Bericht der Inquisitio Senatus Causa Ulpianum

  • “Wenn es im Senat keinen Widerspruch dazu gibt, dann würde ich ein solches Vorgehen den Vorzug geben.“
    Quarto blickte in die Reihen der Senatoren, ohne wirklich mit einer Wortmeldung zu rechnen.

  • Macer nickte nur. Aus seiner militärischen Erfahrung heraus gefiel es ihm immer besser, wenn einer mit einer Aufgabe betraut wurde, als wenn man erst komplizierte Ausschüsse bastelte.

  • Hungi hatte schon ganz auf dieses Thema vergessen, bis ihn ein Scriba darauf ansprach, weil dieser ein paar seiner eigenen (!) Worte nicht lesen konnte. Hungi verdrehte die Augen und merkte sich diesen Scriba als nicht beförderungswürdig. Doch das Ulpianum hingegen sollte endlich gebaut werden, zu lange schon steht dieses Projekt in der Planungsphase.


    Senator Quarto? Gibt es einen Fortschritt zur Causa Ulpianum?

  • Quarto stand auf, um zu antworten:
    “Die Suche nach einem geeigneten Standort ist nicht einfach, Senator Vinicius Hungaricus. Er soll sowohl den Menschen gefallen, wie auch den Göttern.
    Ich bitte darum, mir noch ein wenig Zeit zu gewähren, bevor ich meine neuen Vorschläge dem Senat unterbreite.“


    Immer diese Eile, schien sein Gesichtsausdruck sagen zu wollen.

  • Wenn man die Leute nicht erinnerte, galt man als fauler Princeps Senatus, wenn man es doch tat, dann war man ein Sklaventreiber. Nichts konnte man recht machen. Auch gut.


    In Ordnung. Du wirst den Senat sicher rechtzeitig informieren.


    '...weil ich werde es sicher nicht tun.' dachte Hungi den Satz zuende und wandte sich dem nächsten Tagesordnungspunkt zu.

  • …fiel ein Senator auf, weil er von zwei Staatssklaven eine fast mannshohe Holztafel in die Curia Iulia schleppen ließ. Es war Aelius Quarto und solches Treiben kannte man schon von ihm.


    Als sich die Halle halbwegs gefüllt hatte, ergriff er das Wort:


    “Verehrtes Kollegium, wie ihr euch sicher alle erinnert, hat mich der Senat beauftragt einen neuen Vorschlag zu erarbeiten, wo denn das schon so lange geplante Ulpianum gebaut werden könnte.
    Der ursprünglich ins Auge gefasste Bauplatz war vielen Menschen, vor allem aber auch den Göttern nicht genehm.
    Ich habe nun einen neuen, geeigneten Ort gesucht und glaube ihn gefunden zu haben.
    Auf dieser Tafel seht ihr einen Teil des Forum Romanum.“


    Er wies auf die von den beiden Sklaven gehaltene Tafel.



    “Ihr seht hier das Forum Romanum, wie es die Vögel sehen. Links unten einen Teil des Palatin, rechts das flavische Amphitheater. Quer in der Mitte einen großen Teil des Forums, mit der Basilica Aemilia, dem Forum Pacis und dem Atrium Vestae und so weiter. Ihr seht auch den neuen Tempel der Venus und der Roma und deneben, dass rote hier…“, er tippte auf die besagte Stelle: “Dort würde nach diesem Vorschlag künftig das Ulpianum stehen.“

  • Macer brauchte den Plan nicht lange zu betrachten, da er durch seine Rundgänge durch die Stadt die wichtigsten Straßen inzwischen ziemlich auswendig kannte. So war ihm die Stelle an der Via Sacra, an der als eine der wenigen in diesem Bereich keine öffentlichen Gebäude standen, gut bekannt.


    "Auf den ersten Blick sieht dieser Vorschlag sehr überzeugend aus. Was für Abrissarbeiten werden an dieser Stelle genau notwendig sein?"

