulter und ein gebildeter Geist kann über die Grenzen des eigenen Handwerks Neues und Großes erreichen. Die Humoralpathologie, die ich später noch genauer erklären werde, wäre ohne Empedokles ‚Vier Elemente’ Philosophie fast undenkbar. Viele der theoretischen Grundlagen der Medizin verdanken ihrer Entstehung den Naturphilosophen. Naturphilosophie ist im Grunde auch der Markstein unserer gesamten Wissenschaft.


    Um den weiteren Bezug zur Philosophie zu verstehen, muss man sich die Zusammenhänge der Welt verdeutlichen. Der Makrokosmos ist alles was uns umspannt - von den Steinen auf den Wegen bis hin zum Himmel, dem Kosmos und der Sonne. Und auch der Mensch ist ein Teil dieses Kosmos. Er bildet einen Mikrokosmos im großen Ganzen. Wer die Zusammensetzung des Kosmos entdeckt hat, hat auch die Natur des Menschens enthüllt.


    Aber kommen wir zu den philosophischen Grundlagen. Das Fundament der hippokratischen Medizin entstanden größtenteils in der Zeit vor Sokrates. Dies ist eine wichtige Zeitdifferenzierung, da uns aus jener Zeit keine Schriften dieser Philosophen mehr überliefert sind. Die Gründe davon sind vielfältig. Zum einen ist es natürlich schon Jahrhunderte her und zum anderen spielt die Katastrophe von 705 nach Gründung Roms [48 v. Chr.]


    ~ Die Grundstofflehre und ihre Erfinder~


    Woraus besteht die Welt? Was ist das Grundelement von allen Dingen, belebt oder unbelebt. Dies ist eine Frage, die viele Philosophen beschäftigt hat. Verschiedene Antworten wurden gefunden und einige strebten in die Richtung auf der unsere heutige Medizin aufgebaut ist.



    ~Von Elementen~


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    Thales von Milet


    Thales von Milet (183- 253 nach Gründung Roms) [570-500 v. Chr.], der berühmte Philosoph und Wissenschaftler, einer der sieben Weisen, war ein leidenschaftlicher Beobachter der Natur. So konnte er exakt die Sonnenfinsternis im Jahre 168 n. Gr. Roms [585 v. Chr.] berechnen. Ihm zufolge beruht alles Sein auf dem Element Wasser. Alles besteht aus einem Kreislauf, der durch ständige Bewegung des Wasser gekennzeichnet ist. Nur dieses Element, war seiner Meinung nach, so wandlungsfähig. Von Dampf bis Eis, es konnte jede Form einnehmen.


    Auch einige andere Philosophen der Zeit sahen den Ursprung alles Seins in den Elementen. Anaximenes von Milet bevorzugte die Luft. Herakleitos von Ephesos, 203 - 273 nach Gr. Roms [550-480 v. Chr.], glaubte die Zusammensetzung der Welt in den Elementen Wasser, Erde und Feuer. Seinem Konzept nach bestand Gesundheit aus Harmonie all dieser drei Elemente. Herakleitos sah die Seele und ihren Ursprung in Ausdünstungen, womit er wohl das Feuer (laut Aristoteles) meinte.


    ~Empedokles und der Urvater des Viererschemas~


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    Empedokles von Agrigent


    Wichtigster Vertreter der Elementelehre und einer der Hauptstützen der Humoralpathologie und der Vier- Säfte Lehre ist Empedokles von Agrigent [504-433 v. Chr.] Seiner Ansicht nach besteht der Makrokosmos aus den vier Elementen- Feuer, Wasser, Luft und Erde. Jede Form wurde von diesen Vier Elementen gebildet. Den Elementen werden vier Göttern zugeordnet, dem Feuer Zeus (lat. Jupiter), dem Wasser Nestis, der Erde Hades (lat. Pluto) und der Luft Hera (lat. Juno). Aus den vier Eigenschaften, heiß, feucht, kalt und trocken, werden die Elemente, nach Empedokles geformt.


    Auch hat Empedokles schon das wichtige Verhältnis der Körpersäfte erkannt und das gesundheitserhaltende Mischungsverhältnis der Körpersäfte. Harmonie, Synkrasie, dieser Säfte bedeutet Gesundheit und Disharmonie, Dyskrasie, bedeutet Krankheit.


    In diesem Schaubild ist das Prinzip gut zu erkennen. Feuer wird gebildet durch die Eigenschaften trocken und heiß, Wasser durch die Eigenschaft feucht und kalt, Erde durch kalt und trocken, die Luft jedoch durch heiß und feucht.


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    Die Elementelehre des Empedokles


    Diese Elementelehre klingt vielleicht jetzt sehr theoretisch, aber durch Beobachtungen ist dies gut nachzuvollziehen. Nehmt doch ein Glas mit Wasser. Welche Eigenschaften macht das Wasser aus? Es ist naß, sprich feucht. Die Kühle spricht von kalt. So kommt man auf die Kombination kalt und feucht.


    ~Mathematik, Zahlen und Philosophen~


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    Pythagoras von Samos


    Der berühmte Mathematiker und Philosoph Pythagoras von Samos hatte ebenso mit der Schule der Pythagoreer großen Einfluß auf die medizinischen Schulen der späteren Zeit. Besonders der Mystizismus des Pythagoras ist von uns für Bedeutung. Die Zahlenlehre beinflußt bis heute die Zählung der ‚kritischen’ Tage bei einem Krankheitsverlauf, was ich später noch genauer erläutern werde. Harmonie und Disharmonie wurde schon als Gesundheits- und Krankheitskonzept dieser Schule aufgegriffen. Wessen Körper in Harmonie und Ausgewogenheit war, der war auch gesund. Auch geht der hippokratische Eid, so wie er heute genannt wird, auf ihren Einfluss zurück. Doch dazu später bei der hippokratischen Schule etwas mehr dazu.


