Triclinium (CCAA)

  • "Natürlich nicht. Es ging mir bei dieser Frage auch nicht darum, dass ihr wieder geht. Ich wollte euch fragen, ob die Möglichkeit bestehen würde, dass ihr euren Aufenthalt hier eventuell noch etwas verlängert und euch ein wenig um meinen Neffen kümmert. Es wäre mir sehr recht, wenn er eine gute Ausbildung bekommen würde, und ich glaube, dass er von euch einiges lernen kann. Ihr könnt solange natürlich gerne weiterhin hier wohnen und ich bin auch gerne bereit euch für eure Dienste als Lehrer eine Entschädigung zu zahlen."

  • "Eure Gastfreundschaft ist Entschädigung genug. Ich werde mich gerne um ihn kümmern. Wenn Ihr gestattet, würde ich gerne Euch gerne über den Sinn und Zweck meiner Reise reden. Ich denke, Ihr solltet das erfahren."

  • "Der offizielle Grund ist, dass ich herausfinden soll, ob dieses Reich zivilisiert ist, und ob es eine Bedrohung für meine Heimat sein kann. Das ist der Auftrag, den mir mein Kaiser gab. Aber der wahre Grund ist persönlicher Natur."


    Ich machte eine kurze Pause.


    "Ich muss etwas weiter ausholen. Der Kaiser von Han ist mein Cousin, und er ist erst einige Jahre Kaiser. Nachdem er das himmlische Mandat erhielt, bekämpfte er die Korruption, womit er sich viele Feinde machte. Und diese Feinde starteten einen Aufstand. Aber sie konnten keine Schlachten gewinnen. Also entführten sie meine Familie. Der Kaiser hatte keine eigene Familie, aber meine Familie war so etwas wie eine Ersatzfamilie für ihn. Die Aufständischen verlangten, dass er abdankt, sonst würden sie meine Familie töten."


    Ich musste innehalten, um nicht die Fassung zu verlieren.

  • "Der Kaiser darf sich nicht erpressen lassen. Die Aufständischen hatten dann meine Familie... sie... sie haben sie getötet! Und Sheng, der Kaiser, hatte sich danach verändert. Ich habe ihn immer bewundert, weil er das Leben für etwas so Wertvolles hielt, dass er immer versucht hat, Unschuldige zu schonen. Aber diesmal war es anders. Er hat befohlen, die Familien der Anführer des Aufstandes bis zum 5. Verwandtschaftsgrad auszulöschen. Und er hat seinen Kaisertitel von Di in Huangdi geändert. Nur der erste Kaiser hat sich Huangdi genannt. Dieser Titel steht für Erbarmungslosigkeit und Disziplin. Und genau so ist Sheng geworden. Er hat seit dem nie wieder gelacht, nicht einmal gelächelt. Und ich war während dieser Ereignisse als General im Feld und konnte nichts machen. Ich bin nach dem Aufstand als General zurückgetreten. Der Kaiser ernannte mich dann zum Fürsten. Aber ich habe es in den einsamen Hallen des Palastes nicht ausgehalten. Ich musste weg, um wieder mit der welt in Einklang zu kommen. Deshalb habe ich den Kaiser um diese Reise gebeten."

  • "Eine sehr tragische Geschichte. Aber ich kann euren Kaiser verstehen. Wenn ich drüber nachdenke, dass jemand meiner Familie etwas antun würde, so würde ich diesen Mensche vermutlich auch erbarmungslos jagen.
    Aber auch euch kann ich sehr gut verstehen. Unter solchen Umständen wäre ich vermutlich auch nicht dort geblieben."


    Commodus trank etwas Wein.


    "Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht euch hier im Römischen Reich niederzulassen? Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Mann mit euren Fähigkeiten hier gute Möglichkeiten hättet."

  • "Ich habe es mir überlegt, aber ich bin mir noch nicht sicher. Außerdem benötige ich dafür die Erlaubnis meines Kaisers. Ich werde erst mal einige Zeit hier leben, dann werde ich weiter sehen."

  • "Im Prinzip finde ich es sehr wichtig, dass er auf allen Gebieten zumindest ein gewisses Grundwissen vermittelt bekommt. Und zusätzlich sollte auf seine speziellen Fähigkeiten eingegangen werden. Welche diese sind werdet ihr hoffentlich während der Ausbildung herausfinden."

  • "Da wir gerade bei Ausbildung sind, ich wollte Euch ja noch im Verwaltungswesen schulen. Wenn Ihr das immer noch wünscht, können wir gerne sofort beginnen."

  • Ich nickte.


    "Beginnen wir mit den Grundgedanken. Erstens. Der Staat ist für die Untertanen da. Wer Anspruch auf eine staatliche Leistung hat, soll sie auch erhalten. Zweitens. Die Untertanen sind für den Staat da. Wenn der Staat etwas fordert, ist es zu geben. Die Kombination beider Gedanken liefert sofort eine einfache Erkenntnis: Wer etwas vom Staat fordert, muss beweisen, dass es ihm auch zusteht. Jetzt fehlt noch der dritte Grundgedanke. Effizienz ist nur durch Aufgabenteilung zu erreichen. Jeder Beamte muss einen klar definierten Aufgabenbereich haben. Nehmen wir zum Beispiel den Straßenbau. Wir haben einen Beamten, der für die Straßen einer Kleinstadt zuständig ist. Unter ihm gibt es weitere Beamte, die für Materialbeschaffung, Koordination der Arbeitskräfte und Kontrolle der Straßen zuständig sind. Es wäre fatal, wenn jeder sich um alle Gebiete kümmern müsste. Deshalb wird für jedes Stadtviertel ein Beamter eingeteilt, der den Zustand der Straßen kontrolliert, während ein weiterer Beamter die Arbeitskräfte kontrolliert und noch einer das Material beschafft. Die Aufgabe des Beamten, der die Gesamtverantwortung trägt, besteht nur noch darin, die Arbeit der ihm untergebenen Beamten zu überprüfen, sie zu schulen und ihnen bei Fragen zu helfen."

  • "Die Kosten für den größeren Verwaltungsapparat werden durch die Einsparungen aufgrund erhöhter Effizienz leicht eingespart. Man erhält hochspezialisierte Fachkräfte, die auf ihrem Gebiet wesentlich besser sind als Beamte, die von allem etwas können."

  • "Das klingt sehr einleuchtend. Aber wenn man sich zum Beispiel mal die Verwaltung unserer schönen Stadt ansieht, dann sieht man, dass es mit der Effizienz nicht so wirklich weit her ist. Wir arbeiten hier mit zwei Magistraten und wir gehen beide im Prinzip den gleichen Aufgaben nach, nur das mein Kollege noch zusätzlich das Bauwesen überwacht."

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