Casa Germanica - Triclinium

  • Noch bevor der Onkel der wohl durch den Wein ein klein wenig langsamer wurde antworten konnte meinte der lieber Neffe in kurzen Worten zur was auch immer.


    Aelius Quarto ist zum einen mein Schwager und zum anderen der Bruder des Imperators! Und Prudentius Balbus, das ist der neue Praefectus der Praetorianer wenn ich recht informiert bin... Oder er soll es zumindest werden.

  • Anders als der Neffe vermutete, war Avarus gerade damit beschäftigt einige Austern auszuschlurfen und damit nicht in der Lage der liebenswerten 'Oma' zu antworten. 8) Aber Sedulus tat dies auch ganz fulminant. :P


    Ein Zusatz zum schwächelnden Sedulus hatte das Orakel Avarus dann doch noch zuzufügen:


    "Ohja das ist er geworden, Prudentius Balbus... nachfolgender Praefectus Praetorio. Die Wege der Götter sind unergründlich."


    Dann widmete er sich lieber wieder den Austern. Sie waren so schwächliche Geschöpfe ohne jegliche Regung ließen sie ihr Haus öffnen und zuckten nichtmal beim Verspeisen. Zuviele Römer waren genau wie dieses Getier.

  • Soso,der Bruder des Imperators und ein angehender Prätorianerpräfekt..., wie bedauerlich, dass sich das Mädchen nicht direkt einen von diesen beiden ausgesucht hatte, so eine Verbindung würde doch ganz andere Möglichkeiten eröffnen...


    "Aha, vielen Dank für die Information."


    Mit einem leichten Kopfnicken bedankte sich Laevina bei den Männern, ärgerte sich jedoch nicht wenig darüber, dass Avarus lieber an irgendwelchen glibberigen Austern herumlutschte statt auch ihre erste Frage zu beantworten. Die alte Germanica schüttelte sich leicht. Austern,...bäh..... Sie selbst mochte nur Dinge, die bissfest waren, sonst machte das Essen doch keinen Spaß!


    Nun ja, im Grunde konnten ihr die Heiratspläne ihres Cousins für seine Großnichte ja auch egal sein. Auf diese Weise blieb ihr mehr Energie für ihre eigenen Planungen für Serrana übrig. Wie hatte sie den Brief noch gleich formulieren wollen? Ach ja, genau....


    Laevina versank wieder in ihren eigenen Gedanken und genehmigte sich nur hin und wieder ein Schlückchen Wein.

  • Die Austern gaben dem Hausherren genügend Zeit über das Maß der Dinge nachzudenken. Natürlich wollte Laevina ihre Fragen immer sofort beantwortet wissen, aber es gab Ansätze die bedacht werden wollten bevor sie den Hort der Lippen verließen. Und für eine derartige Wissbegierigkeit war es nötig sich Zeit zum Überlegen zu nehmen, um am Ende die Messlatte nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig aufzulegen.


    Als er mit den glibberigen Austern fertig war, blickte er in die Runde, wischte sich dabei den Mund und die Finger ab und spühlte den letzten Geschmack mit einem tiefen Schluck besten Weines in den Rachen hinab.


    "Du hast mich eben nach dem Maß der Dinge gefragt. Nun das kommt natürlich völlig auf den Stand an. Wir wünschen unseren Töchtern doch ein ebenso sorgenfreies Leben nach der Ehe, wie sie es in unserem Schoß vor der Ehe leben können. Im Falle von Calvena hätte ich nicht unter einem Eques zugestimmt. Und das ist schon ein Witz. Ansich verdient sie einen Jungsenator. Jemanden aus vorzüglichen Haus und nicht irgendwen, der sich Jahrzehnte lang nur unter Männern rumtreibt und im Zelt haust. Ein richtiger Ehemann ist gebildet, lebt kultiviert und ist unabhängig von der staatlichen Münze. Aber diesen Typus findet man eben nicht auf dem Forum oder im Colloseum. Diese Männer werden gefunden."


