Die Latrinen der CU

  • " 1 Woche? Dann bist du besser dran als ich. Bis ich nicht zum Miles befördert wurde darf ich hier den Scheiß erledigen. Und wenn es jemanden gefällt oder auch nicht gefällt werde ich bin in alle Ewigkeit oder vllt schon morgen von dieser, sehr....tiefsinnigen Arbeit, befreit sein" Einer hatte eben immer das Bummerl.....


    "Von daher..." er seufzte kurz " kanns net viel schlimmer werden. Und die Leichen dann einsammeln ist net viel anders als die Scheisse hier wegräumen. Es wird bei beiden Arbeiten kein Rosenduft zu riechen sein"

  • "Das KLO", rief Scato. "Und ich hab mich dumm und dämlich gesucht. Danke, Pullus, du hast was gut bei mir."


    Ohne sich noch länger mit Höflichkeiten aufzuhalten, raffte Scato seine Tunika nach oben und eilte so zum nächstgelegenen Loch. Dort pflanzte er sich seufzend nieder. Es war sogar noch warmgesessen vom Vorgänger, was für ein Luxus! Pullus schaute ein wenig wehmütig auf eine freie Latrinenöffnung. Er hatte gerade leider keine Zeit, da er noch Getreide für das Abendbrot mahlen wollte, so verschwand er schweren Herzens und Scato blieb allein zurück. Stille umfing ihn. Eine kleine Öllampe spendete Licht, da es schon dunkel war. Er schloss die Augen und lächelte selig.

  • Einen Moment später betrat Lurco die Latrine.


    "Ihr könnte auch nicht warten oder? Pullus hat die Latrine ja direkt wieder verlassen. Sah nach einem dringenden Bedürfnis aus, dass nicht via Latrine zu stillen ist. Was mag das wohl sein?", lachte Lurco und nahm auf dem Loch neben Scato Platz, nachdem er seine Tunika gelupft hatte.


    Die kleine Öllampe in dem Raum spendete sanftes, behagliches Licht und warf von Scato und ihm tanzende Schatten an die gegenüberliegende Wand, während das Wasser in der Reinigungsrinne leise vor sich hingluckernd seinen Weg suchte. Lurco nahm einen Reinigungs-Schwamm-Stock zur Hand und setzte sich so aufrecht hin, als wäre er der Kaiser der Welt.


    "Hier scheint man Abends seine Ruhe zu haben, was? Wie wäre es wenn wir danach die Therme aufsuchen? Rein an Körper und Geist. Und noch wichtiger tiefentspannt um gut einzuschlafen. Scato, wir haben es echt gut mit unseren Kameraden auf der B VII getroffen. Ich muss sagen, bis jetzt gefällt es mir hier sehr gut.


    Ein gemütliches, kleines Zuhause, in einer eigenen Stadt, die von einer Mauer umfriedet ist. Dazu kommt, dass hier immer wer wachsam ist und alle wachen wie auch kämpfen können. Jedenfalls fast alle. Unsere kleine Gruppe ist eine gute Mischung und ich denke, dass wir eine gute Zeit hier verbringen werden.


    Wir sollten gemeinsam kochen, dass stärkt die Gruppenbindung und es macht Spaß. Genauso sollten wir Spieleabende einlegen, mit oder ohne dazugehörigem Essen. Würfel wollte ich noch kaufen. Die erste Zeit werden wir keinen Ausgang haben, aber möglicherweise gibt es auch hier die Möglichkeit Kleinigkeiten zu kaufen, wie eben Würfel oder ähnliches. Weißt Du ob es hier sowas wie einen Krämerladen gibt, die Furz und Feuerstein führen?


    Was mich interessieren würde ist, ob es auch eine berittene Abteilung der Cohortes gibt. Hast Du davon mal gehört? Wir sollten die Castra mal erforschen und uns ein Bild von unserem neuen Zuhause machen", erklärte Lurco.

  • Scato öffnete ein Auge, als Lurco es sich neben ihm keineswegs bequem machte, sondern aufrecht hinsetzte, als wolle er ein Ei legen. Na ja, vermutlich wollte er das auch. Scato machte das Auge wieder zu. Er fläzte sich nach vorn auf seine Knie und schnaufte zufrieden.