    Ebenso zu erwähnen ist Demokritos von Abdera [ca. 460-370 v. Chr.], der auch eine medizinische Schule, die Methodiker, beeinflusste. Demokritos von Abdera vertrat die Ansicht, dass alle Stoffe auf sogenannten Atomen beruhen. Kleine Teilchen, die in ihrer Gesamtheit das große Ganze bilden. Auch in der Medizin hatte er schon einige Forschungen und Gedankenspekulationen betrieben. So war der Koitus des Mannes ein Anfall wie es sich bei der Heiligen Krankheit (Epilepsie) zu finden ist. Ein Teil wird aus dem Menschen heraus gerissen.


    ~Alkmaion von Kroton [5.-6. Jhd. v. Chr.]~ Alkmaion war nicht nur Naturphilosoph, sondern auch sehr wahrscheinlich ein sehr eifrig forschender Medicus. Ihm wird nachgesagt, dass er an Menschen seziert hat und wohl auch an lebenden Menschen Gehirnsektionen durchgeführt hat. Auch hat er Oparationen am Auge gewagt. Seiner Ansicht nach, ist das Gehirn der Sitz jedes Wissens, Riechen, Sehen und Hören und diese Eindrücke führen alle zum Gehirn. Das Gehirn ist nicht nur eine Drüse, die den Schleim absondert. Auch Platon sollte dem Gehirn später eine solche Bedeutung zumessen.


    ~Die zwei großen Philosophen- Platon und Aristoteles~


    Und noch der Vollständigkeit wegen möchte ich noch zwei Philosophen in dem Zusammenhang, Medizin und Philosophie, erwähnen.


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    Platon und sein Schüler Aristoteles


    Als erstes Platon, der Schüler Sokrates:
    Platon war ein Zeitgenosse Hippokrates, geboren um 325 n. Gr. Roms [428 v. Chr.], kam aus einer vornehmen, griechischen Familie. Seine Werke handeln von Dialogen, die der Philosoph Sokrates mit Freunden und Bekannten rund um Athen geführt hat. Seiner Meinung nach saß die Seele im Gehirn. Doch die Seele war nach ihm auch in drei Teile gegliedert, der erkennende, der mutige und der begierige Teil.

    Aristoteles, ein Schüler des Platons, war ein Universalgenie. Von der Astronomie, der Naturphilosophie, der Moralphilosophie und der Seelenlehre, vor keinem Thema schreckte der Philosoph, der Alexander den Großen unterrichtete, zurück. Er verlegte die Seele ins Herz. Das Gehirn diente dem Kühlen der Säfte und war Sitz der Wahrnehmungsseele.


    Zusammenfassend kann man sagen:


    Die Humoralpathologie beruht auf den Lehren einiger vorsokratischen Philosophen. Besonders Empedokles aus Agrigent ist wegweisend für die hippokratische Medizin. Er entwickelte das System der Vier Elemente und der Qualitäten, warm, feucht, kalt und trocken aus denen die Elemente aufgebaut sind. Diese Elementelehre kann man auch auf den Menschen anwenden, da er das Abbild des großen Kosmos ist. Somit war die Grundlage für die Vier Säfte Lehre geschaffen.

  • Wieder hatte Valeria sich bempht, alles Wichtige in Stichpunkten aufzuschreiben. Doch bei der Vier-Säfte-Lehre hatte sie eine Frage.


    "Apollonius, wenn wir den Hustenschleim am Beispiel der Vier-Säfte-Lehre erläutern...kommen wir da nicht auch die Medien feucht und heiß? Ist denn nicht alles, was in uns ist, warm, wie wir selbst es sind? Das verstehe ich nicht ganz."

  • Apollonius wendet seinen Blick zu Valeria und nickt leicht. "Durchaus eine gute Frage! Da ich bis jetzt noch nicht die Humoralpathologie genauer erklärt habe, ist das durchaus eine berechtigte Annahmen. Es gibt jedoch noch einige Faktoren, die in die Vier Säfte Lehre mit hineinspielen!"


    Apollonius verstummt kurz, um sich zu sammeln und seine Hände hinter dem Rücken zu verschränken.


    "Die vier Säfte haben verschiedene Ursprungsorte im Körper. In der Vier-Säfte Lehre wird der Schleim, den Du erwähntest, im Gehirn hergestellt und verteilt sich im Körper. Das Gehirn hat eine kühlende Wirkung auf den Körper und deswegen ist die Grundeigenschaft dieses Schleimes kühl und feucht. Das Blut, was im Herzen erhitzt wird, erwärmt den Schleim dann sicherlich im Körper. Aber Du darfst nicht vergessen, wo der Schleim seinen Ursprung hat. Aber das wird noch klarer werden, wenn ich die Vier-Säfte Lehre schildern werde."


    Fragend sieht er zu Valeria, ob sie seinen Worten folgen konnte.

  • "Ah, also werde ich das sicher verstehen, wenn wir die Ursprungsorte der Säfte kennenlernen", sagte Valeria und nickte.
    Währenddessen machte sie sich ein dickes Kreuz an den Rand ihrer Pergamentrolle, damit sie später wusste, wo sie die Vier-Säfte-Theorie wiederfinden konnte.

  • Am nächsten Morgen geht der Unterricht wieder weiter. Dieses Mal kommt Apollonius ein bisschen später als die Schüler und er wirkt auch ein wenig gestresst, wenn dieses sich in der folgenden Vorlesung nicht niederschlägt.


    Nach der allmorgendlichen Begrüßung setzt er den theoretischen Teil fort.



    ~Hippokrates und die hippokratische Schule~
    Begründer der Humoralpathologie



    Bis in unsere Zeit beeinflusst und bestimmt die Lehre der hippokratischen Schule die Medizin maßgeblich. Auch bedeutete die Lehren des Hippokrates ein wichtiger Schritt in Richtung einer wissenschaftlich orientierten Kunst der Medizin, weg von der theurgischen Ausrichtung.


    Doch wer war es, der uns diesen Wandel in der Medizin brachte?


    ~Hippokrates von Kós
    Der Vater der Heilkunst~



    Hippokrates entstammte sehr wahrscheinlich einer alten Familie, den Asklepiaden, Familien die in der Tradition des Kultes von Asklepios standen. Um 293 nach Gründung Roms [460 v. Chr.]wurde Hippokrates auf Kós geboren. Früh wurde er von seiner Familie in die Kunst des Heilens eingeweiht, vermutlich in einem Tempel des Asklepios. Danach zog er als Wanderarzt durch Griechenland und Kleinasien, wo er sich schnell einen Namen machte. In Kós gründete er schließlich seine berühmte Medizinschule, die bis heute noch auf uns wirkt.



