Ich beobachtete weiter die Leute an der Rostra und hörte den Rednern zu, als ich eine Taube auf einem Dachsims entdeckte. Ob sie jetzt wohl etwas auf den einen Redner dort hinten fallen lassen würde? Manchmal konnte es bei solchen Worten, die seinem Mund entsprudelten, nur gut tun.
Das Faß des Hadrian
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Langsam ging der Tag zur Neige. Die Sonne sank, der Himmel färbte sich golden und rötlich, die Taube hatte sich noch immer nicht erleichtert, der Kandidat erzählte noch immer etwas von Kirchen und anderem christlichen architektonischen Künsten, als mein Blick auf meine scheinbar über dem Tee eingeschlafene Gesellschafterin fiel.
Das nächste Mal würde ich abführenden Brennesseltee zubereiten.
Also kurz: ein fast rundum gelungener Abend.Aber irgendetwas störte mich doch. ich grübelte, als mich ein göttlicher Blitz durchfuhr. Hatte ich heute schon eine gute Tat begangen? Natürlich nicht, aber was sollte ich tun?
Behende stand ich auf und holte die Utensilien, welche ich benötigte, um den göttlichen Gedanken Realität werden zu lassen. Meine Familie insbesondere mein doch ans Herz gewachsener Vetter und seine Gemahlin würden sich sicher über dies sehr persönliche Geschenk freuen. Da war ich mir sicher und, denn was konnte es persönlicheres in der Familie geben, als ein paar selbstgestrickte Unterhosen für Quarto und ein Höschen aus Ziegenwolle für Adria.Ich machte mich sogleich ans Werk und dankte den Göttern für das Glück das mir zuteil wurde den Beiden eine große Freude zu bereiten.
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Von der Rostra kommend, und nur von dem Gedanken beseelt, dieses verkommene Rom schnellstmöglich hinter mir zu lassen, fiel mir eine Unterkunft ins Auge, die nicht grotesker sein konnte. Ich wunderte mich längst nicht mehr über solcherlei Vorkommnisse, denn dieses Rom war nur eine Karikatur dessen, was die ewige Stadt einst ausmachte. Nachdenklich blieb ich stehen und konnte, was ich sah, doch nicht verarbeiten.
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Der Anfang aller Weisheit ist die Verwunderung sagte schon Aristoteles und mir kam es in den Sinn, als ich hinter meiner Behausung hervorlugte und sie sah: Schön wie die Aphrodite, rein wie das Wasser des Quell´s und die Kinnlade fast auf dem Boden schleifend.
Sim-Off: Ich konnte nicht anders. Bitte um Verzeihung.
Ich wartete geduldig, bis sich das Staunen legte und das Leben in sie zurückkehrte.
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Sim-Off: Zum Glück weiß ich dich ja einzuschätzen.
„Wir kennen uns doch von zurückliegenden Rostradiskussionen ...“
Leider konnte ich mir keinen Reim auf die aktuelle Situation des Aeliers machen.
„Darf ich fragen, welche Gründe dich dazu bewogen haben, die Unterkunft im Palast mit der nahe der Rostra zu tauschen?“
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Kennen wir uns? Ich kratzte mich am Kopf und stand auf. Tun wir das? mumelte ich vor mich hin.
Ich kam hervor und begrüßte sie ersteinmal:
Aber natürlich entsinne ich mich. Wie könnte ich jemals die Blume vergessen, welche Roms Rostra mit ihrer Pracht erfüllte.
Ich hatte keine Ahnung, wer da vor mir stand, aber sie schien mich ja zu kennen.
Klein, fein und mein.ich zeigte auf meine Behausung. Und vor allem: wo sonst sitzt man den ganzen Tag von früh bis abends in der 1. Reihe? Und das Programm? Sehr abwechslungsreich gestaltet. Tragödien und Komödien wechseln einander und ständig versuchen sich neue Hauptakteure. Und oft reicht die Bühne bis zum Palast hinüber.
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„Es hätte mich auch gewundert, wenn du mich nicht kennen würdest. Bin ich doch stadtbekannt für meine vorlaute Art solchen Menschen gegenüber, die entgegen der Traditionen und des Anstands leben.“
Ich schmunzelte im Bewusstsein über diese Tatsache und seine Worte. Warum also sollte ich mich vorstellen? Auch er war stadtbekannt, daran bestand kein Zweifel.
