Freundinnen unter sich

  • Ich erwiderte gepresst


    "Nein, Pentesilea. Ich werde mich nicht wieder hinlegen. Ich möchte das mir gegebene Leben nutzen und das auch, wenn ich dauernd Schwächeanfälle habe. Das soll mir weder mein Leben noch meinen Ruf vermiesen. Ich bin in vieler Leute Augen eine Löwin die kämpft und ich möchte gerne weiterhin diesen Titel tragen und ihnen ein Halt sein."


    ich sprach nur leise und unsicher, aber voller Überzeugung über meine Worte.

  • Ich seufzte. Es war ein resigniertes und auch leich genervtes Seufzen. "Nur kannst Du nicht kämpfen, wenn Dich Schwächanfälle ständig zu Boden reißen. Warum kurierst Du Dich nicht endlich einmal zwei Tage, mehr verlange ich ja nicht mal von Dir, zwei Tage unter meiner Anweisung aus. Du glaubst gar nicht, wie gut es Dir tun wird und wie viel mehr Kraft Du danach haben wirst. Bitte Helena, nur ganze zwei Tage!"
    Meine Stimme war bittend und nachdrücklich.

  • "Nein!"


    sagte ich nun bestimmer.


    "Weißt du Pentesilea... Ich habe Pflichten. Wichtige Pflichten. Ich bin Pontifex von Hispania und das bringt mehr Verantwortung mit sich als ein einfacher Priester und selbst ein solcher hat nicht ständig Zeit für Auskurierungen. Ich habe mir diesen Nachmittag frei genommen um andere Gedanken fassen zu können..."


    Ein leichter Vorwurf schwang in meiner Stimme mit. Ich löste Pentesileas Arme und ließ mich vorsichtig von Violas Rücken hinuntergleiten und machte ein paar Schritte. Mein Blick war beinahe leer. Ich hatte es satt, mich immer nur über soetwas zu unterhalten.

  • Meine Hand ballte sich zur Faust und ich spürte, wie langsam Zorn in mir loderte, aber noch kontrollierte ich ihn, nicht er mich. "Wie kannst Du andere Gadanken fassen, wenn Du von einem Schwächeanfall wieder umgeworfen wirst? Wie?" Und doch hieb ich mit der Faust auf den Sattel und das Pferd schnaubte überrascht und tänzelte leicht nervös. "Ach halt die Klappe," brummte ich das Pferd an und stieg ab, aber auf der anderen Seite als Helena. "Du bist stur! Einfach nur stur und dickköpfig. Schlimmer als ein Kind, das seinen Willen nicht bekommt. Was passiert denn, wenn Du so weiter machst? Wenn Du von Dir immer mehr verlangst, ohne mal Dir selber die Möglichkeit zu geben wieder Kraft zu sammeln? Du wirst umkippen und niemals wieder aufwachen. Dann wirst Du in Euer Elysio übergehen. Ist es das was Du willst? Ist es wirklich das?" Man hörte mir die Wut und Verzweiflung an und ich stapfte von den Pferden weg, fort von ihr und Tarraco. "Bitte, dann bring Dich um! Aber ohne mich! Ich kann Dir dabei nicht tatenlos zusehen und wenn Du Dir nicht helfen lassen willst, was soll ich dann noch!" Und mit jedem Schritt, den ich mich von ihr entfernte, sanken meine Schultern tiefer hinab und spürte ich, wie sich Tränen einen Weg in meine Augen bahnten. Aber ich wollte nicht weinen, wollte nicht und musste doch.
    Keine Dutzend Schritte weiter konnte ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen und ich verfluchte mich dafür, dass ich in letzter Zeit ständig weinen musste. ICh stolperte über einen Stein oder Stock, ich wusste es nicht und es war mir egal, sank auf die Knie und liess meiner Angst und Verzweiflung um Helena freien Lauf und den Tränen auch. Warum nur wollte sie es nict einsehen? Warum nur wollte sie sich damit unbedingt selber ins Grab bringen. Es wäre doch nur zwei verdammte Tage!

