[Triclinium] Speisezimmer

  • Gracchus nimmte an seinem Becher. Der Wein war hervorragend, doch wollte er die Villa nicht stockbesoffen verlassen. Daher hielt er sich mit dem Trinken etwas zurück.


    "Ich habe gehört, dass es diesmal mehrere Quaestoren gibt, die von Patriziern abstammen. Dann wird es wohl in der nächsten Periode mehrere Kandidaten für den curulischen Aedil geben?"


    Man musste sich den Zeitpunkt seiner Kandidatur gut überlegen. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Wenn man sah, dass ein möglicher Gegenkandidat vom Volk nicht gemocht wurde, war eine schnelle Kandidatur sinnvoll, sollte der Gegenkandidat allerdings vom Volk gut angenommen werden, war es nicht sehr schlau.


    Auch Gracchus ließ seinen Darm verdauen und seinen Magen entspannen. Jetzt würde gleich die Nachspeise folgen. Wenn die genauso köstlich war, wie der Rest, dann war er voll zufrieden.

  • "Ja, das stimmt, es waren überwiegend Kandidaten patrizischer Abstammung. Unter anderem auch mein Vetter."


    Auch Furianus musste sich den Zeitpunkt seiner Kandidatur, welcher zur Zeit doch nur von dem Ordo Senatorius und dem Imperator abhing, gut überlegen. Senator Macer zeigte schon seit längerer Zeit Ambitionen zum Praetor kandidieren zu wollen und so hoffte Furianus, dass dieser noch eine Weile warten wollte.


    "Wir Patrizier haben ja leider im Vergleich zu den plebejischen Kandidaten nicht so ein breites Angebot an Kandidaturen. Während wir nur nach der Quaestur Aedilis Curulis werden können, so hat man als Plebejer die Wahl vor dem Aedilat oder dem Volkstribunen."

  • Soviele Möglichkeiten hatten die Plebejer nun auch nicht mehr. Gut, noch den Volkstribun.


    "Aber bei den Plebejern gibt es mehr Wahlkampf, da es meistens mehr unadelige Quaestoren gibt."


    Gracchus ließ sich noch einen Becher Wein einschenken.


    "Hast du bereits den Cursus Iuris abgelegt?"

  • "Normalerweise könnte man annehmen, dass es derer viel mehr gibt, als Patrizier, doch in letzter Zeit scheint dem nicht so zu sein."


    Das konnte man sehr gut an den letzten beiden Wahlen feststellen, in denen ein linearer Weg für Patrizier nicht immer gegeben war, aber es ging dennoch weiter. Sein zukünftiger Schwager war ja derzeit Aedilis Curulis und dies erfreute Furianus natürlich sehr.
    Auch er trank noch einen Schluck des guten Weines und nickte beipflichtend.


    "Ja, schon während meiner Quaestur legte ich diesen Kursus ab. Ich bemühe mich stets um mehr Bildung und habe, solang es mir gewährt wurde, die Angebote der Schola genutzt und mich an Wissen bereichert. Man ist ja nie zu alt, um etwas zu lernen, ob junger Mann oder Greis."

  • "Ich habe die letzten Wahlen nicht mit so großem Intresse verfolgt..."


    Wobei doch eines seine Aufmerksamkeit erlangt hatte. Der Wahlkampf zwischen Tiberia Honoria - seiner Schwester - und einem Aurelius, dessen Name er vergessen hatte.


    "Ich nehme die Angebote der Schola nicht so oft wahr."


    Leider. Gracchus war eben ein sehr bequemer Mensch und zu faul solche Cursi abzulegen.

  • "Aufgrund meiner Entfernung zu Rom bin ich über die Wahlen auch nicht so im Bilde, wie ich es damals war. Aber es lässt sich in meinen Augen schon eine Tendenz unseres Standes zur Politik erkennen. Viele Männer, die meiner Vermutung nach einen anderen Weg eingeschlagen hätten, sind nun Quaestoren. Es ist eine erfreuliche Überraschung und ich hoffe, dass wir Patrizier im Senat in Zukunft nicht mehr unterrepräsentiert sein werden."


