Casa Germanica - Bibliothek

  • Ja ich weiß. Und Antias, dafür bin ich da.


    Lächelte Sedulus kurz um schlagartig wieder ernst zu werden, denn ernst war diese Angelegenheit.


    Einschätzen kann ich ihn auch nicht dafür kenn ich ihn privat zu wenig, aber vielleicht mit ihm reden. Abkaufen wäre eine Möglichkeit, sicherlich. Allerdings frage ich mich, was macht ein Miles dann mit einer "Sklavin"? Und vorallem, mit 500 Sesterzen wirst du nicht weit kommen Antias.


    Sedulus fuhr sich mit der linken Hand nachdenklich über sein Gesicht.


    Er könnte sich an ihr rächen wollen eben weil sie ihm eventuell schon viel Arbeit und Geld gekostet hat. Ich würde wohl ähnlich handeln. Sklaven sind eine Art Ware Antias, sie sind mitunter recht teuer und es kommt auf den Sklaven oder die Sklavin darauf ob sich der Wert steigert oder nicht. Je mehr ein Sklave kann um so teurer ist er.


    Sedulus lächelte erneut.


    So etwas gibt es nicht, unverdächtige Mittelsmänner, Antias! Früher oder später packen sie aus, entweder wenn ihr Leben auf dem Spiel steht, oder aber wenn man ihnen genug Geld bietet. Das ist eine recht unsichere Sache, vergiss sie gleich wieder. Es macht es nur schlimmer. Und gerade du als Miles... Und wie gesagt, mit 500 Sesterzen kommst du nicht weit, leider.


    Sedulus würde vielleicht einen Weg finden. Er könnte sie ja dem Claudier abkaufen um weiteren Ärger von Antias abzuhalten. Allerdings war nicht davon begeistert, dass Antias sich am Ende noch in sie verknallt hatte.

  • Zu sämtlichen Ausführungen des Senators konnte Antias nur zustimmend nicken. Kein einziger Satz, mit dem Sedulus nicht recht gehabt hätte, kein einziger Einwand, der Antias nicht schon durch den Kopf gegangen wäre. Er konnte sich nichtmal einreden, dass dem Senator schlicht das Verständnis fehlte, Germanicus Sedulus verstand sehr wohl, was seinen grüblerischen Gast umtrieb. Vielleicht war sogar Antias selbst derjenige, der hier nicht verstand.


    Ernüchtert blickte er auf sein Bündel hinunter. Wenn er mit dem Geld nicht einmal Apolonia helfen konnte, was sollte er dann damit? Genau so gut konnte er die Lederbeutel in den Tiberis schmeißen, er hatte gute Lust dazu. Fünfhundert Sesterzen, fast alles an Sold und Donativum, was er in seiner bisherigen Dienstzeit hatte zusammensparen können. Für ihn bedeutet das ein Vermögen, und doch war es so gut wie nichts. Jeder einigermaßen durchdachte Raubüberfall würde da leicht das Doppelte einbringen, vorzugsweise verübt an irgendeinem fetten Sklavenhändler nach erfolgreichem Markttag. Er aber war dazu verpflichtet, derlei zu verhindern. Er war Urbaner, darauf lief es immer wieder hinaus. Sedulus sagte es ja selbst: Gerade du als Miles.


    „Senator Sedulus ..“ begann er schließlich zaghaft. „.. alles, was du gesagt hast, ist richtig. Die logische Konsequenz aus alldem müsste darin bestehen, mir die Serva einfach aus dem Kopf zu schlagen.“ Einfach? Einfach war an der Sache rein gar nichts. „.. dummerweise ist mir die Serva aus dem Kopf längst in’s Herz gerutscht. Ganz richtig, ich bin Miles ... wohl auch nicht der aller schlechteste ... nur wäre ich ein noch weit besserer und konzentrierterer Miles, wenn ich wüsste, dass sie frei und nicht mehr in Gefahr ist. Das mag seltsam klingen, ist aber die Wahrheit.“ Dass mit Apolonias’ Freiheit noch längst nicht alle Probleme gelöst sein würden, war ihm völlig klar. „Natürlich kann ich sie weder heiraten noch üppig versorgen. Allerdings ist sie ein kluges und findiges Mädchen, sie würde sich zu helfen wissen.“ Aber was sollte das alles, rational betrachtet gab es keine Gegenargumente zu Sedulus’ treffenden Worten. „Nun, wie auch immer, ich werde alldies noch einmal eingehend überdenken müssen. In jedem Fall werde ich nichts ehrenrühriges versuchen, ich hoffe du vertraust mir da soweit.“