    "Hier hat man nur seine Ruhe, wenn Pullus nicht gerade da ist oder du", frotzelte er. "Hast du heute zum Mittag einen Besen gegessen oder warum sitzt du so ungemütlich da? Ich wollte mich gerade entspannen. Aber da du schon einmal hier bist ... die Therme ist eine gute Idee. Wir baden mit den Prätorianern zusammen, quer Beet sind dort also alle Bewohner der Castra anzutreffen. Was praktisch ist, so lernt man sich kennen und kommt ins Gespräch. Würfeln -"


    Die Tür knallte auf, jemand kam hereingerast, stürzte an ihnen vorbei, pisste mit einem Rauschen, das sich anhörte, als wolle er die Latrine überschwemmen, und war dann mit einem Plautzen Tür hinter sich genau so schnell wieder verschwunden.


    Scato sah ihm verstört nach. "Pullus würde das nicht gutheißen", orakelte er mit Blick auf die Tür. "Was ich eigentlich gerade sagen wollte: Würfeln und generell Glücksspiel könnte verboten sein, zumindest ist es das laut Gesetz. Andererseits gilt für uns das Kriegsrecht, und mal ehrlich, wer macht sich im Kriegszustand Gedanken darüber, ob seine Soldaten würfeln? Wir können es einfach ausprobieren und notfalls müssen wir die Strafe ertragen. Asper ist ein prima Versuchskaninchen, der sah aus, als könnte er es nicht erwarten, seine ganzen Essensrationen zu verlieren."


    Bei dem Gedanken musste er grinsen. Scato war gerade vollkommen eins mit sich und der Welt.


    "Ich finde es hier auch urig. Also nicht hier, auf dem Scheißhaus, sondern in der ganzen Castra. Hier lässt es sich für die nächsten Jahrzehnte wohnen. Vielleicht auch noch länger, ich will eh nicht heiraten. Ich glaube, ich bleibe einfach für immer hier." Er seufzte glücklich. "Hier hat man doch alles, was man braucht, wirklich alles! Und was man nicht hat - wir werden wegen dem Laden und der Reiterei einfach mal fragen - kriegen wir draußen in Roma. Ich geh hier nie wieder weg."

  • Lurco musste bei Scatos seltsamen Blick lachen.


    "Ich sitzte eigentlich so, weil ich ein Geschäft machen wollte. Und das werde ich auch. In den Thermen kann man sich sehr gut entspannen. Wenn ich alles zusammenfasse was Du gesagt hast Scato, kann ich Dir nur zustimmen.


    Die Castra ist wie unsere eigene kleine Stadt und Baracke VII ist unser Haus, die Kameraden sind unsere Gens. Ich habe auch nicht vor hier je wieder auszuziehen, wenn ich es nicht muss. Was wollen wir mehr? Ein Dach über dem Kopf, alles was wir benötigen um uns herum, eine Mauer, Waffen, einen Auftrag. Besser könnte es nicht sein", antwortete Lurco.


    Ein Mann stürmte herein, schlug einen halben Teich Wasser ab und verschwand so schnell, wie er die Latrine gestürmt hatte.


    "Da stimmte ich Dir zu, Pullus hätte das wirklich nicht akzeptiert. Man soll die Latrine würdigen. Du willst also niemals heiraten? Interessant, weshalb nicht? Jetzt wo wir hier ganz unter uns sind, kannst Du mir alles sagen", sagte Lurco ernst.

  • Scato ließ den Kopf zwischen seine Knie hängen. Unterschiedlicher als die zwei konnte man nicht auf der Latrine sitzen. Der eine bildete mit seiner Wirbelsäule einen perfekten rechten Winkel zur Sitzfläche, der andere hing vornüber da wie besoffen, obwohl er nüchtern war. Unschwer zu erraten, wer da wer war. Allerdings war niemand hier, der raten konnte, sie beide hatten nun scheinbar wirklich Ruhe. Dabei wünschte Scato sich jetzt das Gegenteil, wo blieb Pullus, wenn man ihn brauchte? Und warum war ihm dieser bescheuerte Nebensatz rausgerutscht? Er konnte vor Lurco jetzt unmöglich sein ganzes Seelenleben ausrollen wie einen Teppich. Er hatte nicht vor, seinen neu gewonnenen Freund mit seinen Wehwehchen gleich wieder zu vergraulen.


