Casa Germanica - Triclinium

  • Es waren schon zwei erstaunliche Menschen die da aufeinander trafen, auf der einen Seite der Senator, er besaß die Macht über Menschen, war ein treuer Bürger und sorgte sich um das Wohl seiner Familie. Auf der anderen Seite sie, eine Gauklerin, ein Wildfang und Wirbelwind. Zwischen ihnen standen eine gewaltige Portion Skepsis und auch Unsicherheit, was sollte man denn voneinander halten, waren sie wirklich diejenigen, als die sie sich ausgaben, oder war dies alles nur eine Komödie? Auf der einen Seite hatten sie Beide für einander Verständniss, der eine wollte seine Familie schützen und die andere suchte nach einer Zugehörigkeit und einem Weg, einen Neubeginn zu machen.


    Mit einer kleinen Geste versuchte Avarus die Spannung aus der Situation nehmen, die Angst und auch die Scheu und doch war er wie ein Adler, der seine Beute beobachtete und darauf wartete im richtigen Moment zuzustoßen. Das einzige was sie tun konnte, war ehrlich zu sein.


    "Nun... meine Mutter war nicht älter als ich, als sie meinen Vater kennen lernte..." Wer das nun war, ließ sie erst einmal offen, denn im Grunde hatten andere die Schlüsse gezogen und sie hatte dies erst einmal als Gegeben angenommen, auch wenn es wohl besser gewesen wäre, wenn sie wirklich jede Kleinigkeit erzählt hatte, auch ihre eigenen Zweifel daran, dass es durchaus möglich war, dass ein anderer Mann ihr Vater sein konnte. Ihre Mutter war sehr leichtlebig gewesen.... sie war halt jung und auch etwas leichtsinnig gewesen. "Viel weiß ich nicht darüber..." gab sie zu, "nur das was man mir erzählt hatte. Er war Soldat und seinen Namen habe ich selbst erst vor kurzem erfahren!" berichtete sie.

  • In dem Moment kam Sedi ins Triclinium hinein spaziert.


    Salve Onkel Avarus, Calvena. Wie ich sehe habt ihr euch schon miteinander bekannt gemacht.


    Mutmaßte Sedulus und ging auf den Tisch zu um es sich dort auf einer der Klinien bequem zu machen.
    Aus den Gesprächsfetzen welche er beim Eintritt vernommen hatte, konnte ging er davon aus, dass sein Onkel, Calvena schon über ihre Herkunft befragt hatte, bzw. gerade dabei war.

  • Direkt darauf trat auch Severus in das Triclinium ein, in dem sich schon Avarus, Calvena und Sedulus befanden. Er grüßte die drei mit einem herzlichen Salvete! und legte sich anschließend auf eine der Klinien. Dem Gespräch zwischen Avarus und Calvena hörte er aufmerksam zu und begutachtete dabei die neue Bewohnerin der Casa. Irgendwie konnte er ihre Lage nachempfinden, schließlich waren Avarus und Sedulus für ihn bis vor kurzem Fremde gewesen, entfernte Verwandte.

  • Was ihm entgegen strömte, war keine wilde Geschichte. Die Worte enthielten nichtmal den Hauch von Phantasie oder ein klitzekleines Bisschen Geschichtswert. Irgendwie war das zu Erfahrende recht nüchtern. Kalkül oder Wahrheit derart schnell ließ es sich nicht entscheiden.


    In dieser Überlegung schneiten auch die beiden anderen männlichen Bewohner dieser Casa ins Speisezimmer. Avarus blickte nur kurz auf, wollte sich wohl nicht zu sehr ablenken lassen und hatte schon die nächsten Fragen auf den Lippen. Die nach der Begrüßung ohne Pause folgten: "Salve ihr Zwei." Nur ein kurzer Blickwechsel, wie geschrieben dazwischen... "von wem hast du den Namen erfahren und wie kam es dazu, das gerade jetzt erst dir dein Vater bekannt wurde. Wie steht es da um die Mutter? Hast du dich in Kindesjahren nie gefragt, wer dein Papa ist, hast du nie deine Mutter mit dieser Frage gelöchert?"

