[Mons Esquilinus] Templum Iunonis Lucinae

  • Noch an dem Tag, an dem Macer von Albina erfahren hatte, dass sie ein Kind erwartete, hatte er seinen bewährten Laufburschen losgeschickt, um am Tempel der Iuno Lucina nachzufragen, ob er am nächsten oder übernächsten Tag dort wohl ein Opfer abhalten konnte. Letztlich würde er wohl als ehemaliger Consular immer eine Gelegenheit erhalten, dort zu opfern, wenn er opfern wollte, aber wer hier ein Dankopfer darbrachte, der tat dies mit ziemlicher Sicherheit aus einem freudigen Anlass und da wollte man ja nicht ohne Not für schlechte Stimmung sorgen. Deshalb also die Voranfrage, die der Tempelvorsteher allerdings leider negativ beantworten musste. Tatsächlich hatten sich schon einige glückliche Eltern für Opferzeremonien angemeldet und zumindest zu den Zeiten, die Macer bevorzugte, würde der Hauptaltar schlicht schon belegt sein.


    Den Laufburschen brachte das nicht sonderlich aus der Fassung, hatte er doch ohnehin den Auftrag erhalten, bei weiteren Tempeln zu fragen. Ganz passend wäre der Tempel der Iuno Lucina ohnehin nicht gewesen, da das Kind ja noch nicht geboren war. So dankte er also für die Information und machte sich auf dem Weg zu einem anderen Haus der Göttin. Zum Glück gab es in Rom davon ganz schön viele.

  • War es tatsächlich schon mehrere Jahre her, seit sie zum letzten Mal mit ihrem Mann hier in diesem Tempel gewesen war, um Iuno für die Geburt und Unversehrtheit ihrer neugeborennen Zwillinge zu danken? Scheinbar schon, denn zur Zeit des damaligen Opfers waren Victorius und Vina winzige, schreiende Bündel gewesen, und jetzt waren sie inzwischen lebhafte und eigenständige Kinder, die zugegebenermaßen noch immer das eine oder andere beeindruckende Geschrei zustande brachten, wenn etwas nicht so lief oder funktionierte, wie sie sich das vorgestellt hatten. Ja, es waren tatsächlich einige Jahre vergangen, und ein weiteres winziges Wesen hatte seinen Weg in die Casa Germanica gefunden und schlief dort vermutlich gerade tief und friedlich, während seine Eltern im Begriff waren den Tempel der Iuno auf dem Esquilin zu betreten.
    Genau wie damals wurden sie auch heute von einer mit Opfergaben beladenen Adula begleitet, die diesmal etwas weniger zu schleppen hatte, denn die einzelnen Gaben waren im Gegensatz zu damals nicht im Doppelpack, auch wenn Serrana sich mit äusserster Sorgfalt von der Qualität jedes einzelnen Teils überzeugt hatte. Immerhin hatte Iuno ihr nun schon drei und Sedulus sogar vier gesunde Kinder geschenkt, da gebührte der Göttin auch der entsprechende Dank.


    "Bist du bereit, Quintus?" fragte sie ihren Mann, während sie noch auf den Stufen vor dem Eingang standen. "Sei bitte so respektvoll und aufmerksam wie irgend möglich, damit Iuno uns auch weiterhin so gewogen bleibt wie bisher."

  • Sedulus war mit seiner Frau zum Tempel gegangen. Er fühlte sich wieder etwas besser. Dies war schon ein Grund mehr, weshalb er mitgekommen war. Sein Hausarzt hatte zwar einiges dazu beigetragen, so auch diverse Kräuter und Mittelchen doch vielleicht auch die Götter.


    Ich bin bereit. Und du weißt, dass ich immer respektvoll und aufmerksam bin, wenn ich mit dir in den Tempeln bin um den Göttern zu danken.


    Entgegnete Sedulus trotzig.

