Endlich fand Arria neben ihrer anstrengenden Arbeit Zeit, den Strand aufzusuchen. Sie hatte immer so lange gearbeitet, dass sie direkt nach Hause hatte fahren müssen. Ob Imperiosus die letzten Tage nach ihr gesehen hatte? Sie seufzte leicht und zog ihre Schuhe aus, wanderte langsam am Wasserrand entlang. Das Wasser umspielte immer wieder ihre Knöchel und sie war froh um die Kühlung. Der Wind umspielte ihre Haare und wehte ihr Gewand um ihre Beine.
Irgendwann kam Arria an dem Stein an, auf dem sie gesessen war, als Imperiosus sie angesprochen hatte. Und nun war sie wieder hier. Vielleicht sollte sie schnell gehen und ihm Ärger ersparen, andererseits sehnte sie sich aber auch nach ihm, sehnte sich danach, ihn wieder zu sehen. Es war nur drei Tage her, seit sie in seiner Wohnung gewesen war, seit ihrem Kuss...
Unwillkürlich hob Arria ihre Finger an die Lippen. Sie glaubte, noch jetzt die seinen zu spüren. Grazil ließ sie sich in den Sand sinken und lehnte sich an den Findling. Kein Lächeln erhellte ihr Gesicht, sie starrte einfach nur auf das Meer hinaus. Was sollte aus ihr werden? Sie war in der Curie von Ostia als Scriba und der Duumvir Ostias interessierte sich für sie. Aber... da war auch der Weg der Vestalinnen... Dann würde sie Imperiosus keine Verwirrungen mehr bringen, sie wäre tabu für ihn. Aber das konnte sie nicht. Solange sie liebte, würde sie nie eine gute Vestalin werden. Aber es gab ja noch unzählige, andere Göttinnen, die sie als Dienerin sicherlich gerne sehen würden. Und sie hätte bei weitem nicht so viel Zeit zum Nachdenken als beim Löschen von Wachstafeln.
Sie schien sich nicht zu bewegen und schloss irgendwann die Augen, atmete tief durch und schlief schließlich ein...