Valetudinarium - Krankenhaus

  • Optio Valetudinarii


    "Salve", grüßte der Optio Valetudinarii den nicht besonders redseligen Neuankömmling flüchtig, der soeben ins Lazarett getreten war.
    "Zur Untersuchung der Tauglichkeit?", mutmaßte er mit kurzem Blick auf den jungen Mann und streckte fordernd die Hand aus. "Deine Tabula? Und am besten nennst du mir auch gleich deine Eltern und wie alt du bist."

  • Noch immer zweifelnd ob dies der richtige Schritt in sein zukünftiges Leben wäre, nickte Frugi zunächst nur, während er dem Optio die Tabula reichte. „Genau, dazu schickte man mich hierhin“, kam schließlich dann doch noch. „In vier Monaten werde ich zwanzig Jahre und mein Vater war, Quintus Octavius Augustinus Minor. Meine Mutter soll bei der Geburt verstorben sein, sagte man mir. Nur ihren Namen konnte mir niemand nennen“, oder wollte mir niemand nennen fügte er im Geiste hinzu.

  • Optio Valetudinarii


    Natürlich hatte er richtig gelegen. Wer tagtäglich mit den Jungspunden zu tun hatte, die bei den Cohortes Urbanae ständig daherkamen, konnte einen solchen irgendwann schon in einer Meile Entfernung riechen. Der Optio nahm die Tabula entgegen und warf einen kurzen Blick darauf.
    "Soso... Octavius Frugi", murmelte er während er schonmal das Alter des Probatus eintrug. "Auf der Stelle laufen, bis ich halt sage, und wenn du noch die Puste dafür hast, kannst du mir solange erzählen, ob du oder jemand in deiner Familie schon einmal eine schwere Krankheit hatte, oder bei dir irgendwelche alten Verletzungen vorliegen."

  • Verwirrt schaute Frugi den Mann vor sich an, schüttelte den Kopf und zuckte dann aber doch mit den Schultern bevor er anfing auf der Stelle zu laufen. „Was hat das für einen Sinn, ich komme dann doch nirgendwo an“, leise aber dennoch so laut das der Optio es hören musste, murmelte er es vor sich hin. Lauter meinte er dann noch: „Keine Ahnung wer welche Krankheiten hatte, ich kenne keinen aus der Familie und ich selber? Nun ich erinnere mich als Kind hatte ich einmal schlimme Halsschmerzen und musste einige Zeit liegen. Ja und blaue Flecken hatte ich auch schon des öfteren, doch wen kümmert so etwas.“ Weiter laufend wartet er darauf, dass es lautete genug.

  • Optio Valetudinarii


    "Du wirst in deiner Dienstzeit noch einige Dinge erledigen müssen, deren Sinn du nicht begreifst, Octavius", brummte der Optio Valetudinarii, dessen Ohren definitiv gut genug waren, um das Gemurmel des Probatus zu verstehen. Der hielt sich wohl für ganz schlau. Und ganz so schwer war der Sinn nach Meinung des Optios auch nicht zu verstehen: Es ging schließlich nur ums Laufen, nicht darum einen bestimmten Ort zu erreichen. Lediglich die Ausdauer des Probatus wollte der Optio auf die Probe stellen.
    "Diese Krankheit, die du als Kind hattest, hatte aber keine weiteren Folgen?", hakte der Optio noch etwas weiter nach. Am Ende kippte der Junge noch blau angelaufen und unter Atemnot leidend auf dem Exerzierplatz um.
    "Du kannst aufhören", sagte der Optio außerdem ein wenig später, um mit der Untersuchung fortzufahren. Und weil der Probatus sinnlose Aufgaben ja so toll fand, dachte er sich für diesen als nächstes etwas ganz nettes aus.
    "Halte ein Auge zu, stell dich auf ein Bein und lies mir die erste Tafel vor. Dann dasselbe mit dem anderen Bein, dem anderen Auge und der zweiten Tafel."


