(alt) Casa Iulia

  • Langsam öffnete sich die porta der Casa Iulia und, auch wenn der Valerier sicher kein kleiner Mann war, er musste nach oben blicken, denn urplötzlich schien der Türrahmen von einer schwarzen Masse an fast ölig glänzender Haut und Muskeln ausgefüllt. Der breitschultrige Nubier und gleichzeitiger ianitor der Casa wirkte, als hätte man ohne Probleme einen gefüllten Schrank auf seinen Schultern plazieren können, ohne ihn wesentlich aus dem Schritt zu bringen. Zugegeben, wahrscheinlich sah selbst ein römischer Straßenköter intelligenter aus als Wonga, der ianitor, aber um kräftig zuzuschlagen und Ärger vom Haus der Iulier fern zu halten, brauchte es auch nicht unbedingt ein hohes Maß an Intelligenz.


    Man konnte die Gedanken förmlich hinter seiner Stirn pulsieren sehen, während er den Besucher mit seiner nun doch etwas vom Laufen staubig gewordenen Toga betrachtete. Ein Freund des Hauses, den er hätte kennen müssen, war dieser Fremde nicht, aber trotz dem Dreck wirkte er nicht abgerissen wie ein Bettler. Die Korbtasche allerdings ... Momente verrannen, während sich hinter der Stirn aus dem Gedankenwirrwar ein Wille formulierte, langsam aber stetig. So rollte Wonga schließlich mit den Augen und bellte dem Fremden entgegen:
    "Was Du wolle?"

  • Ein Sklave kam an und überbrachte ein Schreiben


    An
    Iulia Helena
    Casa Iulia
    Roma


    Salve werte Iulia Helena


    Der Termin für das Geschäftsessen passt mir sehr gut und eine Auswahl wurde schon getroffen!


    Vale
    Marcus Vinicius Lucianus

  • "Ich werde mir Deine Worte merken und sie auch beherzigen. Doch ..."


    Sim-Off:

    Der Thread wird langsam schwierig da seit seinem Anfang einiges passiert ist. Sollen wir nicht morgen wiederkommen, dann wüsste ich jetzt mehr zu sagen. Wenn Dir das Recht ist dann spiel uns bitte raus und wieder rein.

  • Mit einem stillen Lächeln auf den Lippen nahm sie den Brief von Wonga entgegen und las ihn durch, um ihn dann eilig in ihrem Beutel zu verstauen. Alles verlief wie geplant, so sollte es sein ... der Vinicier schien wirklich an einem gut ablaufenden Geschäft interessiert.

  • Decius hatte wohl gewiss nicht mit diesem Berg von Nubier gerechnet, der da vor ihm in der Tür stand. Langsam wanderte sein Blick an jenem hinauf und, ebenso wie es die rechte Augenbraue tat. Was bei den Göttern war das? Nubier kannte er gewiss, aber welche Nubierin war so verrückt gewesen sich mit einem Kriegselefanten zu paaren? Kaum das die Augenbraue den höchsten Punkt erreicht hatte, klappe das Kinn nach unten und ein beinahe perfekter dümmlicher Gesichtsausdruck war in Vollendung. "Humpf....", starrte den Nubier vollkommen entgeistert an und sah jenem sichtlich beeindruckt bei dem Unterfangen zu die beiden Gehirnzellen zu Höchstleistungen anzutreiben.


    Kaum das ihm das "Was Du wolle?" entgegen gebellt worden war, machte er instinktiv zwei Schritte zurück und hob abwehrend die Korbtasche vor die Brust. "Er kann reden...", schoss es ihm durch den Kopf.
    "Ich...ich....ich....ich habe eine Verabredung mit der hochgeschätzten und verehrten Helena?", versuchte er es sehr einfach zu halten, sah dem Nubier beim nachdenken zu.
    "Ich....Helena....besuchen?", sah ihn fragend an. "Iulia Helena?", zog leicht den Kopf ein. Was wenn der Verstand des Riesen aussetzte und er ihn missverstand? Er war etwa zwölf Köpfe größer und gewiss 400 Stein schwerer!
    Am Ende war jenes Trumm ein Relikt von Hannibals Zug über die Alpen? Vielleicht waren es 40 von ihm gewesen, die er mit sich geführt hatte...und keine 40 Kriegselefanten.


    Vorsichtig stieg Decius etwas auf die Zehenspitzen und versuchte über die Schulter des Nubiers zu schauen, ob da nicht irgendwo ein Reitkäfig zu finden war, in welchem das externe Gehirn des Nubiers saß. Entsetzt musste er feststellen das er scheinbar freilaufend war. "Hilfe?", irgendwie versagte ihm dann doch etwas die Stimme.

    Auch der längste Weg kann nur beschritten werden, wenn man den ersten Schritt macht.

  • Wonga war von Natur aus mit eher schlichteren Wesenszügen ausgestattet. Seine stoische Gelassenheit rührte meist daher, dass er mit bedrohlichen Untertönen, Ironie, Sarkasmus und der Mannigfaltigkeit von Gesichtsausdrücken nicht sehr viel anzufangen wusste. Doch selbst dem Nubier dämmerte es, dass der Mann, der zwei Schritte zurückgewichen war und inzwischen mit trockener Stimme krächzte, Anzeichen von Furcht zeigte.