  • Da sie nicht vor gehabt hatte, irgendetwas zu beschönigen oder auszuschmücken, klang ihre Geschichte sehr nüchtern. Es ging ihr nicht darum irgend ein williges Publikum in eine fremde Welt zu locken, sondern um die Wahrheit. Wenn Avarus eine bunte und fantasievolle Geschcihte erwartet hatte, so musste sie ihn wohl enttäuschen, denn das Leben konnte mitunter recht kalt und gefährlich sein.
    Kurz wurde sie unterbrochen, als erst ein bekanntes Gesicht, ihr Onkel Sedulus, und dann ein unbekanntes Gesicht sich dazu gesellte. Das musste der ihr noch unbekannte Verwandte sein, der gerade versuchte Fuß zu fassen... zumindest hatte Sedi ihr das so in etwa erzählt. Es war anscheinend derzeit ein fast vollständiger Männerhaushalt, kein Wunder das die Sklaven begeistert darüber waren, endlich mal wieder ein weibliches Wesen betüdeln zu können ;) 8).


    Avarus Fragen waren berechtigt, doch für sie war die Welt unter den Gauklern, selbstverständlich gewesen. Das die Blutsbande nicht so wichtig gewesen waren, wie die Bande und Beziehungen die sich auf den vielen Reisen gebildet hatten, war für viele unbegreiflich. Hier in Rom war das anders, die Bande zu den Verwandten waren verdammt wichtig, vorallem dann, wenn es um den politischen Einfluss ging. Das sie wohl nun auch ein Teil dieses gewaltigen Haifischbeckens war, behagte ihr nicht so recht, denn sie wurde in erster Linie erst mal nach dem gemessen, was die Gens darstellte und nicht nachdem was sie war. Im Grunde prallten soeben zwei Welten aufeinander und es würde nicht einfach werden Verständnis für die eine oder andere Seite aufzubringen.


    "Den Namen von meinem Vater, hab ich von Sedulus das erste Mal gehört!" beantwortete sie seine erste Frage erst einmal, denn die anderen zu beantworten, war nicht gerade einfach. "Meine Mutter hat mir das hier gegeben, kurz vor ihrem Tode!" fügte sie hinzu und reichte nun einmal Avarus das Schmuckstück, sollte er sich seine eigene Meinung dazu bilden und über sie urteilen.

  • Die Mutter war also tot. Avarus wollte garnicht wissen wie lang schon oder unter welchen Umständen sie so früh die Mutter Erde verließ. Es beunruhigte ihn aber, das alle Zeugen nicht greifbar waren und das einzigste Bindeglied war dieses Amulett. Der Sohn seines ebefalls unfein verstorbenen Bruders war verschollen. Keiner wußte ob er bereits im Elysium weilte oder sich einfach nur für immer zurückgezogen hatte. Vielleicht würde er auch irgendwann wieder auftauchen, dehmütig und mit einem Gesicht der Reue. Doch jetzt mußte eine Entscheidung getroffen werden.


    Noch waren ihm nicht die Fragen ausgegangen und so setzte der Senator die Befragung fort:


    "Von Sedulus also..." seine Augen bahnten sich den Weg zum Neffen und zurück zu Calvena. "... wie seid ihr euch über den Weg gelaufen und wie kam es, das er dieses Amulett erkannte, hast du es offen getragen?" Eine durchaus schlüssige Erklärung. Das letzte Erinnerungsstück an die Mutter als Kette immer bei sich zu tragen. Aber dann mußte es offen gewesen sein und seinem Neffe mehr intressiert haben, als das feminine Gesicht der Gauklerin. "Dein Vater gilt als verschollen nun schon viele Jahre lang..." fügte Avarus noch an. Es sollte auch untermauern, warum er so lästige Fragen stellte.

  • Sedulus hielt es für besser sich aus dem Gespräch heraus zu halten und hörte von daher den Fragen seines Onkels so wie den Antworten die er schon teils kannte sollte der Onkel die selben Fragen stellen wie er selbst seiner Nichte zu.


    Er gab still Anweisungen an die Sklaven etwas Trinkbares aufzufahren. Welche dies mit einem Nicken quitierten und durch die Gänge huschten.

  • Das ihr Vater entweder Tod oder verschollen war, spielte für sie zumindest keine große Rolle. Es hatte sie nie wirklich interessiert, wer ihr leiblicher Vater war, schließlich hatte es Ersatz genug gegeben und Gaukler waren ein offenes und freundliches Volk und erzogen ihre Kinder mit Weitblick und erklärten ihnen auch, dass eben nicht immer die Blutsbande die stärksten waren. Einige waren vor ihren Familien geflohen, hatten einen Ausweg aus strengen Regeln und Vorschriften gesucht und ein freies Leben gefunden. Sie waren eine Familie gewesen und viel mehr. Sie hatten sich ohne Worte verstanden und diese Bindungen vermisste sie mehr, als alles andere. Kaum einer konnte dies nachvollziehen. Vorallem in einer Stadt wie Rom, wo die familiären Bindungen einem Tür und Tor öffnen konnten.


    Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass sie Avarus nichts vormachen konnte, seine Fragen waren gezielt und wohlüberlegt. Sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, dass er nur das Beste für die Gens wollte und für die Menschen, die unter seinem Schutz standen. Doch es war nicht einfach seine Fragen so zu beantworten, dass sie nicht erneute aufwarfen, zumal sie so einiges über ihr doch recht bewegtes Leben nicht würde preisgeben. Es gab Dinge die sie wohl ihm nicht so leicht erklären konnte und die nur auf wenig Verständnis sorgen würden, oder aber dafür sorgen würde, dass sie vermutlich sofort auf der Straße landen würde. Es war besser, dass sie sich alle langsam aneinander herantasteten.....


    Als sie kurz auf Sedulus zu sprechen kam, warf Avarus diesem einen unergründlichen Blick zu und nur zu gern hätte sie gewusst, was in dem Kopf ihres Gegenübers vorging.... aber da sie des Gedankenlesens nicht mächtig war, musste sie sich damit begnügen entweder zu raten oder sich auf ihre Menschenkenntnis zu verlassen, welche sie gerade sträflich im Stich ließ. Aber so waren Politiker, sie konnte eine nichtssagende Fassade aufrecht erhalten.


    "Es war nicht Sedulus der mich darauf aufmerksam machte, dass ich vielleicht ein Mitglied der Gens Germanica sein könnte..... " antwortete sie ehrlich. Sicherlich hatte Sedulus dies aber auch schon Avarus erzählt.


    "Titus Decimus Verus erzählte mir dies!"

  • Bei einem unerfahrenen Mann wäre jetzt ohne Frage der Mund offen stehen geblieben. Avarus hingegen kannte die Reaktion, die solch eine Verblüffung ausgelöst hätte und vermied es daher sich diese Plöße zu geben. Stattdessen überlegte er für den Moment, wie diese Konstellation zu begreifen war. Natürlich wußte er was in seinem Haus vorsich ging. Der Name eines Titus Decimus Verus war dabei häufiger gefallen. Eher zudem in unrühmlichen Augenblicken. Doch Sedulus nannte diesen Decimus einen Freund...


    Es gebot sich diplomatisch zu bleiben. Der Haussegen mußte gewahrt bleiben. 8)


    "Hm und wie kam dieser Titus Decimus Verus zu der Annahme?"


    Natürlich das Amulett, aber Avarus intressierte es eben auch, wie ein anständiger Römer derart nah an eine Halskette herankam, um Insignien zu erkennen oder zu deuten. Dabei huschte ihm gerade ein Gedanke durch den Kopf, der nahezu abwegiger nicht sein konnte ... oder doch?


    Vor wenigen Tagen hatte ihm einer der dienstbeflissenen Sklaven von einem Brief berichtet. Dieser Verus wollte darin um die Hand eben jener Calvena bitten. Was wenn dieser Decimus die ganze Geschichte nur deswegen eingefädelt hat, um sich am Vermögen seiner Gens zu bereichern. Ohne Frage muß er an eine üppige Mitgift gedacht haben, als er seine Zeilen in der Casa Germanica abgab.


    Der Senator Avarus wurde äußerst misstrauig. Ein dummer Zufall oder alles schnöde Berechnung? Er mußte noch vorsichtiger sein, als schon zu Beginn dieser Erklärungssuche. Sie hatten alle Zeit der Welt und irgendwie gefiel ihm dieses Katz und Maus Spiel auch.