    Durch die Väter, aber das ließ er weg, denn er wußte, das er gegen Mühlen ankämpfte.

  • du vergisst das mein Bruder tot ist Onkel. Und warum sollte ich Calvena einen alten Greis zum Manne suchen den sie nicht liebt nur weil er Einfluss hat. Haben wir den nicht schon so? Und die jungen Männern welche zu Senatoren heranwachsen wollen sind mit Sicherheit Calvena nicht gewachsen.


    Aber etwas anderes. Calvena, Aurelius Ursus bat mich um den Text des Liedes welches du bei der Feier vorgetragen hast. Wäre dies möglich?


    Außerdem plane ich den Bau einer Therme. Ich habe Geld von Deciums Verus erhalten welcher sie mitfinanziert so wie der Senator Salinator. Einen Bauplatz hätte ich auch schon von einem meiner Klienten. Jetzt fehlt nur noch ein Architekt der sich den Bauplatz einmal anschaut, einen Plan für das Gebäude erstellt und uns die Kosten nennt.


    Sedulus sah zu seiem Onkel.


    Hättest du Interesse Onkel Avarus?

  • "Einfluss und Macht will bewahrt bleiben. Wir leben nicht ewig mein lieber Sedulus. Was wird nach uns kommen, wenn wir die Zukunft unseres Gentinums nicht sorgfältig planen?"


    Natürlich dachte er nicht zuerst an einen alten Greis. In ihrem Umfeld gab es viele gute heiratsfähige Partien. Junge kräftige Männer, deren Abstammung die der Germanica ähnelten. Noch war es nicht so aussichtslos wie beim Adel, der mit jungen Mädels alte Greise beglücken mußte, um Hoffnung auf einen letzten Stammhalter zu haben und die Gens noch ein letztes Aufbäumen wegen zu erhalten.


    "Hier in Rom?"


    Folgte die verdutzte Frage nachdem Sedulus sich kurz an Calvena gewandt hatte, um dann ein neues Thema anzureißen, das Avarus nichtmal über die Gerüchteküche erfahren hatte. Er durfte also durchaus überrascht anzuhören sein.

  • Gebannt aber vorerst lieber schweigsam verfolgte sie den Schlagabtausch zwischen Sedulus und Avarus. Anscheinend hatte sie in ihrem Onkel einen guten Verbündeten gefunden, was wohl aber auch daran lag, dass sich Sedulus auch nicht wirklich den Wünschen von Avarus gebeugt hatte, sondern für sich selbst entschieden hatte, was das Beste war. Wo jedoch Laevina stand, konnte sie nicht beurteilen, zwar schien sie in vielen Dingen auf der Seite von Avarus zu sein, aber auf der anderen Seite vor allem ihre eigene Meinung haben. Fürs Erste würde sie nicht versuchen die Gedanken der Alten zu ergründen. Als dann Avarus zum indirekten Schlag gegen Valerian ausholte, vielen wie so häufig Schlagwörter wie: nicht unter Eques. Sie verkniff sich ein Augenrollen, sie wusste es zumindest in dieser Hinsicht besser, als ihr Onkel. Im Gegenzug, verteidigte Sedulus sie dann wieder. Ein Grinsen verbarg sie hinter ihrem Weinbecher, als dieser meinte, ein alter greis wäre ihr wohl nicht gewachsen. Was wohl zutreffen mochte.


    Um die elende Diskussion dann zu beenden, wurde das Thema gewechselt.


    „Den Text kann ich aufschreiben“, antwortete sie, ziemlich dankbar darüber, dass nun über etwas anderes geredet wurde. Sie würde Elissa um Hilfe bitten, schließlich war diese ja geborene Keltin und würde ihr sicher helfen, das alles auf Papier zu bringen. Sie selbst behielt eigentlich jedes Lied im Kopf.


    Neugierig hörte sie dann zu, wie ihr Onkel von einem Bauprojekt berichtete, an dem auch der PU beteiligt war. Der Mann hatte anscheinend in vielen Dinge seine Finger im Spiel.