    Ächzend angelte Scato mit der Hand nach einem Reinigungsschwamm am Spieß, von denen niemand wusste, wie die Dinger hießen. Von Arschbürste über Schwammstock und Reinigungsschwamm oder einfasch Scheißstock gab es die abenteuerlichsten Wortkonstruktionen dafür. Der Einzige, der ihren Namen kannte, war vermutlich derjenige, der Inventur führte. Er machte einen langen Arm und rührte im Sitzen mit dem Objekt in der Reinigungsrinne, als würde er es befeuchten wollen, obwohl er es gerade gar nicht mehr brauchte. Was sich da in seinem Bauch angebahnt hatte, hatte sich zurück in die Tiefen seiner Eingeweide verzogen.


    "Weil ich auf heiraten keine Lust habe", erklärte Scato. Lurco war ein netter Kerl und meinte seine Frage vermutlich lieb. Dass er bei Scato damit in ein Wespennest stach, konnte er nicht wissen. "Man heiratet sowieso nur, um Kinder in die Welt zu setzen, während man täglich ins Lupanar geht oder sich mit den eigenen Sklaven vergnügt, aber gleichzeitig seine Frau eifersüchtig hüten muss, damit sie einem keinen Kuckuck ins Nest setzt, was vermutlich eh andauernd geschieht. Dann hat man ein Kind an der Backe, was aussieht wie einer der Sklaven des Haushalts, aber alle beteuern ihre Unschuld, so dass man selber nicht mehr weiß, was man überhaupt noch glauben soll und am Ende macht man eh alles nur falsch. Man muss schon sehr speziell sein, um sich diesen Käse freiwillig anzutun."


    Damit hatte er zumindest einen Teil der Wahrheit gesagt und Lurco nicht belogen. "Und wie sieht es bei dir aus?", fragte er, um den Fokus von sich weg und auf Lurco zu verlagern.

  • Lucro dachte über Scatos Worte nach.


    "Ich sehe den Erhalt der eigenen Linie nicht als Käse an. Es ist ein sehr wichtiges Thema Scato, über dass ich mir selbst noch nicht sehr tiefe Gedanken gemacht habe. Eine Ehefrau ist in erster Linie eine Verpflichtung. Womit Du Recht hast ist, dass es zuerst einmal um die Zeugung legitimer Nachkommen geht. Alles andere spielt eine untergeordnete Rolle. Liebe oder sexuelle Befriedigung ebenso, es sind bestenfalls sagen wir mal Zugaben, die es in einer Ehe geben kann. Aber gehe nicht davon aus.


    Eine Ehe kann aber auch noch andere Dinge bieten, als nur legitime Kinder. Mit einer Ehe kann man Bindungen knüpfen. Verbündete an sich binden, oder auch anderen eine Absage erteilen. Es kommt nicht nur drauf an ob Du eine fruchtbare Frau heiratest, sondern auch aus welchem Hause sie stammt.


    Das sind alles Überlegungen, die in eine Ehe mit hinein spielen, deshalb will eine Ehe gut überlegt und vor allem geplant sein. Du kannst nicht einfach drauf los heiraten.


    Wenn es Dir rein um den Spaß geht, da kannst Du eine Ehefrau nicht für einplanen. Die meisten Frauen sind ehrbahre Frauen. Das was so hochtrabend klingt heißt, sie haben keine Freude an der Körperlichkeit. Aber ist sie nicht gerade dass, was uns von den Göttern geschenkt wurde? Alles was das Leben erhält und lebenswert macht, macht Spaß. Auch die Vermehrung. Wenn ich dabei im Lupanar Spaß empfinde oder in einer Taverne, warum nicht auf meiner Frau?


    Das Lupanar spricht Dir keiner ab Scato, lass es Dir dort gut gehen. Bei Ausgang können wir gerne hingehen, vielleicht kommen auch noch einige andere mit.


    Um Dir die Antwort auf Deine Frage nicht schuldig zu bleiben, ich kann Dir nicht sagen ob ich jemals heiraten werde. Mit Aufnahme in die Cohortes habe ich einen Weg eingeschlagen, der mir sehr viel bedeutet. Wir sind hier erst ein paar Schritte gegangen.


    Bevor ich also jemals ans Heiraten denken würde, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Zuerst möchte ich hier die Ausbildung gut ableisten und mir meinen festen Platz bei den Cohortes verdienen. Habe ich das erreicht, möchte ich mir Diensterfahrung aneignen und selbstverständlich auch aufsteigen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, die mir schon immer gefallen hat.


    Natürlich kann ich nur davon reden, was ich mitbekommen habe. Und zwischen dem was man sieht, sich wünscht und die Tatsache in dem Beruf ist, liegen auch oft Welten. Aber dafür bin ich hier, genau wie Du. Wir werden die Realität der Cohortes kennenlernen. Und das was ich bis jetzt sah, macht mich rundum glücklich.


