Und doch wiedergefunden...

  • Ich sah ihm unentwegt in die Augen und ich wusste, dass er mein Bruder war. Ich hatte diese Art von Gefühl weder bei Avitus noch bei Iustinianus empfunden. Doch bei ihm tat ich es. Er war der einzig lebende Angehörige von mir, so schien es jedenfalls. Und das tat weh. Aber hier an dieser Stelle wusste ich auch: Da würde immer jemand sein, auch wenn es nur einer war.


    "Aus der Gens Matinia sind die Meisten in der Stadt - oder Provinzalverwaltung. Ich denke das wird ein sehr guter Anfang sein."


    Am liebsten würde ich vom Pferd steigen und ihn umarmen. Dieser Mann, er hätte mir eigentlich suspekt sein sollen, doch stattdessen war er mir sehr nah und wichtig.


    "Und ich bin ebenfalls sehr froh dass du mich gefunden hast. Ich werde den Göttern ein Dankesopfer bringen. Weißt du, ich ... kann diese Art von Neuanfang sogar sehr gut gebrauchen. Folge mir!"


    Ich ging auf seine Frage ob ich fror nicht ein, sondern trieb Marcella zu einem schnellen Galopp an, beinahe aus dem Stehgreif und preschte an der Küste entlang, durch die hohen Gräser und dem eisigen Wind. Doch mir war warm, mir ging es gut und ich hätte laut loslachen mögen.

  • "Nun gut, ich freue mich auf meine Zukunft hier in Tarraco..." wirkliche tiefe Gefühle regten sich in mir und ich sagte weiter,


    "Die Götter haben mich hierher geleitet, auch ich sollte ihnen danken!"


    Auch ich trieb mein Pferd an, und gemeinsam rasten Helena und ich zusammen durch die weiten Hispanias. Sie schien glücklich darüber zu sein dass ich nun da war, und diese Tatsache machte mich ebenfalls glücklich, ich hätte Freudentänze von hier bis nach Athen machen können...

  • Nun schwiegen wir, während unsere Seelen weiterhin für Kontakt sorgten die die Herzen erwärmten. Ich strahlte vor mich hin, während der Wind mir kleine Nieseltropfen ins Gesicht trieb. Sie waren eisigkalt doch ich nahm von dem leicht beißenden Schmerz keine Notiz. Allerdings zog es an meiner Wunde am Fuß ein wenig. Ich drehte mich kurz seitlich zu Romanus, er folgte mir. Es war ein wunderbares Gefühl. ein Bruder. Ein echter Bruder.


    Erst nachdem Tarraco schon lange ausser Sichtweite war, wurde ich langsamer. Hier waren hohe Klippen, hier wollte ich hin. Naja, hoch war etwas anderes. Aber ein kleines Stück ging es doch hinunter. Ich schwang mich von Marcella. Es nieselte noch immer leicht, doch es war mir gleich. Meine Wangen waren von dem stürmischen Ritt gerötet und erwartungsvoll sah ich zu Romanus auf.

  • Ich sprang ebenfalls vom Pferd, lachte, wischte mir Regentropfen aus dem Gesicht, oder waren es Freudentränen? Ich wusste es in diesem Moment scjhjon gar nicht mehr, überwältigt war ich von der Situation, ich ließ mein Pferd Grasen ging zu Helena, schaute sie kurz an, sagte nichts, dann lachte ich wieder laut los und umarmte sie, nichts hielt mich mehr, in diesem Moment sagte ich mich von meiner einsamkeit los und alles erstrahlte in einem neuen glanz... ich sah auf die Klippen hinaus, und auch wenn es nieselte, für mich, für mich schien die Sonne...

  • Mir wären beinahe Tränen in die Augen geschossen. Das schnste an diesem Moment, außer der Tatsache dass ich meinen Bruder wiederhatte war, dass wir allein waren. Diesen Moment würde ich nicht einmal mit Metellus, Valeria oder Pentesilea teilen wollen. Als er lachte, lächelte ich erst nur während sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten. Doch dann musste ich auch lachen und in diesem Moment rannen mir auch die Tränen über die Wangen.


    Ich erwiderte seine Umarmung stürmisch und ließ ihn auch gar nicht wieder los. Meinen Kopf hatte ich an seine brust gelehnt und meine Arme umschlossen seinen Leib. Alles Eis was zu Beginn da gewesen war, war geschmolzen und nur er war für mich jetzt noch hier. Was würde erst Metellus dazu sagen?


