Officium| Eheregistratur

  • Lucia beugte sich nach vorne, um den Eintrag zu mustern. Jetzt war es endgültig endgültig.


    Der Tag der Verlobung sagte ihr zunächst garnichts, aber dann dämmerte es langsam. War das nicht ihr Treffen im Hortus Lolliani gewesen? Sie rümpfte die Nase. Ja, in gewissen Maßen konnte man das schon eine Verlobung nennen – immerhin stand ab da so ziemlich fest, dass sie heiraten würden – aber komisch war es trotzdem. Der Tag der Hochzeit passte, ebenso wie der Rest.


    Lucia nickte stumm, als Bestätigung, dass das alles so passte.

  • Zum Glück hatte er als Pontifex freien Ein- und Ausgang in der Regia und auch seine Frau konnte davon profitieren, dass man nicht unnötig Zeit am Empfang der Regia verschwendete und stattdessen sogleich die Eheregistratur aufsuchen konnte. Am Officium mit seiner in welchem Sinne auch immer angebeteten Flavia, gab er sogleich ihrer beider Absicht bekannt. "Salve, ich bin Lucius Tiberius Lepidus. Gemeinsam möchte ich mit meiner zukünftigen Ehefrau Flavia Domitilla offiziell eine Verlobung eintragen lassen."

  • Seitdem die Hochzeit nun beschlossene Sache war, musste dieser Beschluss nun auch amtlich hinterlegt werden. Domitillas Gemahl in spe hatte sie daraufhin zur Regia bestellt, damit ihr Verlöbnis im Eheregister hinterlegt würde. Selbstredend war es eine feine Sache, wenn man sich als zukünftige Senatoren- und Pontifexgemahlin nicht mehr hinten in die Schlange vor dem Empfang der Regia einreihen musste. Aber musste es dann unbedingt der Tiberius sein?! Doch diese Frage stellte sie sich nicht mehr, denn sie kannte die Antwort darauf nur zu gut. So fand sie sich, wie ferngesteuert, in der Eheregistratur ein und verblieb vorerst stumm an der Seite ihres Verlobten. Sie tröstete sich damit, dass sie nicht die erste war und auch nicht die letze Frau sein würde, die hier gegen ihren Willen ihre Verlobung oder gar ihre Ehe eintragen ließ.
    Letztendlich ergriff Lepidus das Wort, um seine Absicht zu erklären. Er hatte es gesagt. Er hatte es wirklich gesagt. Und jetzt? Alles schien auf Domitilla zu warten, doch sie schwieg. Sie schwieg so lange, bis ihr Schweigen fast schon penetrante Züge annahm.
    „Ähm ja, dem ist so. Ich bin gewillt, die Ehe mit Lucius Tiberius Lepidus einzugehen,“ entfuhr es ihr endlich.

  • Der Schreiberling blickte nur kurz auf, als das Pärchen auf ihn zukam, um ihre Verlobung eintragen zu lassen. Offensichtlich waren sie alt genug, und mehr Blickkontakt benötigte er dann ohnehin nicht. Lieber die passende Liste aus dem Schriftrollenberg ziehen und schonmal die Namen darauf kritzeln.
    “Ich nehme an, das Einverständnis eventueller Gewalthaber liegt vor? Wenn ja, benötige ich dann nur noch das Datum.“

  • "Das Einverständnis meiner entzückenden Braut liegt natürlich vor", gab der Tiberier gleich gewiss von sich, während er selbst ein solches nicht nötig hatte. Gedanklich musste noch einmal ein Hoch auf den großartigen Vater von Flavia gebracht werden. "Nun und das Datum der Verlobung ist heute ANTE DIEM X KAL FEB DCCCLXV A.U.C. (23.1.2015/112 n.Chr.)." Und Lepidus zog einen kleinen Gegenstand hervor, griff nach der Hand von Domitilla, öffnete diese und legte einfach mal so nebenbei einen kleinen metallenen Ring in ihre Hand. Das hatten sie ja ganz offiziell noch nicht gemacht, zum Glück erforderte eine Verlobung auch noch keinen weiteren unnötigen Schnickschnack oder gar eine pompöse Veranstaltung mit viel Publikum. Daran hatte der Tiberier sowas von kein Interesse und vor allem auch kein Gefühl. Immerhin war der metallene Ring gut verziert, eine kleine Perle bildete das Zentrum und jeweils daneben ließen sich die Monogramme FD und LTL erkennen. "Ich hoffe, er passt dir", gab er noch einmal lapidar mit, bevor er sich dann, als wäre nichts gewesen gleich wieder den formalen Angelegenheiten und dem Schreiberling vor ihm zuwandte. "Die Hochzeit selbst wird am PRIDIE KAL MAR DCCCLXV A.U.C. (28.2.2015/112 n.Chr.) stattfinden und nach Art der Confarreatio erfolgen."