  • Laevina blickte erst wieder von ihrem Teller auf, als zwei ihrer Lieblingswörter erwähnt wurden.


    "Einfluss und Macht sind natürlich das A und O." stimmte sie Avarus bedenkenlos zu. "Doch meiner Meinung nach ist ein gesunder Ehrgeiz beinahe ebenso wichtig. Was nutzt einem Mann eine edle Abstammung oder ein großes Vermögen, wenn er nichts daraus macht? Ihr könnt mir glauben, ich habe in meinem langen Leben mehr als einen zielbewussten Mann an Konkurrenten vorbeiziehen sehen, die wesentlich wohlhabender waren, es aber vorgezogen haben ihr ererbtes Vermögen zu verhuren oder zu versaufen, statt es vernünftig zu bewahren und zu vermehren..." Bei diesem Thema hätte Laevina sich so richtig in Rage reden können, aber mit Rücksicht auf das anwesende Kind hielt sie sich dann doch zurück, auch wenn ihr der eine oder andere nicht ganz jugendfreie Ausdruck bereits entrutscht war. Ganz übel gekniffen war Frau natürlich, wenn man ihr einen Kerl aufs Auge drückte, der weder eigenes Vermögen noch Ehrgeiz besaß so wie ihr erster Mann seinerzeit...


    Nein, über dieses unselige Thema wollte sie lieber gar nicht länger nachdenken, abgesehen davon fiel in diesem Moment auch ein Name, der Laevina weit mehr interessierte als der ihres lang verstorbenen Gatten.


    "Was hat es mit diesem Salinator eigentlich auf sich?" fragte sie gespannt. "Der Name fällt in Rom dieser Tage ja sehr häufig." Dass sie selbst ihn zum ersten Mal aus dem Mund eines Flaviers gehört hatte, ließ Laevina vorerst unter den Tisch fallen. Solange Piso nicht wirklich zu einem Höflichkeitsbesuch antrat, gab es auch keinen besonderen Grund ihre Bekanntschaft mit ihm zu erwähnen.

  • Ja hier in Rom.


    Bestätigte Sedulus die Frage seines Onkels.


    Um genauer zu sein, im Trans Tiberim Distrikt. Ein Klient von mir der keine Nachkommen hat, besitzt dort ein wenig Grund den er mir bestimmt gerne abtreten würde.


    Dann wandte er sich wieder an seine Nichte.


    Das freut mich und mit Sicherheit Ursus und die Mädels welche er wohl damit beglücken möchte auch. Und er fand die Feier sehr schön soll ich dir ausrichten.


    Und schon richtete er das Wort an Laevina. Sedi mußte schon fast aufpassen das es ihm nicht schwindelig wurde. 8)


    Da hast du allerdings recht, also das mit dem Ehrgeiz. Was soll ein Mann noch groß wollen, welcher eh schon alles hat.


    Er wußte von was er sprach.


    Er ist nach dem Kaiser der zweite Mann im Imperium. Gut, zur Zeit könnte man schon fast sagen der Erst. Unser Imperator verweilt ja nun schon recht lange außerhalb Roms. Ich hoffe nur es wird nicht noch länger dauern.


    Es konnte viel passieren wenn ein Imperator zu schwach für die Regierungsgeschäfte war und diese für längere Zeit vernachlässigte.

  • "Hm ich weiß nicht so recht..." rang sich Avarus ab. Es bedurfte einigen Nachdenkens darüber bisweil fielen ihm nur Widers dazu ein. Doch er versuchte anders an die Sache heran zu gehen. Vielleicht konnten die Für's doch noch ein paar saftige Punkte sammeln. "... der Zeitplan ist sicherlich eng gesteckt. Wer will sich damit profilieren, wer wird das Geld für solch ein teures Bauvorhaben locker machen? Ehrlich gesagt spiele ich schon sehr lange mit dem Gedanken im Frühjahr nach Mogontiacum zu reisen. Ich habe es deinem Engel versprochen." Dabei blickte er Sabina fest in die Augen. Das war natürlich nur ein kleiner Grund, aber ein nicht unbedeutender für den Vater Sedulus. "Du weißt selbst wie lang solche Reisen dauern können."