    Ich war glücklich und in diesem Moment nicht einmal wegen all den neuen Wegen. Nein. Ich war glücklich einen alten, verwachsenen Weg neuentdeckt zu haben. Ich fühlte mich so stark, glaubte ich würde mit ihm alles schaffen können. Mein Bruder. Ich weinte glücklich in seine Brust, sog seinen Duft ein. Ich 'kannte' ihn nicht und doch war er so vertraut wie nichts anderes auf dieser Welt.

  • Ich nahm meinen Kopf von ihrer Schulter und schaute ihr in die Augen, und zwischen all dem Lachen und all den Tränen sagte ich,
    "Meine kleine Schwester...Helena, ich hab dich so vermisst."
    und schon war mein Kopf wieder auf ihrer Schulter, die Welt schien still zu stehen in diesem Moment, ich denke sogar die Götter waren gerührt, die Kälte, die nässe, alle Gefühle waren nicht mehr wahrnehmbar für mich, zum ersten mal im Leben erfuhr ich wie sich "reines Glück" anfühlt...

  • Ich schämte mich dieses Mal keiner einzigen meiner vielen Tränen und meinte leise:


    "Ich wusste nie dass es dich gab, doch jetzt weiß ich, dass mir immer etwas gefehlt hat. Ich fühle mich... vollkommener, als wenn da wieder etwas zurückgekehrt wäre was ich nicht kannte, aber..."


    Ich schwieg, denn ich wusste genau dass er mich auch so verstand. Ich spürte durch die dicke Kleidung sein Herz pochen, wusste, unsere Herzen schlugen im Einklang. Diese Freude überwog die Freude von damals als ich 'Vater' wiedersah.


    "Es ist schön hier, nicht wahr?"


    Ich löste mich aus seiner Umarmung und musterte ihn kurz, doch dann drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und lehnte mich so wieder an ihn - schließlich wollte auch ich das Meer sehen.

  • "Ja es ist wirklich schön hier Helena, das ist es wirklich." während sie sich so an mich anlehnte umschloss ich ihre Schultern mit den Händen, ich wusste es, aber ich wollte es trotzdem nochmal hören, also fragte ich sie:


    "Bist du glücklich dass ich nun da bin meine Schwester?"


    voller Emotionen blickte ich aufs Meer hinaus während der Wind wehte und die Wellen auf die Küste zukamen...

  • Ich schloss für einen Moment meine Augen. Es musste ein Traum sein und doch war ich mir sicher dass es dies eben nicht wahr. Der Wind zerrte an meinem Haar, doch ich blieb hier. Nur mein Geist begann zu schweben ob der vielen Lösungen die sich durch diesen Mann auftaten. Wie ironisch. Hätte es nur Nachteile geboten hätte ich ihn wahrscheinlich nicht gemocht. Gleich wie er nun wirklich war.


    "Natürlich, auf jeden Fall für den Moment. Und wenn die Zukunft sich nicht arg verändert sicher auch in dieser..."


    Ich breitete lächelnd meine Arme aus und legte meinen Kopf seitlich auf seine Brust und sah zu ihm auf.

  • "Ich denke nicht dass sich allzu viel verändern wird, zumindest nicht zum negativen, eher zum guten, für mich auf jeden Fall. Und ich möchte dir auch eine große Stütze sein und dir bei Problemen helfen, einfach für dich da sein."


    Ich grinste und sah zu ihr hinunter, sie hatte ein wirklich süßes lächeln, in diesem Moment viel mir eine weitere Frage ein, aber ich wusste nicht wie sie darauf reagieren würde wenn ich sie stelle...kurz blickte ich nachdenklich drein, danach lächelte ich wieder...

  • "Das ist schön!"


    murmelte ich mit geschlossenen Augen. Kurz verharrte ich so, ehe ich meinen Blick wieder auf die ziemlich stürmische See richtete und mir vorstellte, wie Pentesilea mich in ein paar Tagen ein paar Köpfe kürzte, weil ich erkältet sein würde. Ich musste leicht lächeln. Das Leben wirkte leichter.


    "Ich denke wir werden nicht lange brauchen, bis wir wieder eingespielt sind. Ich ... bin froh... dass du hier bist. Mit deinem Erscheinen habe ich eine Wahrheit erfahren und es haben sich mir neue Wege geöffnet!"