    Wo andere Männer vor Freude über diesen Umstand ein hämisches Grinsen aufgesetzt hätten oder mit hämischen Bemerkungen vielleicht noch Salz in diese Wunde gestreut hätten, blieb der Blick des Nubiers ruhig und ausdruckslos.


    Vielleicht auch deshalb, weil der Geist des Türsklaven noch immer die Worte des Gastes analysierte und das weitere Vorgehen plante. Ein Besucher für die Herrin des Hauses stand vor ihm. So viel hatte er also den Worten des Mannes entnommen. Die passende Reaktion wäre nun also den Gast hinein zu bitten und der Herrin von der Ankunft des Mannes zu berichten.


    Wonga zog die Tür weit auf und verharrte erneut.


    „Halt“, dröhnte es in Geiste des Nubiers


    Skeptisch legte sich der Blick des Nubiers auf das Antlitz von Decius. Sorgsam und somit sehr langsam betrachtete er die Gesichtszüge des Mannes. Sekunden verstrichen….
    Nein diesen Mann hatte er bisher noch nicht gesehen. Und hatte der Herr des Hauses nicht gesagt, dass nicht jeder fremde Mann, der den Wunsch äußerte zu Helena vorgelassen zu werden, eingelassen wird? Vor allem nicht, wenn sie sich merkwürdig verhielten?


    „Du rein kommen und hier warten. Ich sagen Herrn bescheid. Er sich um dich kümmern!“


    Die Worte Wongas ließen keinen Spielraum für Einwände oder Diskussionen. Dem Tonfall in seiner Stimme nach zu urteilen, hätte er ebenso gut sagen können „Bleib hier oder ich kümmere mich um dich“.

  • Constantius hatte sich in sein Cubiculum zurückgezogen und lag mit geschlossenen Augen auf einer bereits in die ‚Jahre gekommenen Liege. Hatte sie in den vielen Jahren auch an Pracht verloren, so war sich doch noch immer recht bequem und gewährte Constantius einen Moment der Entspannung.
    Nur in der liegenden Position schien der Schmerz, der seinen Rücken bei jeder Bewegung peinigte, zu versiegen. Obwohl Müdigkeit seinen Geist zum ausruhen zum schlafen zu überreden versuchte, sträubte sich der Iulier dagegen. Einen Moment der Ruhe wollte er genießen, aber nicht schlafen. Seine Schwester sollte ich nicht erschöpft auf der Liege schlafend finden, wenn sie nach ihm suchte, weil er das Abendessen verschlafen hatte.


    Als es an der Tür klopfte, richtete sich Constantius ruckartig auf. Ein Reflex, den er in der Grundausbildung erworben hatte. Es erwies sich als Überlebensnotwendig sofort stramm zu stehen, wenn eine unbekannte Person die Unterkünfte betrat. War man zu langsam bekam man oft einen nachhelfenden Tritt oder durfte beim Reinigen der Latrinen seine Reflexe verbessern.


    War der Schmerz in seinem Rücken gerade nur noch ein dumpfes Pochen im Hintergrund seiner Gedanken gewesen, so durchflutete nun eine Welle des Schmerzes den Leib des jungen Constantius. Ließ die Welt für einen Moment hinter einem schwarzen Vorhang verschwinden.


    „Herr, Besucher für Helena warten!“, sprach Wonga als er die Tür geöffnet hatte


    Ein Nicken Constantius sollte in diesem Augenblick reichen, als er, sich mit einer Hand an der Liege abstützend, um eine aufrechte Haltung und gegen eine Ohnmacht kämpfte.


    Eine Antwort, die Wonga völlig reichte.


    Vielleicht war es gerade dieser Grund, dass sich Constantius und Wonga mochten. Der Iulier verzichtete gerne auf viele Worte, weil er seine Gedanken nicht ausreichend in Worte kleiden konnte. Und Wonga hingegen verzichtete auf viele Worte, weil es selten genug Gedanken gab, die die Worte hätten füllen können. So genossen beide die schweigsame Kommunikation, die beiden zum Vorteil gereichte.


    Es dauerte einen Moment bis Constantius die Tür erreichte. Sein gestrenger Blick fiel auf Decius und musterte diesen.


    „Willkommen in der Casa Iulia. Ihr wünscht Iulia Helena zu sprechen. Darf ich fragen was euer Begehr ist?“

  • Decius hatte die Korbtasche vor der Brust umschlungen, als wäre sie ein Schild. Zwar würde jene nicht annähernd einen so guten Dienst wie ein Legionärsschild leisten, aber immerhin vermittelte sie ihm scheinbar ein wenig Sicherheitsgefühl, wenngleich es wohl nichts gab, was selbst einen voll gerüsteten Legionär vor diesem Trumm von Nubier schützen konnte.
    "Ich....warte dann hier...", gab er etwas unsicher dem Nubier als Antwort. "Genau hier. Hier...warte ich dann mal...", sah dem Kerl sichtlich verunsichert nach und warf kurz einen Blick zur Tür. Wenn er die Beine in die Hand nehmen würde, dann wäre er vielleicht schneller aus der Tür verschwunden, als dieser Koloss ihm würde folgen können. Allerdings war ihm sehr wohl bewusst das Kriegselefanten sehr schnell waren. Weit schneller als man meinen mochte.


