[Forum Holitorium] Templum Iunonis Sospitae

  • Nachdem der Laufbursche von Senator Macer am Tempel der Iuno Lucina keinen Erfolg gehabt hatte, versuchte er nun am Tempel der Iuno Sospita vom Tempelvorsteher zu erfahren, ob sein Herr am nächsten oder übernächsten Tag hier ein Opfer anlässlich der glücklichen Schwangerschaft seiner Frau Albina abhalten konnte. Es war vielleicht etwas übertrieben, sich dazu jenen Tempel auszuwählen, in dem Iuno als Retterin und Heilsbringerin verehrt wurde, aber ganz falsch war es auch nicht. Macer und Albina waren zumindest heilfroh, dass sie Nachwuchs erwarteten.


    Und der Laufbursche war ebenfalls froh, denn er konnte vom Tempelvorsteher erfahren, dass Macer tatsächlich gleich schon am nächsten Tag zur besten Zeit am Vormittag an den Altar treten konnte, um sein Opfer zu vollziehen. Der Tempelvorsteher versprach, alles bis dahin vorzubreiten, so dass Macer der Göttin dann ohne Mühe seinen Dank abstatten konnte.

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    Vor dem Tempel hatte ich, flankiert von meinen Custodes, ein (überteuertes) Schäflein und ein paar schmucke Kleinigkeiten zum Opfern erstanden. Während das Vieh verziert und aufgehübscht wurde, überlegte ich mir, am Rande des von Menschen überfüllten Platzes, worum genau ich die Göttin denn eigentlich bitten wollte. Mit Iunoopfern hatte ich so gar keine Erfahrung, darum spendete ich erstmal großzügig, und folgte den Anweisungen des Priesters, damit das ganze Drumherum auch stimmte.
    "Hohe Herrin Iuno, Retterin Sospita, Beschützerin der Frauen," ergriff ich schließlich, gereinigt und von Weihrauch dicht umnebelt, vor dem Kultbild selbst das Wort. "Große Mutter Iuno, nimm diese Gaben und leih mir dein erhabenes Ohr..."
    Ein hübsches Gewinde von rosa Rosen und weißer Myrte, ein paar süße Opferkuchen und eine Schale saftiger Trauben leiteten das Voropfer ein.
    "Ich bin Faustus Decimus Serapio und erflehe deinen Beistand, Himmelsherrin, für meine Verlobte Quintilia Valentina. Sieh gnädig auf mein Opfer, auf diese duftenden Blumen und süßen Speisen, und auf dieses lockige Schäfchen, dessen Fettdampf gleich appetitlich zum Himmel aufsteigen wird, so dass du dich daran laben kannst. Ich bitte dich, hohe Göttin, hülle meine liebe Valentina schützend in deinen mütterlichen Mantel, gewähre ihr deinen göttlichen Segen und Beistand."
    Drei Pfauenfedern hatte ich, die ich, eine nach der anderen, nun vor dem Kultbild niederlegte.
    "So lauter wie das tiefe Blau in diesem Gefieder ist meine Verlobte, so zart und fein wie der weichste Federflaum, und so schön wie der irisierende Glanz der Pfauenaugen ist ihr Lächeln wenn sie froh ist. Ich erbitte von dir, oh gütige Mutter: lass Valentina froh sein. Lass sie wieder glücklich sein. Denn ein Brief voll Häme, Groll und Rachsucht hat ihr zartes Gemüt verletzt - geschrieben von einem Mann, der glaubt ein Recht auf sie zu haben, nur weil er sie liebt!
    Hohe Göttin Iuno, Schirmherrin der Ehe, behüte Valentina vor dem Gift, das aus diesen Zeilen strömte! Und so wie die Fetzen des Briefes hier auf den Kohlen in läuterndem Feuer verglühen..."