    V XII II
    III VIII IX [SIZE=6]
    M VII I[/SIZE]


    XI IV VII
    II V XVII [SIZE=6]
    VI L X[/SIZE]

  • “Mir ist nichts davon bekannt”, antwortete Frugi wahrheitsgemäß. Den Satz mit dem, eine Anordnung zu hinterfragen ist wohl nicht erwünscht, hatte er sich wohlweißlich verkniffen.
    Einmal durch atmend war er stehen geblieben, schaute dann den Optio mit großen Augen an. Meinte der das jetzt ernst oder wollte der ihn veralbern? Dachte der er wäre ein Marabu? Grinsend meinte er dann: “Ich schaff das aber auch auf beiden Beinen oder sogar im Handstand, wenn es erwünscht ist.”
    Er folgte anschließend aber doch der Aufforderung und las mit dem jeweiligen offenem Auge:
    “V XII II
    III VIII IX
    M VII I”
    ………………
    “XI IV VII
    II V XVII
    VI L X”

    Natürlich blieb er auf einem Bein stehen, es war ja nicht der Befehl gekommen wieder im normalen Stand zu stehen.

  • Optio Valetudinarii


    Zufrieden und leicht amüsiert beobachtete der Optio, wie seine Befehle durchgeführt wurden. Den jungen Männern, die sich bei ihm meldeten, die blöden Sprüche und Widerworte auszutreiben, war glücklicherweise nicht seine Aufgabe. Dafür würden schon noch andere sorgen, wenn die Tauglichkeitsprüfung erst einmal erfolgreich abgeschlossen war.
    Wieder kritzelte der Offizier ein paar Worte in die Tabula.
    "Du darfst wieder beide Beine benutzen, Junge", bemerkte der Optio nebenbei und sah daraufhin wieder auf. Damit waren sie ja fast schon fertig.
    "Dreh' dich um und heb kurz die Hand, wenn du was hörst." Sobald der Ocativius seine Anordnungen umgesetzt hätte, würde der Optio erst einmal schnippen, und zum Schluss einen hohen Pfiff durch die Zähne von sich geben.

  • Während er da so stand, ärgerte er sich doch ein wenig über sich selber, warum hatte er sich nicht schon früher ein wenig mehr für das Militärwesen interessiert, dann wäre er jetzt nicht zu überrascht worden von der Art wie hier etwas ablief. Dbei tröstete ihn wieder der Gedanke, dass er aber auch nicht im Traum daran gedacht hätte hier zu landen.
    Der Aufforderung wieder auf beiden Beinen zu stehen folgte er, ebenso drehte er sich auf Wunsch des Optio Valetudinarii um und hob die Hand, schließlich hatte er ihn gehört. Anschließend hob der die Hand als er ein Schnipsen und dann nach einem hohen Pfiff hörte. Ob das jetzt gemeint war oder ob noch etwas anderes kommen würde, wusste er nicht und so wartete er auf die Dinge die da kommen würden, wobei ihn das Geräusch seines knurrenden Magens leicht irritierte.

  • Optio Valetudinarii


    Beide Male hob der Probatus die Hand. Schwerhörig war er also auch nicht.
    Der Optio gab dem jungen Mann die Tabula zurück, in deren Wachs inzwischen alles wichtige eingeritzt war. Dem Octavius fehlte es an nichts, wenn man mal von etwas mehr Gehorsam absah.
    "Gut, Octavius. Zurück mit dir ins Rekrutierungsbüro."



    Tauglichkeitsprüfung von Titus Octavius Frugi.


    Alter: 19


    Vorerkrankungen: keine nennenswerten


    Körperlicher Zustand: gut


    Gehör: gut


    Augen: gut


    Sonstiges:


  • “Das war es schon ?” Diese Frage kam nun doch etwas verwundert. Schade dachte er, die Hürde wurde genommen und ich muss weiter mitmachen. Frugi nahm die Tabula und meinte noch beim rausgehen “Vale”

  • Wie geheißen begab Ferox sich zum Valetudinarium, die Wachstafel fest an den Bauch gepresst. Jetzt wurde er doch langsam nervös. Seine Finger wurden feucht. Er wischte sie an seiner Kleidung trocken, ballte sie zu einer Faust und klopfte an.

