| Peristylium | Säulengang

  • Es war kalt und es war ungemütlich, aber Cinna musste Luft schnappen. So spazierte er we immer kerzengerade, mit hinter dem Rücken ineinander verschränkte Händen, neben den Säulen entgang und besah sich dabei die Trostlosigkeit eines Gartens zur Winterszeit.

  • ... war Arria früh aufgestanden und ein wenig im Garten spazieren gegangen. Jetzt ging sie das Peristylium entlang, um zurück ins Haus zu gelangen, aber möglichst lange an der frischen Luft zu bleiben. Doch noch ehe sie begriff, wem sie da begegnete, war sie auch schon bis auf einige Schritte bei ihrem Onkel. Innerlich stöhnte sie auf. Seit sie die beiden Männer angebrüllt hatte, hatte sie nicht mehr mit ihm geredet - und auch nicht mit seiner Frau.


    "Guten Morgen, Onkel Cinna", begrüßte sie ihn schließlich förmlich.

  • Das verträumte, junge Ding hatte ihn gar nicht bemerkt und als sie schon fast gegen ihn lief, schien sie überrascht. Cinna hob deshalb und wegen der hölzernen Anrede amüsiert eine Braue und deutete Arria an, dass sie ihn begleiten mochte.
    "Guten Morgen, Arria. Ich hoffe du hattest eine gute Nacht?"

  • Arria nickte und lief neben ihm her.


    "Ich habe schon besser geschlafen. Zwischen eure Streitereien und Marcias Zorn mischte sich eine Ceresstatue, die auch noch mitgeschrien hat", stöhnte sie.

  • Arria sah ihn verwundert an.


    "Ich bin Discipula Cerealis und schreibe momentan einen Text über Ceres", antwortete sie mit einem sanften Lächeln. "Mutter war Priesterin der Ceres."

  • Arria lachte leise. "Nein, ich hatte erst zwei Stunden Unterricht, Onkel. Die Pontifex von Hispania, Helena Matinia, will ein Buch für künftige Discipuli schreiben und ich habe ihr angeboten, ihr zu helfen. So kann ich etwas für weitere Generationen tun und lerne sehr viel mehr, als ich im Unterricht mitbekomme, weil ich alles selbst aufarbeiten und zusammenfassen muss."

  • Wie die Mutter, dachte Cinna sich und nickte schmunzelnd, als er auf seine Nichte herabsah. "Erzähl mir was über Ceres, die über die Äcker und Früchte wacht", wünschte er sich, nur um ihrer Stimme lauschen zu können.

  • Arria blickte ihn erstaunt an.


    "Seit wann interessierst du dich für Göttinnen?", fragte sie schmunzelnd. "Ja, Ceres, sie ist die Göttin der Erde, aber viel wichtiger erscheint mir, dass sie über die Rechte der Ehefrauen wacht", zwinkerte sie und erst nachdem sie die Worte bereits ausgesprochen hatte, viel ihr auf, dass es auch anders verstanden werden konnte.

  • Wurde es auch. Cinnas Blick wurde ernst und er sah wieder nach vorn. "Nun, Göttinnen zählen auch zu den Göttern oder etwa nicht?", fragte er. "Siehst du. Und deshalb sollten ganz besonders wir Männer dieser Göttin Anerkennung zollen."

  • Arria blickte ihn eine Weile an, dann lehnte sie sich an eine Säule und verschränkte die Arme vor der Brust.


    "Ceres greift ein, wenn eine Frau unrechtmäßig aus der Ehe entlassen wird, wenn ein Mann sie misshandelt, wenn er sich ihrer nicht würdig erweist", erläuterte sie die Aufgaben ihrer Göttin näher, ehe sich ihr in die Ferne gerichtete Blick wieder aufhellte. "Du hast Recht, Männer sollten ihr wirklich Ehre erweisen. Ich werde Imperiosus darauf aufmerksam machen", lächelte sie.

  • Er stellte einen Fuß auf den Randstein neben der Säule, an der Arria lehnte und sah so in den Garten. Er dachte an Marcia und daran, wie sie ihn angesehen hatte, wurde von Arria aus den Gedanken gerissen. "Imperiosus? Wer ist das? Soll meine kleine Nichte etwa verheiratet werden?"

  • Arria sah ihn erstaunt an. "Hat dir Vater nichts davon erzählt? Titus Iulius Imperiosus. Ich habe ihn in Ostia kennengelernt. Und nein, deine kleine Nichte soll nicht verheiratet werden, sie will sich selbst verheiraten", schmunzelte sie, obwohl sie natürlich wusste, dass es ohne ihren Vater nie ging und sie sich in diesem Sinne nicht selbst verheiraten konnte.

  • Er lachte zurückhaltend. "Wann sollte er es mir denn erzählt haben? Bei unserem gemütlichen Mahl gestern? Oder dem Plausch danach? Etwa bei einem Schmaus zur Tageswende?" Er verstummte und schmunzelte erfreut. "Darf ich dir meine Gratulationen überbringen? Ein Iulier sagst du? Eine gute Wahl. Wie ist der Mann, wenn deinem alten Onkel diese Frage gestattet ist?"

  • Arria lachte leise. "Vor dem Mahle vielleicht, ich war ja damit beschäftigt, über Ceres nachzulesen", mutmaßte sie, wischte den Gedanken dann aber mit einer schnellen Handbewegung weg. "Und Gratulieren darfst du, wenn sich Vater und Imperiosus' Pater Familias geeinigt haben. Zuvor steht ja leider noch überhaupt nichts fest. Und wie er ist... jung, schön, ehrgeizig, um es mit wenigen Worten für einen Mann auszudrücken", zwinkerte sie.

  • "Nein, davor auch nicht, da muss ich dich enttäuschen", verneinte Cinna. "So ist das. Steht der Einigung denn irgendetwas im Wege?" Die Beschreibung des Iuliers nahm Cinna einfach so hin und reagierte mit einem Schmunzeln.

  • Unsicher zuckte Arria mit den Schultern.


    "Vater ist ihm nicht abgeneigt und Seneca mir nicht. Aber Seneca... der Pater Familias der Iulier wird in wenigen Tagen nach Germanien zurückkehren und zuvor ist keine Zeit mehr für ein Gespräch. Außerdem ist Imperiosus in Rom, weil er dort Sacerdos ist, ich bin hier und werde ausgebildet."

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