Casa Germanica - Oecus

  • „Nicht nur du bist Trunken vor Glück“, lächelte sie ihm zu und strich ihm Federleicht über die Hände. Anscheinend hielt er nicht viel von einer Nacht im Kerker, verstehen konnte sie es ja und sie war auch froh darüber, dass er den Gedanken hinaus in die Stadt zu rennen und die Bürger zu belästigen, bei Seite schob. Stattdessen würden sie noch eine Weile gemeinsam hier bleiben und die Nähe genießen und die kleinen Freiheiten, die mit einer offiziellen Verlobung eingehen. Kurzerhand küsste sie ihn noch einmal, einfach weil sie es durfte.


    „Ob deine Schwester dann zu unserer Hochzeit nach Rom kommen wird?“ fragte sie ihn und hoffte es. Denn anscheinend vermisste er sie doch sehr und sie sollte bei solch einem wichtigen Ereignis in seinem Leben dabei sein. Nur zu gern würde sie seine Schwester kennen lernen.

  • Nachdem sie von Quadrata über den genauen Verlauf der Heiratsverhandlungen zwischen Valerian, Calvena und Sedulus informiert worden war, machte sich nun Laevina selbst höchstpersönlich mit einem Anliegen in eigener Sache auf den Weg zum Oecus.


    Wie üblich ohne Ankündigung rauschte die alte Germanica in den Raum und schenkte dem jungen Paar ein huldvolles Lächeln.


    "Mein lieber Quintilius Valerian, durch Zufall habe ich erfahren, dass du gerade im Haus bist, und wollte nur schnell die Gelegenheit nutzen, um mich bei dir für dein wirklich ausgesprochen geschmackvolles Geschenk zu bedanken." Normalerweise war Laevina ja kein allzu dankbarer oder gar sentimentaler Typ, aber die Minerva-Statue, die ihr als Schmerzensgeld für Quintilia Melinas Ballatacke geschickt worden war, hatte es ihr wirklich angetan also konnte sie das ausnahmsweise auch mal öffentlich zugeben.
    Eine Gratulation zur Verlobung verkniff sie sich selbstverständlich, schließlich war sie offiziell ja noch gar nicht darüber informiert worden.


    "Ihr beiden solltet euch aber nicht vollkommen allein in einem Raum aufhalten." sagte sie daher in gespielter Ahnungslosigkeit. "So etwas ziemt sich nun wirklich nicht für zwei unverheiratete junge Menschen."

  • Es war einfach herrlich, daß sie jetzt endlich kleine Küsse austauschen konnten und sich umarmen durften. Wenigstens hin und wieder. Übertreiben durften sie es freilich auch jetzt noch nicht. Natürlich wäre es zu schön gewesen, noch ein wenig allein zu sein. Aber dafür befanden sie sich wohl am falschen Ort. Denn schon rauschte die alte Dame herein, die von allen im Haus irgendwie gefürchtet zu werden schien. So kam er gar nicht mehr dazu, Calvena auf ihre Frage zu antworten.


    "Salve, Germanica Laevina. Ich bitte Dich, das war doch das Mindeste. Immerhin hast Du Schmerz erleiden müssen. Es freut mich, daß meine bescheidene Gabe Dir gefällt." Ein Glück! Die Statue war nicht billig gewesen. Und es hatte Valerian einige Mühe gekostet, ein so kunstvoll gearbeitetes Stück zu finden. Natürlich war es ein viel zu großes Geschenk für solch eine Lapalie. Aber die alte Dame gehörte zur Familie seiner Liebsten, da gab man sich eben doch etwas mehr Mühe.


    "Hab Dank für Deine Sorge um unseren guten Ruf. So bist Du nun die Erste, die von der großartigen Neuigkeit erfährt. Seit wenigen Minuten sind wir offiziell verlobt." Natürlich war er sicher, daß sie es schon irgendwie erfahren hatte. Doch er spielte das Spiel gerne ein wenig mit, wenn die Alte ihnen dafür einigermaßen gewogen blieb. Sein Blick traf Calvena und er zwinkerte ihr unauffällig zu. Nichts konnte sein Glück heute trüben. Gar nichts.