    Was nun, wenn die beiden Gehirnzellen des Nubiers kurz aussetzten und er am Ende zum Schluss kam das er etwas gestohlen hätte? Kurz wog er für und wider ab und befand es für das Beste einfach zu warten. Womöglich würde ihn Helena bald retten. Gedanklich setzte er Helena auf ein Ross, begleitet von einer ganzen Schar von Berittenen. Stolz erhobene Feldstandarten, die auf dem Feld und vor dem Feind die Größe Roms widergeben sollten. Mit donnernden Hufen der Rösser würde sie hoffentlich aus einer der Türen heraneilen, die hellen Sonnenstrahlen im Rücken, begleitet von den weithin schallenden Hörnern.


    Doch irgendwie blieben die Hörner und auch das Hufgedonner aus, alles was donnerte, ihn beinahe bis ins letzte ausfüllte in Körper und Geist, waren die schweren Schritte des Nubiers auf dem Steinboden.


    Bumm, wumm, bumm, wumm.....


    Ob die Erschütterungen des Bodens wohl noch im Amphiteater zu spüren waren? Beinahe paralysiert sah der junge Valerier Wonga nach.
    Erst als scheinbar Rettung nahte, in Form eines Menschen mit klarer und fester Stimme, kratzte er seinen Mut und auch wieder etwas Selbstbewusstsein zusammen.
    "Zum Gruße...", zweifelnd und verunsichert sah er nochmals kurz zu Wonga.
    "Ancius Valerius Decius, ich folge der Einladung der ehrenwerten Iulia Helena in diese Casa.", sah den Fremden kurz an.


    "Ich...komme in friedlicher Absicht!", irgendwie hatte er das tiefe Bedürfnis das nochmals klarzustellen. "Und bin unbewaffnet?"

    Auch der längste Weg kann nur beschritten werden, wenn man den ersten Schritt macht.

  • Mit einem stillen Nicken entließ Constantius Wonga. Langsam dämmerte es dem jungen Iulier. Helena hatte ihm von diesem Mann berichtet. Oder besser gesagt, hatte ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass dieser Mann eines Tages zu Besuch kommen würde. Die Haltung seines Gegenübers amüsierte Constantius und ließ sein Lächeln etwas stärker erstrahlen. Viele waren beeindruckt von Wonga und verloren oft jeglichen Gedanken an Streit oder an eine Auseinandersetzung. Doch dieser Gast schien am liebsten wieder das Weite suchen zu wollen.


    Vielleicht würde Wonga ein gutes Mittel darstellen, um den Gast wieder loszuwerden, sollten sich die Gespräche in die Länge ziehen. Den Gedanken jedoch wieder zur Seite schiebend, erwiderte Constantius.


    „Meine Schwester hat mir von dir berichtet. Sie befindet sich sicherlich im Innenhof. Ich bringe dich zu ihr.“


    Mit einer einladenden Geste deutete er ins Innere der Casa und geleitete Decius zum Innenhof.


    „Helena…wir haben Besuch!“, rief er ihr entgegen, Decius jedoch aus den Augenwinkeln beobachtend. Nur würde sich wohl herausstellen, ob er erneut einen starrenden Verehrer vor sich hatte. Wenn ja, dann sollte Wonga die kleinste Sorge des Gastes sein.

  • Decius nickte. "Das...wäre sehr nett.", sah skeptisch Wonga nach und wirkte etwa zwei Kopf kleiner als sonst, machte sich daran zu folgen und betrachtete den Mann von der Seite. Soso, also das war ein Bruder von ihr, nundenn, noch ein Iulier. Solange sich dieses Monstrum vom Eingang nicht als ein weiterer entpuppte, schien ja noch alles in bester Ordnung zu sein. Zur Sicherheit sah er dennoch nochmal über die Schulter, nur um sicherzustellen das dieser Koloss nicht zufällig einen Tobsuchtsanfall hatte und gerade hinter seinem Rücken auf ihn zustürmte.


    "Euer Diener ist etwas....sehr.....groß ausgefallen. Ich nehme an das er...", verwarf den Gedanken. "Erfreut Euch kennenzulernen!", folgte ihm in den Innenhof und sah sich dort zur Sicherheit nochmals um. Als von Wonga weit und breit nichts mehr zu sehen war, atmete er etwas tiefer ein und wuchs wieder ein paar Finger, bis er wieder aufrecht wie gewohnt im Innenhof stand.
    "Werte Helena! Wie schön Euch zu sehen!", lächelte und stellte vorsichtig die Korbtasche auf dem Tisch ab. "Erlaubt mir doch Euch dies hier als Gastgeschenk zu überreichen...", griff in die Tasche und förderte etwas zutage. "Für Euren wertgeschätzten Bruder...", griff hinein und holte etwas kleines, braunes heraus. Aus der Ferne sah es wohl wie ein Hundehaufen aus.
    Kaum zu glauben das er ihn in die Hand nahm, geschweige denn ihn sogar auf dem Tisch ablegte. Und nicht nur das, zwei weitere, doch deutlich kleinere Gebilde folgten.
    "Ich hörte ihr seid ein recht belesener Mann, werter Constantinus, ich habe mir gedacht das Euch vielleicht etwas geschichtliches erfreuen würde.", legte die beiden kleinen Hundehaufen unter den deutlich größeren.


