Die Latrinen der CU

  • Schnell kann Marcellus erkennen, dass die Latrinen das Ziel des Princeps sind. Das stille Örtchen wird momentan nur von zwei Männern in schlichter Sklaventoga besucht, deren Ausrüstung, nämlich Lappen und Wassereimer, auch ihre Funktion ganz deutlich macht. „Darf ich vorstellen – das sind Lydus und Bato!“ sagt Nepos als man die schlichte Holzbude betritt. Marcellus benötigt keiner weiteren Vorstellung, welcher von Beiden wer ist: Lydus ist ein mausgesichtiger Zwanzigjähriger aus dem Osten des Reiches, während der schon ergraute Bato klar als Kelte erkennbar ist. „Lydus, Bato, das ist der Probatus Marcellus, ein echter Witzbold! Setzt euch mal hier drüben hin, Marcellus zeigt euch seine Vielseitigkeit, indem er euch nicht nur Witze erzählt, sondern dabei auch noch eure Arbeit übernimmt!“ Auffordernd blickt Nepos den Probatus an.

  • Marcellus ahnte wohin es gehen würde. Doch das Gefühl des Triumphes war größer als der Zorn über seine kommende Aufgabe. Immerhin konnte er seine Kameraden auf Kosten eines Vorgesetzten zum Lachen bringen. Er spielte das Spiel mit. "Schön euch kennenzulernen! Ihr müsst ja eine Menge Spaß hier haben!" Er blickte den Princeps an. "Jawohl Princeps! Immerhin ist es doch unsere Aufgabe sich um allen Mist zu kümmern! Ob auf der Strasse oder hier! Der Donnerbalken wird nachher blitzen!"

  • "Deine Einstellung ist vorbildlich!" erkennt der Princeps Prior süffisant an. Das Lydus und Bato die humorvollsten Menschen der Kaserne sein sollen, ist übrigens eine glatte Lüge - Marcellus erlebt den jungen Lyder als dümmlichen Zeitgenossen, der höchstens verlegen grinst, nachdem er vorsichtig den PP anblickt um auf Nummer Sicher zu gehen; den Kelten hingegen als skeptischen und vollkommen unemotionalen Mann. So ist die Komik eher beschränkt auf vorbeikommende Kameraden, die zum Beispiel eine Prozession angeführt von Marcellus mit großen, voll gefüllten Eimern unter den Armen, die er fortbringen muss, gefolgt von den verwirrten und vorsichtigen Sklaven und schließlich einem ruhigen Nepos, geboten kriegen. Sehr komisch für den Unbeteiligten ist auch das Auftauchen des riesigen Miles Sextus Silius, der nicht nur eine halbstündige Arbeit des Probatus' mit seinem Aufsuchen der Latrinen zunichte macht, sondern auch das Arbeiten in seinen Ausdünstungen zur Qual, vor allem weil die Sonne unablässig auf die Holzbude herabbrennt.

  • Marcellus schwitzte, doch war er die Hitze aus Africa gewöhnt. Auch die Arbeit im Dreck nahm er hin. So konnte er sich immerhin das Gewichteheben ersparen. Er ließ es sich aber nicht nehmen, die Schaufel einmal etwas fester in den Dreck zu rammen, so dass einige Kleckse auf der Rüstung des PP landeten. Marcellu schaute ihn an. "Verzeih Princeps! Aber ich glaube, dass ist auch nicht der richtige Ort für dich! Es reicht doch schon, wenn ich hier in der Scheiße stehe! Kannst später wiederkommen und dir meine Arbeit anschauen!"

  • Kurz flackert Zorn in Nepos' Augen auf, dann aber antwortet er ruhig: "Ach Probatus, du brauchst dich nicht um mein Wohlbefinden zu kümmern," winkt der Ausbilder ab, "Es ist immerhin meine Aufgabe, mich um Anfänger wie dich zu kümmern. Ich habe ja auch immerhin eine gewisse Fürsorgepflicht, weißt du? Deswegen ziehe lieber einmal deine Tunika aus, hier ist es viel zu heiß drin!" fordernd hält Nepos seine Hand hin.