„Du kannst übrigens am Sonntag und Montag eine gute Tat vollbringen, indem du meinem Vater deine Wahlstimme gibt. Er hat lange geschwiegen, bis ihm kürzlich die Geduld abhanden gekommen ist und er die Zustände im Reich in all ihrer Verkommenheit offen benannte. Mich beherrscht derzeit die Sorge, dass er Rom verlassen wird.“
Traurig betrachtete ich den Aelier, der auch nicht die richtigen Wege zu einer Verbesserung des Reiches beschritten hatte. Was wären doch alle konservativen Männer stark gewesen, wenn nicht jeder einen anderen Umgang mit der Problematik gesucht und somit jegliche Einigkeit verhindert hätte. Manche Streiter hatten sogar ihrem Leben ein Ende gesetzt wie kürzlich Curio.
„Was bringt es dir, Zeuge von Tragödien und Komödien zu sein?“
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Was es bringt den römischen Tragödien und Komödien zuzusehen? wiederholte ich die Frage.
Nun Verehrteste, mit Sicherheit die Gewißheit nicht zu den Komödianten zu zählen. Das bin ich meinem Vater´s Namen schuldig.
Ich unterbrach kurz und sagte dann ernst.
Ist es nicht das Leben in diesem Rom eine ganze Tragödie mit eben dieser Rostra und allen Palästen als Bühne? Es war schon bei den alten Griechen so. Die Situation des Hauptakteurs verschlechtert sich unausweichlich und endet mit dem Tod. Sein Scheitern ist unausweichlich und die Tragik liegt doch daran, daß er schuldlos schuldig wird wie einst Ödipus oder Orestes.
So auch von Curio. Sein Schicksal war eine kleine Tragödie, eingebettet in einer großen, die wir "Rom" nennen. Ein einzigstes Drama mit zugebenerweise manchmal komödiantischem Einschlag. Bedauerlich, daß er sich selbst zum Schauspieler machte. -
„Du hast Curio gekannt?“, fragte ich verblüfft. Sicher - bekannt war er annähernd jedem, aber kennen und kennen war zweierlei. „Natürlich war sein Schicksal insgesamt eine Tragödie. Dass es so enden musste, war aber nicht nötig. Hm, ich frage mich gerade, ob du seine Geschichte in allen Einzelheiten kennst. Wenn du möchtest, kann ich sie dir erzählen. Ich kenne sämtliche Zusammenhänge, denn Curio war seit vielen Monaten einer meiner engsten Vertrauten. Ich wusste Dinge, die er über gewisse Zeit nicht einmal seinem Weggefährten Agrippa anvertraut hatte.“
Fragend blickte ich Hadrianus an und für den Fall, dass er interessiert wäre, suchte ich vorsorglich die Umgebung nach einer Sitzgelegenheit ab.
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Naja, was heißt gekannt? Ich überlegte kurz. Bekannt, so wie ein Senator einem Angehörigen des Kaiserhauses eben bekannt sein muß. Wobei ich aber weniger mit Senatoren zu tun hatte. Ich fürchtete immer auf einer der großen schmierigen Spuren auszurutschen, die sie nach einem Besuch beim Kaiser hinterließen. Aber da wir Zeit haben und auf der Rostra sowieso zur Zeit kein anständiges Programm geboten wird können wir uns gern über Senator Curio unterhalten.
Ich wies ihr einen Platz zu und setzte mich.
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Zitat
Original von Publius Aelius Hadrianus
Ich fürchtete immer auf einer der großen schmierigen Spuren auszurutschen, die sie nach einem Besuch beim Kaiser hinterließen.
Der Spruch kam derart überraschend und weil mir auf der Rostra das Lachen gründlich vergangen war, prustete ich einfach los. Es war unschicklich - ganz bestimmt -, aber ich konnte mich nicht mehr halten.„Zu köstlich!“ Wieder musste ich lachen. „Ich stelle mir die Angelegenheit gerade bildlich vor.“ Während ich Platz nahm, kicherte ich weiter vor mich hin. Erst als ich tief Luft holte, konnte ich mich wieder sammeln. Das belustigte Grinsen hielt sich aber hartnäckig auf meinem Gesicht.