    Es bedurfte wohl eines sehr langen Blickes, um dem Hundehaufen eine vage Form zuzuordnen. Scheinbar sollte es die sehr entfernte Art eines Ochsen sein. Oder ein Pferd? Zumindest schienen die seltsamen Gebilde unterhalb wohl vier Beine darzustellen. Wohingegen die beiden Gebilde darunter scheinbar nur dunkelbraune Knödel schienen.
    "Romulus und Remus bei der Wolfsmutter. Ich habe einige Zeit drauf verwendet um das zu formen.", lächelte stolz und griff ein weiteres mal in die Korbtasche und förderte eine etwas unförmige braune, steinharte Tonscheibe hervor.
    "Und Euch, werte Helena, ein Zierteller.", reichte ihn ihr. Nun, mit etwas Phanatsie konnte es als Teller gewertet werden, sah jedoch eher nach Potentieller Füllung des Müllkorbes.


    "Seht ihr...", kurz deuete er in die Mitte des Telles, wo Kreisförmig die Abdrücke von alten Geldstücken zu erkennen ware. Das Bildnis Gaius Iulius Caesars. "Ich habe ein paar alte Münzen gefunden und dachte mir, das es vielleicht ein würdiges Zeugnis Eures so hochgeschätzten und ehrbaren Stammvaters sei.", sah kurz abwartend zu Constantinus. Immerhin hatte es vier Tage gebraucht um diese Kunstwerke zu formen und freute sich zugegebenermaßen schon seid dem gestrigen Abend auf die erfreuten Gesichter.

    Auch der längste Weg kann nur beschritten werden, wenn man den ersten Schritt macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Ancius Valerius Decius ()

  • Sie kam den beiden Männern bereits entgegen und lächelte leicht, wohl erfreut über den Besuch, zumindest mochte man das bei diesem Lächeln vermuten. "Valerius Decius! Wie schön, dass Du meiner Einladung in unser Haus gefolgt bist ... meinen Bruder hast Du ja schon kennengelernt, ansonsten kann ich Dir leider nicht mit mehr neugierigen Verwandten dienen, aber ich würde wetten, davon hast Du selbst gerade genug."
    Allein die Vorstellung, ihn mit dem kernigen Valerius Severus bei einer Prügelei zu sehen, ließ ihr Lächeln schon ein wenig breiter werden - er passte zur gens Valeria in etwa so gut wie eine Kuh in eine Webstube. Als er dann anfing, sein Gastgeschenk auszupacken, hatte sie jedoch ihre liebe Mühe, ihre Gesichtszüge daran zu hindern, allzu schnell zu entgleisen. All ihre Vorstellungkraft aufbietend, versuchte sie zu erkennen, was die unförmigen Dinger sein sollten, die er auf dem Tisch abstellte - auf die Wölfin, Romulus und Remus wäre sie allerdings nicht gekommen, ihr Tip hatte bei einer Igelfamilie geendet, bei der die Igelmutter recht viel dicker war als die beiden Igelkinder.


    Dass die Igel dann doch Beine zu haben schienen, verwirrte sie nicht gerade wenig, sodass ein dankbares Lächeln auf ihren Lippen erschien, als er erklärte, was es darstellen sollte - jetzt bloß nicht lachen, ermahnte sie sich innerlich. Immerhin hatte ihr Gast sicher viel Mühe aufgewandt, um aus einem großen Tonklumpen kleinere Gebilde zu machen. Der Teller hingegen toppte das Geschenk an Constantius noch um einiges - irgendwie war sie sich ziemlich sicher, dass sie damit irgend jemanden würde erschlagen können, indem sie es ihm hinterherwarf.
    "Ich hätte nicht gedacht, dass ein so mit der Rede geübter Mann wie Du sich im Handwerk übt," meinte sie freundlich und neigte sich etwas vor, um die Klumpen und Klümpchen etwas genauer zu betrachten. Ja, mit viel Phantasie konnten das vielleicht Lebewesen sein. Mit sehr, sehr viel Phantasie. Und vielleicht ein paar Bechern Wein als Phantasieunterstützern.


    Den Teller nahm sie schon deutlich gefasster entgegen und betrachtete auch die eingedrückten Münzabdrücke mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. "Dass Du so alte Münzen noch hast, da kannst Du Dich wirklich glücklich schätzen - ich danke Dir für diesen wahrhaft iulischen Teller. Er wird in meinem Cubiculum sicher einen würdigen Platz finden." Für Obst oder so - das im Atrium auszustellen würde sicher jedem Gast tausend seltsame Fragen abnötigen, die sie eigentlich vermeiden wollte. "Darf ich Dir etwas zu trinken und zu essen anbieten? Nach einem langen Weg durch Roms Straßen fühle ich mich immer wieder wie ausgetrocknet ..." Er musste doch ein Valerier sein - denn zumindest in einem entsprach er vollkommen der Familientradition: Den Begriff 'gewöhnlich' konnte man ganz und gar nicht auf Valerius Decius anwenden. Ein etwas hilfesuchender Blick ging zu Constantius, hoffentlich würde ihr Bruder einige nette Worte für die Klumpen finden.

  • Constantius blickte nicht minder gespannt auf das dargebrachte Geschenk. War zunächst Verwunderung in seinem Gesicht zu lesen, als die drei kleineren und größeren Häufchen auf dem Tisch drapiert wurden, erschien doch ein gutmütiges Lächeln auf seinen Zügen.