  • Manche Politiker waren bessere Schauspieler, als jene die auf der Bühne standen und dann kunstvoll irgendwelche Texte lamentierten und ein Stück versuchten auf die Beine zu bringen. Warum ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoß lag für sie auf der Hand, sie konnte keinerlei Gefühlsregungen oder Gedankengänge ablesen und ihr gefiel es nicht, welche Schlüsse über sie gezogen werden konnte, während sie an sich selbst verzweifelte und nach den gewünschten Antworten suchte, die er wohl zu erfahren suchte. Wären die Rollen vertauscht gewesen, wäre sie wohl ebenso misstrauisch gewesen und hätte jedes noch so kleine Detail hinter fragt. Zwischen ihnen standen mehr als nur unausgesprochene Fragen, Vermutungen und Befürchtungen und sie hätte alles dafür gegeben, wenn sie selbst mehr über ihren Vater gewusst hätte, wenn ihre Mutter eben nicht jenes unbeschwerte Leben geführt hätte. Doch die Vergangenheit konnte sie nicht ändern und es gab keinen mehr, der sie vielleicht hätte unterstützen können. Die wenigen menschen die von der kurzen udn stürmischen Beziehung zwischen ihren Eltern gewusst hatten, waren alle Tod und im Grunde stand nur ihr Wort und das von Sedulus gegen jede Menge Misstrauen. Zumal ein Schmuckstück kein wirklicher Beweis dafür war, dass sie zur Familie gehörte.....


    Wie Verus auf den Gedanken gekommen war, sie könnte eine Germanica sein? Er hatte einfach seine Schlüsse gezogen und sie bedrängt sich ihren Verwandten vorzustellen. Von ihren Zweifeln hatte er nichts hören wollen und er hatte es auch nicht sehen wollen, das ihr der Gedanke nicht wirklich behagte, ein Teil einer einflußreichen Gens zu sein, die nicht einmal ahnte dass es eine unehelcihe Tochter gab. Sicher so was war kein Einzefall, aber wer wollte schon wirklich an Fehler der Jugend erinnert werden und da sie ihren Vater nicht einmal kennen gelernt hatte und ihre Mutter schon seit vielen jahren Tod war, gab es so gut wie keine beweise für die Richtigkeit einer solchen Behauptung. Verus hatte sich wohl die Sache verdammt leicht machen wollen, aber die möglichen Konsequenzen einer solchen Vermutung konnten weitreichend sein.....Manche Politiker waren bessere Schauspieler, als jene die auf der Bühne standen und dann kunstvoll irgendwelche Texte lamentierten und ein Stück versuchten auf die Beine zu bringen. Warum ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss lag für sie auf der Hand, sie konnte keinerlei Gefühlsregungen oder Gedankengänge ablesen und ihr gefiel es nicht, welche Schlüsse über sie gezogen werden konnte, während sie an sich selbst verzweifelte und nach den gewünschten Antworten suchte, die er wohl zu erfahren suchte. Wären die Rollen vertauscht gewesen, wäre sie wohl ebenso misstrauisch gewesen und hätte jedes noch so kleine Detail hinter fragt. Zwischen ihnen standen mehr als nur unausgesprochene Fragen, Vermutungen und Befürchtungen und sie hätte alles dafür gegeben, wenn sie selbst mehr über ihren Vater gewusst hätte, wenn ihre Mutter eben nicht jenes unbeschwerte Leben geführt hätte. Doch die Vergangenheit konnte sie nicht ändern und es gab keinen mehr, der sie vielleicht hätte unterstützen können. Die wenigen Menschen die von der kurzen und stürmischen Beziehung zwischen ihren Eltern gewusst hatten, waren alle Tod und im Grunde stand nur ihr Wort und das von Sedulus gegen jede Menge Misstrauen. Zumal ein Schmuckstück kein wirklicher Beweis dafür war, dass sie zur Familie gehörte.....


    Wie Verus auf den Gedanken gekommen war, sie könnte eine Germanica sein? Er hatte einfach seine Schlüsse gezogen und sie bedrängt sich ihren Verwandten vorzustellen. Von ihren Zweifeln hatte er nichts hören wollen und er hatte es auch nicht sehen wollen, dass ihr der Gedanke nicht wirklich behagte, ein Teil einer einflussreichen Gens zu sein, die nicht einmal ahnte dass es eine uneheliche Tochter gab. Sicher so was war kein Einzelfall, aber wer wollte schon wirklich an Fehler der Jugend erinnert werden und da sie ihren Vater nicht einmal kennen gelernt hatte und ihre Mutter schon seit vielen Jahren Tod war, gab es so gut wie keine beweise für die Richtigkeit einer solchen Behauptung. Verus hatte sich wohl die Sache verdammt leicht machen wollen, aber die möglichen Konsequenzen einer solchen Vermutung konnten weitreichend sein..... Die Frage war nun, welche Antwort wollte Avarus hören? Und welche würde seine Zweifel zerstreuen…… sie hatte zwar bisher die ganze Zeit über nicht gelogen und auch ans ich nichts beschönigt, aber einige kleine Details verheimlicht. Das Beste würde wohl sein, wenn sie ihre eigenen Zweifel sich eingestand und diese auch äußerte…


    "Ich hab ihn jedenfalls nicht dazu angestiftet!" meinte sie ernst. Zumindest das wollte sie klarstellten. Sie hatte nicht vor sich aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen in eine Gens zu schleusen.....