    Begründer unserer Medizin? Was machte Hippokrates anders als die Heiler und Ärzte vor ihm?


    Hippokrates wandte sich von der Medizin ab, die auf magischen Ritualen und rein religiösen Bräuchen beruhten und viele Scharlatane hervorgebracht haben. Die Leiden der Menschen müssen tatkräftig mit der Diätetik, Heilmitteln und notfalls auch dem Messer vom Menschen genommen werden. Gebete und Weihrauch können den Heilprozess unterstützen und auch ein Opfer an Asklepios wird bei einer Krankheit helfen. Doch Hippokrates erkannte auch, dass der Körper und die Menschen mehr brauchen. Aus der Magie um das Heilen wurde die Wissenschaft des Heilens. Beobachtungen und Erfahrungen mit dem Umgang von Krankheiten sollten an die Schüler weitergegeben und erforscht werden. Der Arzt muss zusammen mit dem Kranken gegen das Leiden kämpfen.


    ~Corpus Hippocraticus~


    Unter Corpus Hippocratius versteht man, das wissenschaftliche Werk, welche die Lehre der hippokratischen Schule vertreten und lehren. Diese ungefähr 60 verschiedenen Schriften gehen zum Teil auf Hippokrates selber zurück, jedoch auch auf Schüler und Vertreter seiner Schule. Selbst heute noch erscheinen Schriften unter diesem Namen.


    Dieses Werk wurde in erster Linie in Alexandria gesammelt, was auf Ptolemaios II. von Philadelphos zurückgeht, der ebenso wie Hippokrates von Kós abstammt. Doch auch diese Originalschriften fielen dem Brand in der Bibliothek von Alexandria zum Opfer, so dass wir heute auf Abschriften der Werke angewiesen sind.


    Zu den wichtigsten Schriften, die uns von Hippokrates überliefert sind, gehören die Epidemiebücher, das Prognosticon und die chirurgischen Abhandlungen. Es ist auch wahrscheinlich, dass die Aphorismensammlung aus der Schule von Kós entstammt.


    Auch wenn wir heute nicht mehr wissen können, welche der Werke tatsächlich auf Hippokrates, dem Urvater der Medizin, zurückgehen, hat die Schule von Kós doch einen weiteren wichtigen Schritt getan. Die Medizin ist weg von der mündlichen Überlieferung gegangen und hin zu einer schreibenden Wissenschaft. Dazu ein Zitat aus einem der Werke, dem 3. Epidemiebuch:


    „Für eine bedeutende Leistung in der Heilkunst halte ich die Fähigkeit, auch die schriftliche Überlieferung richtig zu beurteilen. Wer sie kennt und benützt, dürfte wohl in der Praxis kaum schwere Fehler begehen.“


    ~Das ärztliche Handeln der hippokratischen Schule~


    Wie schon erwähnt, zeigt sich ein Hauptmerkmal der hippokratischen Schule in der Abkehr von religiösen Überzeugungen und irrationalen Annahmen in der Medizin. Das beste Beispiel in der Änderung der Ansichten ist die Behandlung der ‚heiligen Krankheit’, der Morbus Sacer (Epilepsie). So sah Hippokrates in ihr nicht mehr eine Krankheit die von den Göttern geschickt wurde, sondern ein körperliches Leiden, welchem mit irdischen Mitteln begegnet werden kann.


    Im Buch der Aphorismen beschreibt Hippokrates folgendes:


    „Mit der sogenannten heiligen Krankheit verhält es sich folgendermaßen. Sie scheint mir in keiner Beziehung einen mehr göttlichen Ursprung zu haben als die übrigen Krankheiten, auch nicht heiliger zu sein, sondern dieselbe Beschaffenheit zu besitzen, aus welcher heraus sie sich entwickelt, wie die übrigen Krankheiten. Die Menschen aber haben infolge ihrer Unerfahrenheit und Verwunderung geglaubt, ihre Beschaffenheit wie ihre Veranlassung seien etwas Göttliches, weil sie in keinem Punkte anderen Krankheiten gleicht.“


    Außerdem:


    „Ich bin der Ansicht, dass Menschen, die zuerst diese Krankheit für eine heilige ausgegeben haben, Leute gewesen sind, wie es solche auch heute gibt, nämlich Schwarzkünstler, Sühnepriester, Schwindler und Aufschneider, die so tun als wären sie gottesfürchtig und als wüssten sie mehr...“


    Und zuletzt:


    “Schuld an diesem Leiden ist das Gehirn, wie auch an den anderen schwersten (Geistes-) Krankheiten.“


    Aus diesen Schriften kann man erkennen, dass es der hippokratischen Medizin um einen neuen Ansatz in der Medizin ging uns zwar der empirischen Grundlage. Aus Beobachtung, Wissen und Erfahrungen wurden die Rückschlüsse auf die Krankheiten gezogen und nicht auf blinden Glauben oder reiner Spekulation heraus.


    ~Die Vier Elemente des ärztlichen Handelns~


    Es gibt vier zentrale Elemente des ärztlichen Handelns, die seit Hippokrates auch immer noch heute angewendet werden.


    ~Primus~


    Zum einen eine genaue Beobachtung des Kranken. Welche Einflüsse der Umwelt, der Lebensumstände fließen in seinen Zustand mit hinein?


    ~Secundus~


    Einbeziehen mündlicher und schriftlicher Überlieferungen und Erfahrungen der bisherigen empirischen Medizin. Kam die Krankheit in der Form schon einmal vor? Welche Erfahrung hatte die Medizin mit dieser?


    ~Tertius~


    Erstellen einer Prognose aufgrund der bisherigen Erfahrungen. Wie wird die Krankheit verlaufen? Was charakterisiert sie und wie wird die Krankheit sehr wahrscheinlich ausgehen?