  • "Hach ja....schmerzhaft war es allerdings." seufzte Laevina in dem tapferen Tonfall, den alte klapprige Damen so gerne annehmen, wenn sie von ihren divesen Krankheiten erzählen und griff sich automatisch an den Hinterkopf. "Aber lassen wir diese unerfreuliche Geschichte nun endgültig dem Vergessen anheimfallen..."


    Und siehe da, wunschgemäß klärte sie der junge Mann jetzt über den mittlerweile offiziellen Status ihrer Verlobung auf, und Laevina zauberte übergangslos einen Ausdruck des Erstaunens auf ihr Gesicht, als sei sie gerade von Iupiter persönlich zur Cena eingeladen worden.


    "Nein, ist das wirklich wahr? Ach, wie entzückend!" zwitscherte sie dann, jetzt ganz begeisterte alte Großtante, die sich auf das vielleicht letzte gemeinsame Fest im Kreise ihrer Lieben freut. "Wie schön, dann bin ich ja die erste, die euch gratulieren darf." Nach diesen Worten ging sie auf die beiden jungen Leute zu und hauchte erst Calvena und dann deren Verlobten ein angedeutetes Küsschen auf die Wange, bevor sie wieder zum praktischen Teil überging.


    "Nun, junger Mann. Du wirst sicher verstehen, dass ich mich die weiteren Lebensumständen meiner Großnichte alles andere als kalt lassen. Nichts gegen deinen Status als Centurio, aber wie sehen denn deine Zukunftspläne aus? Schließlich ist Calvena als Nichte und Großnichte von Senatoren einen gewissen Lebenstandard gewöhnt."

  • Sie war verlobt. Unglaublich! Sie würde bald heiraten. Wunderbar! Und sie liebte Valerian, es gab nur wenige junge Frauen, die so viel Glück hatten. Ihr Herz schlug ununterbrochen Pruzelbäume und kleine Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Calvena brauchte nur in seine Augen schauen um zu wissen, dass er ebenso empfand. Doch das schöne Glück wurde gestört...


    Eigentlich fehlte das vertraute Klacken des Stockes auf dem marmornen Boden, der gewöhnlich Laevina ankündigte. Aber da sie reichlich unvermittelt einfach dazwischen platzte, bestätigte es ihre Vermutung, dass die Alte diesen nicht brauchte, sondern als ein ein Art Alibi nutzte. Normalerweise hätte sie Laevina irgend eine Gehässigkeit an den Kopf geworfen, aber heute war sie so sehr im Taumel ihrer Gefühle gefangen und konnte nichts anderes wahrnehmen, als Valerian.


    „Salve Laevina“, grüßte sie das Urgestein der Germanica strahlend. Bisher hatte sie den Drachen noch nicht so fröhlich gegrüßt. Dennoch bezweifelte sie, dass es ein Zufall, dass Laevina davon gehört hatte, das Valerian im Hause war. Da hatte wohl jemand auf Lauschposten gelegen oder aber seine Spitzel versteckt. Es folgte das kurze Geplänkel der Leid geprüften alten Dame, aber Valerian
    hielt sich gut und schaffte es sogar ihr ein kurzes Zwinkern zu zu mogeln. Leicht drückte sie seine Hand und lächelte ihm strahlend zu, ehe sie dann bestätigend nickte.


    Trockene haut berührte sie kurz an der Wange, als Laevina ihnen gratulierte. „Danke!“ lächelte sie und nahm es ihr nicht wirklich ab, dass die alte Dame so überrascht war, sie wusste immer am besten Bescheid was im Haus vorging.
    War das aufrichtige Sorge um ihre Zukunft, oder war Laevina schlichtweg einfach nur neugierig. Sie glaubte Beides.

  • Also, schauspielern konnte sie ja, diese alte Dame. Valerian konnte nicht umhin, ihr dafür Anerkennung zu zollen. Wenn er ihr trauen könnte, würde er seinem Praefecten ans Herz legen, sie hier und da als Spionin einzusetzen. Sie wäre sicher ausgezeichnet darin, anderen Informationen zu entlocken.