  • "Ja, das weiß ich, ich will ja auch nur sicher gehen, dass alles gut läuft bei unserem Opfer." Sedulus wirkte wegen ihrer Ermahnung ein wenig beleidigt, und Serrana, bei der im Innern eines Tempels häufig die Pferde der Begeisterung und des Perfektionswahns durchgingen, verkniff sich gerade noch weitere gute Ratschläge, die ihr bereits wieder auf der Zunge lagen und nickte beschwichtigend.
    Ihr Mann hatte sich von seiner schweren Erkrankung inzwischen zwar wieder einigermaßen erholt, doch Serrana wurde noch immer ganz übel bei dem Gedanken daran, wie schlecht es ihm eine Weile gegangen war. So schlecht, dass das ihr stets so unverückbar erschienene Fundament ihrer langsam heranwachsenden und ihr solche Sicherheit und Geborgenheit spendenden Familie für kurze Zeit ins Wanken geraten war, etwas das Serrana niemals in Erwägung gezogen hätte, nicht jetzt schon, wo sie Beide noch jung und die Kinder so klein waren. Ja, so wie es aussah, hatten sie den Göttern für mehr zu danken als für ihren jüngsten Sohn, auch wenn der allein in Serranas Augen schon jedes Opfer wert gewesen wäre.
    Am Eingang des Tempels angekommen schlüpfte sie aus ihren Sandalen und öffnete ihr Haar, das sie angesichts ihres Vorhabens nur zu einem schmucklosen einfachen Knoten am Hinterkopf zusammengesteckt hatte. Dann beugte sie sich über das Wasserbecken und führte die rituelle Waschung aus, die jedem Opfer vorauszugehen hatte. "„Möge dieses Wasser alle Unreinheiten von meinem Körper waschen. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es!“ Manch einer würde das vermutlich für Spinnerei halten, aber Serrana liebte diesen Moment, in denen das Wasser des Beckens über ihre Haut rann, sie könnte förmlich fühlen, wie es dabei allen äusseren aber auch den inneren Schmutz mit sich nahm und sie rein zurück ließ. Jetzt musste Sedulus es ihr nur noch gleich tun, dann konnte das Opfer beginnen.

  • Sedulus folgte dem Beispiel seiner Frau uns zog seine Sandalen aus und folgte ihr in den Tempel.
    Schließlich als Serrana fertig war, beugte auch er sich über das Becken um das Reinigungsritual zu vollziehen und sprach die Worte.


    Reinge meinen Geist und Fleisch, auf das alle Unreinheiten von mir weichen...


    Nun konnte das Opfer also beginnen.

  • Inzwischen hatte auch Sedulus sich den kultischen Vorschriften entsprechend gereinigt, und Serrana ging gemeinsam mit ihrem Mann weiter in den Tempel hinein zum Kultbild der göttlichen Iuno Lucina. Einen Augenblick blieb sie einfach davor stehen, die Ruhe und Erhabenheit dieses Ortes genießend, dann griff sie nach dem mitgebrachten Weihrauch und streute die kleinen Körner vorsichtig in die dafür vorgesehenen Räucherschalen. Es knisterte und knackte, und dann stiegen die ersten wohlriechenden Rauchschwaden am steinernen Bildnis der Göttin empor.
    Serrana trat einen Schritt zurück und blieb mit erhobenenen Armen und nach oben gedrehten Handflächen vor dem Altar stehen.



    "O Iuno Lucina , höchste Göttin, du Beschützerin der Ehe, Familie und Mütter, deine Diener Germanicus Sedulus und Iunia Serrana stehen heute erneut vor dir, um dir ein Opfer darzubringen, das dir zusteht. Bitte sei ihnen gnädig, darum bitten wir dich."


    Serrana wartete einen Moment lang, bis ihre Worte im Tempel verklungen waren und drehte sich dann zu Sedulus um, damit er ihr den ersten Bestandteil ihres gemeinsamen Opfers, den Wein, anreichen konnte, den sie dann in die entsprechende Schale am Altar gießen würde.