    "Ich weiß nicht wie er auf den Gedanken kam, er sah das Schmuckstück und war dann ziemlich begeistert von dem Gedanken ich könnte eine Germanica sein..... meine eigenen Zweifel wollte dabei nicht hören!" fügte sie hinzu und biss sich kurz auf die Unterlippe, es war bei ihr schon immer ein Anzeichen für Unsicherheit gewesen, wenn sie dies tat.


    "Meine Mutter hat ein leichtlebiges Leben geführt. Über Konsequenzen hat sie meist nicht nachgedacht...." gab sie shcließlich zu, was das aber nun genau bedeutete, darüber schwieg sie sich erst einmal noch aus.

  • Natürlich hatte sie das nicht. Wozu auch wahrscheinlich kannte sie bis dato nichtmal sein Familie. Wußte wenig oder überhaupt nichts über deren Einfluss in Rom. Genauso würde es mit dem Haus, dem Anwesen nebst seinen Gärten ausschauen und natürlich all die wunderbaren Ländereinen verteilt in einem rießigen Reich. Fruchtbar waren die Einen, optisch mausgrau die Anderen. Doch Äußerlichkeiten waren oft nicht alles.


    Verus hingegen war ein Freund seines Neffen und die Geschichte mit dem Brief beschäftigte Avarus immer eindringlicher. Was konnte der Narr erwarten, was erhoffte er sich davon? Der Senator wollte nicht seine Gedanken formen, bevor er mehr erfahren hatte.


    "Die losen Schnipsel wollen sich mir noch nicht zu einem vollendeten Puzzel zusammenfügen. Decimus Verus hat dir also offenbart - und das anhand des Amuletts, das du eine Germanica sein könntest. Sedulus hat mir von deinem Schausteller Volk berichtet und jene Geschichte erzählt, die für deine Adoptivfamilie zu einem jähen Ende führte. Das tut mir leid."


    Fügte er schnell an. Sicherlich war der Verlust noch nicht überwunden und sie mußte sich in dieser Stadt noch neu orientieren.


    "Hm, ..." Avarus überlegte erneut und erzeugte dann doch die Frage, welche ihn bloßstellte und doch gleichzeitig dazu diente die Familie darauf hinzuweisen, das in diesem Haus Geheimnisse keinen Platz hatten. 'Sprich offen mit mir!' hatte schon sein Vater immer verlangt und der Sohn Avarus hatte diese Lektüre manches Mal bitter gelernt.


    "Dieser Verus hat vor kurzem überstürzt um deine Hand angehalten. Wie stehst du zu dieser Entwicklung?"


    In einem Haus wie dem der Gens Germanica wurde schon öfters mit den alten Normen gebrochen und aus Liebe geehelicht. Vielleicht hatte es die Gens aber auch nicht erzwungener Maßen nötig ihre Sprösse politisch zu verheiraten, wie es unter den Patriziern gang und gebe war. Doch eine uneheliche Tochter würde ganz sicher nicht aus Liebe heiraten. Das wäre wirklich zuviel des Guten.


    Der Hausherr wollte sehen, ob die Strategie des Decimus Varus aufging und er dachte nichtmal daran, das dieser Nichtsnutz garnicht diesen Plan geschmiedet hatte sondern die Wahrheit auf einer ganz anderen Seite lag.

  • Sedulus sah mit gemischten Gefühlen zu seinem Onkel. Er hätte mit dieser Art von Fragerei direkt bei den CU anfangen können.
    Auch die Sklaven hielten sich zurück und trauten sich nicht ein mal das Essen aufzutragen. Calvena war der Appetit wahrscheinlich nach diesem Schwall von eindringlichen Fragen eh schon vergangen und Sedulus ging es fast schon ebenso. Viel würde er nicht hinunter bekommen und wenn dann nur Flüssiges.


