Einsamer, trauriger Sonnenuntergang am Strand

  • Endlich fand Arria neben ihrer anstrengenden Arbeit Zeit, den Strand aufzusuchen. Sie hatte immer so lange gearbeitet, dass sie direkt nach Hause hatte fahren müssen. Ob Imperiosus die letzten Tage nach ihr gesehen hatte? Sie seufzte leicht und zog ihre Schuhe aus, wanderte langsam am Wasserrand entlang. Das Wasser umspielte immer wieder ihre Knöchel und sie war froh um die Kühlung. Der Wind umspielte ihre Haare und wehte ihr Gewand um ihre Beine.


    Irgendwann kam Arria an dem Stein an, auf dem sie gesessen war, als Imperiosus sie angesprochen hatte. Und nun war sie wieder hier. Vielleicht sollte sie schnell gehen und ihm Ärger ersparen, andererseits sehnte sie sich aber auch nach ihm, sehnte sich danach, ihn wieder zu sehen. Es war nur drei Tage her, seit sie in seiner Wohnung gewesen war, seit ihrem Kuss...


    Unwillkürlich hob Arria ihre Finger an die Lippen. Sie glaubte, noch jetzt die seinen zu spüren. Grazil ließ sie sich in den Sand sinken und lehnte sich an den Findling. Kein Lächeln erhellte ihr Gesicht, sie starrte einfach nur auf das Meer hinaus. Was sollte aus ihr werden? Sie war in der Curie von Ostia als Scriba und der Duumvir Ostias interessierte sich für sie. Aber... da war auch der Weg der Vestalinnen... Dann würde sie Imperiosus keine Verwirrungen mehr bringen, sie wäre tabu für ihn. Aber das konnte sie nicht. Solange sie liebte, würde sie nie eine gute Vestalin werden. Aber es gab ja noch unzählige, andere Göttinnen, die sie als Dienerin sicherlich gerne sehen würden. Und sie hätte bei weitem nicht so viel Zeit zum Nachdenken als beim Löschen von Wachstafeln.


    Sie schien sich nicht zu bewegen und schloss irgendwann die Augen, atmete tief durch und schlief schließlich ein...

  • Jeden tag suchte Imperiosus den Strand auf, in der Hoffnung Arria anzutreffen. An diesem Abend sah er sie, sah sie liegend...schlafend.


    Langsam gin er zu ihr hin. Lächelte sie an, so unschuldig wie sie dalag...
    Seine Finger spielten mit ihren Locken, sein Handrücken streichelte ihre Wange...
    Sie faszinierte ihn...
    Er wollte es ihr sagen, ihr die Botschaft verkünden...
    Langsam beugte er sich zu ihr und küsste sie an der Wange...

  • Arria träumte... Von Meer und rotem Sonnenuntergang... von Imperiosus und Detritus und auch ihr Vater mischte sich hinein, ebenso wie die Wachstafeln und ein Tempel in der Ferne - totaler Schwachsinn also, der von einer leichten Berührung an ihrer Wange durchzogen war. Unwillig schlug sie nach der vermeintlichen Fliege und drehte ihren Kopf auf die Seite.

  • Plötzlich war Arria auf einem Schiff bei hohem Seegang - einem Schiff? Wann war Arria jemals auf einem Schiff gewesen? Nein, nein, nein, das war nun WIRKLICH ein Traum, so dass sie die Augen öffnete und direkt Imperiosus ins Gesicht sah. Sie riss die Augen auf und hob dann die Hände, um sich die Augen zu reiben, ehe sie es glauben konnte. Sanft lächelte sie ihn an.


    "Guten Morgen", grinste sie verlegen und versuchte den Sand aus ihren Haaren zu schütteln.

  • Arria war völlig überrumpelt und noch nicht wirklich wach. Plötzlich sah sie sich selbst hochgehoben und auf eine Decke platziert. Sie schüttelte leicht den Kopf und rieb sich noch einmal die Augen, ehe sie begann, mechanisch ihre Haare zu sortieren. Zu einem Wort war sie nicht fähig, erst musste das alles einsacken und verarbeitet werden.

  • Arria ließ schließlich die Hände sinken und seufzte.


    "Was ist eigentlich los? Ich verstehe gerade gar nichts mehr", meinte sie verzweifelt und sah ihn völlig verwirrt und durcheinander an.

  • Er atmete tief durch...


    "So, dann erkläre ich dir das mal. Ich kam am Strand vorbei und du bist an dem Stein da eingeschlafen. Dann habe ich dich geküsst auf die Wange. Du hast mich geschlagen. Dann habe ich dich gerüttelt und daaaann bist du total verwirrt gewesen. Darauf hin habe ich dich auf die Decke, auf der du gerade Sitzt getragen. Und jetzt gerade warst du die ganze Zeit mit deinen Haaren beschäftigt."

  • Arria hob fragend die Augenbrauen. Geschlagen? Ihn? Warum sollte sie? Dann jedoch zuckte sie mit den Schultern.


    "Verzeih", meinte sie mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen.

  • Arria blickte fragend auf seinen Rücken und krabbelte dann zu ihm, setzte sich neben ihn und sah ihn fragend an.


    "Ist etwas passiert?", fragte sie vorsichtig und legte ihm nach kurzem Zögern eine Hand auf das ihr nähere Knie.

  • Arria blickte in seine braunen Augen und schluckte schwer. Augenblicklich hatte sich der Kloß wieder in ihrem Hals gebildet, der sie schon in seiner Wohnung heimgesucht hatte. Entschieden... Natürlich... Sie war ja die "Schwester"... Da war es ja klar, dass sie es erfuhr...


    "Das... freut mich", antwortete sie stockend und wandte den Blick ab. Es konnte ja nicht anders sein, als dass er sich für die andere gewählt hatte...

  • Arria blickte ihm nach, als er sich hinlegte.


    "Für mich...", wiederholte sie völlig mechanisch. Für mich... mich? Halt mal, da war doch etwas nicht so, wie es sein sollte! Wieso denn für sie? Nein, nein, nein, da war irgendetwas schief gelaufen. Sie hatte sich verhört! Genau, er hatte überhaupt nichts gesagt!


    Ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie ihn anblickte. Ihr Herz schlug nicht nur wild, nein, es raste ohne Ende gegen ihren Brustkorb. Sie schüttelte den Kopf... "Das... ich... du... wir... nein... ja...", stotterte sie.

  • Arria war nun völlig überrumpelt von seinem Kuss.


    Ein Traum! Ja das war es wohl, ein Traum. Etwas anderes konnte es ja nicht sein und so ergab sie sich einfach in den Kuss und erwiderte ihn erst einmal schüchtern. Sie kuschelte sich an ihn und seufzte leicht. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie aufwachte und sich am Strand oder in ihrem Bett oder in ihrem Officium wiederfand?

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