    [SIZE=7]EDIT: Tunika war gemeint, nicht Toga... Wäre ja noch schöner, wenn die Probati so 'rumliefen!^^[/SIZE]

  • "Wie du befiehlst Princeps!" Es war ihm eh zu heiß und die mittlerweile dreckige und nasse Tunika störte nur. Er zog sie aus und seine dunkler und muskulöser Oberkörper kam zum vorschein, an dem einige Narben zu sehen waren. Er reichte dem PP die Tunika, auch wenn er wusste, dass es keine Fürsorge von ihm war. Er ahnte was jetzt kommen würde. Er hoffte für den PP, dass er es nicht zu weit treiben würde.

  • Wortlos nimmt Nepos die Tunika entgegen und wischt sich mit ihr die Verunreinigungen von der Rüstung ohne den Blick von Marcellus zu wenden. Anschließend wirft er sie achtlos in die Arme des Lydus, der sie hastig auffängt.

  • Marcellus sah den Princeps regungslos an, grinste dann aber. "Blitzt wie die Glatze eines ägyptischen Priesters, Princeps!" Dann machte er sich weiter an die Arbeit und hob die Grube weiter aus. Seine Tunika war ihm in diesem Augenblick egal. Aber etwas Wasser wäre nicht schlecht. Doch er fragte nicht danach, denn genau so etwas war es, was die Offiziere wollten.

  • "Erzähle mir in deinem Interesse nichts von Glatzen - du bringst mich noch auf Ideen!" knurrt Nepos zurück. Die Reinigung zieht sich noch eine ganze Weile hin, auch weil der Princeps Prior größeren Wert auf Sauberkeit legt, wenn "sein" Probatus sich um die Latrinen kümmert als bei den Sklaven.
    Endlich ist das Werk aber vollbracht, die Sonne steht schon ziemlich tief am Himmel und Nepos erklärt nickend: "Das ist genug, Probatus!" Gemeinsam besehen die Milites und die herbeigewunkenen Sklaven die Arbeit Marcellus', und als keine der beiden Kontrollinstanzen Einwände vorbringt (die Sklaven würden es ohnehin nicht wagen), entlässt Nepos den Probatus aus seiner entwürdigenden Arbeit und führt ihn zu einer nahegelegenen Zisterne.
    "Hier kannst du dich erfrischen, aber wehe du tauchst dich oder Teile deiner Ausrüstung hinein!" ermahnt Nepos um die Sauberkeit des Wassers bedacht. Während sich Marcellus nun seiner Reinigung zuwendet, hebt sein Vorgesetzter wieder die Stimme: "Dir scheint die Arbeit ja große Freude bereitet zu haben. Bei soviel Vergnügen an der Selbsterniedrigung frage ich mich, warum du nicht zu den Vigiles gegangen bist..." wundert sich der Decimer grinsend. Ernsthafter fährt er fort: "Andere Probati hätten größere Probleme mit dem Latrinenreinigen... Also zwinge mich nicht, Kollektivstrafen anzuwenden, die wenden sich immer gegen den Verursacher!"

  • Marcellus sah den PP an. "Nun, du hast mir die Arbeit befohlen und ich habe sie ausgeführt, Princeps! Eine Arbeit ist nur dann erniedrigend, wenn man sich erniedriegen lässt!" sprach er trocken. Und den Spaß wollte er dem Princeps nicht gönnen. "Nun, Princeps! Erst die Ausrüstung, dann kommt der Soldat! Also, wenn ich dann nun wegtreten dürfte, um meine Ausrüstung zu reinigen!"