    Bleibt es so, wüsste ich keinen Grund warum ich all das gegen ein eigenes Haus, samt Frau, Sklaven und dazugehörigem Ärger tauschen sollte. Für unseren persönlichen Genuss wie gesagt, können wir ins Lupanar gehen oder in so manche Taverne mit passendem Angebot.


    Im Moment bin ich zufrieden und rundum glücklich, ich möchte nichts an meiner Situation ändern, dass schließt Dich mit ein. Du trägst maßgeblich dazu bei, ich denke wir haben uns nicht umsonst vor der Tür der Cohortes getroffen Scato. Das hat alles schon seine höhere Bewandnis, glaub es mir", sagte Lurco freundlich.

  • "Für den Erhalt der Linie kann mein kleiner Bruder sorgen." Scato winkte gelangweilt ab. "Oder ein anderer. Die Gens Iunia ist voller fruchtbarer Leute in ihren besten Jahren. Die können sich mit den Hochzeitsverhandlungen und den anderen Unannehmlichkeiten rumplagen, während ich das Imperium beschütze. Sollen die nur mal machen, ich bin da raus."


    Ob Vermehrung Spaß machte, konnte er nicht beurteilen. Er vermutete, dass es wohl so sein müsse, da offenbar jeder die damit einhergehenden Praktiken anpries, aber er konnte nicht auf eigene Erfahrungswerte zurückblicken - was widerum peinlich war in seinem Alter, so dass er den Umstand tunlichst für sich behielt. Den Tag, wo seine Kameraden Ernst machten und ihn mit ins Lupanar schleiften, fürchtete er. Lurcos abschließende Worte waren allerdings sehr freundlich, mehr noch, die waren richtig lieb. Warum nur mussten sie dabei auf diesem verdammten Klo sitzen und nicht gemütlich mit einem Krug Wein in der Hand in einer Taberna?


    "Du trägst auch zu meinem Wohlbefinden bei", gab Scato das Kompliment zurück und musste wegen der lurcotypischen Formulierung grinsen. Vermutlich regte der sich sogar vornehm auf, allerdings hatte Scato ihn noch nie aufgebracht erlebt. Lurco war die Inkarnation der Ruhe und Perfektion.


    Scato stand auf und zupfte die Tunika zurecht. Ein Kontrollblick auf die Sitzfläche offenbarte, dass dort alles sauber und trocken geblieben war. So wusch er seine Hände und wartete auf Lurco.

  • Lurco beendete sein Geschäft das er begonnen hatte, reinigte sich, den Kackschwamm und wusch sich gründlich danach die Hände. Die Taberna war eine sehr gute Idee. Scato hatte es auf einmal verdächtig eilig. Aber wer dachte auch schon gerne auf der Latine über so ernste Dinge wie heiraten nach.


    "Auf in die Taberna Scato, vergiss das Thema Heirat einfach, dafür sind wir beide eindeutig zu jung und wir haben gerade erst einen neuen Lebensweg eingeschlagen. Ob es je dazu kommt, liegt nicht nur alleine an uns. Und ob wir dass später überhaupt wünschen, steht auch auf einem anderen Blatt.


    Lass uns in die von Dir angesprochene Taberna gehen. Aber wo wir schon dabei sind über die Zukunft zu reden, was hast Du eigentlich mit Deinem Sold vor? Ein klein wenig planen könnte uns nicht schaden. Wo Du gerade von der Taberne gesprochen hast, habe ich mich gefragt ob wir uns so etwas nicht anschaffen sollten.


    Eine kleine gemütlliche Taberna, wo man einen heben gehen kann. Wir haben dort jeweils einen Privatraum und wir machen damit noch Geld. Besser kann man seinen Sold doch nicht anlegen. Privates Haus, Taberna und Einnahmequelle in einem. Wie klingt das für Dich?", fragte Lurco gut gelaunt und folgte Scato.

  • "Sagte ich Taberna? Wir gehen in die Lagerthermen", entschied Scato. Ihm tat nach dem dank Lurco verpatzten Geschäft ein wenig der Bauch weh und das warme Wasser würde Linderung verschaffen. Dort konnten sie auch ihr Gespräch über die Zukunft in würdigerer Umgebung fortsetzen.