  • Optio Valetudinarii


    "Tritt ein", erschallte von innen eine Stimme. In dem Raum hinter der Tür saß der diensthabende Optio Valetudinarii und streckte bereits beim Eintreten des Neulings die Hand nach der Tabula aus, die dieser umklammert hielt.
    "Du bist sicher zur Tauglichkeitsuntersuchung hier... ?", bemerkte er unterdessen und wollte den jungen Mann dadurch dazu bringen, sich mitzuteilen. Wobei die Angelegenheit im Grunde glasklar war: Ein junger Kerl in zivil, der mit einer Tabula bei ihm antanzte - weshalb sonst sollte er hier sein, wenn nicht um ein Teil des Exercitus zu werden.

  • "Äh, ja, genau", antwortete Ferox nervös. Er wollte anschließend reflexartig mit seinem Namen vorstellen, wie er dies erst am Tor und dann im Officium getan hatte, aber dann fiel ihm ein, dass sein Name ja auf der Tabula stand. Er legte sie in die ausgestreckte Hand des Mannes und trat dann wieder respektvoll einen Schritt zurück.


    Aufgeregt wartete er, was sein Gegenüber nun sagen würde. Hoffentlich war die Tauglichkeitsprüfung wirklich so unspektakulär, wie sein Bruder ihm versichert hatte. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, damit man nicht sah, dass er nervös mit seinen Fingern spielte.

  • Optio Valetudinarii


    Der Offizier warf einen kurzen Blick auf die Tabula. Glücklicherweise hatte der Probatus die Schrift nicht verschmiert. So wie der sie festgehalten hat, wäre das kein Wunder, dachte sich der Optio, bevor er mit dem gewöhnlichen Prozedere begann.
    "Gut… salve, Germanicus Ferox. Nenn mir deine Eltern", forderte er den Germanicus auf und hatte gleich darauf noch ein paar Fragen mehr auf Lager: "Sind in deiner Familie irgendwelche Krankheiten bekannt? Hattest du selbst mal eine schwere Erkrankung, oder hast du dir schon einmal eine nennenswerte Verletzung zugezogen? Hast du irgendeine Ausbildung hinter dir?"

  • "Marcus Germanicus Varus und Antonia Tertullina. Keine Verletzungen oder Krankheiten. Ausbildung ... tja, nichts offizielles. Ich kann jagen ... Fallenjagd vor allem. Und Fährtenlesen. Außerdem Tiere schlachten, ausnehmen und häuten. Ein bisschen reiten."


    Alles Zeug, was in der Stadt wohl kein Schwein brauchte. Nun ja.


    Aufmerksam beobachtete Ferox sein Gegenüber.

  • Optio Valetudinarii


    "Aha... verstehe", machte der Optio Valetudinarii und wusste, auch ohne die Fähigkeiten des Probatus noch einmal in Gedanken durchzugehen, dass im gewöhnlichen Dienstalltag nichts davon brauchbar sein würde. Lesen, schreiben und rechnen waren vermutlich nicht die Stärken des Probatus, ansonsten hätte er sie wohl erwähnt. Aber gut, ein kleiner Soldat hatte sowas ohnehin nicht unbedingt nötig, und es konnte ja nicht jeder Offizier werden.
    "Mach mal 20 Liegestütze, 20 Kniebeugen und lauf danach auf der Stelle. Sehen wir mal, wie es um deine Ausdauer bestellt ist", ordnete der Optio an, während er das bisher in Erfahrung gebrachte in die Tabula eintrug.