  • Sedulus hielt sich ein klein wenig im Hintergrund und war still und bewegte sich kaum als seine Frau das Opfer darbrachte uns sah ihr dabei schon ein klein wenig stolz zu wie sie dies so machte.
    Als sie sich dann zu ihm drehte, reichte Sedulus ihr vorsichtig den Wein ohne einen Tropfen zu verschütten. Den Göttern würde es wohl nicht gefallen, wenn man ihr Opfer schon zuvor verschüttete.
    Dann wartete er darauf, dass Serrana mit dem Opfer fortfuhr.

  • Nachdem Serrana den mitgebrachten Wein vorsichtig in die dafür vorgesehene Schale gegossen hatte, reichte sie die leere Amphore an Sedulus zurück und ließ sich dann von ihm die beiden Körbe mit Wein und Kuchen reichen.


    "O Iuno Lucina, dir und nur dir gebührt der Dank dafür, dass mein Mann und ich noch einen weiteren gesunden Sohn bekommen haben. Bitte nimm ihn an ebenso wie unsere Freude und Dankbarkeit darüber, dass du deine schützende Hand bislang immer über unsere Zwillinge gehalten hast." Sie hielt kurz inne, um abzuwarten, ob ihr Mann auch etwas sagen wollte. Danach würde das Opfer dann mit einer weiteren Gabe abgeschlossen und von der Göttin hoffentlichlich wohlwollend angenommen werden .

  • Sicher würde Sedulus auch etwas sagen wollen. Er zwar in diesen Dingen nicht so wortgewandt wie seine Frau, aber es würde ausreichen.


    Auch mein Dank sei dir gewiss o Iuno Lucina, für meinen zweiten gesundgeborenen Sohn und dafür, dass meine anderen drei Kinder prächtig gedeien und ich eine so wundervolle Frau gefunden und außerdem, dass ich meine Krankheit wohl überstanden habe.


    Hoffentlich hatte Sedulus jetzt nicht zu dick aufgetragen. Aber wenn er schon einmal hier war...
    Dann reichte er Serrana die restlichen Gaben.

  • Schade, dass man Sedulus immer zum Tempel mitziehen musste, mit ein bisschen Übung würde sicher ein versierter und respektabler Opferherr aus ihm werden. Als dieser geendet hatte, warf Serrana ihrem Mann einen anerkennenden Blick zu und nahm dann vom ihm die letzten Gaben, einen Korb voller Blumen und eine stilisierte silberne Frauenstatuette mit einem kleinen Knaben auf dem Arm von ihm entgegen, bevor sie sie vorsichtig neben den anderen Opfergeschenken auf dem Altar positionierte und erneut die Hände hob.


    "Oh Iuno Lucina, große Göttin, bitte nimm mit unserem Dank auch unsere Gaben an, die dir zustehen, und beschütze in deiner Güte unsere Kinder auch weiterhin, darum bitten wir dich in aller Demut."


    Nachdem sie noch einen Moment lang gewartet hatte, ließ Serrana langsam die Hände wieder sinken, machte eine eine kleine Drehung und trat dann vom Altar zurück, um sich wieder neben Sedulus zu stellen und seine Hand zu ergreifen.

  • Als Serrana ihn so ansah, zuckte Sedi einfach nur mit den Schultern.
    Oh nein, aus ihm würde sicherlich kein Priester oder desgleichen werden. Eher würde er sich bei den Legionen melden.


    Nachdem Serrana ihn bei der Hand genommen hatte, ging Sedulus einmal davon aus, dass er hier mehr oder weniger fertig war und dies Serranas Schlussworte gewesen waren. Er blickte sie fragend an, ob es dies nun gewesen war, oder ob noch etwas kommen würde. Er sprach die Frage nicht laut aus, da er diese Ruhe nicht stören und vielleicht sogar die Göttin verägern wollte.