    Lächelnd ließ er sich die vertrauliche Geste des angedeuteten Kusses gefallen. Für die Alte mußte es doch ein Vergnügen sein, dies bei einem gut gebauten jungen Mann tun zu dürfen. Und warum sollte er ihr das nicht gönnen. "Deine Sorge um unsere Zukunft ist wirklich rührend. Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, hat auch Senator Germanicus Sedulus sich besonders gründlich nach eben diesem Punkt erkundigt. Und ich konnte ihm durchaus zufriedenstellende Antwort geben." Näheres auszuplaudern, kam ihm dabei nicht in den Sinn. Was gingen diese Frau seine Vermögensverhältnisse an? Bei Sedulus sah er ein, daß er ihm in gewisser Weise Rechenschaft schuldig war. Doch Laevina brauchte nichts weiter zu wissen, als daß Sedulus das Vermögen des Quintiliers ausreichend erschien.

  • "Rührend, ach ich weiß nicht..." winkte Laevina mit einer Handbewegung ab. "So sind wir alten Frauen nun mal, wir möchten einfach sicher sein, dass es unseren Nachkommen auch unserem Tod so gut wie möglich geht, das ist doch verständlich, nicht?"


    Dass Calvena eigentlich nur im weitesten Sinne eine ihrer Nachkommen war, tat ja nichts zur Sache, wer wollte denn schon so pingelig sein?
    Valerians nächste Antwort war mehr als schammig, aber Laevina nahm ihm das nicht übel. Nur ein Schwachkopf würde gedankenlos seine Vermögenslage preisgeben, und dass der Quintilier nicht in diese Kategorie fiel, war der alten Germanica schon bei ihrem letzten Zusammentreffen klar geworden. Abgesehen davon war sie auf seine Informationsfreudigkeit ohnehin nicht mehr angewiesen, schließlich hatte ihr Quadrata haarklein jedes Wort von Valerians Diskussion mit Sedulus wiedergegeben. Wirklich äusserst praktisch, dass die alte Wachtel immer noch so ein hervorragendes Gehör und Gedächtnis hatte!


    "Oh, ich bin davon überzeugt, dass mein Großneffe seinen Pflichten als Vormund vorblidlich nachgekommen ist. Und selbstverständlich würde ich nie auf die Idee kommen, deine finanzielle Situation in Frage zu stellen." Natürlich nicht, schließlich hatte sie diesen Teil der Überprüfung längst hinter sich gebracht und konnte sich jetzt auf andere Dinge konzentrieren. Laevina setzte ein feines Lächeln auf, das genau die richtige Mischung aus Verständnis und Altersmilde enthielt ohne dadurch unglaubwürdig zu wirken.

  • Etwas verblüfft hörte sie die scheinbare Sorge um ihre Zukunft. Laevina war wirklich eine großartige Schauspielerin. Sie beherrschte die Rolle der liebevollen Großtante perfekt. Wenn sie die Alte nicht wirklich kennen würde, dann hätte sie ihr wohl dies abgenommen und wäre vor Rührung in Tränen ausgebrochen. So aber schenkte sie ihr nur ein freundliches und ehrliches Lächeln. „Wie recht du hast“, stimmte sie ihr zu und tauschte mit Valerian einen kurzen Blick. Wann Laevina sie wohl wieder in Ruhe ließ? Sie sah aber nicht so aus, als würde sie das Paar wieder allein lassen. Vorbei war es mit der trauten Zweisamkeit und kleinen Zärtlichkeiten.


    „Keine Sorge, Laevina, ich werde es bei Valerian gut haben!“ versicherte sie der überaus neugierigen Großtante und drückte leicht Valerians Hand. Zwar würde diese Antwort wohl kaum so befriedigend sein, wie diese es sich erhofft hatte, aber sie musste ja nicht alles wissen. So wirklich wollte sie dann aber die Worte Laevinas nicht glauben, dass diese sich damit zufrieden gab, Valerian nicht auf den Zahn zu fühlen. Da stimmte doch etwas nicht... Calvena war aber viel zu gut gelaunt, als dass sie sich jetzt den Kopf weiter zerbrach.