    Lagerthermen >>

  • Irgendjemand musste wohl die Diskussion über den Namen des Objekts mitbekommen haben, mit welchem die Soldaten sich den Allerwertesten zu reinigen pflegten. Denn kurz darauf fand sich eine neue Kritzelei an der Wand, welche in belehrender Manier verkündete:


    "LEUTE, die Dinger, die da in der wassergefüllten Amphore ihrer Benutzung harren, heißen nicht Arschbürste und erst recht nicht Kackschwamm. Martial schrieb in seinen Epigrammen von einem "elenden Schwamm an einem ehrlosen Stab", weil er wohl auch nicht wusste, wie so ein Ding heißt. Die korrekte Bezeichnung dafür lautet ganz simpel Xylospongium! Und könntet ihr bitte aufhören, euch damit den Hintern abzuwischen? Das ist eklig. Dafür gibt es Stofffetzen, die man nach dem Benutzen einfach in die Latrine wirft. Das Xylospongium dient ausschließlich als Reinigungsbürste für die Sitze!"


    "Klugscheißer kann niemand leiden", lautete die handschriftliche Antwort.


    Und: "Jeder sagt dazu Kackschwamm und nicht Latrinenschwamm, was den Zweck wohl klar macht."


    Eine weitere Inschrift fragte: "Quietus?!"

  • PPP - So lautete die neue Inschrift, die Scato beim gemütlichen Sitzen auf der gegenüberliegenden Wand entdeckte. Sie stand da schon eine ganze Weile und niemand hatte sich dafür interessiert, bis eine vertraute Handschrift sie entdeckte und kommentierte.


    Sie fragte: "Partizip Perfekt Passiv?"


    "Du schon wieder, Quietus?", rügte jemand vorwurfsvoll. "Irgendwann haben wir hier ein Latrinen-Lexikon wegen dir."


    "In tausend Jahren ist das vielleicht alles, was von uns noch übrig ist."


    "ROMA AETERNA!" Das hatte Scato selber ergänzt. Dass irgendwann nur noch die Latrinen übrig bleiben sollten, in denen irgendein Gelehrter herumwühlte, um ihre Inschriften zu entziffern, fand er keine motivierende Vorstellung und so hatte er versucht, die Moral wieder ein wenig zu heben.


    "Nix Partizip-Arschlecken. Das heißt Potitus Paccius Proximus", ereiferte sich ein anderer.


    "Ach ja? Und wer soll das sein?"


    "Na ICH! Ich habe mich da verewigt!"


    "Dann wissen wir, wer das nächste Mal die Wände streicht."


    "Ich war das nicht! Der echte PPP."

  • Ohne zu klagen trat Scato seine Strafe dafür an, dass er Lurco während des Ringkampfs auf dem Exerzierplatz bewusstlos zu Boden geschickt hatte. Gemeinsam mit anderen, die sich irgendetwas hatten zuschulden kommen lassen und jenen, die schlichtweg an der Reihe waren, fand er sich für die folgenden vier Wochen regelmäßig zum Latrinendienst ein.


    Die Latrinen der Kastelle standen denen der Städte in nichts nach. Dem Zusammenhang zwischen Hygiene und Krankenstand war man sich durchaus bewusst. Entsprechend gab es in der Castra Praetoria reichlich Frischwasser, gut gepflegte Latrinen und wundervolle Thermen. Dennoch hatten die CU-eigenen Latrinen keinen Anschluss an das Abwassersystem. Darüber machte Scato sich so Gedanken. Das Schaufeln störte ihn nicht sonderlich, aber der Fäulnisherd inmitten der Castra, der übles Miasma im zu Hause der Urbanici verbreitete. Der Anschluss an das Abwassersystem war freilich sehr aufwändig, insbesondere, da das Abwasser direkt in den Tiber geleitet wurde und die Castra von diesem weit entfernt war, aber wäre im Sinne der Hygiene in seinen Augen durchaus sinnvoll. Bislang war es regelmäßig notwendig, die Hinterlassenschaften der Soldaten von Hand herauszuschaufeln, damit das Ganze nicht irgendwann überquoll und trotzdem waren die Latrinen ein Hort für Geziefer. Die Fliegenplage hielt sich um die Jahreszeit in Grenzen, aber im Hochsommer würde es schlimm sein.


    Leider war er nur ein Tiro und seine Gedanken würden niemanden interessieren. Anders würde es freilich aussehen, wenn ein Optio valetudinarii sich mit diesem Vorschlag an die zuständigen Stellen wenden würde. Generell würde Scato sich gern mal mit diesem unterhalten. Oder vielleicht vorher mit Centurio Octavius Maro in dessen Officium. Eine Zusatzqualifikation als Sanitäter, sobald er die Grundausbildung absolviert hatte, würde Scato gefallen - nur für den Fall, dass Lurco mal wieder umkippte. Scato grinste beim Schaufeln in sich hinein. Irgendwo war das Ganze ja trotzdem lustig gewesen.