    Wenn ich mich einmischen darf Onkel. Verus war schon in Calvena vernarrt gewesen als wir sie auf dem Markt haben singen hören. Zu dieser Zeit wußte er nicht einmal das sie eine Germanica sein könnte geschweige denn er ahnte nur etwas davon. Er kannte sie ja nur unter ihrem Künstlernamen.


    Kam Sedi seiner Nichte zu Hilfe. Es war eh schon der Hammer das hier in anderer Leute ihrer Briefe herumgeschnüffelt wurde. 8)

  • Sie hätte so einiges dafür gegeben, wenn sie wissen durfte, was im Kopf von Avarus vor ging. Welche Schlüsse er zog und ob er ihr überhaupt glaubte. Es war für sie Beide nicht einfach und sie würden sich wohl nur dann annähern können, wenn vieles geklärt war und sie vorallem wusste, wo nun ihr Platz in dieser Welt war. Sie erwartete nicht, dass er sie so überschwenglich Willkommen heißen würde wie Sedulus, aber sie hatte den schwachen Funken der Hoffnung, dass er sie nicht aus dem Haus jagte.


    Kurz nickte Calvena, als Avarus die Dinge zusammenfasste, die er von Sedulus wusste. Ja, die Gaukler und Schausteller waren ihre Familie gewesen, hatten sie geliebt und versorgt und sie hatte ihren Beitrag dazu getan und jene Menschen geliebt. Der Schmerz war da, versteckt in den tiefen ihrer Seele und würde auch immer dort lauern. Sie fehlten ihr.


    Was sie dann aber etwas verblüffte, war das Avarus anscheinend von dem Brief von Verus wusste. Aber das war wohl kein Wunder bei dem Geschenk war er ihr hatte machen wollen. Es war wohl doch gut gewesen, dass sie nicht darauf eingegangen war. Zumal sie dieses Angebot ziemlich überfordert hatte. Noch immer hegte die die Befürchtung, das Verus nciht an ihr, sondern von einer Illusion interessiert war, die er sich erträumt hatte um sich nicht seinen eigenen Problemem zu stellen. Das er ihr mit solch einer Handlung Angst einjagte, schien ihm nicht bewusst zu sein und auch nicht wissen zu wollen.


    Sie beschloss Avarus das Geliche zu sagen, was sie schon Sedulus mitgeteilt hatte: "Wenn ich wüsste, was ihn dazu gebracht hat, wäre ich dankbar...... ich kenne ihn nicht wirklich....."


    "Ich habe nicht vor ihn zu heiraten......" Kurz warf sie Sedulus einen Blick zu, er hatte schließlich noch mit Verus geredet oder etwa nicht? Zum Glück sprang ihr Onkel dann auch recht schnell in Bresche.


    Sim-Off:

    Da wurde wohl fast gleichzeitig gepostet ^^ habs noch mal edit :)

  • Wenn Avarus die Gedanken anderer Leute ebenso lesen könnte, dann hätte er wohl sowas wie: 'Wenn manch Einer alles machen würde, was er kann, dann reichten vierundzwanzig Stunden plus eine Stunde Pause ( :D ) am Tag nicht aus.' Aber den Göttern sei Dank ahnte er nichts von den Geistesgängen seines Neffen sonst hätte er sich wohl unschön vergessen. In bestimmten Dingen war er einfach ein Machtmensch und liebte mehr die Offenheit, denn die unsägliche Geheimniskrämerei. Seine über hundert Sklaven bekamen das Tag für Tag eingebläut. Soweit würde er mit den freien Römern nie gehen wollen und mußte es auch nicht. Seit sein Bruder begraben wurde, war er die graue Eminenz und ohne Zweifel Avarus würde die Familie über alles stellen, das ihre schützende Hülle angriff. Sedulus mag blind werden, wenn ein hübsches Gesicht seine Bahn teilt, der Vater der Familie jedoch blieb kühl und berechnend.


    "Gut, wir werden einen angemessenen Mann für dich bestimmen." Das bedeutete, das er ihre Geschichte glaubte. Vorerst oder solange nichts Anderes ans Licht kam. Noch immer gab es einige Ungereimtheiten, aber sie hatte sich auch gegen einen Decimus gewährt, der wohl übleres im Sinne führte, als gedacht. "Erzähl uns mehr, was hast du die letzten Jahre gemacht, wo habt ihr Station gemacht, welche Orte hast du besucht ich bin begierig zu erfahren, was dein Leben bestimmt hat."