  • Kurz blickte der Schreiberling dann doch nochmal auf. Ihr Einverständnis ist nur insofern für mich von Interesse, sofern sie sui iuris ist. Ansonsten benötige ich die Zusage, dass ihr Gewalthaber damit einverstanden ist. Und deiner, sofern dein Vater oder Großvater noch lebt.“ Väter konnten Töchter und Söhne auch gegen deren Willen verloben und verheiraten, das war vom Rechtsstandpunkt aus ganz egal. Nur konnte sich jemand ohne eigenes Recht nicht selbst verloben. Lang lebe die Bürokratie!


    “Wenn ich dazu also noch eine klare Aussage kriege, kann ich das Verlöbnis eintragen. Die Hochzeit kann erst eingetragen werden, wenn sie stattgefunden hat. Dann müsst ihr nochmal kommen.“ Noch mehr Bürokratie! Sowas sorgte dafür, dass arme, kleine Schreiberlinge einen recht sicheren Job hatten.

  • "Ohje, wenn ich sage, dass ihr Einverständnis vorliegt, dann meine ich nicht ihr Einverständnis, also nicht ihrem als Person," Das interessierte nun auch am allerwenigsten, wie die Flavia selbst am besten wusste. "sondern, dass sie das Einverständnis hat bzw. besitzt. Sie hat ein Einverständnis - und zwar ihres Gewalthabers. Warte doch erstmal bis die Frau hier auch was sagen kann, bevor hier unnötig Luft verbraucht wird!" Diese Bürokraten waren immer viel zu schnell, sollten sie sich doch wenigstens einmal gedulden.

  • Sim-Off:

    Sorry, leider verpennt!:patsch:


    Während ihr Zukünftiger sich noch mit dem Schreiberling befasste, wies Domitilla ihre Leibsklavin an, eben jenes Schriftstück aus ihrer Tasche hervorzuholen, aus dem klar hervorging, dass es der ausdrückliche Wunsch ihres Vaters war, den Tiberius zu heiraten. Genauso, wie es auch noch zweitausend Jahre später sein würde, glich das Innere der Tasche einer Frau einem schier unendlichen Labyrinth. Candace suchte und kramte, fand aber die gewünschte Tabula nicht. „Nun mach schon!“, zischte die Flavia. Doch dies führte nur dazu, dass die Sklavin nur noch nervöser wurde, wie sie bereits war. Schließlich würde es Domitilla zu bunt. Sie riss ihr die Tasche aus der Hand. Ein griff genügte und sie hatte, was sie wollte.
    „Bitte entschuldige die Verzögerung! Meine Sklavin…,“ meinte sie mit rollenden Augen. „Hier ist ein Schreiben meines Vaters, aus dem eindeutig hervorgeht, dass diese Verbindung sein ausdrücklicher Wunsch ist.“ Sie hielt ihm die Tabula entgegen, an deren Äußeren noch das gebrochene Siegel des Flavius Aetius sichtbar war. Das sollte hoffentlich genügen.


    Salve Schätzchen!


    Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich über deinen Brief gefreut habe. Danke, mir geht es auch prächtig!
    Liebes, du solltest dir wirklich keine Sorgen machen. Dein Neffe hat mir versichert, der Tiberius sei ein aufrichtiger und ehrhafter Mann, der einer Flavia absolut würdig ist. Daher ist mein Entschluss unabänderlich. Du wirst diesen Mann heiraten! Ganz gleich welche Grillen dir dein Vetter Gracchus in den Kopf gesetzt hat.
    Mögen die Unsterblichen über dich wachen!


    Dein Vater

  • Beim Betreten des Eheofficiums fühlte Gracchus beinahe sich bereits wie ein neuer Mensch. Die Anwesenheit Priscas beflügelte seinen Entschluss geradezu - obgleich eine akkurate und differenzierte Bestandsaufnahme seiner Gemütsbewegungen zweifeslohne zu anderem Ergebnisse hätte führen müssen -, so dass er frohgemut dem kultischen Schreiberling entgegen trat. Da er selbst bei den Bediensteten der Regia nicht davon ausging, jenen bekannt zu sein - allein der Gedanke, dies könnte anders sein schien ihm bereits befremdlich -, stellte er sowohl sich selbst als auch die Aurelia samt ihres Anliegens vor.
    "Salve. Ich bin Manius Gracchus aus dem Geschlecht der Flavii Romuli, und dies ist Prisca, aus dem Geschle'ht der Aurelii Antonini. Wir möchten unsere Verlobung eintragen lassen."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Wille, die Ehe mit Flavius Gracchus einzugehen, wuchs in Prisca mit jedem Schritt in Richtung des Eheofficiums. Gleichzeitig fühlten sich ihre Knie beim gehen immer weicher an und schlug das Herz immer schneller vor Aufregung. Zum Glück übernahm Gracchus das Reden, sodass Prisca noch etwas Zeit fand um sich zu sammeln. Du meine Güte, Warum bin ich eigentlich so aufgeregt?, überlegte Prisca, ohne eine Antwort darauf zu finden.


