Freundinnen unter sich

  • Ich sah sie etwas verdutzt an, ehe ich nun doch lachen musste und es war wahrlich kein sonderlich leises Lachen.


    "Bitte von wem sprichst du? Ich verstehe dich gerade nicht so ganz, wer denn deine Nummer eins sein soll?!"


    Ich ließ Viola nun doch ein wenig zurückfallen, damit ich neben Pente herreiten konnte und wir uns in einer normalen Lautstärke unterhalten konnten. Die Pontifex und eine Affäre - ausser Pente musste das nun wirklich niemand wissen.


    "Und Metellus war nicht nur mein Adoptivbruder, sondern mein Cousin."


    korrigierte ich sie zwinkernd, ehe ich anfügte:


    "Gut, ich gebe zu dass ich Numerianuns sehr gern mag und mir durchaus etwas hätte vorstellen können, aber nie wieder ein Soldat, den ich so selten sähe und der ständig in Lebensgefahr schwebt. Und es wäre zwar auch ein wenig subjektige Einschätzung, doch ich glaube nicht, dass ich es 'Liebe' nennen kann."

  • "Nun gut, dann Dein Cousin," lächelte ich. "Und ich spreche vom," ich grübelte. Wie war noch mal der Name dieses Kerles, der sich für sonst wen hielt, nur weil er die Polizeitgewalt über die Regio hatte. "Na der oberste da, Regi.. Regio... na irgend so etwas. Regions oder so. Der, der haltauch für entlaufene Sklaven zuständig ist," seufzte ich. "Und wegen dem ich den Aushang meiner Freilassung machen musste."

  • Nun musste ich wieder lachen - welch köstliche Vorstellung. Ich brauchte tatsächlich ein paar Minuten bis ich mich soweit wieder beruhigt hatte.


    "Du meinst Balbus? Den Regionarius? Nein, das bezweifle ich. Ich bin sicherlich gar nicht sein Typ Frau.. Und ... Ach nein, Pente, das kann ich mir nun gar nicht vorstellen, dass er Interesse hätte!"


    Ich musste wieder kurz glucksen und meine Wangen glühten leicht. Die zunehmend ausgelassenere Stimmung ließ die Trauer langsam weichen.


    "Und wieso Metellus? Vielleicht kennst du ihn ja nicht einmal? Ich habe von keinem deiner aufgezählten Männer gesagt, dass er es ist!"

  • "Nun, Regionarius dann. Ist Dir noch nicht aufgefallen, wie er Dich anstarrt, wenn er Dich sieht? Und sei es nur auf der Straße? ICh meine, ich mag nur eine ehemalige Sklavin sein und nicht viel Ahnung von solchen Dingen in der Praxis haben, aber ich erkenne einen Mann, wenn er kurz davor steht am liebsten über eine Frau herzufallen, die er diesbezüglich begehrenswert findet und das tut er. Ich habe ihn in Deiner Gegenwart nur zwei oder drei Mal gesehen. Aber jedes Mal sah er aus, als müsste er sich schnell Erleichterung besorgen." Und ich meinte das sehr ernst, was ich sagte, auch wenn ich es im amüsierten Ton sagte.
    "Metellus, nun, ich kenne ihn kaum, das stimmt. Aber ich habe Augen im Kopf."
    Lange musterte ich sie schweigend. "Er ist es, oder? Deswegen die Heimlichtuerei? Weil Ihr Angst hattet, weil ihr ja doch irgendwie verwandt seid."

  • "Es wäre ein Skandal gewesen. Er, der Sohn des proconsuls und ich seine adoptierte Tochter. Wenn wir aufgeflogen wären, hätte das möglicherweise zum Schaden der ganzen Familie gereicht. Er hätte mir sein Vertrauen geschenkt und ich es schändlich ausgenutzt.. Und sein Sohn, stürzt die ganze Familie in Schande. Nein, wir durften es weder zeigen noch überhaupt weiter ausleben."


    Mein Blick war wieder ernst geworden und auf Balbus ging ich nicht weiter ein. Ich hatte ganz starke Zweifel, dass es auch nur ein bisschen so war, wie Pentesilea es dachte. So ein Denken traute ich dem Regionarius einfach nicht zu.


    "Ich liebe Metellus von ganzem Herzen und ich bin der Göttin Iuno zu großem Dank verpflichtet, hat sie doch unsere Gebete erhört und unsere Wünsche erfüllt. Vielleicht hätte ich mir mehr gewünscht, Maximus wäre zurückgekehrt. Ich weiß es nicht..."

  • Ich nickte und dachte nach. Alles hatte ich gar nicht so falsch gelegen. Nun, warum auch nicht. "Allso wirst Du eines Tages doch den Namen Matinia wieder tragen," sagte ich sanft. "Oder ihn gar nie ablegen?"

  • "Doch, ich werde eine Rediviva. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich Metellus heiraten soll. Was ist, wenn Maximus auf mich wartet? Ob hier oder im Elysium? Ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen..."


    Ich erinnerte mich daran, wie wir uns einst kennenlernten. Ein leises Lächeln huschte über mein Gesicht, während ich sein schüchternes Lächeln vor meinem inneren Auge sah.