  • "Natürlich ist das verständlich. Vollkommen", stimmte Valerian der alten Frau zu und nickte dazu. Dabei überlegte er, warum Laevina so schnell aufgab. Das paßte so gar nicht zu dem, was er bisher über sie zu wissen glaubte. Bestimmt hatte sie noch irgend etwas in der Hinterhand.


    "Du brauchst Dir wahrhaftig keine Sorgen zu machen. Ich bin noch jung und habe nicht vor, auf dieser Stufe der Karriereleiter stehen zu bleiben. Meiner Familie wird es an nichts fehlen. Und das Haus ist frisch renoviert und hat einige schöne Mosaike erhalten. Die Einrichtung möchte ich auch noch erneuern, aber das möchte ich mit Calvena gemeinsam tun." Er erwiderte den leichten Druck von Calvenas Hand und schaute sie verliebt an. "Das wirst Du, mein Herz." Er verkniff sich die Frage, wann Calvena denn mal Zeit hatte, sich mit ihm zusammen nach neuen Möbeln umzusehen, denn dann hätte Laevina vermutlich mitkommen wollen. Und das wollte Valerian nun wirklich nicht!

  • "Nun, das freut mich. Dann kann meine Familie Calvena ja guten Gewissens in deine Obhut entlassen." erklärte Laevina salbungsvoll und musterte das junge Paar noch einmal. Verliebt waren die beiden ja ganz offensichtlich bis über beide Ohren, und da Valerian trotz seines derzeit noch recht bescheidenen Status einen ziemlich zielbewussten Eindruck auf sie machte, hatte Calvena wohl wirklich einen ganz guten Griff getan. Und da die Verlobung jetzt offiziell war, sprach eigentlich auch nichts dagegen, mal die großzügige Großtante zu spielen, und das junge Glück noch für ein paar Minuten allein zu lassen. In Laevinas Vergangenheit hatte es dieses Problem nicht wirklich gegeben. Ihr erster Bräutigam hatte sie von Anfang an derart gelangweilt, dass sie ihn ohnehin lieber von hinten als von vorn gesehen hatte, und als sie Lento kennengelernt hatte, war sie Witwe gewesen und hatte deutlich mehr Möglichkeiten gehabt, sich unauffällig mit ihm zu treffen. Laevina unterdrückte bei dem Gedanken an die vielen heimlichen und wilden Rendezvous ein Kichern. Nein, sollten ihre lieben Angehörigen sie ruhig weiterhin für eine alte und verschrobene Tante halten, die niemals im Leben so etwas wie Leidenschaft kennengelernt hatte. In dieser Rolle war es nämlich deutlich einfacher, sich als empörte Verfechterin von Tugend und Anstand zu verkaufen...


    "Ich werde euch dann mal wieder allein lassen." sagte sie mit einem feinen Lächeln und wandte sich wieder Richtung Ausgang. Dann drehte sie sich noch ein letztes Mal zu Valerian um. "Ich vertraue dir in dieser Hinsicht voll und ganz, ich hoffe, du weißt das zu schätzen und handelst entsprechend." Ja, das war ein guter und stimmungsvoller Abschluss, und Laevina machte sich zufrieden auf den Rückweg in ihre Räumlichkeiten.

  • Für einen Moment glaubte sich Calvena verhört zu haben, was waren das denn für Töne? Seit wann gab sich Laevina so großzügig und auch wohlmeinend. War ja ziemlich ungewöhnlich für die Großtante. Aber bisher hatte sie sich eigentlich allgemein sehr freigiebig gezeigt, wenn es um die Verbindung zwischen ihr und Valerian ging. Im Gegensatz zu Avarus zeigte sie sogar so etwas Begeisterung. Hatte sie bisher den alten Drachen falsch eingeschätzt? Vielleicht, in einigen Dingen, aber in anderen Dingen war Misstrauen durchaus angebracht.