„Wo waren wir noch einmal stehen geblieben? Ach ja, Curio.“ Augenblicklich kehrte der Ernst zurück. „Er gehörte zu den Konservativen. Hast du das gewusst?“
Mein Blick ruhte fragend auf Hadrianus.
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Curio,... Curio Ich dachte nach.
Wenn ich es recht bedenke, weiß ich nur von Hörensagen, daß er ein Freund der verbannten Tiberia und späteren Flavia Messalina war, die wiederum die Schwester dieses von den Prätorianern gemeuchelten Tiberius Vibullius war, der wiederum mit einem gewissen Aurelius Antoninus mit Waffengewalt in Ostia alte Rechte durchsetzen wollte nachdem der Senat weiterhin seine unseelige Politik gegen das Rom der Väter betrieb. Aber Curios Rolle damals... .?
Ich zuckte mit den Schultern.
Es gab schon immer Consuln und später auch Kaiser, die man ächtete. Zu recht, wie die Geschichtsschreiber sagen. Aber was sagt man in einer Generation über uns, die wir uns anmaßen uns über das göttliche Althergebrachte zu stellen? Eine wahrlich große Tragödie ist dieses unser Leben.Aber welche Rolle nun Curio inhatte vermag ich wirklich nicht zu sagen.Durch seinen Freitod wäre er für eine der Hauptrollen wie so viele andere auch geradezu prädestiniert und sein Tod würde der Gesetzmäßigkeit folgen.
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Ohne Zweifel – es war eine anspruchsvolle Konversation, die vor mir lag und so setzte ich mich bequem zurecht, da die Unterhaltung sicher etwas länger dauern würde.
„Zunächst ein paar Worte zu deinen letzten Bemerkungen. Inhaltlich bin ich fast immer mit dir konform gegangen, aber oft hat mich die Art, wie du deine unzweifelhaft richtigen Ansichten bekannt machen und durchsetzen wolltest, abgestoßen. Ich stimme dir zu, dass die Entwicklung des Staates nicht nur meine ureigenen Auffassungen über die ewige Stadt mit den Füßen tritt, sondern vor allem – wie du bereits sagst – das göttliche Althergebrachte unserer Ahnen. Doch habe ich durchaus die Hoffnung, dass im Elysium bekannt ist, wer sich mit diesem System arrangiert und wer es angeprangert hat. Seit ich Einblicke in Regierung und Politik erhalten habe, setze ich mich vehement für eine traditionellere Lebensweise und Staatführung ein. Erfolge sehe ich keine – gar keine, wohl aber Verluste an Mitstreitern, was mich traurig stimmt.“
Noch vor einem Jahr war ich voller Hoffnung, aber die Entscheidungen des Kaisers, an den ich trotz allem noch bis vor einer Woche geglaubt hatte, machten sie zunichte. Eine Frau als Consul – das stellte doch nun alles auf den Kopf. Statt dem Treiben Einhalt zu gebieten, setzte er dem Wahnsinn noch einen oben drauf. Es gab nichts mehr, woran ich glauben konnte. Einzig meine Familie gab mir Halt.
„Was jetzt Curio betrifft, unterliegst du einem Irrtum, wenn du annimmst, er wäre mit Flavia befreundet gewesen – im Gegenteil. Seine Abneigung ihr gegenüber war ein Bindeglied zwischen mir und ihm gewesen. Ich denke, es war weit über die Stadtgrenzen bekannt, welche Position ich dieser Messalina gegenüber eingenommen habe.“
Ich schmunzelte.
„Meine Position dem Tiberius Vibullius gegenüber ist vielleicht nur einzelnen bekannt und ich weiß nicht, ob du zu jenen gehörst. Um die Vorgänge in Ostia wissen allerdings mehrere einschließlich mir Bescheid, ich habe derzeit in Ostia gelebt und Aurelius Antoninus ist mein Bruder ... gewesen. Meine gesamte Familie ist konservativ eingestellt. Leider hat auch Antoninus nicht den klügeren Weg für seine richtigen Überzeugungen gefunden und ist über den Styx gegangen. Ich wünschte, wir hätten nicht so hohe Verluste.“
Kurzzeitig wanderten meine Gedanken zurück. Es war so unglaublich viel im letzten Jahr passiert. Schließlich blickte ich den Aelier wieder an.