    Vor vielen Jahren hielt sich die Verteilung des Senats noch relativ im Gleichgewicht, doch seit Domitian wuchs die plebejische Seite und verdrängte so manch patrizischen Platz.


    "Die Schola ist eine wunderbare Institution, du solltest nochmals darüber nachdenken. Die Kurse steigern nicht nur dein Wissen, sondern auch deine Kompetenz. Ich darf mich glücklich schätzen seit geraumer Zeit das Amt des Curators der Schola Hispaniae ausführen zu dürfen. Wenn du willst, so kann ich dir beratend zur Seite stehen. Für den Curus Honorum bräuchtest du ja sowieso den Cursus Res Vulgares, einen Cursus Continuus, sowie auch den Cursus Iuris, falls du nach dem Aedilat das Amt des Praetors ausführen willst."

  • "Soviele Männer können es nicht sein, schließlich sind nur 4 Männer gerade Quaestor."


    Gracchus zwinkerte und lächelte dann den Flavius an.


    "Hmmm, ich werde wohl den Cursus Res Vulgares bald ablegen. Zählt der Cursus Iuris als normaler Cursus Continuus? Dann könnte man schließlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."

  • Es gibt auch durchaus Männer, denen nur das Aedilat zum Einzug in die ehrwürdigen Hallen des Senates fehlt. Diese dürfen auch nicht außer Acht gelassen werden, auch wenn sie sich der Politik derzeit nicht zuwenden."


    Auch er lächelte und blickte zum Eingang des großen Raumes, wo schon die ersten Sklaven mit dem Nachtisch auftauchten. Er konnte sofort einen Flamingo erkennen, danach kamen andere gefüllte Hühner, die er natürlich nicht kannte, wozu auch. Furianus wusste, dass noch mehr kommen sollte, daher würde er sich nicht sogleich darauf stürzen, ein dezentes Auftreten sollte doch immerwährend gewahrt werden.


    "Ich muss dich in diesem Fall leider enttäuschen. Der Cursus Iuris, sowie auch der Cursus Latinum ist kein Cursus Continuus. Du müsstest also drei Kurse an der Zahl ablegen."


    Der Gedanke war gut, doch hatte ihn auch schon Furianus gehegt, als er gerade den CRV absolviert hatte. Damals wurde er eines besseren belehrt und nun tat er dies selbst - er musste alt geworden sein.

  • Enttäuscht ließ sich Gracchus einen Becher mit klarem kühlen Wasser reichen. Wein hatte er genug getrunken. Was würden nur seine Sklaven denken, wenn er stockbesoffen in der Villa aufkreuzte. Das würde wieder Gerüchte geben.


    "Schade, Schade. Dann werde ich demnächst erstmal am Cursus Res Vulgares teilnehmen. Sag, ist der Cursus schwer?"


    Da hatte Gracchus doch glatt Angst durchzufallen. Welch eine Schande würde das sein.

  • Furianus entging es natürtlich nicht, dass Tiberius keinen Wein mehr zu sich nahm und so ließ er seinen verdünnen, denn Wasser schmeckte ihm nicht sonderlich.


    "Der Cursus Res Vulgares ist sehr...human. Er beinhaltet Fragen, die ein jeder Römer im Schlafe beantworten könnte."


    Sagte er lächelnd und griff nach einem Schenkel des Geflügels.

  • "Nein, aber aufgrund der Tatsache, dass der Letzte vor kurzer Zeit stattfand, so würde ich mit etwa 2 Monaten rechnen. Dann dürftest du dich einschreiben können."


    Und genau aufs letzte Wort betraten schon wieder einige Sklaven mit Essen auf den großen Silbertabletten den Raum.
    Nun kam die wahre Nachspeise.
    Furianus erblickte schon entkrente Datteln, mit Nüssen und Pinienkernen gefüllt und in Honig geröstet. Und auch der afrikanische Süßweinkuchen mit Honig wurde von ihm sofort erkannt. Das Rosenfrikassee in Blätterteig kannte er jedoch noch nicht und ließ sich dahingehend überraschen.
    So aßen sie weiter, es vergingen noch einige Stunden des Gespräches, bis die Sklaven anfingen abzuräumen und es draußen dämmerte.