    Bei den nächsten Worten Valerians machte ihr Herz doch glatt einen Hüpfer in der Brust. Sie freute sich schon darauf, mit ihm gemeinsam, dass zukünftige gemeinsame zu Hause einzurichten. Dann würde sie wohl auch bald die Gelegenheit bekommen sich einmal die Casa Quintilier näher anzusehen. Du meine Güte, ging es ihr gerade auf. Sie würde bald ausziehen! So schnell veränderte sich ihr komplettes Leben. Ob sie die Casa Germanica vermissen würde? Ein wenig, vor allem seine Bewohner. Aber dafür bekam sie einen ganz wunderbaren Ehemann. Sie lächelte zu ihm hoch: „Wir werden sicherlich die passenden Möbel finden“, sie freute sich wie ein Schneekönig über dieses Angebot. Es gab ihr das Gefühl, dass sie von nun an alle Entscheidungen gemeinsam treffen würden. Ein wunderbares Gefühl. Eine kleine Geste mit tiefer Bedeutung, dessen war er sich bestimmt bewusst. Eigentlich konnte sie es jetzt kaum erwarten, mit ihm zusammen zu leben.


    Sie musste sich ein Kichern verkneifen, als Laevina ihre Mahnung aussprach. Anscheinend ging die Alte davon aus, dass jeder Mann nur mit dem Ding zwischen seinen Beinen dachte. Dass Valerian aber in dieser Hinsicht ganz anders war, würde sie ihr wohl nicht glauben. „Keine Sorge, Laevina. Wir bleiben anständig“, lächelte sie.

  • "Das kannst Du ganz gewiß", nickte Valerian zustimmend und lächelte. Diese Frau war unglaublich. Bestimmt würde sie immer mal wieder unangemeldet zu Besuch erscheinen. Darauf mußten sie sich wohl einstellen. Solange sie nicht auch noch das Schlafzimmer kontrollierte, sah er dabei aber auch keine großen Probleme. "Sehr freundlich von Dir, uns ein paar Minuten allein zu verschaffen. Und Du kannst gewiß sein, daß die Ehre meiner zukünftigen Frau unangetastet bleiben wird. Unser beider guter Ruf liegt ja auch in meinem Interesse. Vale, werte Germanica Laevina."


    Ganz leicht legte Valerian seinen Arm um Calvenas Hüfte, während die Alte endlich aus dem Oecus verschwand. Dann lachte er. "Solange sie im Haus ist, muß ich mir jedenfalls keine Sorgen um Dich machen." Er lachte wieder und schüttelte den Kopf. "Was hältst Du davon, wenn wir morgen mal durch unsere Casa gehen und uns überlegen, wie wir alles haben wollen? Und wenn wir dann auf den Märkten nach schönen Möbeln schauen?"

  • Mit einem letzten kritischen Blick auf sie Beide entschwand dann Laevina und ließ sie wieder allein. Ein wenig entspannte sie sich nun wieder, manchmal war dieser Hausdrache wirklich furchtbar anstrengend, man musste immer auf der Hut sein. Sie wartete bis sie sich sicher war, das Laevina wirklich in ihrem Zimmer war, ehe sie ein Stück an Valerian heran rutschte. Sein Arm um ihre Hüfte war ein wundervolles Gefühl. Sie machte eine kleine Grimasse. „So lange sie im Haus ist, muss man ständig aufpassen, nicht vertrauliche Briefe offen liegen zu lassen. Sie kann aber auch nett sein“, gab sie dann zu. Laevina würde wohl aus allen Wolken fallen, wenn sie diese Worte von ihr hörte. Aber sie wollte sich jetzt nicht weiter mit der alten Schreckse beschäftigen. Auch wollte sie gar nicht daran denken, dass die Germanica auf die Idee kommen würde, sie spontan besuchen zu wollen.