    ~Quartus~


    Erstellen einer genauen Therapie, entweder durch einen Ernährungs- und Lebensplan (Diätisch), durch Pflanzen (Medikamentös) oder mittels des Messers (Chirurgisch). Auf Letztes sollte jedoch nur zurückgegriffen werden, wenn die ersten beiden Lösungen versagen.


    Fast man diese vier Elemente zusammen, erst dann kann man von einer vollendeten Behandlung des Patienten im Sinne des Hippokrates sprechen. Alles zusammen bildet die ärztliche Kunst, die Ars Medica oder auch die Techné. Nicht das Behandeln eines einzelnen kranken Organs steht im Vordergrund der hippokratischen Medizin, sondern die Behandlung des gesamten Körpers des Patienten.



    ~Der hippokratische Eid~


    „Ich schwöre bei Apollon, dem Arzte, bei Asklepios, Hygieia und Panakeia und bei allen Göttern und Göttinnen, indem ich sie zu Zeugen mache, dass ich diesen meinen Eid und diese meine Verpflichtung erfüllen werde nach Vermögen und Verständnis, nämlich denjenigen, welcher mich in dieser Kunst unterwiesen hat, meinen Eltern gleich zu achten, sein Lebensschicksal zu teilen, ihm auf Verlangen dasjenige, dessen er bedarf, zu gewähren, das von ihm stammende Geschlecht gleich meinen männlichen Geschwistern zu halten, sie diese Kunst, wenn sie dieselbe erlernen wollen, ohne Entgelt und ohne Schein zu lehren und die Vorschriften, Kollegien und den ganzen übrigen Lernstoff meinen Söhnen sowohl wie denen meines Lehrers und den Schülern, welche eingetragen und verpflichtet sind nach ärztlichem Gesetze, mitzuteilen, sonst aber niemand.


    Diätetische Maßnahmen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken nach meinem Vermögen und Verständnisse, drohen ihnen aber Fährnis und Schaden, so werde ich sie davor zu bewahren suchen. Auch werde ich keinem, und sei es auf Bitten, ein tödliches Mittel verabreichen, noch einen solchen Rat erteilen, desgleichen werde ich keiner Frau ein abtreibendes Zäpfchen geben. Lauter und fromm will ich mein Leben gestalten und meine Kunst ausüben. Auch will ich bei Gott keinen Steinschnitt machen, sondern ich werde sogar diese chirurgische Verrichtung denjenigen überlassen, in deren Beruf sie fällt.


    In alle Häuser aber, in wie viele ich auch gehen mag, will ich kommen zu Nutz und Frommen der Patienten, mich fernhaltend von jederlei vorsätzlichem und Schaden bringendem Unrechte, insbesondere aber von geschlechtlichem Verkehr mit Männern und Weibern, Freien und Sklaven. Was ich aber während der Behandlung sehe oder höre oder auch außerhalb der Behandlung im gewöhnlichen Leben erfahre, das will ich, soweit es außerhalb nicht weitererzählt werden soll, verschweigen, in dem ich derartiges für ein Geheimnis ansehe.


    Wenn ich nun diesen Eid erfülle, ohne ihn zu brechen, dann möge mir ein glückliches Leben und eine glückliche Kunstausübung beschieden sein und ich bei allen Menschen für immer in Ehren stehen, wenn ich ihn aber übertrete und meineidig werde, möge das Gegenteil geschehen!“


    Immer wieder hört man, dass dieser Eid wohl von Ärzten der hippokratischen Schule geschworen werden müssen und der Eid selber noch von Hippokrates abstammt. Dem ist jedoch nicht so. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Eid aus der Schule des Pythagoras entstammt, die ihren Einfluss aus Unteritalia hat.


    Es ist sofern unwahrscheinlich, da manches von der Eidesformel von hippokratischen Ärzten angewendet durchaus praktiziert wird, was der Eid ihnen verbietet. Besonders die chirurgischen Eingriffe, wie der Steinschnitt, sind zu erwähnen, die von diesen Ärzten durchgeführt wurden und auch werden.


    Aus diesem Grunde werde ich Euch auch nicht diese Eidesformel schwören lassen. Nur bedenkt folgendes: Viele der Inhalte sind Grundsätze, die Ihr Euch zu Herzen nehmen und respektieren solltet. Hortet nicht das Wissen, welches Ihr gesammelt hat, sondern lehrt sie die Wissbegierigen. Richtet Euer Handeln rein dem Wohle des Patienten aus und lasst Euch nicht vom Schein des Goldes glänzen. Auch solltet Ihr die Geheimnisse Eurer Patienten gut in Euch verschließen und nicht nach außen dringen lassen. Und Euer Verhalten sollte anderen moralisch zum Vorbild werden.


    Zusammenfassend kann man sagen:


    Die hippokratische Schule wandte sich von der theurgischen Heilmethode ab. Sie beruht nun auf genauer Beobachtung und alten Erfahrungen mit Krankheiten. Nicht nach übernatürlichen Erklärungen, sondern nach wissenschaftlichen Gründen soll gesucht werden. Hippokrates leistete damit wichtige Pionierarbeit in der Medizin.


    Es gibt für die Behandlung der Patienten vier Elemente:


    1. Genaue Beobachtung
    2. Zurückgreifen auf Erfahrungen
    3. Die Prognose
    4. Die Therapie

  • ~Die Hellenistische Medizin~


    Wer jetzt annehmen würde, Griechenland und das Römische Imperium würde einzig von der hippokratischen Medizin geprägt sein und die meisten Ärzte würden dem Bespiel des Hippokrates folgen, der irrt. Die Mittelmeerregion hat viele unterschiedliche Schulen in der Medizin hervorgebracht. Oftmals waren diese Schulen regional stark begrenzt oder mit einer festen Anhängerzahl versehen. Heute werde ich Euch einige dieser Schulen, natürlich nur eine kleine Auswahl, ein wenig vorstellen.