  • Sedulus verzog das Gesicht. Sicher, er wollte schlielich auch mit nach Mogontiacum. Aber es sollte doch möglich sein einen fähigen Bauleiter aufzutreiben der die Baustelle bis zu ihrer Rückkehr im Auge behält.


    Profilieren, na ich zum Beispiel. Es ist immer gut wenn man höher hinaus möchte dem Volk etwas gutes zu tun. Und gerade die Bewohner dort sind nicht gerade mit Thermen oder sonstigen öffentlichen Gebäuden gesegnet. Und vorallem kann ich den Bauplatz günstig bekommen. Ich habe es glaube ich schon erwähnt, Salinator würde auch mitmachen und von Verus habe ich einige tausend Sesterzen für ein solches Vorhaben erhalten. Ich denke am Geld sollte es nicht scheitern. Und ganz ehrlich, in Mogontiacum haben wir einige Gebäude errichtet, doch wieviele in Rom? Ist dies nicht schon alleine Ansporn genug?


    Sedulus fuhr seiner Tochter über ihren Schopf.


    Sicher weiß ich wie lange Reisen dauern können, schon erst welche die man mit der ganzen Familie unternimmt.


    War es doch nicht das erste mal wo Sedi mit Sack und Pack unterwegs nach Mogontiacum gewesen ist.

  • Avarus gefiel dieser Zwang nicht. Er wußte schon jetzt, das ihre Reise nicht entspannt verlaufen würde, hätten sie diesen Klotz von Arbeit bereits an der Sandale hängen. Immer wieder würde unterwegs das Gespräch darauf fallen und der Druck bestehen sich nirgendwo länger als nötig aufzuhalten. Aber solche Reisen hatte er genug unternommen. Langsam fühlte er sich alt werdend. Avarus wollte noch was von seinem Leben haben. Das Schöne mit dem Notwendigen verbinden und dabei das Schöne in den Vordergrund rücken.


    "Wo willst du denn noch hin? Höre ich da Ambitionen heraus, das mein Neffe sich erneut in die politische Arena stürzen will?"


    Er fühlte sich so kraftlos zur Zeit, so ausgemerkelt, so erschöpft. Viele gingen daran zu Grunde, Germanicus Avarus hoffte den Demonen in seinem Kopf widerstehen zu können und irgendwann mit frischem Atem weiter zu machen. Aber er sah seine Hoffnung auch nur darin für ein halbes Jahr vielleicht aus Rom's Sudkessel zu verschwinden.


    "Ich kann dir so nicht zusagen, mein Neffe. Ich will mich nicht etwas schultern, das meine Reise in die Heimat zu einer Belastung werden läßt. Sicherlich ist es ein intressantes Projekt und wenn ich so euphorisch wie in meinen jungen Jahren in Mogontiacum wäre, dann gäbe es garkeine Frage und wir würden gleich losstürzen, um den Bauplatz zu besichtigen. Aber diese Zeiten sind vorbei."


    Er seufzte auf.


    "Wenn die Zeit eine nur kleine Zahl ist, dann lass uns die nächsten sechs Monate mal mehr mal weniger planen, aber zum Bauen wird es vor dem nächsten Herbst nicht kommen."

  • Was heißt denn da erneut? Ich habe doch recht lange pausiert findest du nicht? Aber du hast recht, es eilt auch nicht wirklich. Und so ein Bau will außerdem gut geplant sein. Also nur keine Überstürzung, das möchte ich ja auch nicht wirklich. Es reicht wenn wir die Sache langsam angehen.


    Da der Bauplatz so gut wie der seine war, brauchte es auch keine Eile. Er würde nur noch einmal mit seinem Klienten reden und ihn davon überzeugen müssen da Sedulus den Zuschlag für das Gelände erhielt. Und dies sollte kein Problem darstellen.