    Unsere Casa, wie das klang, einfach wunderbar. In Gedanken wiederholte sie diese zwei Worte immer wieder. „Ich würde mich gern einmal in unserer Casa umsehen“, stimmte sie dann Valerian zu. Du meine Güte! Jetzt hatte sie das auch schon gesagt, so als sei es eine festgeschriebene Tatsache. Es war ja auch eine festgeschriebene Tatsache. „Kannst du zum Essen bleiben, oder wirst du in der Castra gebraucht?“ fragte sie dann, eigentlich wollte sie sich ja gar nicht mehr von ihm trennen und hoffte, dass er bleiben würde. Aber sie war sich auch bewusst, dass er seine Verpflichtungen hatte.

  • Valerian lachte leise. "Wie gut, daß sie das kann. Sonst wäre es ja wirklich nicht auszuhalten mit ihr." Er drückte sie leicht an sich. Einfach weil es so schön war, ihre Nähe zu spüren, sie zu umarmen.


    "Dann ist es also abgemacht? Wir treffen uns morgen dort? Ganz so lange kann ich leider nicht bleiben. Ich habe noch Berichte zu verfassen von der Reise nach Mantua. Und die neuen Männer brauchen auch noch einiges an Anleitung. Ja, Du heiratest einen Mann, der eigentlich schon mit seinem Beruf verheiratet ist. Meinst Du, Du kannst damit leben?" Liebevoll blickte er sie an. Aber es war nun einmal die Wahrheit. Seine Arbeit als Praetorianer mußte im Vordergrund stehen und die Familie daher ein wenig zurückstehen. Aber er würde versuchen, diesen Makel so gut es ging auszugleichen.

  • Sie grinste ihn an. „Du muss ja nicht mit ihr Leben!“ scherzte sie. Sie selbst ging Laevina so weit es ging aus dem Weg, sonst gab es nur gleich wieder Streit. Zwar gab es zwischen ihnen im Augenblick einen brüchigen Waffenstillstand, aber es reichte nur ein kleiner Grund aus, damit sie an einander gerieten. Bald würde sie ja auch nicht mehr mit Laevina unter einem Dach leben. Dennoch würde sie sich wohl zu Anfang etwas Fremd in der Casa Quintilia fühlen und dieses Haus vermissen, vor allem die Bewohner.


    „Ja, wir treffen uns Morgen dort!“ bestätigte sie. Sie freute sich schon darauf.


    Sie hatte es irgendwie schon geahnt, Valerian hatte leider nicht so viel Zeit für sie, wie sie es sich wünschte. In Zukunft würden sie wohl mehr Zeit für einander haben, aber sie würde nicht vergessen, dass sie einen Soldaten heiraten würde. „Manche Senatorenfrauen sehen ihre Ehemänner noch viel seltener. Ich liebe dich und ich will deine Frau werden. Ich werde dich aber mit deinen Männern wohl teilen können!“ lächelte sie ihm zu. Sacht legte sie ihre Hand auf seine Wange und küsste ihn zärtlich.

  • "Du auch bald nicht mehr", scherzte Valerian zurück und lachte. Zumindest hatte er nicht vor, Laevina gleich mitzuheiraten und mitzunehmen in sein Haus. Ganz und gar nicht. Mit seiner eigenen Familie hatte er schon genug zu tun, da brauchte er nicht noch eine fremde Großtante aufzunehmen.


    Anscheinend war ihr schon klar, daß er auch in Zukunft nicht immer Zeit für sie haben würde. "Da hast Du allerdings Recht. Und ganz allein wirst Du ja auch nicht sein. Meine Männer werden natürlich entsetzlich eifersüchtig werden. Aber damit werden sie leben müssen." Er lachte und zwinkterte ihr zu. Er erwiderte ihren zärtlichen Kuß und zog sie ein wenig enger an sich.