    ~Die Dogmatiker~


    Die Dogmatiker waren ebenfalls Anhänger der Vier Säfte Lehre. Dogmatiker wurden die unmittelbaren Nachfolger des Hippokrates genannt. Die Dogmatiker waren Imitatoren der großen Vorbilder. Sie wandten das Wissen ihrer Vorgänger an und auch nur so. Sie waren eher als reine Handwerker zu betrachten. Doch unter den Dogmatikern gab es durchaus größere Geister, die selbst in der Lage waren, der Wissenschaft der Medizin noch etwas hinzuzufügen.


    Zwei wichtige Vertreter waren Diokles aus Karystos und Praxagoras aus Kos.


    ~Diokles aus Karystos~


    Diokles war ein Forscher der Anatomie des Menschen und viele seiner Studien gingen in diese Richtung. Für ihn war das Herz das wichtigste Organ im Körper und auch Grund für alle Geisteskrankheiten. Er heißt, er hätte das erste Kräuterbuch geschrieben, neben anderen Schriften, wie über die Augenkrankheit. Er gilt außerdem als der Schüler des Aristoteles, der ebenfalls schon, wie ich bereits erläutert habe, das Herz als wichtigstes Organ gesehen hat.


    ~Praxagoras aus Kos~


    Praxagoras entstammt derselben Insel wie der große Hippokrates. Praxagoras beschäftigte sich intensiv mit der Pulslehre und setzte darin als erster griechischer Arzt die Basis für unser heutiges Wissen darüber.


    ~Die Schule von Alexandria~



    Mehr als vierhundert Jahre nach der Gründung Roms und kurze Zeit nachdem Alexander der Große die Stadt Alexandria in Ägypten gründete, verlagerte sich das geistige Zentrum des Hellenismus von Griechenland nach Alexandria. Alexandria wurde zum neuen Magnetpunkt großer Geister. Euklid und Archimedes sind wohl die heute bekanntesten Vertreter Alexandrias. Besonders das Museion, ein Zentrum für Gelehrte, aber auch eine Schule, die den Musen gewidmet war, brachte große Leistungen hervor. Die Möglichkeiten, die das Museion und die größte Bibliothek der Welt, den Gelehrten gaben, führten zum Wachsen der Gelehrsamkeit in der Stadt. Gerade die Anatomie gewann dort große Erkenntnisse, so war doch sogar die Sektion an Leichen in der frühen Alexandrieschen Zeit möglich.


    Und wieder möchte ich zwei wichtige Gelehrte aus Alexandria vorstellen, die der Medizin unschätzbares Wissen hinzugefügt haben.


    ~Herophilos von Chalkedon~


    Herophilos, der um die 450 nach der Gründung Roms gewirkt und gelebt hat [300 v. Chr.]. Herophilos war ebenfalls Anhänger des Hippokrates. Später, durch seine Forschungen, tendierte er jedoch auch zu den skeptischen Philosophen. Durch Herophilos hat die Medizin große anatomische Kenntnisse gewonnen. Genau beschreibt er das Auge, das Gehirn mit den Hohlräumen [Ventrikel] und den Gehirnhäuten, die Gefäßsysteme des Körpers, die männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Er gab auch einen Teil des Darmes den Namen, der er heute auch noch hat, Duodenum- der Zwölffingerdarm. Es heißt, dass Herophilos auch Vivisektionen, das heißt das anatomische Forschen und Sezieren am lebenden Menschen, durchgeführt hat. Doch belegt ist dies nicht.


    Als Schüler des Dogmatiker Praxagoras verfolgte er auch weiter die Pulslehre. Durch genaues Beobachten mit der Wasseruhr forschte er an der Lehre. Auch unterschied Herophilos zwischen zwei unterschiedlichen Lähmungen, Lähmungen der Bewegung und Ausfall sensiblen Reizen gegenüber. Er verfolgte zwar die Säftelehre, doch hinderte ihn sein Skeptizismus nicht, die Theorie durch Experimente belegt oder widerlegt zu sehen. In seiner praktischen Tätigkeit griff er aber durchaus auf die „Götterhände“ und den Aderlass zurück.


    Ein berühmter Ausspruch von ihm ist:


    „Der beste Arzt ist derjenige, der das Mögliche vom Unmöglichen unterscheiden kann!“


    ~Erasistratos von Julis auf Keos [330 v. Chr.- 250 v. Chr.]~


    Erasistratos schrieb wohl an die 62 Bücher, wovon leider heute jedoch keines mehr existiert. Auch Erasistratos war ein Anatom, der wie Herophilos unterschiedliche Lähmungen erklärte, Aufbau des Gehirns, des Herzens und der Gefäße beschrieb. So sah er in dem Herzen den Ausgang aller Flüssigkeitsbewegungen.


    Die „unmerkliche Transpiration“ geht auf Erasistratos zurück. Damit beschrieb Erasistratos das Phänomen, dass von allen lebendigen Wesen weniger ausgeschieden, als aufgenommen wird. Mit der unmerklichen Transpiration verschwindet ein Teil der Stoffe. Er fand auch heraus, dass bei der Bauchwassersucht die Leber hart wurde und dass bei Wasseransammlungen in der Bauchhöhle, die Leber mitverantwortlich war.


    Durch seine Forschungen wandte er sich schließlich von der Humoralpathologie ab und wandte sich der Solidarpathologie zu. So beruhte seine Theorie auf die des Atomisten, Demokritos, und die Lehre über das Pneuma. So glaubte er, dass die Atome im Körper durch die äußere Luft, die in den Adern zirkuliert, belebt werden. Krankheit und Gesundheit beruhten darauf, wie gut die Luft durch die Adern strömen konnte. Kam es zu einem lokalen Blutandrang, wurde der Luftstrom gestört und der Mensch krank. Therapeutisch gesehen war Ersaistratos jedoch gegen Aderlass und das Verabreichen vieler Kräuter und Heilmittel.


    Es gab und gibt heute immer noch Anhänger seiner Schule, die große Verbreiterung in dem griechischen, aber auch römischen Raum fand.