  • Das Gespräch wurde durch die Nachspeise unterbrochen und danach weitergeführt. Noch einige Stunden in den Abend hinein, weilte Gracchus in der Villa und führte ein Gespräch mit Furianus über mehr oder weniger intressante Themen, wie Politik, Bildung, Militär und einige andere. Spät am Abend verließ Gracchus, etwas angetrunken, die Villa des Flaviers. Seine Sänfte wartete schon vor dem Haus, so machte sich Gracchus auf den Weg in das vertraute Heim.

  • Minervina stocherte in ihrem Essen. Natürlich war es köstlich, wie immer in einer patrizischen Küche. Doch ihre Gedanken waren nicht in dieser Villa, geschweige denn in Spanien, sondern sie waren bei Crassus. Ihn zu verdrängen, dachte sie, wäre ein leichtes gewesen, hätte sie nur etwas zu tun gehabt in diesem verdammmten Loch. Aber das einzige was sie hier zu tun hatte ist einfach nichts. Und im Endeffekt drehte sich darum alles um diese drei kleinen Wörtchen, die er zu ihr gesagt hatte, vor dem Streit versteht sich.


    Plötzlich hörte sie ein räuspern hinter sich. Langsam wandte sie den Kopf um und blickte fragend den Sklaven an. Domina Flavia, der Leibsklave des Manius Flavius Grachus ist gerade hier angekommen. Er wünscht sie zu sprechen. Er sagt, sein Herr schickt ihn.


    Minervina schluckte hinunter und nickte. Lasst ihn hereinführen Perplex schob sie ihr Essen weg. Natürlich dachte sie, dass ihrem Bruder etwas geschehen sei, schließlich wollte er sie ja persönlich abholen.

  • Auf ein Nicken eines der Sklaven hin trat Sciurus in den Raum hinein und neigte subaltern seinen Kopf. "Salve, Herrin. Mein Name ist Sciurus. Mein Herr, Flavius Gracchus, sendet dir seine Grüße, hofft auf deine Unversertheit und beste Gesundheit. Er schickt mich zu deinem Geleit nach Rom zurück und diesen Brief."


    Hannibal erwähnte er nicht, obgleich er von dessen Erwähnung in der Nachricht wusste, doch befand er ihn ohnehin für unwichtig. Er trat zu Minervina hin und überreichte ihr den Brief. Den Siegelring hatte Sciurus wohlweislich bereits wieder in dem kleinen Beutel an seinem Gürtel verschwinden lassen, denn jener war nicht in dem Schreiben erwähnt und er würde womöglich noch zu anderem in Tarraco zu gebrauchen sein.


    Flavia Minervina, Villa Flavia, Tarraco, Hispania


    Heil dir, Schwester in der Ferne, Helena auf den Zinnen Troias!


    Noch ist meine magistratische Pflicht nicht beendet, doch neigt sich die Amtszeit dem Ende zu. Nichtsdestotrotz wird es mir deplorablerweise ob importun sich zugetragener Ereignisse dennoch nicht möglich sein, die Reise nach Hispania selbst anzutreten, um für deine Rückkehr nach Rom Sorge zu tragen, bleibt meine Anwesenheit in Italia doch indispensabel. Aus diesem Grunde sende ich dir meinen Leibsklaven, Sciurus, und denjenigen unseres Vetters Aristides, Hannibal, welchen ich mein vollstes Vertrauen schenke, auf dass sie dich baldigst zurück in die Hauptstadt geleiten. Sei dir versichert, dass beide überaus antizipierend zu Handeln in der Lage sind, und vertraue meinem Urteil.


    Ob der Wahl des Reisemittels möchte ich dir die freie Entscheidung überlassen, kann ich durchaus nachvollziehen, sollte der Gedanke an eine neuerliche Reise per Schiff nicht tolerabel für dich sein. Die Gesandtschaft ist angewiesen und mit den notwendigen Mitteln ausgestattet, dir die Reise so angenehm wie möglich zu machen.


