Bei ihm ist es schon ein ganzes Weilchen länger her. Nur schwer will dem Avarus daher einfallen, wie es einst zwischen seinem Bruder, ihm und den unzähligen anderen Kindern vorgegangen ist. Sicher haben sie Traianus und er ständig gezankt, gegenseitig die Spielsachen gestohlen und im Augenblick eines scharfen elterlichen Gesichtes Unschuldsmienen aufgesetzt. Bei diesen Gedanken muß er lächeln...
"Kinder können doch nur mit genügend Gleichgesinnten aufwachsen. Die Streiche gehören dabei genauso dazu, wie der Kampf der Geschlechter."
Und der wurde auch durch ihre Cousine -daran erinnerte Medicus sich immer wieder mit Schrecken- gnadenlos geführt. Manchmal mußten sich da die kleinsten Bälker als Haustierchen vorkommen.
Sein Lächeln verstirbt, als Lucilla auf den Feldzug zu sprechen kommt. Es ist doch immer das Selbe und die Gens Germanica hat -wissen auch die Götter- genügend Blut auf den Feldern des da noch fremden Imperiums gelassen.
"Zum Glück nicht. Was nicht heißen soll, das wir trotzdem jeden Tag die Sorge tragen müssen, Gensmitgliedern am Puls des Krieges, den ersten Reihen der Schlachtaufstellung, im Gebet beizustehen. Erst Sedulus ist vor wenigen Tagen nach Mogontiacum aufgebrochen, um sein Tribunat als Vorraussetzung eines höheren Amtes im Cursus Honorum abzuleisten. -Und weiß Gott- Germanien ist auch nach Jahrzehnten der Befriedung nicht hundertprozentig sicher. Armee bleibt eben Armee."
Derweil stellte ein bediensteter Sklave in ordentlicher Haustracht gekleidet zwei Becher verdünnten Honigweines mit etwas Eiswasser vor den Beiden auf einem kleinem Holztischchen mit Marmorplatte hin.