  • Serrana erwiderte das Achselzucken mit einem kleinen Augenzwinkern, bevor ihr Gesicht wieder den ehrfurchtsvollen Ausdruck annahm, den es fast immer zeigte, wenn sie sich im Inneren eines Tempels befand. Nein, so fromm und hingebungsvoll wie sie selbst würde Sedulus wohl nie werden, aber brachte den Göttern ganz offensichtlich aufrichtigen Dank und Respekt entgegen, und mehr konnte und wollte sie von ihm auch nicht verlangen. Das Opfer war nun abgeschlossen, doch das frischgebackene Elternpaar würde noch ein Weilchen stehenbleiben, um der Göttin Gelegenheit zu geben ihr gemeinsames Dankopfer anzunehmen. Serrana liebte gerade auch diesen Moment, kurz nach Beendigung einer Zeremonie, denn gerade dann schien eine ganz besondere Spannung und die Gegenwart einer weit höheren Existenz, als sie selbst es war, in der Luft zu hängen.

  • Iuno - ganz Frau - freute sich eigentlich immer über Dankopfer, denn sie sah diese als Geschenke an. Wenn sie nämlich auf Geschenke von ihrem Göttergatten warten würde, würde sie wohl ewig keine bekommen. Sie wollte sich in der Tat nicht daran erinnern, wann und bei welcher Gelegenheit sie ihr letztes Geschenk von Iuppiter bekommen hatte.


    Doch die kleinen Eheproblemchen der Unsterblichen sollten hier nicht das Thema sein. Iuno, die höchste aller Göttinnen, sah sich die Opfergaben an, befand sie für ausreichend und belohnte die beiden Sterblichen mit einem guten Gefühl.

  • Selbstsicher und zielstrebig, in seinem üblichen zügigen Fußgängertempo, bahnte sich Macer an diesem Vormittag seinen Weg durch die Stadt zum Mons Esquilinus und dem dort befindlichen Tempel der Iuno Lucina. Es musste ja schließlich nicht gleich jeder schon an seinem Verhalten erkennen, dass er gleich möglicherweise ein paar ziemlich dumme Fragen stellen würde. Andererseits hatte er vor jenen keine allzu große Angst, denn immerhin war er ein Mann, gerade zum ersten Mal Vater geworden und seine Frau war leider nicht mehr unter den Lebenden. Da durfte man wohl mal ein paar Fragen stellen, wie denn nun so ein großes Dankopfer für die Geburt abzulaufen hatte. Albina hätte das sicher gewusst, aber die konnte er ja nun einmal eben nicht mehr fragen. Also blickte er sich suchend auf dem Tempelvorhof um, um einen Aedituus oder sonstigen Opferhelfer zu finden, den er fragen konnte und der ihm auch gleich noch einen Termin verpassen konnte, an dem er dann hier opfern konnte.


  • Der Aedituus hatte gerade erst ein anderes Gespräch mit einer schwangeren Frau beendet und freute sich, dass in letzter Zeit sehr viele ein Opfer für Iuno Lucina darbringen oder sich schlicht einen Rat brauchten, um sich den Beistand der Götter zu versichern. Offensichtlich war Rom mit viel Nachwuchs gesegnet, den es besonders nach dem Ende des Krieges wohl auch bitter nötig hatte. Sogleich fiel dem Aedituus dann auch ein Mann auf, dessen ganze Ausstrahlung schon auf eine gewisse Wichtigkeit deutete. Das Gesicht kam dem Tempeldiener dann auch durchaus bekannt vor. Da dieser auch offensichtlich nach einem Ansprechpartner suchte, konnte der Aedituus ohne Probleme auf ihn zugehen. "Salve, darf ich fragen, was dich zu dieser heiligen Stätte der Iuno Lucina geführt hat?"