    Es reicht ja aus wenn wir wenn du einmal Zeit hast uns das Gelände ansehen. Alles weitere kommt dann mit der Zeit.


    Allerdings machte sich Sedulus um seinen Onkel schon etwas Sorgen. So kannte er ihn gar nicht. Aber gut, er war ja auch kein Jüngling mir lockigem Haar mehr...

  • Sedulus hatte ja Recht, aber sein Wertegang versprach, das er es als Aedil versuchen würde. Nicht gerade eine bescheidene Kandidatur, die so manche Familie in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte. Auch wenn es bei den Germaniciern unwahrscheinlich war, so entstand doch mit jedem Aedilat ein großes Loch im Geldspeicher. 8)


    "Du willst also noch nicht zur nächsten Wahl antreten? Dich aber schonmal bekannter machen. Hm ich sage dir du bist bereits bekannt. Nur gibt es einige politische Lager, die uns Germanicier nicht riechen können. Aber das sind natürlich nicht die Einflussreichsten."


    Irgendwie gefiel Avarus, das dies wiedermal für Trubel sorgen würde. Aber noch mehr sagte es ihm zu, das Sedulus nichts überstürzen wollte. Denn das war der unbequemste Weg und außerdem auch der Steinreicheste.


    "Wenn das Wetter draußen wieder besser wird, können wir mal an diesen Bauplatz treten. Doch bei diesen windigen, wie niederschlagsreichen Tagen hab ich wenig Lust durch Roms Straßen zu stürzen, um ein Stück Bauland zu besichtigen. Es reichen schon die notwendigen Behördengänge zum Palatin oder in den Senat, um die Laune zum Nullpunkt zu führen."


    Auf der Stelle fröstelte es ihm etwas und Avarus begann mit einem Eisenhaken im Kohlefeuer zu stochern, um die glimmende Glut zu schüren, aber sobald er nachließ, senkten sich auch die Flämmchen wieder. Es war nicht kalt im Haus, nein wirklich nicht, aber so recht behaglich war es dem Senator auch nicht immer.

  • Es wäre jetzt wohl eh zu spät. Nein, bei der Nächsten oder Übernächten denke ich. Mag schon sein, die Frage ist nur wie. Ob eher im negativen oder positiven Sinne. Was meinst du? Oder was meint ihr?


    Stellte Sedulus dann seine letzte Frage an Laevina und Calvena.


    Ja ich denke ich kenne die Lager welche du meinst. Aber auch diese können einem zu schaffen machen.


    Die Zusage seines Onkels freute Sedulus allerdings um so mehr so nickte er zufrieden.


    Das reicht mir voll und ganz. Jetzt bringt es eh kaum etwas. Da jagt man nicht mal seinen Hund vor die Türe.


    Sedi wußte was Avarus meinte, er war in dieser Zeit auch lieber Zuhause als in seinem Büro in der Stadtverwaltung.

  • Wahlen....Das war nun endlich mal wieder ein Thema nach Laevinas Geschmack und Sedulus hatte nun ihre volle Aufmerksamkeit "Nun, meiner Meinung nach kann man eigentlich gar nicht bekannt genug sein. Und ein wenig negative Publicity ist immer noch besser als gar keine...Aber mit der richtigen Strategie könnte man sicher ein paar positive Schlagzeilen kreieren, das heißt, so lange du es schaffst, für eine Weile mal deine üblichen blöden Kommentare ein wenig einzuschränken..." sagte Laevina mit hochgezogener Augenbraue, schließlich hatte sie sich selbst schon den einen oder anderen entsprechenden Spruch ihres Großneffen eingefangen. Nun war sie selbst hart im Nehmen, aber bei so manchem Teilnehmer in der römischen Politik war das vielleicht nicht so.