    Nur eines wusste Prisca (mit einem verstohlenen Seitenblick zu ihrem Mann), dass diese Aufregung mit einem wohligen Gefühl verbunden war und so wartete sie also (un)geduldig ab, bis "es" endlich offiziell wäre...

  • Auch wenn das nächste Paar in seinem Officium einen Pontifex beinhaltete war der Kultbeamte nicht geneigt, deswegen in mehr als freundliche Professionalität zu verfallen. Er hatte schon zu viele Verlobungen und Ehen eingetragen und am Ende waren sie alle gleich - nicht mehr als eine Zeile in den Akten.
    "Kann ich davon ausgehen, dass ihr dem beide zustimmt oder aber das Einverständnis eventueller Gewalthaber vorliegt, sofern ihr euch nicht sui iuris befindet, und darüberhinaus keiner von euch beiden bereits in einer gültigen Ehe lebt?" erkundigte er sich der Form halber, die er - wie jeder Beamte - überaus genau nahm.



    M'.F.G.

  • "Wir sind beide gewaltfrei, vorherigen Ehen wurden ... durch den Tod be..endet, im Falle Aurelias die Ehe mit Aulus Flavius Piso, in meinem eigenen Falle mit Claudia Antonia."
    Es war merkwürdig, Antonia in einem Satze mit Prisca zu erwähnen. Gracchus konnte sich nicht mehr dessen entsinnen, wie es gewesen war, die gleiche Pflicht mit ihr absolviert zu haben, doch in seiner Vorstellung war dies zweifelsohne ebenfalls ein überaus erhebender Augenblick gewesen - ungeachtet der Tatsache, dass diese seine erste Ehe durch seinen Vetter Felix arrangiert worden war und er Antonia zur damaligen Zeit noch weniger gekannt hatte als er nun Prisca kannte.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "So ist es", bestätigte Prisca knapp und mit einem deutlichen Nicken sogleich die Worte ihres Zukünftigen, um - einen tiefen Atemzug später - sogleich auf die Frage des Beamten zu antworten: "Und -Ja - du kannst davon ausgehen, dass ich - Aurelia Prisca - gewillt bin die Verlobung mit Manius Flavius Gracchus eintragen zu lassen." Nur ganz leicht zitterte ihre Stimme vor Aufregung als sie den Namen ihres Gatten in spe aussprach. Seltsam. Woher kam diese Aufregung nur, die doch eigentlich völlig unangebracht war. Es war schließlich nur ein formeller, unspektakulärer Akt. Kaum der Rede wert. Und dennoch war es ein ganz besonderer Augenblick, der schließlich ein versonnenes Lächeln auf Prisca´s Lippen zauberte, während sie darauf wartete, dass ihr Entschluss nun endgültig besiegelt würde.

  • Dem Schreiberling fiel durchaus auf, dass die Aurelia von Flavius zu Flavius weiter gereicht wurde, doch natürlich erlaubte er sich nicht einmal einen gedanklichen Kommentar dazu. Alle Hindernisse schienen ausgeräumt, so dass es nur noch eine Information gab, die er benötigte.
    "Dann benötige ich nur noch das Datum der Verlobung."

  • "Die Ver..lobung wurde ANTE DIEM X KAL NOV DCCCLXIV A.U.C.* in der Villa Flavia geschlossen, im Beisein des Senators et Haruspex Primus Sextus Aurelius Lupus, sowie meines Sohnes Manius Flavius Gracchus Minor"
    , listete Gracchus nicht nur den Tag, sondern zugleich auch Zeugen der Tat auf.



    Sim-Off:

    * 23.10.2014, da der genaue Tag vermutlich ohnehin kaum eine Rolle spielt, habe ich denjenigen ausgewählt, an welchem alle Zustimmung gegeben war.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Gut", murmelte der Kultbeamte und schrieb Namen und Datum nieder, um sie später in die Archive des Registers zu übertragen.
    "Sofern diese Angaben also stimmen, wäre alles erledigt."
    Sprachs und hielt den beiden Verlobten noch einmal die Tabula zur Prüfung hin.

  • Nach einem kurzen Blick auf die Tabula bestätigte Gracchus:
    "Dies ist korrekt."
    Um sodann nach einem Blick der Bestätigung zu Prisca und einem Abschiedsgruß an den Kultbeamten das Officium samt seiner nun offiziell Verlobten wieder zu ver- und jenen zu überlassen, welche bereits weitaus länger für einen Termin davor ausharrten.

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