  • Sedulus nickte zustimmend.


    Würde ich auch fast sagen.


    Kommentierte Sedulus die Worte Antias, die Serva zu vergessen.


    Nunja, so etwas kommt vor, doch man kannn davon loskommen. Denk nicht mehr an sie.


    So würde es zumindest Sedulus machen. Gut, am Anfang würde es sicherlich schwer sein, aber mit der Zeit...


    Na das will ich doch hoffen.


    Lächelte Sedulus.


    Womöglich. Und wenn sie den Männern den Kopf verdreht. Frauen sind gut darin, egal ob Römerin oder Serva. Also nimm dich vor ihnen in acht.


    So der gut gemeinte Ratschlag des Senators.


    Tue das Antias und entscheide weise. Sicher vertraue ich, warum sollte ich auch nicht.


    Wieder lächelte Sedulus und nickte dabei.

  • Antias nickte ernst. Die Worte des Senators klangen ausgesprochen vernünftig, so vernünftig, dass Antias langsam zu begreifen begann. Sedulus’ Ausführungen klangen nicht nur so, sie waren vernünftig. Lange starrte er mit leerem Blick auf die Amazonenvase, ohne sie wirklich wahr zu nehmen. Wirklich viel wusste er von Germanicus Sedulus noch immer nicht. Gerne hätte er ihn gefragt, ob er Glück in seiner Ehe fand, und welchen Stellenwert er dem Glück an sich in seinem Leben einräumte. Das alles wusste Antias nicht.


    Eines allerdings wusste er: Der Senator hatte ihm noch nie einen halbherzigen oder gar schlechten Rat gegeben. Sedulus war kein selbstherrlicher Schwätzer, der sich mit seinen Argumenten nur einer unangenehmen Nebensache entledigen wollte, er nahm seinen Gesprächspartner ernst und bemühte sich aufrichtig um eine realistische Sichtweise. Natürlich hatte auch Antias seine Erfahrungen gemacht. Von Frauen verstand er durchaus etwas. Vom Leben selbst allerdings – zumal von einem Leben eingebunden in Verpflichtungen, Verantwortung und Rücksichtnahme – wusste er noch nicht all zu viel. Das erkennen zu müssen, war hart. Mehr als das, es war grausam.


    „Ich danke dir, Senator Germanicus Sedulus.“ brachte er endlich rau hervor. „Ich versichere dir, deine weisen Worte werden mich eine weise Entscheidung finden lassen. Als ich in jenem Sommer hier angekommen bin, hatte mein Dasein keinerlei Richtung, wie du weißt. Dass ich ganz allmählich ein Gespür für meinen Platz im Leben zu entwickeln beginne, habe ich zum allergrößten Teil dir zu verdanken. Ich werde mir dessen stets bewusst sein.“


    Ein dankbares Lächeln begann seine Mundwinkel zu umspielen, erst zaghaft, dann herzlich. In straffer Haltung reichte er Sedulus die Hand. „Nochmals danke für alles, Senator. Es wäre mir eine wirklich große Freude, dich wieder einmal besuchen zu dürfen. Seltsam ..“ Versonnen blickte Antias noch einmal in der Bibliothek umher. „.. aber ich habe irgendwie das Gefühl, in diesen Mauern klarer denken zu können als anderswo.“

  • Auch hier, wie im Atrium, hatte sich die Einsanjeit breit gemacht und löste erneut Emotionen in ihm aus.

    Erregt setzte er sich, nahm Papyrus und Feder zur Hand und begann zu schreiben.