    Der Mann schien sich Mühe gegeben zu haben, auch wenn seine töpferischen Fähigkeiten bei weitem nicht dem Vorhaben gerecht wurden. Es sah ungefähr so aus, wie die Figuren, die er selbst als Kind so wundervoll als Holzresten geschnitzt hatte. Damals erkannten seine Familienangehörigen die dargestellten Figuren auch erst nach langen und ausschweifenden Erklärungen. Auch wenn es Constantius in seiner Kindheit nicht gekümmert hatte, so war er sich sicher, dass es ihren Besucher kränken würde, wenn er sich sein Amüsement anmerken ließ,


    Und wer würde schon wissen, wofür diese Skulpturen noch gut waren? Immerhin machten sie einen massiven Eindruck und besaßen sicherlich vorzügliche Wurfeigenschaften. Vielleicht würde ja an einem dunklen Tag ein angreifender Barbar oder ein gar zu aufdringlicher Verehrer von Romulus oder Remus oder gar von beiden erschlagen werden?

    Mit einem gutmütigen Blick wandte sich Constantius an Decius.


    „Ich bin kein sonderlich belesener Mann. Lediglich das, was ein wahrer Römer wissen sollte, habe ich gelesen“


    – hätte man ihn in seiner Kindheit nicht dazu gezwungen, hätte er auch diese Werke nicht gelesen und stattdessen einmal mehr knöcheltief im Schlamm gestanden, wäre in den höchsten Baumwipfeln herumgeklettert oder hätte den einen oder anderen Streich ausgeheckt -


    „Ich danke dir vielmals für diese vorzügliche Arbeit. Sie wird einen besonderen Platz in meinen Räumen erhalten. Doch kann ich dir nichts Vergleichbares anbieten. Lediglich einen guten Wein und ein köstliches Essen und meine Dankbarkeit“


    Es waren eindeutig der Worte genug und Constantius rief nach einer der Dienerinnen. Rom hielt scheinbar jeden Tag neue Überraschungen bereit. Und Constantius war gespannt, was nun noch alles nach dieser ersten Überraschung folgen sollte. Jedenfalls hätte er heute Nacht in der Kaserne, anstatt nur den Geschichten seiner Kameraden zu lauschen. selbst die Gelegenheit etwas Erheiterndes zu erzählen.

  • Decius wurde von Herzschlag zu Herzschlag größer und hob hoch erfreut das Kinn unmerklich an, als seine Geschenke auf solche Begeisterung stiessen. "Ich glaube nichts kann mich glücklicher machen, als mit meinen Werken Euch eine Freude zu machen.", hob sofort die Hand, als er die Worte von Constantinus vernahm. "Oh, nein. Bitte!", wiegelte er sofort ab, als er einen Hauch von schlechtem Gewissen aus seiner Stimme zu deuten wähnte. "Bitte. Nehmt es als bescheidenes Geschenk und Erkenntlichkeit für die Ehre die ihr mir zuteil werden lasst!", legte kurz die Hand auf die Brust und nahm vorsichtig den großen Hundehaufen in die Hand.
    "Wisst ihr, ich habe mir lange überlegt was ich Euch zum Geschenk machen könnte...", natürlich stehts mit dem Hintergrund das er über das beachtliche Verfmögen von kaum mehr als 10 Sesterzen verfügte. Nun, nachdem er einen Bummel mit dem werten Furianus über den Markt gemacht hatte genauer gesagt von einer Sesterze und zwei Ass.


    "Ich dachte das eine Familie, die so verzwurzelt mit Rom ist, gewiss Gefallen an Dingen aus dem Wesen Roms gefallen finden würde. Also zog ich aus und überlegte. Und als ich den Hoflieferanten des Kaiserhauses sah, wie er Gemüse und Obst anlieferte, war es, als ob die Götter mir den richtigen Weg wiesen.", deutete kurz gen Decke. Nein, gewiss war deren Deut gewiss nicht die Decke des Atriums der Casa Iulia gewesen. "Ich zog vor die Tore Roms und habe mich auf die Suche begeben. Und ich fand die Tongrube des ehrenwerten Antonius Becerus, dessen Familie über viele Generationen dem Töpferhandwerk folgten und wohl mit zu den begnadedsten Töpfern zählen. Seine Familie beliefert schon seid Generationen den Kaiserhof und...", kurz hob er mahnend den Finger, "...so wie es der werte Becerus mir versicherte, war es kein geringere Ton als der seine, der dem hochgeschätzten Gaius Iulius Caesar den Becher formte, als er seinen großen Sieg bei Alesia errang!", sah erwartungsvoll Helena, wie auch Constantinus an.


    "Aus diesem Ton wurde der Becher geformt, aus dem der große Feldherr seinen Siegstrunk gereicht bekommen hatte!", lächelte als tanzten sämtliche Vestalinen Roms bar jeder Kleidung einen Freudentanz vor seinem geistigen Auge.
    "Und ich will zufrieden sein, wenn dies hier nur als kleiner Dank für solch wertgeschätzte Gesellschaft angenommen wird. Eure werte Schwester war so selbstlos mir bereits einen vagen Vorgeschmack davon zu geben, wie erbaulich und erfreulich die Gesellschaft der Iulier sein kann. Und nach ihren wohlklingenden Worten kam ich kaum umhin der Einladung folge zu leisten, um mich ein weiteres mal dieser zu erfreuen. Doch sagt, Eure Schwester sagte mir das ihr Euch danran macht in der Cohorte Urbanae höchste Ehren zu verdienen?", legte den Kopf schief. "Sie sagte mir das ihr hart an Eurem fortkommen dort arbeitet?", sah Constantinus fragend an und lächelte.