  • "Du würdest ihn nicht im Stich lassen. Der Mensch ist nicht dazu geschaffen auf ewig alleine zu sein. Er hat ein Herz, das es ihm ermöglicht zu lieben. Nicht nur einen Menschen, sondern viele und jeden auf eine andere, besondere Art und Weise. Wenn Du Metellus heiraten solltest, heisst es nicht, dass Du Maximus verrätst. Du liebst ihn ja deshalb plötzlich nicht mehr. ICh meine, Du liebst Metellus doch jetzt schon, nicht wahr? Und Maximus immer noch. Du siehst, Du vereinst die Beiden bereits." ICh lächelte sanft. "Und weisst Du, ich bin mir sicher, denn er liebte Dich dafür zu sehr, dass er sich nichts sehnlicheres wünschen würde, als das Du wieder glücklich wirst und dann, eines Tages ihr wieder vereint im Elysium für den Rest der Ewigkeit glücklich vereint seid. Und was für Dich noch viele Jahre leben hier bedeutet, ist für ihn zeitlich nur ein Wimpernschlag."

  • "Ja, aber ich würde Metellus im Stich lassen, sobald ich ins Elysium einkehre und mich an Maximus' Seite begebe. Dort muss ich mich entscheiden und vielleicht wäre es auch nicht gerecht, wenn ich den einen oder den anderen im Stich ließe. Gleich gegen wen ich mich entschied, es würde mir wehtun..."


    Doch ich ließ mir meinen inneren Zwiespalt nicht schon wieder anmerken und zog die Schultern hoch, um sie sogleich wieder fallen zu lassen.


    "Na, ich werde sehen wie es sich mit Metellus entwickelt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ihm auch gar nicht so furchtbar wichtig bin. Ich weiß es nicht..."

  • "Vielleicht wird es so sein, dass Du dann mit beiden vereint sein kannst. Weisst Du denn, wie das Elysio aussieht? Wie man dort dann miteinander umgeht?" ICh lächelte und dann meinte ich. "Wenn Du das Gefühl hast, Du aber willst, dass er Dich als das furchtbar wichtigste im Leben ansieht, auf ewig, dann mache Dich zu seinem wichtigsten Lebensinhalt."

  • "Ich möchte mich niemanden aufdringen und ich möchte für ihn auch nicht das Wichtigste sein. Ich weiß nur nicht ob ich nicht vielleicht doch eine etwas arge Belastung für ihn darstelle."


    schmunzelte ich, wich aber so gut es ging aus.


    "Ich lasse die Zeit entscheiden."

  • "Ich glaube an Dein Glück," lächelte ich ebenso. "Gute Menschen haben es einfach irgendwann und ich weiss, dass Du glücklich sein wirst." Es war schön hier so zu reiten und zu reden und das Brennen der Hände und des Knies waren kaum noch der Rede wert. Ich fragte mich, was alles werden würde in Zukunft und was vor Allem diese für mich noch offen hatte. Ob ich vielleicht doch eines Tages noch einmal nach Hause kam? Wollte ich es denn? Ja, irgendwie schon und zugleich hatte ich Angst davor.

  • "Ich danke dir Pente."


    Ich lenkte mein Pferd abermals näher zu dem Ihren und neigte mich leicht zu Pente, was sich als nicht schwer erwies, denn meine Stute war doch etwas größer als jene auf welcher sie ritt. Ich drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange und schwankte schnell zurück um mich wieder mehr aufs Reiten konzentrieren zu können.

  • "Es gibt nichts zu danken," lächelte ich leicht. "Es ist, wie es ist und das ist schon gut so." Ich musterte sie besorgt, zeigte meine Sorge aber nicht zu deutlich. "Was hälst Du davon, wenn wir nach Hause reiten?"

  • "Naja, ich denke das wäre gar nicht so schlecht... Langsam spüre ich doch ziemliche Erschöpfung."


    Ich lächelte Pentesilea erschöpft und ein wenig müde an. Ich hoffte sie konnte die Schweißperlen nicht erkennen, die sich klein auf meiner Stirn bildeten, aber ich versuchte an mich zu halten. Manches Mal war mein Blick mittlerweile schon verschwommen. Mein Bauch kribbelte komisch, fühlte sich so hohl an. Und als ich auf meine Hand blickte, zitterte diese stark. Ich umfasste die Zügel stärke und die Knoten traten etwas hervor. Ich richtete den Blick angestrengt wieder nach vorn.

  • Ich beobachtete sie genau und ritt weiter direkt beven ihr. "Helena, soll ich mich zu Dir setzen? Ich habe Angst, dass Du gleich vom Pferd fällst." Sanft legte ich eine Hand auf ihre angespannte Hand.

  • "Nein, Pentesilea, es geht schon, wirklich."


    murmelte ich ein wenig fahrig und strich mir mit einer Hand die Haare hinter das Ohr. Auch wenn ich log und wusste, lange würde ich die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten können, sollte sie nichts erfahren. Ich schluckte einmal heftig und schloss die Augen. Verdammt, das musste langsam besser werden! Ich wandte das Pferd herum, etwa in Richtung Tarracos.


    "Na komm!"


    forderte ich sie mit gespielter Munterkeit auf.

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