  • "Die Pflicht, mein Freund, die Pflicht", antwortete Macer mit einem herzlichen Lächeln und tatsächlich war es die Pflicht zum Dank an die Götter gewesen, die seine Schritte zu diesem Tempel lenkte. "Ich bin kürzlich Vater geworden einer gesunden Tochter und möchte Iuno nun dafür meinen Dank aussprechen, auch wenn meine Frau die Geburt nicht überlebt hat", erklärte er so nüchtern und sachlich wie möglich, was bei einem solch emotionalen Vorgang alles andere als leicht war. "Meiner Stellung entsprechend soll dies selbstverständlich ein öffentliches Opfer sein, so dass ich sowohl deinen Ratschlag zur Zeremonie selbst, als auch deine Hilfe bei der Terminfindung und den sonstigen Vorbereitungen benötige", trug er dann vor, was sein konkretes heutiges Anliegen war.


  • "Es tut immer gut einen Mann begrüßen zu können, der weiß, was seine Pflichten sind." Als der Aedituus von der Geburt hörte, zauberte dies ein Lächeln auf sein Gesicht, welches kurz darauf aber wieder entwich als er vom Tode der Mutter erfuhr. Zum Schluss hatten sich seine Gesichtszüge auf ein angemessenes freundliches Wesen verständigt, etwas, was der Situation wohl am angemessensten war. "Meine Glückwünsche für deine Tochter, auch wenn ihre Geburt unter traurigen Umständen stattfand. Ich bin mir sicher, wir können eine angemessene Zeremonie einrichten und ich werde dir mit Rat und Tat beiseite stehen." Dazu waren sie ja auch da, diese Tempeldiener. "Ich hoffe doch, du hast der Lucina bereits gedankt, indem du ihr nach der Geburt den Tisch gedeckt hast?" Eine etwas gemein Frage, die er auch eher scherzhaft stellte, so dass er auch nicht unbedingt eine Antwort erwartete, das blieb dem Senator überlassen. Heutzutage sollte es ja durchaus viele Römer geben, die auf diese alten Bräuche nicht mehr ganz so viel Wert legten, aber da war der Aedituus natürlich etwas konservativ. "Begleite mich doch zu meinen Übersichten und dann schauen wir mal, was sich machen lässt. Ich nehme an, es soll dann ein besonders großes und auch blutiges Opfer werden?", erkundigte er sich über die Ausmaße die Macer vorschwebten, der immerhin die Öffentlichkeit erwähnte, was zu betonen wohl nur bei großen Opfern wert war. Des Weiteren könnte er Iuno nicht nur danken, sondern gleichsam um den Schutz des Kindes bitten, dafür wäre natürlich ein größeres Opfer angemessen, aber dazu würde er später sicher noch kommen. Er lud Macer an den Vorhof zu verlassen und im Inneren des Tempels zu seinen Aufzeichnungen zu gehen, um zu überprüfen, wann bereits andere Opferzeremonien angesetzt waren. "Achja, wie lautete doch gleich dein Name?", fragte er Macer während er die Termine überprüfte, als wenn dieser seinen Namen selbst schon gesagt hätte. Dass er einen der wichtigsten Männer überhaupt vor sich hatte, das wusste der Aedituus, aber im Gesichter und Namen merken war der alte Mann einfach nicht besonders gut.

  • "Ja, gleich nach der Geburt habe ich bereits am Hausaltar zu Iuno gebetet und geopfert", bestätigte Macer, ohne auf Details einzugehen, weil er den Eindruck hatte, dass der Aedituus diese auch gar nicht so genau wissen wollte. Stattdessen folgte er mit einem Nicken dem Aedituus und ihm wiederum folgte sein Laufbursche, der ihn immer belgeitete, sofern er nicht gerade Nachrichten irgendwohin bringen musste oder der Termin so feierlich war, dass Macer lieber seinen Verwalter mitnahm. "Ja, es soll ein großes Opfer werden", bestätigte Macer unterwegs. Immerhin sollte seine Tochter auch einst eine große Dame werden. "Ob blutig oder nicht würde ich deinem Ratschlag überlassen. Ist es üblich zur Geburt blutige Opfer darzubringen?" fragte er einfach zurück, bevor sich der Aedituus über seine Aufzeichnungen beugte. Die Frage nach dem Namen übernahm dezent der Laufbursche, der dem Aedituus die Antwort leise zumurmelte: "Consular Purgitius Macer."