    Die alte Germanica nahm einen Schluck aus ihrem Weinkelch, dann fiel ihr plötzlich etwas ein, dass sie ohnehin zur Sprache hatte bringen wollen weil es sie ein wenig beunruhigte. "Wo wir gerade dabei sind....: als ich in der Stadt unterwegs war, hat man an mich herangetragen dass unsere Gens in auffallend enger Verbindung zum Praefectus Urbi stehen soll. Ist das etwa wahr? Nach allem, was ich bislang mitbekommen habe, ist dieser Mann in weiten Kreisen der römischen Gesellschaft alles andere als populär. Das würde dann wohl kaum zu einer Bekanntheit im positiven Sinne beitragen..."

  • Nur mit halben Ohr folgte sie dem Gespräch über Bauprojekte und die weitere Karriere von Sedulus. Durchaus wichtige Themen, denn schließlich brachte es die Familie weiter und in aller Munde. Aber für sie nicht ganz so interessant, da diese sie nicht direkt betrafen. Zumal sie bereits versprochen war und dem langweiligen Leben, als Ehefrau eines Politikers entkommen war. Sie war schon recht froh darüber, dass sie Valerian kennen gelernt hatte und sich in ihn verliebt hatte. Ein wenig Ungeduldig wartete sie auf ihre Hochzeit und alles was danach kommen würde. Wie gut das Sedulus ihr Vormund war und Valerians bitten nachgegeben hatte. Sie würde mit ihm glücklich werden, da war sie sich sicher.
    Es ging an ihr fast vollständig vorbei, dass Avarus kurz noch einmal auf die Reise nach Germanien zu sprechen kam. Sie war in Gedanken ganz wo anders. Erst als sich die Herren über das nasskalte Wetter ausließen, kehrten ihre Aufmerksamkeit zum familiären Abendessen zurück. Anscheinend aber war es niemand aufgefallen, dass sie schweigsam gewesen war. Doch dann blinzelte sie, als Sedulus sie nach ihrer Meinung fragte. Spätestens jetzt würde es auffallen, dass sie nicht zugehört hatte, aber zu ihrem Glück kam ihr Laevina mit einer Antwort zuvor und sie wusste nun, bei welchem Thema ihre Meinung gefragt wurde: Die Wahlen, oder vielmehr, wann und wie sich Sedulus erneut diesen Stellen sollte. Laevina war wie so häufig ziemlich bissig in ihrer Antwort und Calvena verbarg ein kurzes amüsiertes Grinsen hinter ihrem Becher.


    „Sollte die Familie nicht nach Kräften positiv auffallen?“ warf sie etwas zögerlich ein. Damit hatte sie sich wohl gerettet. „Negative Schlagzeilen kommen doch meist von selbst auf, vor allem wenn man Gegner hat. Einige werden sicherlich so gar nicht begeistert sein, wenn du dich einer neuen Wahl stellst“, gab sie zu bedenken.


    Neugierig hörte sie dann Laevinas Frage zu. Diese Frage beschäftigte auch sie ein wenig. Sie hatte Salinator bereits kennen gelernt, aber sympathisch fand sie diesen Mann nicht. Eher im Gegenteil, er passte vollkommen in das Klischee des schmierigen intriganten Politikers.

  • Avarus kaute bedächtig auf einem Stückchen Auerhahn herum. Es war äußerst selten, das dieses Fleisch in Rom angeboten wurde. Viel Missbrauch wurde damit getrieben, um einfache Taube teuer zu verkaufen. Da er lieber sicher gehen wollte. Waren die Einkaufssklaven angewiesen nur ganze Tiere vom Markt zu holen, auch wenn sie dadurch die Arbeit des Rupfens, Köpfens und Ausbluten lassen in der Culina des Hauses erledigen mußten.


    Dann wand er sich an Laevina, wo sie schon so hinterhältig gefragt hatte...


    "Ich glaube in den Gerüchten dieser Tage schwimmt ein fettes unausstehliches Stück Neid und Missgunst mit. Richtig ist, das vielerorts die uneingeschränkte Machtfülle des amtierenden Praefectus Urbi angeprangert wird. Doch nirgendwo geschieht dies öffentlich. Ein Zeichen dafür, das Neid in jenen Worten regiert.