  • Ich ließ ihre Worte an mir vorüberziehen. Was sollte ich auch groß dazu sagen? Ich liebte meinen Dienst an den Göttern, liebte ihn mehr als mein eigenes Leben, vielleicht mehr als jeden Menschen. Das wusste ich nicht genau zu beurteilen.


    Wie konnte sie es überhaupt wagen in einem solchen Ton mit mir zu sprechen? Wie konnte sie mich als störrisches Kind bezeichnen? Ich verstand sie nicht. Doch, ihre Sorge verstand ich. Allerdings war ich durchaus in der Lage meine eigenen Entscheidungen zu fällen. Sah sie meinen Schmerz nicht? Sah sie nicht, dass ich diese Probleme nicht mehr sehen konnte? Verstand sie nicht, dass gerade solche Dinge mich überforderten, dass ich unter diesen Lasten drohte zusammenzubrechen? ich flüsterte leise:


    "Würde ich mich selbst verleugnen, wäre das Elysium zu gut für mich."


    Meine Schwächeanfälle begleiteten mich schon mein Leben lang, was ich noch niemals jemandem gesagt hatte. Nur wer mein Leben lang bei mir war, konnte davon wissen, denn sie waren erst einmal so schlimm wie in den letzten Wochen gewesen. Und ich hatte Angst, ich würde von dieser Welt gehen, ohne mein Leben genutzt zu haben. Ich wollte nicht so alt werden wie Vater, aber wie Decimus Proximus wollte ich auch nicht sterben. Nicht im Bett. Nicht voller Hoffnungen auf Genesung.


    Ich hob meinen Blick leicht und folgte ihr mit diesem. Und doch war er noch immer leer. Es tat mir weh, dass sie stets nur diese Diinge sah. Ich hatte mich auf einen fröhlichen Nachmittag mit ihr gefreut, fern von der Gens und fern von allen Sorgen die mein Herz bewohnten. Und nun? Schwach und wackelig stand ich auf, doch ich folgte Pentesila nicht.


    "Beginne zu sehen, Pentesila. Ein Nachmittag in Freuden, ich werde dies nicht mehr verlangen. Nicht von dir, noch von einem anderen Sterblichen. Ich fürchte das wird mir nicht beschert sein."
    Und während ich leise sprach, bemerkte ich, wie wahr meine Worte doch waren. Wann hatte ich schon pures Glück erlebt, wenn ich nicht im Dienste der Götter war? Sollte ich ihnen mein Leben vollends weihen? Stolpernd schritt ich durch das knöchelhohe Gestrüpp.

  • Ich merkte nicht, wie sie aufstand, dass si emit mir sprach, bemerkte ich schon gar nicht, denn es war zu leise und ich kniete mit dem Rücken zu ihr. Ich weinte nur und das eine ganze Weile. Aber es tat gut, es befreite mich ein wenig vom Zorn und der Verzweiflung und ich konnte beginnen klar zu denken und versuchen Helena umzustimmen oder sie zu verstehen. Wobei mir Letzteres bei dieser Sturheit wirklich schwer fiel. Wieso wollte sie einfach nicht sich auch mal Ruhe gönnen? Götter konnten nicht verlangen, dass sie sich vollends für sie aufopferte. Wenn sie es taten, waren es grausame Götter.
    Ich erhob mich, wandte mich um um mit ihr zu sprechen, aber sie war nicht mehr da. Entsetzt sah ich zu den Klippen. Sie war doch nicht etwa? Aber dann sah ich die Spuren im Gras und sie führten fort. "Helena?" rief ich, konnte ich sie doch von meinem Platz aus nicht sehen, der einen schönen Blick über das Meer bot, und gefährlich nah am Abgrund war, wie ich jetzt erst bemerkte, aber mich nicht den Weg zurücksehen liess. "HELENA?!" rief ich ein weiteres Mal und da ich wieder keine Antwort erhielt, lief ich los, die Unebenheiten des Bodens nicht beachtend, nur Angst darum habend, dass sie wieder einen Schwächeanfall erleiden könnte und die Klippen runterstürzen würde. "HELENA?!!!"