    ~Die Empiriker~


    Vor ungefähr dreihundert Jahren [im 3. Jahrhundert vor Christus] entwickelte sich in Alexandria eine weitere medizinische Schule, die Schule der Empiriker. Die Empiriker lehnten die philosophischen Spekulationen und die wissenschaftlichen Experimente ihrer Vorgänger ab. Für sie waren in erster Linie ihre eigenen Beobachtungen und die Überlieferungen anderer medizinischen Autoren wichtig. Sie stellten die eigene Beobachtung der Kranken in den Vordergrund und bestritten, dass es möglich wäre von der Anatomie und den damit verbundenen Spekulationen auf die praktische Tätigkeit am Kranken Rückschlüsse ziehen zu können. Aus den Beobachtungen, der Überlieferung fremder Beobachtungen, den Erfahrungen und daraus dem Folgern des Zustandes, konnte die Behandlung am Patienten durchgeführt werden.


    In ihrem strikten Dogmatismus, Dogmen abzulehnen, gerieten sie selber in eine starre Sackgasse. Doch ihnen ist ein Aufschwung in der Symptomatiklehre und besonders der Chirurgie zu verdanken, die bis heute ihre Auswirkung hat, wenn auch die Schule ihre Bedeutung verloren hat.


    Wichtigste Vertreter waren:


    ~Philinos von Kos [3. Jh. v Chr.]~
    ~Pyrrhon von Elis [ 360- 270 v. Chr.]~
    ~Serapion von Alexandria [ 2. Jhd. v. Chr.]~
    ~Glaucias von Tarent [ ca. 170 v. Chr.]~


    ~Die Methodiker~


    Für die Methodiker ist die naturphilosophische Anschauung der Vorsokratiker ein wichtiger Bestandteil ihrer Lehre. Seit ungefähr zweihundert Jahren wirken diese Schule und ihre Anhänger nun schon.


    Wichtige Vertreter sind dieses Mal sogar recht nahe unserer Zeit anzusiedeln.


    ~Themisos von Laodikeia vor etwa 50 Jahren [50 n. Chr.]~
    ~Thessalos von Tralleis, ein Gelehrter, der unserer Zeit nahe steht [ 1. Jhd. n. Chr.]~


    Auch die Methodiker hatten ihre Basis in der Atomlehre des Demokritos, den ich schon bei den Philosophen erwähnte. Alles, auch alle nicht marteriellen Dinge, besteht aus kleinen, dicht gelagerten, unveränderlichen und unsichtbaren Teilchen, den Atomen. Alle Veränderung und letztendlich auch das Vergehen beruhten auf Umlagerung dieser Atome. Asklepiades von Bithynien [1. Jhd. v. Chr.] versuchte diese Lehre als erster in die Medizin zu integrieren. Durch ihn entwickelten die Methodiker das Krankheitskonzept aus der Disharmonie der Atome bestand.


    ~Themisos von Laodikeia ~


    Themison entwickelte eine Krankheitstheorie, die auf eine Störung der Körperporen beruhte. Er unterschied dabei in drei Zustände.


    Primus- Status Laxus~ Dabei handelt es sich um einen schlaffen Zustand, der zur vermehrten Sekretion von Körperflüssigkeiten führt. (Hypersekretion).


    Secundus- Status Strictus~ Ein erhöhter Spannungszustand, der das Ausscheiden der Säfte verhindert, was zur einer Hyposekretion führt.


    Tertius- Status Mixtus~ Ein Mischzustand beider Stati.
    Somit sind alle Krankheitsformen auf diese drei Zustände zurück zu führen. Der Theorie nach, brauchte der Medicus auch keine weiteren Kenntnisse, wie die Anatomie des Menschen. In seiner Therapie kamen vorwiegend Medikationen zur Anwendung, die laxierend oder relaxierend wirkten.


    ~Thessalos von Tralleis~


    Thessalo ging noch einige radikalere Schritte als seine Vorgänger. Für ihn war alles uninteressant und unwichtig, was nicht seiner Theorie folgte. Andere Erkenntnisse und Krankheitslehren wurden von ihm ignoriert oder als dogmatisch abgelehnt. Er holte sich seine Schüler aus den niederen Schichten und machte sie innerhalb kürzester Zeit zu Ärzten. Grundlage war das einfache System der Methodiker. Mehr brauchte ein Arzt nicht zu wissen.


    Was davon zu halten ist, überlass ich jedem selber. Eine solche Ausbildung zu ‚genießen’, würde ich jedoch abraten, da selbst heute noch Schüler dieses Medicus wirken. Auch würde ich mich persönlich nicht von denjenigen behandeln lassen.


    ~Die Pneumatiker~


    Die Schule entstand vor etwas zweihundert Jahren und war sehr an die Lehre der Stoa angelehnt. Nach den Pneumatiker war den Körper beherrschendes Element das Pneuma. Wenn auch die Lehre der Pneumatiker allesamt die Auffassung mit dem Pneuma gemeinsam hatte, war sie wohl die einzige Schule, die eine große Mischung vieler Anhänger anderer Schulen aufwies. Unter den Pneumatiker konnten Eklektiker gefunden werden, die aus allen medizinischen Systemen der Antike schöpften, aber auch Anhänger des Hippokrates.


    Wichtige Vertreter der Pneumatiker waren:


    ~Athenaios von Attaleia [ 1. Jhd. v. Chr.]~


    Man kann Athenaios als Begründer der pneumatischen Schule verstehen. Athenaios, der ein Schüler des stoischen Philosophen Poseidonios von Apameia, vertrat die Ansicht, das Pneuma den ganzen Körper durchströmt und die Funktion beherrscht. Somit war das Pneuma für Krankheit und Gesundheit verantwortlich. Seine Therapie beruhte auf der Qualitätenlehre und einer Diätetik. Seine Behandlung kann man auch als contraria contrariis bezeichnen, eine gegengesteuerte Behandlung.


    ~ Aretaios von Kappadokien[ 1. Jhd. n. Chr.]~
    Von ihm wissen wir, dass er an Entstehung und Behandlung einiger chronischer Krankheiten forscht. Er lebt sogar noch.


    Zusammenfassen kann man die Schulen folgendermaßen:


    ~ Die Dogmatiker: Sie waren die Nachfolger des Hippokrates, die zwar seine Krankheitslehre verfolgten, jedoch seltenst eigene Beiträge der Medizin geben konnte, da sie mehr Handwerker ihrer Kunst waren. Doch die Pulslehre beginnt bei ihnen.