    Ad

    Administratio Imperatoris

    Palatium Augusti

    officium a libellis


    Salve, Procurator.


    Ich, Germanicus Aculeo, bitte höflichst um Audienz mit Imperator Caesar Augustus.


    Mögen die Götter über Dich und die Deinen wachen.


    Paullus Gernanicus Aculeo



  • Wenn Aculeo sich aufmerksam umsah, würde er erkennen, dass scheinbar jemand das Anwesen ab und an besuchte. Einige Schriftrollen lagen sortiert auf einem Tisch, als hätte jemand sie sich dort als Depot bereitgelegt, um nicht jedes Mal alle Regale durchsuchen zu müssen. Es handelte sich im Wesentlichen um wertlose Werke von Jungschriftstellern, wie man sie auf den Märkten zu geringen Preisen erwerben konnte. Den noblen Hausherren der Casa Germanica gehörten sie demnach wohl eher nicht. Das Wertvollste daran waren die Papyri, auf denen sie geschrieben standen. Sie schienen dazu geeignet, der jüngeren, weniger gebildeten Generation zu gefallen, die keinen Wert auf raffinierte mythologische Anspielungen oder kunstvolle Sprache legte, sondern sich an derben und leicht verständlichen Texten zu erfreuen wusste.


    Auch die Küche wurde offensichtlich gelegentlich benutzt und jemand bemühte sich stümperhaft, die sehr mitgenommen aussehenden Zimmerpflanzen in ihren Kübeln am Leben zu erhalten.

  • Irgendwas war faul im Hause Gernanica. Ständig, jedesmal wenn Aculeo die Casa besuchte, war aufgeräumt. Dabei befanden sich ja keine Abgestellten im Haus, was für den mittelalterlichen Gernanicer recht mysteriös war.

    Aber gut Warum sich über Dinge wundern die Tatsache waren.

    Auch die tatsächliche Tatsache das ein Brief in der Bibliothek zu finden war, war mysteriös.

    Wie gesagt... einfach nicht wundern.


    Der Brief wiederum ließ Aculeo sehr wohl wundern.

    Absender war der a cognidingens aber, trotz löchrigem Gedächtnis war sich Aculeo sicher dass er dem a libellis geschrieben hatte.


    Der Ruf war angekommen. Der Ruf wurde gehört. Wie die Trompeten zu Jericho, aber ohne Mauereinstürtze und sonstigem Gedöns.

  • Sofern Aculeo in der Casa nach weiteren Anhaltspunkten für den mysteriösen Gast suchte, würde er bei den Gästezimmern fündig werden.


    Im bescheidensten Zimmer, so als ob er nicht sicher sei, überhaupt in dem riesigen verwaisten Anwesen wohnen zu dürfen, hatte jemand sich häuslich eingerichtet. Aufschluss würde letztlich eine Tabula geben, in welchem der Gast versucht hatte, seiner Trauer über den gewaltsamen Tod seines Bruders Ausdruck zu verleihen.


    Die Überschrift hieß: Briefe an einen Toten.


    Der krakelige Namenszug unter dem stümperhaften Text: Dein Nero Germanicus Ferox.

  • Es wurmte ihn ausserordentlich, dass niemand im Haus war und es trotzdem Anzeichen gab dass sich jemand im Haus befand.

    Im ersten Impuls dachte Aculeo dass sich jemand von der Strasse hier eingenistet hätte. Diesen Gedanken verwarf er aber auch gleich wieder denn diese Person würde nicht für Ordnung und Sauberkeit sorgen eher das Gegenteil.

    Dann kam im der Gedanke es handelte sich um etwas geisterhaftes. Was ihn nun weiters dazu brachte Überlegungen in Ruchtung Reinigung durchzuführen. Im spirituellem Sinne.

    Er musste zum Palast und es fehlte ihm nun die Zeit hier alles nötige zu organisieren um Lustratio durchzuführen, kurz entschloss er sich durch das Haus zu gehen um nach weiteren Spuren zu suchen.

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