„Zurück zu Curio – er hat sich in unzähligen Gesprächen mit Senatoren aufgerieben. Sein Bestreben galt einem Senat, in dem keine Frau sitzt. Unserer Sprache kennt ja auch nur männliche Senatoren.“
Ich zwinkerte Hadrianus zu.
„Vor allem an zwei Senatoren ist sein Vorstoß gescheitert. Sie besitzen so viel Macht, dass ich mich mitunter frage, wer eigentlich das Reich regiert. Kannst du dir denken welche?“
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Ich schaute mich um, daß auch ja niemand etwas hören konnte, was nicht für fremde Ohren gedacht war ehe ich vorsichtig sprach:
Der Senat ist mächtig. Zu mächtig, weil der Kaiser schwach ist. Und die, die ihm heute die Füße küssen, werden nach seinem Tode als erstes seine Statuen umwerfen.
Ich sah kurz zu den Wolken, die am Himmel entlangzogen.
Kannst du dir vorstellen einen Sumpf auszutrocknen und vorher die Frösche zu fragen?
Auch in Rom gibt es einen großen Sumpf in dem viele fette Kröten quaken. Ein paar besonders Fette kenn ich wohl.
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Sim-Off: Original von Publius Aelius Hadrianus
Aber welche Rolle nun Curio inhatte vermag ich wirklich nicht zu sagen.Durch seinen Freitod wäre er für eine der Hauptrollen wie so viele andere auch geradezu prädestiniert und sein Tod würde der Gesetzmäßigkeit folgen.Es war kein Freitod sondern er machte sich auf eine Reise.
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Sim-Off: Da die ID Curio auf „in Elysium“ steht und niemals wieder zurückkehren kann, ist es sicher verschmerzbar, wenn wir seine Reise als letzte betrachten.
Mir ist bewusst, dass ich wegen der Wahrung seiner Interessen vorsichtig in meinem RPG sein muss, obwohl mir alles über diese „Reise“ und den Vorläufer (seine Abmeldung im Dezember) bekannt ist.„Ach, Hadrianus, diese Metapher ist unglücklich gewählt – schlägt doch mein Herz für alle Tiere. Gerade jetzt zur Laichzeit sehe ich viele Kröten wandern und immer wenn sie auf den Straßen sitzen, lass ich stets mein Gefährt anhalten und trage sie höchst persönlich auf die andere Seite, damit kein nachfolgender Wagen sie überfährt.“
Ich schaute den Mann, der mir gegenüber saß, lächelnd an und zuckte mit den Schultern. So war ich nun einmal.
„Hältst du eine Kröte lange genug in der Hand, wird sie warm und fühlt sich fast wie ein kleiner Vogel an. Diese Amphibien sind zudem höchst nützlich, was man nicht von jedem Senator sagen kann. Welche Senatoren hältst du denn für nützlich und welche weniger?“
Ich lächelte verschmitzt über den zurückgeworfenen Ball.
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Publius Vergilius Maro schrieb einmal ein Epigramm, welches damals wie heute seine Bedeutung besitzt.
So baut ihr Nester, ihr Vögel, nicht für euch,
So tragt ihr Wolle, ihr Schafe, nicht für euch,
So macht ihr Honig, ihr Bienen, nicht für euch,
So zieht ihr Pflüge, ihr Rinder, nicht für euch.
Welcher Mann aus dem Senat kann das schon für sich behaupten? Geschweige, daß er noch an Rom´s Zukunft denkt.Für Glück und Unglück im Schicksal des Menschen gibt es keine Hintertüren; sie kommen, wie die Menschen selbst sie rufen.Ich hielt kurz inne und sprach bedacht.
Auf Gut und Böse folgt deren Vergeltung, wie der Schatten dem Körper folgt. Sie meinen, daß sie ihrem Schicksal entfliehen können, aber die Götter werden hart die Frevler strafen.