  • "Das ist zufriedenstellen", antwortete der Aedituus nur, der es zur Kenntnis nahm, dass sein Gegenüber die angemessene Prozedur einhielt. Es war ja auch schließlich zum Wohle seines Kindes. "Für ein Dankopfer bei einer Geburt gibt es die verschiedensten Varianten und kann auch blutig sein, vor allem, wenn man Iuno Lucina vielleicht mehr als nur danken möchte.", begann er dann auszuholen. "Nicht wenige beschränken sich ganz auf die unblutige Opferung im Rahmen des Hausgottesdienstes. Dies ist ja auch etwas, was du selbst bereits praktiziert hast. Dann finden natürlich auch noch viele ihren Weg hierher und bringen der Lucina ein Opfer, sei es Wein oder andere Köstlichkeiten. Seltener wird in Betracht gezogen Iuno durch ein blutiges Opfer zu danken und gleichsam um Schutz für das Neugeborene zu bitten. Dies kann auch mit Opfern für andere Wächter über die Säuglinge, die der Iuno sehr nahestehen, verbunden werden." Der Aedituus nahm sich einen Augenblick Zeit zum nachdenken. "Einem ehrenwerten Consular, der auch die entsprechenden Mittel hat, kann ich vielleicht folgendes nahelegen: Der Iuno Lucina wird zum Dank mit Wein, Honig und Kuchen geopfert, gleichsam wird der Cunina Milch dargebracht, damit sie dein Töchterchen in ihrer Wiege beschützen möge und der Sentia werden Blumen und Obst dargebracht, auf das dein Kind stets von guten Empfindungen erfüllt sein wird. Selbstverständlich kannst du dies auch mit eigenen Gaben ergänzen. Mehr als nur Danken würdest du der Lucina zum Schluss durch das Opfer einer weißen Kuh, womit du sie beispielsweise bitten könntest ihr warmes Licht auf das Neugeborene fallen zu lassen, damit es geschützt und kräftig über die ersten Lebensjahre kommen werde." Das war natürlich eine umfangreiche Zeremonie. "Natürlich kannst du das nach eigenen Vorstellungen variieren und musst dich an meinen Ratschlag nicht binden. Du könntest das blutige Opfer weglassen oder auch nur der Iuno ein paar einfache Gaben darbringen, wenn du ihr einfach nur danken möchtest. Das sei dann ganz dir überlassen und ganz so wie du es für angemessen hältst. In jedem Fall wären dies alles akzeptable Opfer, die die Göttin oder die Göttinnen sehr zu schätzen wissen."

  • Macer hörte den Ausführungen aufmerksam zu und ging die verschiedenen Möglichkeiten im Kopf durch. Nicht alles war ihm neu und manches bestätigte einfach, was er sich schon gedacht hatte. Insgesamt erschien ihm die Sache nun schon wesentlich einfacher, einfach durch die Erläuterung der Möglichkeiten aus einem erfahrenen Mund. "Nun, ich denke, ich werde es im Wesentlichen schon so machen, wie du es vorgeschlagen hast, inklusive des Opfers einer weißen Kuh als großem Abschluss der Zeremonie." Natürlich wollte er nicht nur für die Geburt danken, zumal es dort eben nicht nur Dankbarkeit gab angesichts des Todes von Albina, sondern auch für eine gute Zukunft seiner Tochter bitten. Sicher würde dieses Opfer dafür auch nicht das letzte bleiben. "Gibt es hier in der Nähe einen vertrauenswürdigen Opferhändler, wo ich eine solche kaufen kann?", erkundigte er sich dann nach der pragmatischen Seite.

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