  • Ich war nicht lange gegangen. Ich war stehengeblieben und wie so oft in letzter Zeit ging mein Blick über das Meer. Über diese grauen Weiten, das Reich des mächtigen Neptuns. es tat mir leid um Pentesilea, aber ich hatte keine Kraft mehr. Gar keine Kraft. Meine Knie knickten weg und ich blieb sitzen, meinen Blick unverwandt auf das Meer gerichtet. Meine Tränen waren versiegt. Ich spürte etwas in mir, was ich nicht erklären konnte. Es war einfach nur da. Es war etwas erfüllendes, etwas, was mich tief bewegte. Doch was es war, wusste ich ebenfalls nicht zu sagen.


    "Fortuna...."


    murmelte ich nur leis und nicht genau wissend aus welchem Grunde. Ich spürte wie mein Haar im Wind flatterte. War er auch vorhin schon dagewesen? Ich schloss sanft meine Augen und genoss es, auch wenn die Kälte an meiner bloßen Haut biss.

  • Ich stolperte, stürzte, riss mir die Hände und das Knie auf und hatte unendliche Angst über die Klippen zu sehen und ihren zerschmetterten Körper entdecken zu müssen. Irgendwie konnte ich in diesem Moment nihct mehr klar denken, bis ich sie, als ich mühsam wieder auf den Beinen war, an der nächsten kleinen Biegung, nahe am Abgrund, hocken sah. [SIZE=7]"Helena,"[/SIZE] flüsterte ich leise und benommen und humpelte auf sie zu, blieb aber ein paar Schritte entfernt stehen und liess mich matt ebenfalls nieder.

  • Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen, als Pentesilea nah kam. Doch ich bemerkte sie, ohne zu hören und ohne zu sehen, denn ein anderes Gefühl machte sich in mir breit. Ich öffnete meine Augen wieder und in Gedanken sandte ich ein 'Danke' nach Fortuna, ehe ich mein Gesicht zu Pentesilea umwandte. Ich sah lange Zeit in ihre Richtung, ehe ich leise ihren Namen flüsterte:


    "Pentesilea?"


    Ich fragte nach ihr, hoffte sie hörte mich.

  • Ich sah auf und lächelte matt. Mühsam kam ich auf die Beine und ihr ein wenig näher. Das Knie und die Hände brannten und Blut lief an allen dreien mehr oder minder stark hinab, aber ich bemerkte es nicht einmal, sah nur Helena an und liess mich langsam neben sie nieder. [SIZE=7]"Ich hatte Angst, Du hättest einen weiteren Anfall erlitten und seist die Klippen hinuntergestürzt."[/SIZE] flüsterte ich kaum hörbar und liess einen Moment den Kopf hängen. "Es tut mir leid: Nicht was ich gesagt habe, aber dass ich es nicht schaffe es Dir anders klar zu machen, dass ich mir Sorgen mache und Angst um Dich habe. Ich habe momentan nicht die Kraft einfach über Deinen Zustand hinwegzusehen."

  • Ich schwieg, während sie sprach.
    Und ich schwieg, während sie schwieg.


    Sanft legte ich meine Arme um sie und zog sie an meine Seite. Ich ließ sie nicht los, sondern fuhr sanft mit meiner Hand über ihren Arm. Ich wollte ihr einfach meine Nähe geben, es kam wie von selbst.


    "Nein, mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Nur... Heute... Heute wollte ich eigentlich alles hinter mir lassen, wollte einen schönen Tag mit dir verleben. Ich weiß nicht, wie oft mir das nochm möglich sein wird."


    Ich sprach nur sehr leise, doch sanft.

