Sieh an, sieh an... Epiktet... War das nicht der Spinner, den jener Kaiser, dessen Name nicht genannt werden darf, vor nicht allzu langer Zeit aus Rom verbannte? Wirklich eine Schande, dieser Domitianus. Er hat Rom als Ort des Wissens einen schweren Schlag verpasst, von dem sich die Stadt bis heute nicht erholt hat.
Allerdings ist Theodorus Epiktet im anscheinenden Gegensatz zu Hadrianus nie begegnet und der Mann hat kein einziges Schriftstück geschrieben bis heute. Außerdem kann Theodorus mit Stoikern eh nicht so viel anfangen. Theodorus ist und bleibt Platoniker.
"Ich will dir Recht geben in der Weise, dass es das höchste Ziel des Menschen sein soll, den Willen der Götter zu folgen.
Allerdings: Wie kann man sich gewiss sein, fromm und nach dem Willen der Götter zu leben, ohne sich ihnen zu nähern. Wenn man den Ratschlag Epiktets befolgt, nimmt man dann nicht selbst sein Schicksal hin und bleibt im Geiste dem Tier gleich? Du hast es selbst gesagt.
Aber wie, frage ich dich, soll ein Mensch überhaupt fromm sein, wenn er nicht versucht, das Göttliche zu erkennen? Der Mensch ist mehr als ein Tier. Er hat seinen Geist, der ihm vom Göttlichen gegeben wurde. Dieser Geist ist die Verbindung zwischen dem Menschen und dem Heil. Aber der Mensch muss den Weg, der zum Heil führt, erst finden. Und der Weg ist schwierig, voller Steine und ungewiss. Ich meine, ein Mensch, der versucht, das Göttliche zu finden, ist auch wenn er einmal frevelt in den Augen der Götter mehr wert als jener, der einfach auf ihren Willen wartet und sich so selbst den niederen Kreaturen gleich stellt."