Triclinium | Conventus Electi

  • Livia sieht ihren Einsatz als gekommen und lächelt dem fragenden Consul zu.


    "Nein, das tat er tatsächlich nicht und ich will euch auch gerne erklären, weshalb er das nicht tat."


    Sie winkt einem der Sklaven, er möge das Kunstobjekt herbei bringen. Dieser reagiert sogleich und platziert den noch verhüllten Gegenstand auf einem Tisch in der Mitte des Raumes. Livia tritt hinzu und bedeutet den übrigen Gästen ihr zu folgen. Während der Sklave das verhüllende Tuch lüftet, beginnt sie mit ihren Erläuterungen.


    "Es handelt sich bei diesem Objekt um eine mittlere Amphore. Sie ist aus feinster Keramik hergestellt. Der Ton wurde -das ist an seiner außergewöhnlichen Farbe erkennbar- für viel Geld von weit her eingeführt. Wie ihr seht, ist das Stück lediglich zum Teil bemalt. Auch die Farben zeichnen sich durch ihre hohe Qualität und ungewöhnliche Beschaffenheit aus. Doch genug vom Material..."


    Der Sklave hat die beschriebene Amphore inzwischen gänzlich enthüllt und hält sie den Gästen nun entgegen, dreht sie bei Bedarf in die gewünschte Position.


    "Der Künstler dieses Werkes ist bis zum heutigen Tage leider nicht persönlich in das Licht der Öffentlichkeit getreten. Er wird auf den Kunstmärkten Roms jedoch zu hohen Preisen gehandelt und hat sich, ohne dass sein Name uns bekannt ist, bereits einiges an Berühmtheit erarbeitet. Man spricht von ihm meistens unter dem Namen 'Albus' oder 'Albusculus'. Auf dieser Amphore nun sehen wir eine seiner klassischen Szenen, welcher er auch sein Pseudonym verdankt. Ganz in der griechischen Tradition bleibend hat er ein Motiv aus dem Amphitheatrum Flavium dargestellt. Ihr seht einen stattlichen weißen Löwen, der gerade im Begriff ist, sein hier gefesseltes Opfer anzugreifen. Die Wahl des Opfers und der Ort des Kampfes variieren bei den vielen Löwendarstellungen des Künstlers stark. Einzig der weiße Löwe ist immer, manchmal auch in Begleitung einiger Löwinnen, zu sehen. Selbst wenn das Motiv an sich eine andere Szene zeigt, ist stets irgendwo im Hintergrund oder am Rande des Kunstwerks genau dieser Löwe in kleinerem Format wieder zu finden..."

  • Ein neuzeitiger Künstler? Antonia mustert mehr als skeptisch die Amphore.


    Hm.., murmelt sie und beugt sich ein wenig nach vorne, um das Werk besser betrachten zu können.
    Der Künstler scheint sehr viel Liebe fürs Detail zu haben, sieht man doch neben den Löwen hauptsächlich die Verzierungen an Henkeln und am Hals der Amphore., ergreift schließlich die Patrizierin das Wort.
    Sie deutet auf den obersten Rand des Werkes.
    Allein für diese Akanthusranken und die diversen Muster hier muss er eine halbe Ewigkeit gebraucht haben.


    Je länger sie die Amphore betrachtet, desto besser gefällt sie ihr.
    Albus nennt er sich, sagst du?", fragt sie kurz an Livia gewandt, um dann gleich den Blick wieder auf das Stück zu richten.
    Griechische Tradition.. hm, ja. Die Art, wie er malt erinnert mich auch ein wenig an einige antike Kratere, die ich in Athen gesehen habe. Nur waren diese nicht farbig, sondern schwarzfigurig. Aber ich muss gestehen, diese hier gefällt mir fast besser. Es wirkt.. wie soll ich sagen? Lebendiger. Allein die Falten des Gewandes bei dem Gefesselten hier.., sie deutet vage auf das Opfer des Löwen, .. oder die Mähne des Löwen selbst..


    Nachdenklich legt sie den Kopf schief.
    Wirklich zu schade, dass es unvollendet ist. Wird das so bleiben, oder hat der Künstler vor, sein Werk noch zu beenden?

  • "Vielleicht ist es eine Serie. Unvollendete Werke, die sich zu einem Ganzen ergänzen."
    Auch Gracchus trat näher an das Objekt heran und betrachtete es rundherum. Schließlich beugte er sich ganz nah an die Vase heran um auch jedes Detail genauestens sehen zu können.
    "Albus..."
    Er murmelte den Namen nur leise, bevor er etwas lauter fortfuhr.
    "Ist es denn sicher, dass es sich um einen Künstler handelt? Die feine Linienführung scheint meines Erachtens viel eher für eine Künstlerin zu sprechen. Ebenso die Farbgebung und die emotionale Darstellung des Opfers, man kann ja förmlich den Schmerz der Situation spüren. Und der weiße Löwe. Weshalb gerade ein weißer Löwe? Der Löwe steht ganz allgemein für männliche Stärke, für Kraft. Doch nur der Goldene. Der Weiße hingegen ist ein Außenseiter unter Seinesgleichen. Er passt nicht recht in ein Rudel. Wäre es zu weit hergeholt, zu vermuten, dass dies ein Synonym ist? Der weiße Löwe als die Künstlerin unter Künstlern?"

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • “Tja, also, von Keramiken verstehe ich nichts und von Löwen nur soviel, dass ich sie am liebsten in Verbindung mit der Farbe Blau sehe, nicht mit Weiß.
    Du hast dieses Kunstwerk auf einem der hiesigen Märkte erworben, Tiberia Livia?“

  • Livia nickt bestätigend.


    "Ja, ich habe einen Kontaktmann, der in der hiesigen Kunstszene recht bewandert ist. Gerade an diese Werke der namenlosen Künstler, die ausschließlich unter einem Pseudonym arbeiten, ist anderenfalls kaum heranzukommen..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!