  • "ICh hätte so gerne... aber wie kann ich einfach weiter machen als wäre nichts gewesen, wenn Du vor meinen Augen zusammenbrichst?" Wieder spürte ich Tränen in mir aufsteigen und kämpfte gegen sie an, fürs Erste erfolgreich. "Nur hin und wieder etwas Ruhe, bitte! Du hättest so viel mehr Kraft für all die Dinge." Ach was redete ich überhaupt noch, sie würde ja doch wieder gegen halten. Ich fühlte mich mit einem Mal unendlich müde und all die Last, Sorgen und Schmerzen, die in letzter Zeit auf mich eingeschlagen waren, allein durch die immer stärker auftauchenden Mosaikteile, die sich langsam, aber zu langsam zu einem Bild vereinten, schien auf meinen Schultern zu drücken. Für einen Moment gab ich mich dem Druck hin, ehe ich mich bemühte meine Schultern zu straffen und mich wieder auf sie zu konzentrieren. [SIZE=7]"Wenn ich Dich verliere, habe ich alles verloren."[/SIZE]

  • Ich streichelte weiterhin sanft ihren Rücken und versuchte sie zu trösten. Ich verstand sie, doch verstand sie auch mich? Ich bezweifelte es. Doch wie konnte sie auch?


    "Hab keine Sorge, du wirst mich nicht verlieren. Und selbst wenn, alles verlierst du dadurch nicht. Mach dich nicht so abhängig von mir, Pente. Es könnte zu deinem Schaden gereichen."


    Ich strich ihr sanft über die Wange.


    "Ich... weiß wirklich nicht... Na egal. Weißt du, ich schone mich ja gerne, aber noch sehe ich keinen gegebenen Anlass. Ich fühle mich nicht überarbeitet, sondern seelisch überlastet. Eben wegen so etwas wie jetzt."

  • Ich seufzte und liess die Schultern hängen. Ich hatte keine Kraft und keine Lust mehr zu streiten und so schwieg ich. Mein Kopf dröhnte, aber ich ignorierte es, wie alles, was mich betraf. Nach einer ganzen Weile richtete ich mich auf und meinte leise aber entschieden. "Dann lass uns weiter reiten und den Wind geniessen. Soll er alles aus unseren Köpfen fegen, was da im Moment nicht reingehört!"
    Und damit meinte ich eine Menge!

  • "Nur, wenn du das wirklich möchtest. Diesen Tag widmete ich dir."


    antwortete ich leise. Allein sie sollte entscheiden, was sie heute machte, auch wenn ich hoffte sie würde diese Vollmacht nichts zu meinen Gunsten ausnutzen.

  • Ich überlegte einen Moment und sah auf meine verdreckten und blutigen Hände hinab ohne sie wirklich wahr zu nehmen. "Mhm, ich würde schon gerne, aber ich möchte auch etwas machen, wo Du ebenfalls Deinen Spaß dran hast. Mit mir gemeinsam...."

  • "Mir ist es gleich, solange wir nicht streiten oder trauern."


    antwortete ich beinahe freimütig und ließ sie los.


    "Doch vielleicht sollten wir es verschieben. Du siehst furchtbar aus und deine Wunden sollten versorgt werden, ehe sie sich entzünden."

  • Ich schaute auf diese und schüttelte den Kopf. "Die sind nicht tief. Ich müsste nur runter, ans Salzwasser, sie auswaschen, dann ist es kein Problem." es würde höllisch brennen, aber es würde fürs Erste wahrlich genügen. "Also die Pferde holen?"

  • "Dennoch, Pente. Ich weiß nicht ob ich heute wieder ein Lächeln auf die Lippen briinge und die Zeit die ich mit dir verbringe ist immer etwas Besonderes. Verstehst du?"


    Ich sah sie traurig an, doch dann erhob ich mich und bot ihre meine Hand dar.

  • Ich ballte eine Faust, weil ich zum einen nicht wollte, das ihre Hände dreckig wurden und das zugreifen dann wohl doch schmerzhaft werden würde und reichte ihr so entschuldigend lächelnd mein Handgelenk. Als ich stand sah ich ihr in die Augen, lange und schweigend, ehe sich ein Lächeln breit machte. "Wollen wir es nicht wenigstens versuchen?"

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