    "Oh, es wäre mir eine ausgesprochene Freude mit Euch an Eurer Tafel zu speisen.", was ihm sehr gelegen kam, konnten die Löwen im Amphitheater nach einer Woche Hungerzeit doch nicht annähernd solchen Hunger haben, wie er, nach seiner Odysee durch Rom, bis er endlich die Casa Iulia gefunden hatte.
    "Helena, lass mich doch zuvor bemerken das Du schamlos untertrieben hast, als Du erwähntest das Dein Bruder von einnehmder Art war.", lächelte ein weiteres mal.
    "Du bedienst Dich also des Gladius, Constantinus? Und eines Pilums?", legte den Kopf schief. "Mir war es stehts verwehrt den Kampf mit jenen Stücken zu erlernen, als ich das letzte mal ein Gladius in der Hand gehalten habe, war es aus Holz und ich war kaum größer als dieser Tisch hier. Der wertgeschätzte Severus war damals zu Gast bei uns und hätte mir um ein Haar ein Auge damit ausgeschlagen..."

    Auch der längste Weg kann nur beschritten werden, wenn man den ersten Schritt macht.

  • Helena schien mit ihren Erzählungen über diesen Mann nicht übertreiben zu haben. Er war wirklich sehr wortgewandt. Constantius widmete seiner Schwester einen kurzen Seitenblick, Hatte er ihr amüsiertes Lächeln, als sie ihm von diesem wortgewandten Mann berichtete, doch damals noch nicht einordnen können, so dämmerte es ihm nun, was sie so erheiterte. Decius war nicht nur sehr wortgewandt sondern hörte seiner eigenen Redekunst auch scheinbar gerne und lange zu.
    Welch unterhaltsamer Abend das wohl werden würde. Ausschweifende Unterhaltungen, redselige Diskussionen, Austausch von höflichen Floskeln und bedeutungsleeren Wortphrasen. Oh welch Glück, dass er an diesem Teilhaben durfte, welch..


    Schmerz durchzuckte erneut wie eine Woge den Leib des jungen Iuliers, als dieser sein Gewicht unbedarft von einem auf den anderen Fuß verlagerte. Vom Training überlastete Muskeln, verhärtet, verspannt, verkrampft, weigerten sich, ähnlich starrem Metall, sich weiter zu bewegen. Für einen Sekundenbruchteil gelang es dem Schmerz die Maske der Unbefangenheit zu durchstoßen und sich zu offenbaren. Nicht lange, doch lange genug um einen Hauch von Ahnung zu gewähren.


    Constantius lächelte, zwang sich zum lächeln und drehte sich von Helena fort und Decius zu.
    Von einnehmender Art sollte Constantius sein? Er lernte gewiss einmal was es hieß ein Haus im Sturm mit dem Gladius einzunehmen, doch eine einnehmende Art? Nein, diese besaß Helena. Constantius erwischte sich bei dem Gedanken, wie sehr sich Decius doch von den anderen der Gens Valerius unterschied, die er bereits kennen gelernt hatte. Doch wenn man die „einnehmende Art und Wortgewandheit“ der Iulier betrachtete, hätte man Constantius wohl auch als Ausnahme seiner Familie bezeichnen müssen. Vorallem im Vergleich zu Helena. Es mussten also schmeichelnde Worte sein, bedeutungslose Worte, die eine bedeutungslose höfliche Floskel als Antwort verlangten. Oh wie er diese Worte hasste.


    „Ja es stimmt. Ich leiste meinen Dienst in der Cohortes Urbanae. Es ist wohl der passende Weg für einen Iulier, dessen Schwertarm flinker ist als seine Zunge und dessen diplomatisches Geschick hinter einem Scutum am besten aufgehoben ist.“


    Er schenkte Helena ein kurzes Lächeln. Mit seiner „einnehmenden Art“ hatte er es bisher zum Reinigen der Latrinen gebracht. Dahingegen schien die ewige Stadt vom Wesen seiner Schwester bereits eingenommen zu sein.


    „Der Kampf mit dem Gladius ist eine erlernbare Kunst. Ebenso der Wurf des Pilums. Ich übe mich noch darin. Doch denke ich, dass ich inzwischen es soweit gebracht habe, dass ich mir selbst kein Auge aussteche.“, er lächelt kurz bei seinen Worten.


    „Und du, werter Decius? Welchen Berufen, außer der Töpferkunst, geht ihr nach?“


    Welch Schande. Erst jetzt bemerkte Constantius, dass er die höfliche Antwortsfloskel vergessen hatte. Bedauerlich..doch nun war es wohl eh zu spät dafür. Constantius lächelte, wie es eben seine Art war.