  • Ob sie erleichtert darüber sein sollte, das Avarus ihr vorläufig glaubte, wusste sie nicht wirklich, zumal ihr sein Kommentar, er würde einen angemessenen Ehemann für sie finden und bestimmen so gar nicht behagte. Bisher hatte sie ihr Leben vollständig selbst bestimmt und das sie sich nun dem Willen anderer beugen musste, würde für sie eine harte Probe werden. Aber vorerst ließ sie das Thema ruhen, sicher würde sie später noch einmal darüber reden können.... hoffentlich. Sie würde wirklich einige Zeit brauchen um sich anzupassen.


    Das Avarus hinter Verus Verhalten, wesentlich dunklere Machenschaften vermutete, als sie selbst, ahnte sie nicht. Denn sie heilt Verus eher für einen Einsamen Mann, der sich verzweifelt nach Liebe sehnte und dann Hals über Kopf in eine Illusion stürtzte nur um seinem eigenem Schmerz zu entkommen, anstatt sich selbigem zu stellen.


    Anscheinend waren die ersten Bedenken erst einmal aus der Welt geschafft, denn nun zeigte Avarus erstes richtiges Interesse an ihrem Leben. Ein erster Schritt den sie aufeinander zu machten. Es konnte aber auch bloßes Kalkül sein um heraus zu finden, ob sie nicht doch eine sehr gute Schauspielerin war. Die Frage war nur, wo sie anfangen sollte..... sie war fast überall gewesen, Germanien, Gallien, Hispania... mal in großen Städten und dann wieder nur in winzigen Dörfern....


    "Bevor wir nach Rom gekommen sind, waren wir kurz in Asisium und davor haben wir in fast allen großen Städten des Imperiums mal Station gemacht... Mogontiacum, Tarraco, Corduba ..... "

  • Da Calvenas eigentliche "Befragung" nun endlich zu Ende sein schien was Sedulus sehr beruhigte, konnte sich dieser nun auch ein wenig entspannter zurücklehnen und unbekümmerter dem Gespräch vielmehr den Erzählungen seiner Nichte lauschen. Auch die Sklaven vielen nun einer nach dem anderen aus ihren starren Haltungen und begannen wieder im Zimmer herum zu wuseln.


    Wie lange ist es her als ihr das letzte mal in Mogontiacum gewesen seid?


    Fragte Sedi interessiert. Vielleicht waren sie sogar dort als er gerade sein Tribunat bei der II. oder als Quaestor dort war.

  • Ein wenig wich die Anspannung aus dem Raum, auch wenn Sedi sich wieder entspannen konnte, fühlte sie sich immer noch wie auf einem Präsentierteller und jedes ihrer Worte wurde dennoch auf die Goldwaage gelegt.


    Kurz musste sie nachdenken, es war nicht einfach jede ihrer Reisen in einen gleichmässigen Zeitstrahl einzuordnen, sie hatten nie ihre Routen geplant, sondern waren entweder den Jahreszeiten gefolgt, meist dem Frühling, oder aber der Spur des Geldes, als Gaukler musste man schließlich auch von etwas Leben. Ihre innere Karte und die darauf eingezeichneten Routen waren ein reines Wirrwarr und führten von Germanien, nach Galien, dann nach Hispanien und wieder zurück, dann auch mal nach Italia und Ägypten. Die Welt war groß und sie hatte viel gesehen.... und auch viele Eindrücke mitgenommen.
    "Das letzte Mal vor sicher vier Jahren....." sagte sie. "Zum Fest der dortigen Muttergöttin... auch wenn Germanien von Rom übernommen worden ist, sind die alten Traditionen und der Glaube noch vorherrschend!" antwortete sie auf die Frage ihres Onkels.


    Es war ein schönes Fest gewesen, voller Leben und Leidenschaft und man hatte sie recht freundlich aufgenommen, was nicht immer der Fall gewesen war.