    Am Ende der Plackerei war es stockfinster. Ein Fahrer mit einem Wagen würde den stinkenden Berg aus der Castra schaffen, um ihn draußen gewinnbringend an einen Bauern als Dünger für seine Felder zu verkaufen. Scato erklärte dem Fahrer, Soldatenmist sorge für besonders widerstandsfähige Feldfrüchte - und da auch Lupercischeiße darunter sei, für besondere Fruchtbarkeit.


    Am folgenden Tag begab sich Scato mit Lurco gemeinsam zum Officium ihres Centurios, um mit diesem über ihre Möglichkeiten für die Zukunft zu sprechen.

  • "Na wie läufts?"


    Furius stellte sich, mit einem Lächeln im Gesicht, einige Schritte abseits auf. Neugierig musterte er den Tiro der gerade dabei war eine der Rinnen zu säubern. Die Werkzeuge waren einfach. Eine Schaufel, Besen und mehrere Lappen und Eimer lagen oder standen in Reichweite des jungen Mannes.


    " Schöner Tag heute, nicht wahr? Aber das wirst du sicher schon bemerkt haben. Bist ja schon länger auf den Beinen heute."


    Weiterhin lächelnd trat der Furier nun näher und betrachtete kurz das bisherige Werk. "Vergiss nur nicht die Sitzfläche. Die ist am wichtigsten." Der Grund sollte auf der Hand liegen und bedurfte keiner weiteren Erklärung.

  • Der Tag war in der Tat schön, der Frühling schickte die ersten warmen Tage und die Abendsonne schien romantisch auf die Latrinen der Cohortes Urbanae, während ein singendes Vogelpärchen liebestrunken über den Himmel schwirrten. In den Latrinen jedoch herrschte eisige Stille, die einen zuvor ausgebrochenen Streit abgelöst hatte. Die hier arbeitenden Tirones und Milites schauten ziemlich verbiestert, Scato hingegen amüsiert. Er fand die ganze Situation dermaßen schräg, dass sie schon wieder komisch war.


    "Ja, diiie Sitzflächen", wiederholte Scato gedehnt und versicherte sich mit einem unauffälligen Seitenblick, dass ein gewisser Kamerad gerade außer Hörweite arbeitete. "Hier gab es vorhin fast eine Schlägerei wegen dieser verdammten Kackschwämme", sprach er gedämpft. Er wies auf die Amphore, aus der mehrere Stöcke ragten, ein Xylospongium war herausgefallen und lag traurig daneben. "Was würdest du sagen: Sind diese Dinger zum Reinigen der Sitzflächen oder zum Abputzen des Allerwertesten gedacht? Der Kamerad wollte damit die Sitzflächen schrubben, weil irgendwer das so an die Wand geschrieben hat. Aber weil jeder damit den Hintern wischt, wäre die Sitzfläche hinterher doch schmutziger als vorher!" Das kam davon, wenn kein Vorgesetzter eine Entscheidung fällte.


    Entsprechend sah auch die Sitzfläche der Mannschaftslatrine aus. Während der Graben unter der linken Seite inzwischen fast fertig ausgehoben war und schon der Kalk für den finalen Arbeitsschritt bereitstand, sahen die Sitzflächen um manche Öffnung herum aus wie eine Herdfläche, nachdem die Puls übergekocht war. Nicht wenige Kameraden zogen es inzwischen aus Ekel vor, im Stehen ihr Geschäft zu erledigen, was die Lage noch verschlimmert hatte. Der Graben war sauberer als die Latrinen selbst.

  • Appius hob verwundert eine Braue. DER Grund eines Streites in den Latrinen war ihm neu. Anscheinend gab es wirklich keine Anweisung bzw. Einweisung in der Handhabung der Gerätschaften.


    Mit einer kurzen Bewegung schob er seinen Helm ein Stück in den Nacken was jedoch nicht den gewünschten Effekt hatte. Der Nackenschutz machte es schwierig.


    " Also ernsthaft..." Appius grinste nun breit: " Zu meiner Zeit stritten wir eher darum mehr den meisten Dreck wegmachen musste. Wie sich die Zeiten ändern."