  • Während die beiden Männer gerade ins Gespräch kamen, klatschte die Iulierin zweimal knapp in die Hände, das Zeichen im Haus, dass sie die Anwesenheit einer Dienerin wünschte. Es war keine gute Idee, bei diesem Zeichen nicht zu erscheinen - denn auch wenn sie die Sklaven im Haus durchaus freundlich behandelte, wurde sie doch sehr streng und vor allem ungehalten, wenn sich jemand nicht seinen Aufgaben widmete. So tauchte alsbald eine recht schmale junge Frau in der Türe auf und schritt eilig auf Iulia Helena zu, um sich zu ihr zu neigen. Die beiden Frauen tuschelten leise etwas vor sich hin, wohl ging es hier um das bevorstehende Essen, das die Hausherrin in Aussicht gestellt hatte. Erst nach einigen Momenten huschte die Dienerin davon, und Helena gesellte sich wieder zu den beiden Männern, sich bei ihrem Bruder mit einer wie selbstverständlich wirkenden Geste unterhakend.


    "Wenn Du für einen einfachen Teller, für ein wohlfeiles Gastgeschenk schon bereit bist, einen solchen Weg in Kauf zu nehmen, so bin ich mir sicher, wird Dich Dein Weg alsbald in die Politik führen, Valerius Decius - denn nichts ist wichtiger für die Sorge um den Staat als der Blick für Details und kleinste Kleinigkeiten. So bin ich sehr gespannt, welchen Weg Du hier in Rom einschlagen wirst - einmal abseits von der Suche nach einer Töpferscheibe und Hoflieferanten - und wohin Dich Dein Weg führen wird. Es dürfte einige Menschen geben, die Deiner Stimme lauschen werden - und dem Traum, der sich mit Deinen Worten verbindet," meinte sie schließlich freundlich und betrachtete Valerius Decius nachdenklich. Ein Redner, zweifelsohne, dessen Talent ihn weit bringen konnte, wenn er die Dinge fand und nutzte, die den Römern wirklich am Herzen lagen ... doch, es würde sicherlich interessant werden, seinem Weg ein gewisses Augenmerk zu geben, denn wirklich gute Redner waren rar. Mit Worten umzugehen war eine seltene Kunst, und verlocken vermochte dieser Valerier durchaus. Die Frage blieb jedoch, wieso er diese komplizierte Form der Rede auch im Alltag nutzte.


    Als sich das Gespräch jedoch dem Waffenhandwerk zuwandte, spürte sie, dass sich ihre Aufmerksamkeit nicht wirklich dabei hielt. Kampf und Krieg waren keine Themen, an denen sie noch Freude hatte, dafür hatte sie genug davon miterleben müssen. "Warum geht ihr nicht einmal gemeinsam in die Thermen, um zu trainieren?" schlug sie vor und überlegte, wie ein Gegner wohl versuchen würde, Valerius Decius zum Schweigen zu bringen .. und ob er damit überhaupt Erfolg haben konnte. Sie hielt das für sehr unwahrscheinlich.

  • Decius nickte bei den Worten von Constantinus. "Wie recht ihr habt. Es gibt wohl die unterschiedlichste Talente und ein jedes ist wohl auf seine Weise unverzichtbar!", lächelte kurz und folgte nach dem Deut von Helena den beiden. "Nun, es gibt wohl viele, die scheinbar kein Talent für Waffen haben, wie ich wohl. Doch wenn ihr es versteht ein Gladius zu führen und somit für Ordnung und Sicherheit sorgen werdet, werde ich wohl alsbald einen weiteren Grund haben mich weniger zu sorgen, wenn ich auf Roms Straßen unterwegs bin.", lächelt und reibt sich die Hände.


    "Oh, werte Helena, glaub mir nur das ich lediglich versuchte etwas angemessenes für die Gunst Eurer Gesellschaft zu finden. Manches mal sind es eben die feinen Details, die den Ausschlag geben.", lächelte erneut und grübelte. "Nun, mein Weg wird noch lang sein, fürchte ich. Aber wie sagt schon Xenophon so richtig? Es fällt nur jener, der den zweiten Schritt vor dem ersten tut.", schreitet mit bedacht aus.
    "Nun, ich fürchte ich wüsste nichtmal mehr wo man ein Gladius am besten umfasst, das letzte mal hatte ich ein solches in meinen Kindertagen in der Hand. Ich fürchte auch das ein Schlag Eures wertgeschätzten Bruders ausreichen würde, um mich von meinem Arm zu trennen.", nickt kurz, schreitet neben den beiden her.


    "Wobei ich mir stehts die Worte von Victor in Erinnerung rufe, der so treffend sagte das man erlernen sollte sich seiner Haut selbst zu erwehren.", rieb sich den Handrücken. "Bisher hatte ich stehts das Glück die Cohorte Urbanae in der Nähe zu wissen, so es brenzlig wurde. Aber selbst jene ist wohl kaum in der Lage immer und überall zu sein. Und meine Mittel reichen wohl lange noch nicht um mir einen...", kurz schüttelte er sich, als ihm wieder die Gänsehaut über den Rücken lief, "...Ianitor wie den Euren zu verschaffen.", dieser Nubier würde wohl zweifelsohne die nächsten Tage noch einige male dafür sorgen das er des Nachts aufschreckt.


    "Vielleicht sollte ich Euren Rat beherzigen und mich wenigstens daran versuchen, vielleicht habe ich ja doch ein Talent einem Heroen gleichzukommen? Wer weiss?", schmunzelte.

    Auch der längste Weg kann nur beschritten werden, wenn man den ersten Schritt macht.