    Ritsch. Ratsch. Ritschratsch. Ich riß den Brief in kleine Fetzen, ließ sie ins Kohlebecken rieseln, wo sie aufflammten, sich schwarz verkrümmten, und zu Asche zerfielen... Restlos verbrannte ich den bösen Brief.
    "...und nichts bleibt von den üblen Worten, so möge deine Macht die bösen Wünsche des Verschmähten verzehren und nichtig machen, auf dass Valentina in Sicherheit vor ihnen ist, auf dass sie wieder frei und leicht sein kann. Hilf meiner Verlobten, ihren Schwarm weit hinter sich zu lassen, so dass sie heiter und glücklich in die vorteilhafte Ehe mit mir gehen kann. Wir wollen dich, Höchste Göttin, Mutter Iuno, an unserem Hausaltar auch immer gebührend ehren. Do ut des."
    Den Rest übernahmen der Priester und seine Opferhelfer, sie intonierten die Litaneien des Hauptopfers und stachen das Tier fachgerecht ab. Die Innereien verkohlten, das Fleisch wurde verteilt, nur die Lende nahm ich mit. Akadios trug sie in ein Tuch eingeschlagen, als wir weitergingen. Hoffentlich hatte das geholfen...


    Am Ufer des Tibers machte ich noch kurz halt, und warf den Stein, das "blutende Herz", im hohen Bogen hinein in die Fluten. Weg damit. (Ob es dem Helvetier jetzt, da der Stein auf den kühlen Grund sank, wohl auch kühl ums Herz wurde?)
    Sonderlich leicht waren meine Schritte nicht, als wir weitergingen. Denn nun mußte ich wohl oder übel der Casa Helvetia selbst einen Besuch abstatten...

  • Zur Zeit schien die höchste aller Göttinnen doch relativ beliebt bei den Sterblichen. So hatte die Göttin alle Hände voll zu tun bei diversen Eheschließungen sowie dem einen oder anderen Vollzug einer Ehe. Und auch ihr Tempel der Iuno Sospita erregte nun heute ihre Aufmerksamkeit, als ein süßer Duft aus dieser Richtung ihre feine Nase erreichte.


    Der opfernde Sterbliche brachte köstlich aussehende Opferkuchen dar, hübsche Rosen sowie... Pfauenfedern? Kurz versicherte sich Iuno, dass sie in diesem Tempel tatsächlich auch als Sospita und nicht als Regina verehrt wurde, bevor sie beschloss, sich dennoch die Bitte des Opfernden zumindest einmal anzuhören. Er bat um Schutz und Beistand für seine Verlobte, eine in den Augen der Göttin überaus noble Bitte. So entschied Iuno kurzerhand, dass sie sich auch einmal die Zeilen des vergifteten Briefes einmal zu Gemüte führte.


    Es dauerte nicht lange, da war sie am Ende des Briefes angelangt und hatte dennoch keinen der 'bösen Wünsche des Verschmähten' ausfindig machen können. Betonte der Schreiber nicht gar doppelt, dass er der Verlobten nichts Schlechtes wünsche? Iuno zuckte mit den Schultern und entschied letztlich, dass sie dieses Opfer dennoch annehmen würde. Quintilia Valentina sollte den Schutz der höchsten Göttin des Olymp erfahren und bald schon ein Gefühl von neuer Glücklichkeit und frischer Heiterkeit empfangen - sofern sie es schaffte, ihren Schwarm, wie der Opfernde den Briefschreiber nannte, hinter sich zu lassen. Denn für Liebe, Schwärmereien und glückliche wie unglückliche Liebeskranke fühlte sich Iuno nicht zuständig. Da müsste(n) sich die Betroffene(n) schon an eine andere Gottheit wenden.


    Diese versteckte Botschaft hinterließ die höchste Göttin für den Fall, dass ein kundiger Haruspex die Innereien des geopferten Schafes genauer betrachten würde. Dass die drei Pfauenfedern beim besten Willen nicht still vor ihrem Kultbild liegen bleiben wollten, sondern immer wieder von kleinen Luftzügen beiseite geweht wurden, mochte aber auch allen anderen Anwesenden davon künden, dass Iuno hier nicht vollkommen bedingungslos alle Bitten des Opfernden würde erfüllen können.

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