  • Ferox gehorchte brav. Bei den letzten paar Liegestützen musste er sich ziemlich quälen, um noch mit dem Kinn den Boden zu berühren und dabei auch noch den Körper gerade zu halten, aber den Rest der Übungen schaffte er ohne größere Mühe. Er rannte auf der Stelle und wartete darauf, aufhören zu dürfen.

  • Optio Valetudinarii


    "Das reicht", sagte der Optio nach einer Weile, als ihn der Germanicus ausreichend von seiner Ausdauer überzeugt hatte. Soweit war der Offizier schon einmal zufrieden, selbst wenn sich der Probatus bei den Liegestützen abmühte. Um Rekrut der Cohortes Urbanae zu werden brauchte man ohnehin noch kein Muskelpaket zu sein, denn was an Muskeln fehlte, würde dem Jungen sicherlich noch während der Grundausbildung wachsen.
    Der Offizier kramte eine leere Tabula hervor, die er dem Probatus zusammen mit einem Stilus reichte.
    "Kannst du lesen?", bohrte er dann noch einmal nach, und ahnte natürlich, wie schon zuvor, wie die Antwort darauf ausfallen würde. "Kannst du mir sagen, was du auf der Tafel dahinten siehst? Oder es aufzeichnen?"


    V XII II
    III VIII IX [SIZE=6]
    M VII I[/SIZE]

  • Neiiin! Die gefürchtete Frage erklang! Ferox würde sich am liebsten in Luft auflösen. Aber das wäre sicher kein Verhalten, dass für die angestrebte Rekrutierung gern gesehen war. Er stellte sich vor, wie es Plopp machte und eine leere Rüstung zu Boden rasselte, wo eben noch eine Stadtwache gestanden hatte. Und dann eine ganze Reihe von Plopps, wenn die Legion vom Feind bedrängt wurde und nur der Centurio hilflos zurückblieb, ehe auch er mit einem Plopp verschwand. Nein, Feigheit hatte Rom ganz sicher nicht zu dem gemacht, was es heute war!


    "Ich kann nicht lesen", antwortete Ferox und bemühte sich um einen festen Ton. "Mein Bruder Germanicus Antias von der..." Scheiße, welche Zahl war das noch mal gewesen? "... von der Zwölften hat versprochen, es mir beizubringen bis zum Ende der Grundausbildung."


    Er betrachtete die unheilvollen Striche auf der Tafel am Ende des Raumes, dann die Tabula, die der Optio ihm gereicht hatte. Wahrscheinlich hatte er schon geahnt, wie die Antwort ausfallen würde. Mühsam malte Ferox jeden Strich einzeln ab. Es war eine Qual.


    V X ... das war ein X! So eins hatte er im Namen! Ermutigt malte er weiter. II II ...
    III V ... wie viele Striche kamen jetzt? Eins, zwei, drei, Lücke, vier ... III IX ... Noch ein X!


    Jetzt kam ein schwieriges Zeichen. Sah aus wie eine Krone mit zwei Zacken, die unten offen war.


    M ... der Rest war wieder einfacher ... VII I


    Geschafft! Völlig erledigt reiche Ferox dem Optio die Tafel:


    V XII II
    III VIII IX
    M VII I

  • Optio Valetudinarii


    Gespannt wartete der Optio ab, während der Germanicus die für ihn wohl ziemlich nichtssagenden Zeichen abmalte, drehte ungeduldig die Tabula in dern Händen, auf welcher das bisher über den Probatus in Erfahrung gebrachte stand, spielte mit dem Stoff seiner Tunika... bis der Germanicus endlich fertig war.
    "Naja… es kann ja nicht jeder Offizier werden. Wir brauchen auch Milites", redete der Optio Valetudinarii vor sich hin und sprach damit seine Gedanken von zuvor laut aus. Er nahm dem Probatus die Tabula wieder ab, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Leicht überrascht stellte er fest, dass alles stimmte.
    "Und dafür scheinst du mir allemal gut genug." Blind war der Germanicus jedenfalls auch nicht. "Dann brauche ich jetzt nur noch dein Alter."

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