    ~Die Schule von Alexandria: Sie brachte uns großes Wissen in der Anatomie, die Pulslehre wurde erweitert und die Lehre der Solidarpathologie.


    ~Die Empiriker: Sie lehnten die experimentelle Forschung ab und griffen nur auf Beobachtungen und den Beobachtungen ihrer Vorgänger zurück, um zu Heilen.


    ~ Die Methodiker: Sie glaubten an die drei unterschiedliche Zustände der Körperporen. Daraus entsteht Krankheit oder Gesundheit. Ihrer Meinung nach brauchte ein Medicus nicht mehr zu wissen.


    ~Die Pneumatiker: Sie kamen aus verschiedenen Schulen, hatte jedoch die Lehre um die Luft im Körper, das Pneuma gemeinsam.

  • ~Die Römische Medizin~


    Von einer eigentlichen römischen Medizin kann man bei diesem Thema nicht wirklich reden. Wenn auch die Bürger des Imperiums in Politik und dem Bereich des Militärs Großes geleistet haben, in der Medizin hat sich kein römischer Arzt wirklich hervorgetan. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass durch den Staat griechische Mediziner ins Imperium geholt wurden, die auch öfters das Bürgerrecht, aufgrund ihrer Tätigkeiten erhielten.


    Von zwei einem Römer und einem ausländischen Medicus möchte ich heute kurz sprechen. Außerdem Euch ein wenig erläutern, wie die griechische Medizin ihren Einzug in Rom fand und sich zur führenden Medizin hochschwang.


    ~Die Anfänge in der Zeit der römischen Republik~


    Die Anfänge lagen bedauerlicherweise in der Sklaverei. Griechische Sklaven wurden nach Rom gebracht, die eine medizinische Ausbildung genossen hatten. Die griechische Sklaven und Schüler des Hippokrates eröffneten in römischen Tabernae ihre Arztpraxen, ob als Augenarzt oder Chirurg. Ihre Verdienste hatten sie an ihren Herren abzugeben. Gelegentlich kam es vor, dass sich manch ein Medicussklave von dem abgezweigten Geld freikaufen konnte, was aber wohl eine Seltenheit blieb.


    Etwas später kamen dann auch die ersten bekannten Ärzte aus Griechenland nach Rom, um dort ihre Kunst zu wirken. Bekannte Beispiele dafür sind Archagathus [219v. Chr.] , der als erster erwähnt wurde. Jedoch mit zweifelhaftem Ruhm, so wurde er doch wegen seiner Brennmethoden Carnifex (Schinder) genannt. Und auch Asklepiades von Prusa [124 v. Chr.] gilt es in der Zeit zu erwähnen, der mit seiner Badetherapie und der Wasserheilkunde in Rom Schule machte.


    Ein Stand der Medici oder medizinische Schulen, wie es im Hellenismus üblich war, gab es zu der Zeit vor den griechischen Ärzten in Rom, vor ungefähr vierhundert Jahren [3. Jahrhundert vor Christus], nicht. Zu dieser Zeit und auch noch spätere Zeit war es üblich, dass die medizinische Versorgung durch die Pater Familias vonstatten ging. Diese hatten ihr Wissen von ihren Vorgängern, was jeweils an den nächsten Pater weiter gegeben wurde. Man kann mit Fug und Recht von einer Volksmedizin in diesem Zusammenhang sprechen. Selbst zu Zeiten Catos des Älteren war dies noch üblich, wenn auch schon [234 v. Chr.- 149 v. Chr.] zu seinen Zeiten die griechische Medizin überhand nahm. Die Volksmedizin galt als äußerst römisch in den Augen Catos und er sah das Vordringen der griechischen Medizin mit Argusauge. Er glaubte sogar, dass die Griechen damit die Römer ausrotten wollten. Auch Plinius der Ältere später noch sah in den griechischen Ärzten, Männer voller Habsucht und Mittelmäßigkeit. Es dauert eine Weile, die Widerstände abzubauen und gegen die magisch-traditionelle Volksmedizin anzukommen. Doch mit der Zeit gelang dies immer mehr.


    ~Die Anerkennung folgte dann doch...~


    Mit der Zeit wurde die griechische Medizin immer mehr in die Römische assimiliert und aus dieser entstand eine ausgeprägte Badekultur, die zu den großen Thermen unserer heutigen Zeit führte. Dies sorgte schon im Voraus, die Gesundheit zu bewahren und nicht erst der Krankheit Herr werden zu wollen.


    Und bereits unter Gaius Iulius Caesar erhielten viele fremde Ärzte das Bürgerrecht verliehen. Verständlicherweise führte dies zu einem größeren Zustrom dieses Standes nach Rom. Auch gewann der Stand der Mediziner immer mehr an Ansehen und wurde von dem Geruch der Scharlatanerie befreit. Kaiser Augustus befreite sogar alle Ärzte von den üblichen Lasten und Steuern, die Bürger sonst zu zahlen hatten. Dies tat er zuerst bei einen seiner Ärzte, Antonius Musa, der ihn von einem schweren Leiden befreien konnte.


    Auch andere Kaiser holten sich die besten Ärzte an ihren Hof. Der bekannte Aulus Cornelius Celsus behandelte Kaiser Tiberius und Nero ernannten seinen Hofarzt zum Archiater (Oberarzt).


    Besondere Erwähnung in dem Zusammenhang der Medizin in Rom sollte zum einen Aulus Cornelius Celsus [1. Jhd. n. Chr.] und besonders Pedanius Dioskurides von Anazarba, der zur selben Zeit wirkte, bekommen. Beides sind Ärzte, die unserer Medizin sehr nahe stehen.


    ~Aulus Cornelius Celsus~



    Celsus war ein römischer Gelehrter, der sich in vielen Bereichen betätigte. Er veröffentlichte 5 Bücher über Landwirtschaft, Abhandlungen über das Kriegswesen, die Philosophie, die Rethorik, sowie über die Rechtslehre der Zeit. Sein wichtigstes Werk war jedoch eine Reihe von Büchern, die eher als eine Enzyklopädie, zu sehen ist. Ihr Name ist De Medicina und umfasst 8 Werke.