    In Erwartung deiner baldigen Rückkehr,


    M.F.G.

  • Minervina nahm den Brief und las ihn langsam durch. Sie atmete kurz durch und legte die Schrift vor sich hin. Das bedeutete nun wohl, dass ihre Zeit in Hispania ein Ende fand. Sie dachte kurz nach. Nun gut, dann wollen wir nicht länger warten. sprach sie ein wenig leise. Sie blickte den Sklaven des Gracchus an [/B]Du kannst dich schnell stärken, folge einfach einen diesen Sklaven hier, sie werden dir etwas geben. Denn das wirst du brauchen, da wir heute noch abreisen werden.[/B] Minervina hob die Hand und schon kam ein anderer Servus zu ihr. Packe meine Sachen, in zwei Stunden werde ich abreisen. Der Verwalter der Villa soll am Hafen ein Schiff organisieren und acht Leibwächter, sie werden mich nach Rom begleiten. Spute dich, ich will keine Zeit verlieren.
    Die Flavierin stand auf und zupfte kurz an ihrem Kleid, ohne auch nur Sciurus anzusehen. Der Sklave des Aristides ist wo? Ich will nicht, dass er uns verlorengeht

  • Ein Quäntchen Erstaunen nur zeigte sich auf dem Gesicht des Sklaven, hatte er doch mit einem solcherart überhasteten Aufbruch nicht gerechnet. Natürlich würde dies seinen eigenen Plänen entgegen gehen, andererseits hatte der Herr darauf bestanden, dass die Rückreise so schnell wie möglich einzuleiten und die Herrin auf direktem Weg zurück nach Rom zu bringen sei.


    "Ich brauche nichts, Herrin. Ich werde umgehend für deine Abreise Sorge tragen." Zu lange hatte Sciurus nur untätig warten müssen und auf dem Schiff würde wiederum mehr als genug Zeit für die Notwendigkeiten des Körpers sein. "Aristides' Sklave befindet sich noch am Hafen. Ich werde meinen Begleiter schicken ihn anzuweisen, dort auf dein Eintreffen zu warten."

  • Zum Glück brauchte man nicht unnötig lange und die Speisen wurden schnell in das Triclinium gebracht. Cassander war selbstverständlich eifrig die Sklaven zu einem schnelleren Gang zu bewegen, schließlich hing da seine Zukunft dran, er musste sich mit dem neuen Herrn gut stellen.


    "Maaach doch Mädel oder hast du keine Beine! Beweg deinen Hintern da hin und hil die Trauben, ja, die saftigen dort!"


    Die neuen Sklaven waren auch wirklich zu langsam, wie er befand.
    Doch der Tisch hatte sich gefüllt, alles stand ordentlich und er konnte noch einmal durchatmen. Doch was?! Es fehlte Wein. Verdammt, was sollte er tun?
    Neuen zu kaufen war um diese Uhrzeit zwar schwieriger aber nicht unmöglich, doch das würde zu lange dauern, er konnte es sich nicht erlauben. Wein herstellen ging auch nicht!
    Hastig eilte er in den Weinkeller, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass der dumme Sklave Artax nicht gelogen hatte und verdammt, er hatte nicht.
    Dennoch, er musste den Herrn holen, bevor die Speisen kalt wurden. So eilte er...

  • Ich betrat das Triclinium und war sehr überrascht. Es fehlte zwar der Wein, dennoch war ansonsten alles nahezu perfekt vorbereitet.


    Die Liege war sehr bequem, wie lang hatte ich soetwas vermisst... Die Trauben schmeckten besonders gut und waren sehr saftig. So gab ich mich dem wunderbaren Essen hin und meine Wut darüber, dass kein Wein da war, verflog angesichts des guten Essens sehr schnell. So ließ ich mir von einer Sklavin Wasser bringen und mich damit begnügen.


    Wenn ich Cassander das nächste mal sah, musste ich ihn doch für seine gute Arbeit hier loben.

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