    Mit erhobener Stimme und erhobenen Finger meinte er nun: " Für jene die es nicht besser wissen.....Der Lappen ist zum Arsch wischen da...der Schwamm zum reinigen des Lokus. Jeder der es andersrum bisher gemacht hat.....Prost, Mahlzeit."


    " Traurig dass ein einfacher Tiro es besser weiß als ihr Vögel da." Er blickte zwinkernd zu Scato.
    "Und für all jene die sich nun fragen wer dieser Kasperl nun ist der hier rumnölt. Der Befehl des Centurios hat mich in diese Position, Lage gebracht. Viele von euch kenn ich nicht mal vom Gesicht her. Und ich bin schon eine gute Weile hier. Deshalb kann ich auch mit Recht eine Belehrung vom Stapel lassen."


    Danach wandte er sich wieder an Scato und betrachtete dessen Arbeit.


    "Gut gemacht, Tiro. Übrigens...ich bin Furius Cerrentanus. III. Centurie."

  • Das unverdiente Lob heimste Scato mit einem zustimmenden Blick ein, als ob er die ganze Zeit über schon Cerretanus´ Meinung vertreten hätte. In Wahrheit hatte er zu denen gehört, die sich mit dem Xylospongium das Hintertürchen poliert hatten. Zusammen mit den anderen Liebhabern des angenehm kalten, weichen und anschmiegsamen Schwamms würde ihn eine harte Zeit der Gewöhnung an einen schnöden und herzlosen Lappen erwarten, der hinterher zu Recht achtlos in der Grube landete.


    "Sisenna Iunius Scato, Cohors XII, Centuria III!", stellte Scato sich nun auch vor, erfreut darüber, jemanden aus der gleichen Centurie kennenzulernen. Wenn sie in der gleichen Centurie dienten, dann logischerweise auch unter dem gleichen Centurio. Der Mann würde den guten Maro ebenfalls auf dem Exerzierplatz kennen und lieben gelernt haben. "Uuund", fragte Scato honigsüß, "für welche Untaten musstest du hier schon Scheiße schippen?"


    Er hoffte auf eine haarsträubende Anekdote. Nicht zuletzt sorgte das Gespräch dafür, dass er ein Päuslein machen konnte, während die anderen nun endlich wussten, wie die Sitzfläche korrekt zu reinigen war und sich an die Arbeit machten, damit sie noch vor Sonnenuntergang fertig wurden.

  • Die Frage: Was hast du verbrochen um die Latrinen schrubben zu dürfen, wurde wahrscheinlich von Generation zu Generation weiter gereicht. Nicht beschäftigte einen Tiro mehr als das Vorleben der Dienstälteren......


    Appius verzog das Gesicht. Schon lange hatte er nicht mehr an die Ereignisse vor 2 Jahren gedacht. Selbst die Peitschenhiebe waren aus seinen Gedanken verschwunden. Und nun......



    " Lass mich dir einen Rat geben. Wie wertvoll dieser ist kann ich nicht sagen." begann Appius:" Verhalte dich ruhig. Fall nicht auf. Und wenn dann zur Rechten Zeit am Rechten Ort und wegen eines driftigen Grundes. Verstanden?"


    " Und warum ich die Latrinen schrubben durfte....Vor 2 Jahren...vllt erinnerst du dich oder hast zumindest davon gehört.....ging es ziemlich rund hier in Rom. Und ich meine nun nicht diverse Orgien in diversen Villen sondern so wirklich rund.....


    An dem Tag an dem die Sklaven sich zum Aufstand erhoben hatten fanden Spiele statt. Spiele der Aedile. Und dies in Rom geschah und jeder weiß wer für die Ordnung in Rom zuständig ist.....ja genau...wir.....hatten die Urbaner auch die Ehre und das Vergnügen zu den Spielen zu eilen und dort für Sicherheit zu sorgen. Schliesslich waren dort hochehrenwerte Herrschaften und diese musste man unbedingt vor dem Mob retten.


    Also...wir sind natürlich im Laufschritt dort hin, Ich war nicht weiter als du....und musste schon mit der harten Realität auf Kuschelkurs gehen....., um dort die Herren und Damen zu beschützen und die Sklaven in Schach zu halten.
    Tumult da, Tumult dort. Ich, unerfahren und liebenswert zuvorkommen, rettete einer dieser Damen die allein und verletzt in einer Nische rumkugelte. Allein hatte ich mich zu ihr gekämpft und brachte die Dame schliesslich wieder zurück zur Truppe bei der sich auch nun hohe Würdenträger eingefunden hatten. Weitere Ausführungen erspar ich dir bezüglich des Verlauf des Sklavenaufstandes.


