Abschied

  • Meridius war überrascht, als er von der Meldung seiner Beförderung erfahren hatte. Die Arbeit nach den Manövern war nicht zur Hälfte erledigt, es gab noch so viel zu tun, die Verwaltung arbeitete Tag und Nacht. Und doch, der neue Posten würde nicht lange auf sich warten lassen.


    "So heißt es jetzt also Abschied nehmen. Legio I. Du glorreiche! Ich werde Dich wirklich vermissen!"


    Meridius gab noch letzte Anweisungen, überantwortete die Verantwortung des Büros an den erfahrensten und zuverlässigsten Offizier des Stabes und verabschiedete sich von diesem per Handschlag, waren ihm die Männer im Laufe der Zeit doch ans Herz gewachsen.


    "Nun denn, holen wir beim neuen Legaten die Abschiedspapiere und den Versetzungsbefehl."


    Meridius warf einen letzten Blick in die Schreibstube und schritt dann fest und geradewegs in das Büro des Legaten.

  • Macer erhob sich langsam von seinem Stuhl, als Meridius eintrat. Eine Zeit lang standen sich die beiden Offiziere schweigend und mit festem Blick gegenüber.


    "Meridius, mein alter Freund und Weggefährte, jetzt hast Du es auch geschafft und bekommst dein eigenen Kommando. Und das auch noch in deiner Heimat Hispanien. Ich freue mich mit Dir über dieses große Glück, auch wenn es ja nicht unerwartet ist.


    Die LEGIO I verdankt Dir viel und verliert nun einen ihrer besten Offizere. Aber es wäre nicht Recht, dich hier zu behalten, wenn größere Aufgaben auf dich warten", sprach Macer mit einem Lächeln.


    "Und ich sehe nun auch einen engen Freund nach Hispanien gehen und möchte Dir für deine Reise und deine Zukunft alles Gute wünschen. Ich hoffe, wir werden noch häufig voneinander hören (ganz sicher im Senat) und uns beizeiten auch wiedersehen."


    Nach diesen Worten nahm er Haltung an und salutierte vor dem neuen Tribun der LEGIO IX.

  • "Legatus! Auch mir war es eine Ehre unter Dir gedient zu haben. Wir haben in den vergangenen Zeiten einiges miteinander durchgemacht und Du warst mir immer ein grosses Vorbild, ich konnte viel von Dir lernen. Es war nicht immer leicht in diesen Fussstapfen..."


    Meridius lachte, klopfte dann seinem Freund auf die Schulter.


    "Wollen wir noch einmal gemeinsam die Speere werfen? Auf die alten Zeoten hin? So wie alles begann?
    - Nieder mit Venus! Es lebe Mars!"


    Damit packte er zwei Pila, die an der Wand hingen, warf Maver einen vorsichtig zu und lachte, wie es Legionäre taten, die sich anschickten ihre Geschicklichkeit zu messen.

  • Grinsend schnappte Macer nach dem Speer. "Jawohl, auf die alten Zeiten!"


    Gemeinsam verliessen sie flotten Schrittes das Büro - an einer etwas verdutzten Wache vorbei - und begaben sich nach draussen.


    "Sollte dein Speer weiter fliegen als meiner, so wirst Du in deinem Leben nicht nur in meinen Fußstapfen stehen, sondern mich noch überholen.
    Und sollte meiner weiter fliegen, so werden wir uns trotz aller Entfernung zwischen Rom und Hispanien im Geiste nie weiter von einander entfernen, als man einen Speer weit werfen kann"
    , nahm Macer lauthals die Deutung des Ergebnisses vorweg und zog mit dem unteren Ende des Speers eine Abwurflinie.
    "Meridius war mit dem Speer ohnehin immer besser gewesen", dachte er sich und schleuderte sein Geschoss lachend mit aller Kraft davon.


    "Na, die Weite solltest Du ja spielend packen", kommentierte er vergnügt sein eigenes Ergebnis.

  • Macer überlegte sich, was hier zu tun war. Sollte er den Speer weiter werfen, oder extra kürzer zielen? Er hob den Speer, wie er es tausendemale getan hatte, zielte und wuchtete ihn in Richtung des anderen. Mühelos schnitt er durch die Luft, und traf wenige Zentimeter HINTER dem anderen in den Boden.


    "Ha, ich wollte ja den deinen treffen, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit..."


    Die beiden Kameraden lachten auf, redeten dann noch eine Weile, bis es für Meridius entgültig galt Abschied zu nehmen.


    "Mach es gut, mein Freund! Mein Schiff geht heute Abend. Ich bin sicher wir sehen uns wieder."

  • Hm....und schon war wieder ein hoher Offizier weg von der ersten...wie lange das noch so weiter gehen wird...was solles, ich schau jetzt in meiner Zenturie nach dem rechten.

  • "Einen Moment noch, Carus!" rief ihm der Legat hinterher. "Wie ich sehe, scheinst Du deine Verletzungen aus dem Manöver jetzt auskuriert zu haben, nachdem ich dich in der letzten Zeit nicht bei den Besprechungen mit den Centurionen gesehen habe."


    Er begleitete Carus ein kurzes Stück auf dem Weg zu seinem Kasernenblock, an dem ein paar Soldaten vor ihren Kammern saßen und ihre Ausrüstung putzen. Sie sprangen sofort auf und nahmen Haltung an, als ihr Centurio mit dem Legaten um die Ecke kam.


    "Ah, Deine Truppe ist noch immer eine der aufmerksamsten; sehr gut."

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