Dann lass uns mal weiter verwirren
bemerkte ich als uns der Sklave Wein brachte, einschenkte, beim Trinken zusah und nachschenkte
Bist Du mit der kaiserlichen Familie bekannt?
fragte ich den Mann mit dem Fass
Dann lass uns mal weiter verwirren
bemerkte ich als uns der Sklave Wein brachte, einschenkte, beim Trinken zusah und nachschenkte
Bist Du mit der kaiserlichen Familie bekannt?
fragte ich den Mann mit dem Fass
Ich nahm einen kräftigen Hieb aus einem der gereichten Becher und es enfleuchte mir ein langgezogenes:
Hmmm... .
In Rom konnte man vieles erblicken, aber so manches war doch in seiner Eigenartigkeit einzigartig: Während Iulia Helena über das forum romanum geschlendert war, die Gedanken in irgendeine, aber sicher nicht die für eine wohlerzogene Römerin richtige Richtung gewendet, endete ihr zielloses Wandern vor einem Objekt, das sie eher in einem Weinkeller vermutet hätte - und genauer gesagt, neben diesem Fass samt zwei Männern, die vor einem Herdfeuer saßen und Wein zu sich nahmen. Blinzelnd blickte sie auf das Fass, dann den Mann mit der sauberen Frisur, zuletzt erst auf denjenigen, der zu dem Fass weit besser passte.
"Salve," sagte sie freundlich und trat einen Schritt näher. "Ist Diogenes zufälligerweise in Rom angekommen? Mir scheint, das hier ist sein Fass." Natürlich wusste sie, dass Diogenes längst tot war, aber es war zumindest ein passender Scherz.
Es fiel mir natürlich nicht auf, daß sie zuerst meinen Gesprächspartner anschaute und dann erst mich.
Aber ich wollte nicht so sein und dem Sulla seine Freude darüber verleiden und erwiederte freundlich die Grüße und lud sie ein, sich zu uns zu setzen.
Auf ihre Erscheinung bezüglich des Diogenes erwiderte ich dann etwas knapper:
Pinsel und Farbe sind dort hinten an der Ecke zu haben, wenn dir das Faß zu alt erscheint.
Sie lachte leise auf und schüttelte dann den Kopf. "Ich glaube, ich kann darauf gerade noch einmal verzichten. Also ist es Dein Fass? Lebst Du auch darin?" Neugierig betrachtete die junge Frau den (wahrscheinlichen) Philosophen.
Ja,wie sagte doch schon Plutarch:
Es ist der Haushalt der beste, worin man nichts Überflüssiges will, nichts Notwendiges entbehrt. Doch was führt dich zu uns?
"Der Zufall, und dann die Neugierde," bekannte die junge Römerin mit einem sanfte Lächeln auf den Lippen. "Fässer gibt es auf dem forum sicherlich nicht wenige, aber Fässer mit Bewohnern sind denkbar selten."
Ich überlegte. Stimmt, in ganz Rom kenn ich keinen anderen, der ein Faß als Behausung sein Eigen nennt.Darfst du schon Wein trinken? Ich zögerte, ihr Wein anzubieten und der Sklave des Sulla stand grinsend daneben.
"Wenn das der Versuch eines sehr verschleierten Kompliments war, so fühle ich mich geehrt," versetzte sie mit einem amüsierten Schmunzeln und blickte sich nahe des Feuers nach einer Sitzgelegenheit um, bei der ihre stola nicht aussehen würde wie frisch durch den Wald gezogen. "Aber ich kann dich beruhgien: mein pater familias wird dich nicht auspeitschen lassen, wenn Du mir einen Wein anbietest." Inzwischen war ihr Schmunzeln zu einem sehr breiten Lächeln geworden.
Ich lächelte und dachte mir meinen Teil. Den Adoptivsohn des Kaisers auspeitschen lassen. Verrücktes Huhn.
Ich gab dem Sklaven einen Wink, der vorher, um meine Authorität nat. noch mehr zu untergraben erst zu Sulla schielte ehe er den Wein für sie eingoß.
Sag, wer ist denn deine Familie, welche dich allein so durch Rom streifen läßt? fragte ich völlig ohne Hiintergedanken.