  • Schon bald würde sie den aufmerksamen Blicken Laevinas entkommen. Aber vermutlich würde Laevina unzählige Gründe finden, einmal bei ihrer Nichte und ihrem Mann vorbei zu schauen. Das traute sie diesem Drachen durch aus zu. Schließlich war auch Serrana ihr nicht wirklich entkommen. Doch damit würde sie sich beschäftigen, wenn es soweit war. Erst einmal galt es eine Hochzeit auszurichten.
    Am liebsten wäre sie ja lieber heut als morgen ausgezogen. Aber nur aus dem Grund, weil sie dann mit Valerian vielmehr zusammen sein konnte. Doch sie hatten sich nun schon so lange in Geduld geübt, da würden sie auch noch die nächsten Monate sicherlich auch noch überstehen. Außerdem bekam sie ja einen Soldaten zum Mann, er würde sicherlich so einige Nächte in der Castra verbringen müssen. Sie war sich schon sehr bewusst, dass sie ihn würde teilen müssen. Aber dafür wusste sie, dass sein Herz ganz allein ihr gehörte und er sicherlich aus eigenem Antrieb so oft wie er konnte zu Hause sein würde.


    Bei der Vorstellung von einem Haufen eifersüchtiger Soldaten musste sie Grinsen. „Ach von wegen. Sie sind sicherlich froh, dass ich hin und wieder deine Aufmerksamkeit habe. Dann bist du nicht so streng zu ihnen!“ lachte sie. Noch ein wenig näher war sie ihm nun. Sie küssten sich, innig und lange. Nicht mehr lang, dann waren sie Mann und Frau und brauchten sich dann über bestimmte Dinge nicht mehr den Kopf zerbrechen.

  • Valerian lachte. "Meinst Du? Am Ende bin ich noch viel strenger, damit die Strenge für die Zeiten mitreicht, in denen ich bei Dir bin." Es war so schön, sie zu küssen und zu halten. Wie schön würde es erst sein, wenn sie erst verheiratet waren? Auch er dachte daran, daß er die Nächte ja in der Castra verbringen würde.


    "Eines Tages werde ich es in den Ritterstand schaffen, Du wirst schon sehen. Und dann werden wir auch immer zusammen wohnen." Ritterliche Tribune hatten ja ein Haus in der Castra, in dem auch ihre Familien lebten. Wenn er doch erst so weit wäre!

  • Sie würde es ihm glatt zu trauen, dass er seine Männer nur noch viel härter ran nehmen würde, nur um nicht dein Eindruck zu erwecken, er würde irgend etwas schleifen lassen. Wenn es so käme, würden seine Männer sie wohl in Zukunft ganz schön verfluchen. „Aber nur wenn sie es verdient haben!“ meinte sie dann grinsend. Valerian konnte wohl seine Männer viel besser einschätzen, als sie es könnte.


    Natürlich würde er es in den Ritterstand schaffen, davon war sie mehr als nur überzeugt. In ihren Augen hatte er es voll und ganz verdient. Dann sah sie ihn aber etwas kritisch an. Wobei ein kleines Grinsen an ihren Mundwinkeln zupfte. „Mhm… ob ich dich überhaupt die ganze Zeit um mich haben will… Am Ende stellst du mir nur den ganzen Haushalt auf den Kopf!“ Wirklich ernst bleiben konnte sie nicht. Die Zeit, die es dauerte, bis er Ritter war und einen Tribunalsposten inne hatte, würden sie schon irgendwie überstehen. So ganz allein würde er sie ja nicht lassen und sicherlich jede freie Minuten nutzen um mit ihr zusammen zu sein.

  • "Achwas, die haben es immer verdient", behauptete Valerian lachend und zwinkerte ihr zu. Er war sich ziemlich sicher, daß seine Männer kaum merken würden, daß sich etwas veränderte. "Ich Dir Deinen Haushalt auf den Kopf stellen? Ich werde mich schön hüten! Kein Mann sollte so dumm sein, seiner Frau in ihren Bereich hineinzureden." Das meinte er sogar nur halb als Scherz. Er war davon überzeugt, daß sie ihn an den Dingen beteiligen würde, wo sie seine Beteiligung wünschte. Und daß sie ansonsten mit dem Haushalt gut klarkommen würde. "Wir haben nur noch ein bißchen sehr wenig Personal. Diomedes ist schon jetzt überlastet. Wenn wir noch mehr Personen im Haus werden, braucht er unbedingt Unterstützung. Wir sollten in den nächten Wochen und Monaten also auch die Sklavenmärkte im Auge behalten."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!