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„Wie Recht doch dieser Vergilius hatte, denn es geht nicht allein um uns, sondern vielmehr um unsere Kinder und Kindeskinder und was wir ihnen für ein Erbe hinterlassen. Ich frage mich, ob es ein blühendes oder ein dem Untergang geweihtes Rom sein wird. Noch ist nicht alles verloren.“
Niemals würde ich mich mit dem Gedanken anfreunden, meine Ideale aufzugeben.
„Wir müssen uns auf unsere Kraft besinnen und nicht darauf hoffen, dass Kaiser und Senatoren die Geschicke des Reiches schon richtig führen. Es kann auch nicht richtig oder zumindest nicht ausreichend sein, auf die Vergeltung der Götter zu warten. Unser Einsatz ist es doch, dem wir einzig vertrauen können und natürlich der unserer Verbündeten.
Möchtest du dich nicht vielleicht doch zu Größerem aufschwingen, als einzig Zuschauer der Vorgänge auf der Rostra zu sein? Ich habe außerdem eine Einladung für dich.“
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Du fragst Dich, ob Rom noch den Kindern unserer Kinder die Welt zu Füßen legt, oder doch Rom der Welt?
Nun, ich bewundere Deinen Eifen und Deinen Willen, aber siehe, Rom lag der Welt schon zu Füßen, als die ersten Männer des Staates ihre Erziehung und ihre Ahnen vergaßen. Ich kann mich nicht entsinnen, daß der Kaiser oder irgendeiner seiner Berater, geschweige denn einer dieser vermeintlichen Männer aus dem Senat, sich jemals die Frage gestellt hat, was wohl ein Augustus, ein Trajan oder Vespasian oder einer der vielen anderen großen Römer zu ihrem Handeln gesagt hätten. Statt dessen tut man es dem Pfau gleich- brüstet sich einer Heldentat falls man einen Wurm findet und schägt voller Eitelkeit das Rad, um größer zu erscheinen als man ist- und vergißt doch, daß man ein Vogel; ein einfacher Pfau ist. Aber auch den größten und eitelsten dieser Vögel wird eines Tages der Adler schlagen. Und bis dahin gebrauche Deine Geduld und warte auf diese Stunde. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, indem die Götter die Menschen strafen, die sie frevelten.Ich hielt kurz inne.
Eine Einladung hast du?
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„Warten ist keine meiner Stärken“, erwiderte ich schmunzelnd. „Dafür bin ich zu ungeduldig veranlagt und sämtliche meiner Reserven verbraucht Sophus bereits. Bevor er sich zu einer Sache äußert, vergehen schon mal gut und gerne etliche Stunden bis oft einige Tage. Jemanden warten lassen, bedeutet Macht ausüben. Ist dir das bewusst? Das trifft auf Sophus wie auf die Männer am Reichsruder gleichermaßen zu. Letztere will ich so gut es geht nicht über mich bestimmen lassen. Unter Sophus’ Machtregime habe ich mich hingegen freiwillig begeben und auch nur deswegen, weil ich seine Ansichten schätze und seinen Entscheidungen vertraue, was ich von dieser Staatsführung nicht behaupten kann.“
Hadrianus erwähnte einen Adler und flugs war die Parallele zu der Geschichte meines Vaters da.
„Mein Vater, Aurelius Antoninus, verglich sich selbst gerade vorhin auf der Rostra mit einem Adler. Ein Teil seines Wahlkampfes war auf dieser Geschichte aufgebaut. Sicher ist es Zufall, aber ich gestehe ein witziger, dass du soeben einen Adler benennst, der alle eitlen Vögel schlägt. Oder haben dir gar die Götter diese Worte in den Mund gelegt?“
Fragend blickte ich Hadrianus an. Er musste die dargelegte Geschichte meines Vaters verfolgt haben.
Schließlich schwenkte ich zu seiner Frage.„Ja, eine Einladung. Mein Onkel Cicero plant in Mantua einen Treff gescheiter Leute, bevorzugt solche aus dem konservativen Lager, und möchte Gesprächsabende veranstalten. Jede Veranstaltung soll unter einem historischen Thema stehen, zu dem sich, aber wie gesagt nur gescheite Leute, austauschen können. Bist du interessiert?“
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