    Zuerst schildert Celsus darin die Entwicklung der Medizin, wie ich das bis jetzt auch schon getan habe. Ausführlich beschreibt er darin, die wichtigen Schulen des Mittelmeerraumes. Schließlich behandelt er die Behandlungsmethoden der hippokratischen Schule, von der Diätetik bis zu schröpfenden Mittel. Auch beschrieb er darin, die Einflüsse der Umgebung, von Bädern und das Leben in der Stadt und auf dem Land. In seinem dritten und vierten Buch schildert er die Wirkungsweise und Erkrankungen der einzelnen Körperteile ‚a capite ad calcem’, vom Kopf bis Fuß.


    Auch erarbeitet er in seinen Büchern die Wirkung von verschiedenen Heilpflanzen und auch der giftigen Pflanzen. Und zuletzt widmet er sich in seinen Büchern der Chirurgie, wobei er dort unterscheidet zwischen Operationen, die zwangsläufig zum Tod führen oder Operationen, die Erfolg haben könnten.


    Es ist dabei jedoch zu erwähnen, dass Celcus damit in erster Linie altbekanntes Wissen aufgriff und dieses sammelte, aber nicht viel Neues der Medizin hinzufügte. Doch ist es ein gutes Werk, um die Medizin in einem kompakten Werk zu studieren. Somit ist es auf jeden Fall den fleißigen Schülern zu empfehlen.


    Noch ein Zitat, für die Erscheinungsform, die ein Arzt und Chirurg, nach Celsus bieten sollte.

    „Der Chirurg soll ein Mann in den besten Jahren sein oder doch von diesem Alter nicht zu weit entfernt. Eine gelenkte, feste Hand, die nie zittert, mit der linken so gewandt wie mit der rechten. Die Augen scharf und hell; im Gemüt unerschütterlich; gerade so viel Mitgefühl, dass er den, der zu ihm kommt, geheilt wissen will, dagegen sich nicht von seinem Geschrei drängen lässt, mehr als es die Umstände erfordern, sich zu beeilen oder weniger als nötig zu schneiden. Vielmehr soll er so handeln, wie wenn er durch das Wimmern des Kranken sich nicht rühren lassen könnte.“
    [De Medicina, VII]


    ~Pedanius Dioskurides von Anazarba~


    Besondere erwähnen will ich den großen Pflanzenheilkundigen Dioskurides, dessen Werk wegweisend für die nächste Zeit sein wird. Geboren wurde er, wie mir bekannt ist, in Anazarba, was in Kilikien liegt. Seinen Werdegang hat ihn zu Militär geführt, wo er als Militärarzt umherzog. Wahrscheinlich hat er auch bei diesen Reisen sein großes Wissen über die unterschiedlichen Pflanzen sammeln können.


    Fünf Bücher sind ihm zuzuschreiben, die weitumfassende Peri H’yles altrices, die Materia Medica. Die Materia Medica schildert ausführlich Heil- und Arzneimittel, Nahrungs- und Genussmittel, Getränke, Salben, Mineralien, Zaubermittel und Amulette unserer Zeit. Besonders die Beschreibung seiner Pflanzen ist beeindruckend. In diesen Büchern beschreibt er über 800 pflanzliche und um die 100 tierische und 100 mineralische Arzneimittel.


    Wer sich ein Bild von seiner Arbeit machen will, sollte einen kleinen Blick in die Bibliothek werfen, wo die gesammelten Bücher archiviert sind.




    Zusammenfassend kann man sagen:


    ~In Rom herrschte vor der Zeit der griechischen Medizin die traditionelle Volksmedizin, ausgeübt durch die Pater Familias


    ~Mit griechischen Sklaven kam die hellenistische Medizin ins römische Reich, dementsprechend unangesehen war auch der Stand


    ~Freie Ärzte aus Griechenland kommen nach Rom, ändern das Bild und erhalten für ihre Verdienste unter anderem durch Gaius Iulius Caesar das Bürgerrecht und später auch andere Ehrungen, wie die Steuerfreiheit durch Augustus.


    ~Die griechische Medizin wird von den Römern assimiliert.

  • Apollonius verstummt und läßt sich wieder etwas Wasser reichen. Nachdem er seine Stimme wieder gekräftigt hat, wendet er sich an seine Schüler.


    "Somit sind wir mit der Historia Medicinae durch. Als nächstes kommt die Theorie der Heilkunde. Aber es gibt noch etwas, was ich ansprechen möchte ehe es weiter geht."


    Er verschränkt die Hände hinter seinem Rücken. "Ich hab für Euch Drei eine Aufgabe. Jeder bekommt ein Thema von mir gestellt. Zu diesem Thema möchte ich, dass jeder einen kleinen Vortrag im praktischen Teil nächste Woche halten wird. Es muss auch nur 3 bis 5 Minuten sein."


    Apollonius sieht zu Valeria. "Für Dich dachte ich an Frauenheilkunde, Ärztinnen und Hebammen!"


    An seine anderen beiden Studenten gewandt, Caius Iulius Seneca und Gaius Iulius Raeticus. "Ihr könnt es miteinander ausmachen, welche der beiden anderen Themen Ihr bearbeiten wollt. Es stehen 'Militärärzte und das Valetudinarium' oder 'Chirurgisches Besteck, welche Instrumente gibt es und wofür werden sie verwendet' zur Auswahl!"


    Er kratzt sich am Bart und fügt noch an, ehe seine Schüler protestieren können. "Die Vorträge sind dann in genau einer Woche zu halten und Teil Eurer Ausbildung! Fragen?"

  • Zitat

    An seine anderen beiden Studenten gewandt, Caius Iulius Seneca und Gaius Iulius Raeticus. "Ihr könnt es miteinander ausmachen, welche der beiden anderen Themen Ihr bearbeiten wollt. Es stehen 'Militärärzte und das Valetudinarium' oder 'Chirurgisches Besteck, welche Instrumente gibt es und wofür werden sie verwendet' zur Auswahl!"


    "Seneca welches Thema willst Du denn vortragen?", fragte Raeticus

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