    Nicht weil ich die Frau gerettet hatte sonder weil sich die Frau traute in die Castra zu kommen um sich zu bedanken. Dort aber wurde sie von einem Kamerade aufgehalten und gleich festgesetzt. Was mich wiederum in die Situation brachte ihr beizustehen und so jemand dachte dass mein Tonfall einem Vorgesetzten nicht angebracht gewesen sei. Schlussendlich hatte mich diese Aktion 20 Peitschenhiebe gekostet.


    Darum rate ich dir nochmals....Maul halten, nicht zappeln und nur dann wichtig sein wenn es nötig ist. kapiert?"


    Und wer den Furier kannte war höchstwahrscheinlich über die Massen an Worten erstaund die dieser in diesem Moment von sich gab.

  • Es gelang Scato, eine absolut steinerne Miene aufrecht zu erhalten, während Cerretanus seine Geschichte zum Besten gab, wie er zunächst eine wildfremde Zivilistin rettete, was nun wirklich nicht zu den Aufgaben der CU gehörte, und sie dann auch noch nach ihrem Eindringen in die Castra verteidigte, anstatt seinen Kameraden dabei zu unterstützen, sie festzusetzen. Dass sie sich bedanken wollte, konnte schließlich auch nur ein Vorwand gewesen sein. Und das alles auch noch während eines Sklavenaufstandes! Dass eine Fremde in der Castra nichts verloren hatte, wo Waffen lagerten und militärische Interna besprochen wurden und man wichtige Unterlagen archivierte, würde Cerretanus mehr als nur deutlich eingepaukt worden sein. Als Scato jedoch hörte, dass Cerretanus bisweile stockte, verging ihm das gedankliche Feixen über dessen argloses Gebaren wieder. Offenbar hatte seine Strafe ziemlich gesessen. Der Mann hatte es, wie so viele, einfach nur gut gemeint und damit - zum Glück nur sich selbst - in die Scheiße geritten.


    "Ein weiser Mann sagte einmal: Jede große Katastrophe beginnt damit, dass es irgendein Hirni gut meint", sprach Scato fürsorglich. "Mach dir nichts draus, am Anfang ist fast jeder irgendwann mal einmal mit Latrinendienst an der Reihe. Und hey, sieh es mal so: So lange wir Strafarbeiten aufgebrummt bekommen, halten unsere Vorgesetzten uns für nützlich und glauben daran, dass wir uns bessern. Besser, als wenn sie uns gleich rausschmeißen."


    So erzählter er, um ihn aufzumuntern, lieber seine eigene Geschichte.


    "Ich wurde zum Scheißeschippen verdonnert, weil ich mich beim Ringkampf ins Gesicht eines Kameraden gesetzt habe, woraufhin dieser ohnmächtig wurde. Wir haben uns inzwischen wieder versöhnt. Nur muss ich ihm allerdings nun auch noch die traurige Nachricht überbringen, dass er das Xylospongium fortan anders benutzen muss."


    Gedanklich hörte er den triumphierenden Aufschrei von Quietus, der SIEHSTE! schrie.


    Maul halten und ruhig verhalten, nicht zappeln ... puh. Das waren Tipps, die für Scato wie schier unmögliche Hürden erschienen.


    "Ich frage mich, ob unser geliebter Centurio auch einst hier schippen musste. Und wenn ja, wofür", sinnierte er. Das würde ihn in der Tat interessieren, denn solche kleinen Vergehen machten die Soldaten doch irgendwo auch menschlich und weniger unnahbar, fand er.

  • " Ja. Und wenn es nicht diese Hirnis gäbe würde die Welt in Scheisse versinken." antwortete Appius mit einem Grinsen.


    " Was Centurio Octavius angeht so bin ich mir auch recht sicher dass er die Ehre hatte. Aber.....Wir werden es wohl nie erfahren. Ausser es findet sich ein Hirni der ihm die Frage aller Fragen stellt."


    " So aber nun gut mit plaudern. Mach deine Arbeit weiter. Schliesslich sind wir hier nicht da um uns Geschichten zu erzählen. Die kannst du dir für deine Kinder und Kindeskinder aufheben. Sofern es soweit kommt." Schliesslich überlebten die meisten den Dienst beim Militär nicht. Oder zumindest nicht im Ganzen.

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