  • Eine Handvoll Diener erschien im Triclinium, um den Herrschaften die Möglichkeit zu geben die Hände zu waschen sowie einen Krug mit äußerst dünnen Wein zu servieren. Die Stärke des Gemisches würde erst nach dem Essen steigen oder eben auch nicht. Es kam immer darauf an, wie die Gäste gelaunt waren oder was das Ziel eines gemeinsamen Essens war. Der Hausherr hielt zudem wenig von Feiern ala Trimalchio. Er fand keinen Geschmack an Seeigeln oder an Mäusen, die in Mondsamen und Honigsud paniert worden waren. Genausowenig sollte es mit Nieren gefüllte Schweineeuter geben oder Zungen von allerlei Vögeln wie Flamingos nebst Papageien. Besonders vulgär fand er das in Szene gesetzte Speisenauftragen handelte es sich wie einst bei diesem freigelassenen Sklaven um lebendes Getier. So brachte er eine ganze Wildsau an die Tische und ließ ihren Bauch aufschlitzen. Daraus huschten unzählige, irritierte, lebende Drosseln hervor und schissen alle Tische voll. Abscheulich!


    Einer der Diener baute sich vor den Tischen auf, er war lesefähig und trug den abendtlichen Speiseplan vor:


    "Beginnen möchten wir mit Austern aus Brundisium. Dazu servieren wir Oliven, Sardinen und mit gehackten Anchovis gewürzte Eier."


    Die alltäglichen Beilagen erwähnte er nicht. Brot, verschiedene Käse, Obst und Gewürzfrüchte gab es immer dazu.


    "Als weiteren Gang fügen wir Hirschfilet aus dem Rücken mit Kraut und Soucen hinzu. Außerdem gibt es eine Pastete aus Flusskrebsfleisch und Olivenhack. Daneben kommen noch die scharf angebratenen Lebern von Nachtigal und Drossel."


    Auch dazu gab es eine ganze Reihe alltäglicher Beilagen und Soucen.


    "Zum Nachtisch reichen wir Honigpastete mit Datteln und Pflaumenkuchen."


    Der Hausherr nickte dem Vorredner zu. Er akzeptierte das Mahl. Dann verschwand der Bube wieder und die Familie wurde durch Tischsklaven bedient.


    "Es wird sich wohl auch nicht so schnell ändern in Germanien. Denn wozu sollte sich Rom im hohen Norden einen unbändbaren Streitkessel schaffen. Menschen legen ihre Religion nicht von Heute auf Morgen ab, weil ein neuer Herrscher regiert. Es wird mit den Jahren gehen, ganz schleichend, aber mit den Städten römischer Zivilistation wird auch dieses Verständnis bei den anektierten Völkern wachsen. Germanien ist da ja nur eine Provinz von Vielen. Ich weiß garnicht, ob es eine Sammlung darüber gibt wieviele Völker Rom bereits unterworfen hat?!"


    Eine intressante Sache war das auf alle Fälle. Aber Avarus würde eh keine Zeit haben ihr nachzugehen...

  • Vor vier Jahren ging es Sedi durch den Kopf. Da war sie und er zur selben Zeit in Mogontiacum und keiner wußte vom anderen. Was für eine Tragik dies doch war. Und jetzt, jetzt hatte Calvena wenn auch durch Umstände welche nicht so prickelnd für sie gewesen waren und durch Zufall ihre Familie gefunden.


    Zu der Zeit war ich auch gerade in Mogontiacum. Ein Wunder das wir uns nicht schon eher über den Weg gelaufen sind. Doch wahrscheinlich hätten wir uns dann so nicht kennen gelernt.


    Meinte er zu seiner Nichte. Und da er relativ frisch mit Paulina verheiratet war, dachte er auch so an keine anderen Frauen.


    Dann meinte Sedi noch zu seinem Onkel nach dem er vornommen hatte was es denn zum Essen gab.


    Wenn du in den Ruhestand gehst, kannst du ja gerne eine Abhandlung darüber schreiben. Das römische Imperium, ein Vielvölkerstaat. Die verschiedenen Völker im römischen Imperium oder aber Wieviele Völker beinhaltet das römische Imperium wirklich?


    Schlug der Neffe einige Titel vor.

  • Severus hatte Calvena die ganze Zeit schweigend begutachtet, er wußte auch nicht wa er sie hätte fragen sollen, schließlich war er auch nicht in dem Maße in die ganze Geschichte involviert wie Sedulus oder Avarus, dem als pater familias eine besondere Verantwortung zukam. Erst als ein weniger persönliches Gesprächsthema aufkam, meldete sich Severus wieder zu Wort.


    Ich sehe es schon vor mir, du wirst dich unter die großen Geschichtsschreiber einreihen, die der ordo senatorius hervorgebracht hat und noch in 2000 Jahren werden sich die Gelehrten mit deinem Werk beschäftigen.

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