Ein sachtes Nicken dankte dem Sklaven für die Weinspende, ein deutlicheres seinem Herrn - dann schweifte ihr Blick zu dem eigentümlichen Philosophen vor dem Fass zurück. "Eine Familie, die mir immer genügend Frauen mitschickt, auf dass mich kein böser Mann vom forum weg entführt ... aber ich scheine ein seltenes Talent dafür zu besitzen, meine Begleitung in Menschenmengen zu verlieren." Eine kurze Pause einlegend, blickte sie sich nach den diversen Dienerinnen um, die irgendwo unter den vielen anderen sein mussten - nur wo?
"Meine Ahnen jedenfalls sind aus der gens Iulia - und Deine?"
Sie schien sich irgendwie unwohl zu fühlen, so oft sie sich umschaute. Als wenn sie jemanden suchte, der zwar nah, aber nicht sichtbar ist.
Die Manen und Laren der Ulpier gehören zu meiner Familie. Geboren wurde ich aber doch als Sohn des Publius Aelius Hadrianus Afer. Der Kaiser selbst nahm mich an seines Kindes statt an.
Der Schalk blitzte aus meinen Augen.
Jetzt fragst du dich sicher, was der Sohn des Kaisers hier in diesem Fasse macht.
Langsam nahm sie einen Schluck aus dem Becher und genoss den herben Geschmack des Weins auf der Zunge, genau das Richtige nach einem längeren Fußmarsch durch die warme, aber auch staubige ewige Stadt.
"Ich würde vermuten, Du sitzt darin?" erwiederte sie vergnügt und warf einen Blick in die Tonne hinein, dann zurück zu ihm. "Mein Gemahl hat mich gelehrt, dass Männer bisweilen die seltsamsten Dinge tun, die eine Frau wohl nie verstehen wird - und das noch vollkommen richtig finden. Vielleicht verrätst Du es mir, was Dich in eine Tonne treibt, wenn Du doch einen Palast haben könntest?"
Ist ein Palast nicht ein goldenes Gefängnis? Hier, mitten auf dem Forum romanum ist aber das Leben und die Freiheit.
"Das kommt wohl darauf an, was man sich für sein Leben wünscht. Wer arm ist und nur die Armut kennt, wird die Sicherheit eines Palasts sicher sehr zu schätzen wissen - aber ich kann mir vorstellen, dass hie auf dem forum der Blick auf das alltägliche Leben ungetrübter ist als hinter dicken Mauern und blitzenden Lanzenspitzen der Prätorianer." Sie legte den Kopf etwas schief und betrachtete den Philosophen sinnierend. Wirklich, der Zufall schien ihr immer wieder die interessantesten Begegnungen zu bescheren ..
Hier ist man den Göttern näher sofern man nach ihnen sucht. Und leider suchen in Rom die wenigsten nach ihnen.
"Dann haben sich an diesem Fass schon zwei Menschen getroffen, die nach den Göttern suchen - und wenn Dein stummer Freund dies ebenso tut, sind wir bereits drei." Dass sie den Sklaven überging, dürfte die wenigsten Zeitgenossen überraschen ...
Ich spreche einmal für ihn, da er von einem Lächeln so verzaubert scheint.
Er, der einst der Minerva im Namen Roms diente; ich, der einst im selben Auftrage dem Apoll sein Leben widmete... , wir, ja wir sind den Göttern noch sehr verbunden und sehen mit Wehmut, daß ihre Kinder, die Römer, sich von ihnen abwandten und alles was den Göttern lieb und teuer war mit Füßen treten.
Ich sprach dies sehr nachdenklich und traurig aus.
"Die Zeit hat wohl vieles gewandelt, seit der Gründung der Republik vor bald sechshundert Jahren. Doch Du sagst, ihr beide hättet den Göttern gedient - warum tut ihr es nicht mehr? Ich hoffe, hier in Rom bald dem Venuskult dienen zu dürfen, wenn mir die Liebliche gnädig ist ... solch traurige Worte zu hören ist selten." Wieder nahm sie einen kleinen Schluck aus ihrem Weinbecher und blickte den Philosophen und seinen Besucher interessiert an.
Autsch. Mit schreckgeweiteten Augen sah ich sie an. Ein plötzlicher Dolchstoß hätte mir nicht mehr Schmerz bereiten können. as Blut gefror mir in den Adern.
Der erycinischen Venus willst du dienen? Als Liebesdienerin für die Wollust der Männer enden?
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