    Sehen wir es ganz nüchtern, dann hat der Kaiser selbst seinen Freund und langen Weggefährten auf diesen mächtigen Posten gehoben. Valerianus selbst hat Salinator mit all diesen Kompetenzen ausgestattet und mir ist bis heute nicht zu Ohren gekommen, das er gegen das Wohl des Imperiums agiert. Er mag vulgär sein, er mag Patrizier nicht, aber das tun wir ihm gleich. Er soll den einen oder anderen bevorzugen und dafür wieder Andere in ihrer Karriere blockieren. Genau dies würden wir ebenso strategieren, wenn es in unserer Macht stünde.


    Ich wüßte bis jetzt nicht, was diesen Mann mir zum Feind machen sollte. Nein vor ihm kommt noch eine ganz lange Liste anderer Römer, wenig mächtige Männer, oder einfach nur Schwätzer, deren einzigster Lebensunterhalt darin besteht Vitae zu beschmutzen, Römer zu diskreditieren und selbst nichts Anderes außer heißer Luft zu Wege zu bringen."


    Ihm war egal, was die alte Germanica nun aus seinen Worten fischte. Er hatte seit dem Antritt des PU's nur wenige Male mit ihm zu tun gehabt. Diese Treffen verliefen sehr konstruktiv. Für Avarus gab es keinen Grund aus Schlangenhaut und Spinnenbein, aus Fledermausblut oder Froschschleim irgend etwas heraus zu interpretieren. Solange das Leben in Rom derart geordnet verlief, wie es dieser Monate ohne einen aktiven Kaiser war, konnte man einem PU nur Respekt zollen und hoffen, das dies auch so blieb.

  • Zu Laevinas persönlichem Seelenfrieden hatte sie keine Ahnung davon, dass Avarus ihre Frage für hinterhältig hielt, denn das war sie (wenn auch zugegebenermaßen nur ausnahmsweise) wirklich nicht gewesen. Trotzdem hatte sie das deutliche Empfinden, dass in den Worten ihres Cousins ein leicht genervter Unterton mitschwang, so dass es sie einige Mühe kostete ihrerseits den neutralen Tonfall beizubehalten.


    "Nun, ich sehe keinen Grund, deine Einschätzung in Bezug auf die moralische Integrität dieses Mannes in Frage zu stellen und es wird sicher im Interesse unseres Kaisers und des ganzen Reiches sein, wenn du damit Recht behältst. Für mich persönlich ist es allerdings zunächst einmal vollkommen nebensächlich, ob er in seiner Freizeit Sklaven in Krokodilteiche werfen lässt oder kleine ausgesetzte Hundebabys vor dem Verhungern rettet.
    Natürlich werden die Gründe, aus denen der Praefectus Urbi bei vielen Familien in Misskredit steht, nicht nur edler und selbstloser Natur sein und sicher bringt seine Position auch automatisch Neid und Missgunst mit sich. Ich kann nicht beurteilen, wie eng der Kontakt zwischen ihm und unserer Gens wirklich ist, und vielleicht ist meine Sorge ja auch vollkommen unbegründet. Aber eine mögliche gesellschaftliche und vielleicht auch politische Isolierung wäre doch nun wirklich nicht erstrebenswert..."

  • Da magst du schon recht haben Laevina. Allerdings ist er nach dem Imperator wie Onkel schon sagte der zweite Mann im Reich und zur Zeit mehr oder weniger gar der Erste. Und ich kann auch nichts Negatives über ihn sagen. Er mag zwar seine Eigenheiten haben, aber immerhin verdanke ich ihm meinen Posten als Curator. Ich bin ihm also zu Dank verpflichtet, warum also sollte ich mich dann gegen ihn stellen? Und es gibt wirklich derzeit keinen Grund dazu.


    Bemerkte Sedulus und trank darauf einen Schluck.

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