  • Ich lächelte, danach starrte ich ebenfalls wieder aufs Meer hinaus,


    "Nicht nur dir haben sich neue Wege geöffnet, auch ich finde endlich meine innere Ruhe und kann mein wahres Leben beginnen."


    ich hinterfragte nun doch was mich beschäftigte,


    "Helena? Hast du eigentlich.... Kinder?...Ich mein, bin ich Onkel?"


    nun würde ich auch darauf eine Antwort erfahren...

  • "Ach dein wahres Leben bestand also nicht in der Suche nach deiner gelíebten Schwester?"


    fragte ich keck und mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, doch ich legte in einer leichten Verrenkung meine Hand auf seine Wange und strich sacht über diese - als ich seine Frage hörte hielt ich inne und antwortete in einem warmen Tonfall.


    "Ja du hast eine Nichte und zwei Neffen!"


    schmunzelte ich.

  • Ich lachte,


    "Gewiss bestand es aus der Suche nach dir liebe Schwester, lass es mich anders formulieren, mein neues Leben beginnt nun." ich grinste...


    als ich hörte dass ich Onkel bin, erreichte mein Glück einen neuen ungeahnten Höhepunkt, ich überfiel Helena mit einer Umarmung, kurz dachte ich mir ob es denn so gut für die Kinder wäre, wenn wir ihnen sagen dass ich ihr Onkel bin, aber schnell wurde dieser Gedanke von meiner Freude übertönt.


    "Das freut mich so ungeheuerlich geliebte Schwester. Darf ich sie kennenlernen?" ich nahm ihre Hand und hielt sie an meiner Wange, ich wusste gar nicht so wirklich wie man mit all dem Glück umzugehen hat.

  • Ich musste leicht schmunzeln.


    "Aber natürlich darfst du sie kennenlernen. Wobei ich auch in dem Falle der Meinung bin, dass wir uns mit der Wahrheit ein wenig Zeit lassen bis du ein Leben aufgebaut hast und wir wieder eine Bindung zueinander haben, wenn wir uns besser kennen. Ich hoffe du verstehst es..?"


    Ich lächelte durchwegs in Richtung des Meers und seine Wärme tat gut, seine Freude über meine Kinder auch und einfach er tat gut, er mein Bruder.

  • "Sicherlich, das hatte ich mir auch schon gedacht, für dich ist es sicherlich schon ein großer Schock, dann will ich deine Kinder nicht völlig verstören, ich stimme dir zu, wir lassen es langsam angehen."


    Der Nieselregen hatte meine Haare mittlerweile getränkt dennoch wollte ich am Meer verweilen, dieser Moment war einfach zu schön um zurück-zureiten...


    "Meinst du deine Kinder würden mich überhaupt als Onkel akzeptieren?"


    fragte ich sie etwas nachdenklich, aber nicht betrübt...

  • Auch mein Haar klebte bereits an meine Wangen und ich fror schon ein wenig, doch irgendwie war mir auch warm. Es war als würden wir uns schon sehr lange kennen. Warum es so war, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.


    "Doch ich glaube schon. Die beiden ganz kleinen auf jeden Fall und Minervina bezeichnet sogar fremde als Onkel irgendwas. Also ich denke das würde sie durchaus. Ich hab nur Angst dass sie das alles nicht ganz verstehen wird. Die Jungen wird es gar nicht interessieren wo sie sind..."

  • Ich lächelte, wie immer an diesem Tag,


    "Es freut mich Onkel zu sein, ich würde die kleinen gerne mal sehen, es ist ein wenig kühl geworden findest du nicht? Möchtest du noch ein wenig hier verweilen oder sollen wir zurückreiten und irgendwo ins warme gehen?"


    Meine Seele war warm, mein Körper frierte, ich war mir unsicher ob dieser Moment vorbei gehen soll oder nicht.... ich wollte meine Schwester entscheiden lassen...

  • "Hm ich kann nicht sagen dass ich mich freue einen Onkel für meine Kinder zu haben. Bislang habe ich ja immer gedacht ich hätte mehrere. Allerdings bin ich froh dass es ein so guter Onkel ist. Danke..."


    Ich lehnte mich in seine Arme und spürte den Halt.


    "Wir können gerne weiter, aber zurück möchte ich noch nicht. Oder vielleicht doch. Dann könnten wir es uns bei dir im Gästezimmer gemütlich machen!"

  • "Ich würde gerne mein Gästezimmer sehen liebe Schwester, außerdem würde ich gerne etwa trocken..."


    ich lächelte, während mir das Wasser an der Nasenspitze heruntertropfte,


    "Lass uns zu deiner Casa reiten. Natürlich nur wenn du einverstanden bist."

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