  • "Das sehe ich anders, Marcellus. Die Soldaten der Stadtkohorte haben nicht immer den saubersten Beruf und sollten keine Scheu davor haben sich dreckig zu machen, das stimmt schon. Trotzdem sind wir Urbaner stolze römische Bürger mit allen Pflichten, aber auch mit allen Rechten, die einhergehen. Ich sagte dir vorher, dass wir mit aller nötigen Demut vorgehen sollten, um die Freundschaft und den guten Willen der braven Einwohner Roms nicht zu verspielen. Genauso dürfen wir aber auch den nötigen Respekt verlangen, der uns zusteht, jeder einzelne Miles. Nur ein Mann ohne Schneid macht Sklavenarbeiten ohne einen Funken von Protest, und sei er noch so klein..." Nepos hält kurz inne und fährt dann fort: "Marcellus, ich glaube nicht, dass du ein guter Soldat wirst. Zumindest nicht so, wie viele Vorgesetzte das Etikett 'Guter Soldat' benutzen. Und das ist nicht als Tadel gemeint..." Der Princeps Prior richtet sich auf von seiner vorher an die Zisterne angelehnten Haltung. "Du darfst nicht nur zur Reinigung der Ausrüstung wegtreten, sondern zum Dienstschluß. Das morgen deine Ausrüstung besonders untersucht wird, versteht sich wohl von selbst! Noch Fragen?"

  • Am liebsten hätte er dem PP eins aufs Maul gegeben. Dieser Jungspund hatte doch keine Ahnung vom Soldatsein. "Du willst mir also sagen, wenn ich deinen Befehl ignoriert hätte oder dir eins übergebraten hätte, dann würde ich ein guter Soldat sein? Du beliebst zu Scherzen, Princeps! Diesen Spaß mich anschließend zu bestrafen, gönne ich dir nicht! Menschen nur nach dem Anschein zu beurteilen, zeugt nicht von viel Grips, da kann man ganz schnell drei Legionen verlieren!" Marcellus zwinkerte dem Princeps mit dieser Andeutung zu, nahm Haltung an und machte auf der Stelle kehrt um seine Ausrüstung zu reinigen.

  • Kopfschüttelnd sieht Nepos dem sich entfernendem Marcellus hinterher. Der Helvetier hatte ihn offensichtlich falsch verstanden; Nepos hätte ihn für klüger gehalten, so schwer waren seine Worte doch auch nicht. Ein "guter Soldat" in den Augen vieler Vorgesetzter wäre erst gar nicht in Marcellus' Lage geraten, hat bessere Umgangsformen, aber lässt aber auch eben die Qualitäten vermissen, die ein unkonventioneller Sturkopf wie Marcellus sie einbringt. Anscheinend war der Senatorensohn allerdings doch nur ein Hitzkopf mit Aggressionsproblemen. Nichtsdestotrotz, der Princeps hatte schon schlechte Kameraden erlebt.

  • Wie jedem normalen Menschen drängte es natürlich auch einen Germanica dorthin, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht, wenn auch wohl in angenehmere Räumlichkeiten als hier. Dem Drange folgend trat er auf die Latrinen hinzu und machte es sich bequem um sich dem entleerenden Werk hinzugeben.
    Da dieses sich scheinbar als ein etwas Längeres zu manifestieren gedachte, nutzte er die Zeit einmal müßig seinen Gedanken hinterher zu eilen und sich ihnen dann hinzugeben und ein wenig abwesend fast saß er da und vollbrachte sein Werk.

  • Kaum hatte Metellus Minor mit der Arbeit begonnen, da erscheint sein Kamerad Sollianus im Türrahmen.
    "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, Probatus Sollianus." antwortet der Princeps Prior mit harter Miene, "Die schlechte zuerst: Deine Meldung ist einer Latrine mehr als angemessen, da kannst du die nämlich gleich 'reinwerfen!" spielt Nepos darauf an, dass er die Meldung in der dritten Person wirklich hasste.
    Die Gute: Du kannst mit stolzer Brust behaupten, ein Mann mit Schneid zu sein! Was hat dich dazu bewogen, deinem Kameraden beizustehen?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!