  • „Eure Worte schmeicheln mir werter Decius, doch überschätzt ihr meine Fähigkeiten mit dem Gladius. Doch wenn du es wirklich möchtest, werde ich dir gerne zeigen, wie man ein Gladius zu fassen hat..und..wie man sich nicht sofort damit selbst verletzt.“


    Der Iulier lächelte einen Moment, Eine gewisse Neugier war sehr wohl begierig zu sehen, ob die Kampfkünste des Mannes ebenso bemerkenswert waren wie seine töpferischen Fähigkeiten. Allerdings hob die Müdigkeit, die Besitz von einem jeden Muskelstrang in Constantius Körper ergriffen hatte, abwehrend beide Arme. Warum sollte er sich ein solches Training in der kurzen Entspannungszeit auch noch zumuten? Aber wenn der Valerier es wirklich wünschte, gab es wohl nun keinen Ausweg mehr. Helenas Vorschlag abzulehnen wäre eindeutig zu unhöflich gewesen. Diplomatie..Höflichkeit…was waren es doch für Geiseln der Menschheit, die einem freien Willen, doch so viel Ungewolltes aufbürden konnten.


    „Doch lasst uns nicht nur über das Kriegshandwerk reden. Immerhin soll dieser Abend ein angenehmer werden. Und gewiss möchte niemand die Geschichten hören, die ein Probati in der Kaserne erlebt. Und schon gar nicht die Geschichten, die sich so manche Probati in der Unterkunft erzählen, wenn der Princeps Prior nicht anwesend ist.“
    Die Worte hinterließen ein schelmisches Grinses auf dem Gesicht des jungen Iuliers, was sich jedoch schnell wieder zu seiner freundlichen Maske der Höflichkeit zurückentwickeln sollte.


    „Wie ich es euren Worten entnehme, erkundet ihr noch immer Rom. Habt ihr nicht immer in der ewigen Stadt gelebt? Habt ihr vielleicht sogar außerhalb von Italia gelebt? Habt ihr schon das wilde Germanien erlebt?“


    Es erwies sich oft von Vorteil, wenn man selbst nicht viele Worte verlieren wollte, einem Gast kurze Anstöße zu geben, um den Redeschwall nicht versiegen zu lassen. Und wenn er Decius nun richtig einschätzte, sollte bald ein weiterer Sturzbach an Phrasen und verzierten Sätzen folgen. Vielleicht war die Kunst des Redens ja nicht selbst zu reden, sondern die anderen möglichst viel reden zu lassen? Ein Gedanke, der den jungen Iulier sichelrich noch beschäftigen würde.

  • Dieser Abend schien wirklich zu halten, was sie sich davon versprochen hatte, eine würdige Übung für ihren Bruder in Geduld, Diplomatie und vor allem Höflichkeit - war er es doch nicht gewöhnt, mit jemandem umgehen zu müssen, der so viel sprach wie ihr derzeitiger Besucher. Nicht, dass sie es als schlecht empfunden hätte, jemanden zu besuch zu haben, der mit Leichtigkeit zwei Drittel des Unterhaltungspotentials allein bestritt, enthob es sie doch der Verpflichtung, beständig neue Themen aufbringen zu müssen, dass sich niemand langweilte. Hier musste sie nur den hin und her flatternden Gedanken zu folgen wissen und ab und an einige kleine Vögelchen selbst beisteuern, damit der Vogelschwarm nicht zur Ruhe kam - entspannend. Ihr waren sprechende Gäste eindeutig lieber als schweigsame.


    "Ist es nicht das Wichtigste, dass man eigene Talente zu erkennen lernt und diese dann einsetzt? Es hat doch recht wenig Sinn, wenn man sich Zeit seines Lebens mit dem gladius abplagt, wenn man das Talent eines Malers hat, oder sich an der Rede versucht, wenn man doch eher mit Zahlen und Rechnungen umzugehen versteht. Nur dann erreicht man die Meisterschaft, wenn man Talent und Fleiß zu verbinden weiss, nur Talent oder nur Fleiß führen einen niemals so weit," bemerkte sie lächelnd zum neuen Gedankenflug der beiden Männer, während sie Constantius langsam in Richtung des Trilinciums manövrierte, wohl wissend, dass der Gast mit beiden mitkommen würde. Dort würden die Sklaven das Mahl aufbauen, und sie war sich sicher, dass auch über Wein und Früchten das Gespräch nicht untergehen würde. Wohin die Gedanken an diesem Abend noch fliegen würden? Aber es schien ihr doch, als könnte es für diese keinerlei Grenzen mehr geben, hatte man sie einmal beschworen, sich weit fort tragen zu lassen.

  • Der hühnenhafte ianitor der Casa Iulia blickte die beiden verhüllten Gestalten zuerst einmal ausgesprochen misstrauisch an - bei so viel Muskeln und Körper brauchte das Blut anscheinend auch eine Weile, bis es zum Gehirn des massigen Nubiers vorgedrungen war. Wonga räusperte sich und versuchte die kräftigere, verhüllte Gestalt, die er mit Sicherheit noch um einiges überragen dürfte, eindringlich anzustarren, allerdings war es nicht ganz leicht, das zu tun, immerhin konnte er die Augen des Besuchers nicht sehen.
    "Was du wolle?!" bellte er dem Fremden entgegen.

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