  • Hungi schaute sich eingehend die Tafel an und stutzte. Er war kein besonders guter Raumdenker - nun ja, fürs Militärische hatte es gereicht, aber die Stadt war doch etwas anderes - und musste sich erst etwas zurechtfinden und sich das bildlich vorstellen. Schon oft war er am Forum Romanum gewesen, doch nie war ihm ein freier Platz aufgefallen. Doch als Macer was von Abrissarbeiten sprach, bemerkte Hungi seinen Denkfehler.


    Hm, und das geht sich aus? Also von der Länge des Ulpianums her?

  • “Zwischen dem Platz des Forums und der dahinter verlaufenden Seitenstraße wäre ausreichend Platz um das Ulpianum in der Form und Größe zu realisieren, wie es ursprünglich am Forum Traiani geplant war. Allerdings war dort jeweils seitlich ein Portikus eingeplant. Diese Gebäudeteile wurden auch in den neuen Plan mit übernommen, wobei jedoch klar ist, dass hier über die Ausgestaltung und Nutzung dieser Räume nochmals neu nachgedacht werden müsste.“


    Während er sprach wies er auf die beiden kleineren Flügel links und rechts der runden Haupthalle.


    “Was den Bauplatz als solches angeht, so ist es selbstverständlich so, dass auch bei diesem Vorschlag ältere Gebäude abgerissen werden müssten. Wollen wir in exponierter Lage bauen und nicht irgendwo außerhalb des Pomeriums, ist es in dieser Stadt bei einem Gebäude in der Größe des geplanten Ulpianums schlicht unmöglich, einen noch freien Bauplatz zu finden. Dafür ist Rom einfach zu dicht bebaut.
    An dem jetzt vorgeschlagenen Ort befinden sich jedoch keine aktiv genutzten Bauwerke, die den Göttern geweiht sind. Im hinteren Teil des Bauplatzes, der an die Seitenstraße grenzt, sind es einige private Wohn- und Geschäftshäuser. Der vordere Teil, der am Forum liegt, ist Teil der Horrea Piperataria, der Gewürz- und Arzneimittelmagazine. Diese müssten nicht vollständig, aber doch zu einem großen Teil weichen.“


    Sim-Off:

    Historisch taten sie das erst später, als an dieser Stelle Anfang des 4. Jahrhunderts die Basilika des Maxentius erbaut, deren Überreste man noch heute sehen kann (wobei deren Grundfläche noch größer ist, als das was da jetzt als fiktives Ulpianum zu sehen ist).

  • “Sollte es keine Fragen zum Bauplatz geben…?“, Quarto schaute noch einmal demonstrativ in die Ränge zur Linken und zur Rechten: “…dann würde ich gerne nochmals zur Aufteilung des Ulpianums zurückkommen.
    Wie ich bereits eingangs sagte, würde ich gerne den ursprünglichen Entwurf nur wenig verändern. Damit bliebe es weiterhin bei einer runde Halle mit Kuppel, der Kaiserhalle und einer daran anschließenden Halle, der Heldenhalle.
    Die seitlichen Anbauten, die ursprünglich als Seiteneingänge geplant waren, müssen jedoch umgestaltet werden, denn an diesem neuen Platz werden zu beiden Seiten des Ulpianums Gebäude stehen und Seiteneingänge sind somit relativ unnütz. Der umbaute Raum bliebe auch hier gleich, aber die Eingänge müssten natürlich verschwinden. Auch muss über die Nutzung dieser beiden Räume nachgedacht werden.
    Mein Vorschlag wäre nun, diese beiden Räumen nicht den Protagonisten zu widmen, sondern ihren Taten. Ich könnte mir da zum Beispiel vorstellen, dass hier die Feldzeichen besiegter Feinde gezeigt werden oder andere Beute aus Ländern, die wir uns untertan gemacht haben.“

  • Quarto quittierte Agrippas Worte mit einem dankbaren Lächeln. Wenigstens einer, der sich zu äußern wagte.


    “Es gibt noch eine weitere Frage zu klären. Welche Inschrift soll den Architrav über dem Eingang zieren?“

  • Macer versuchte, sich die Änderungevorschläge im Geiste bildlich vorzustellen. Dass er in seiner Tasche nach einiger Suche eine schnelle Skizze mit der alten Bauplanung gefunden hatte, half ihm dabei ein wenig. In Gedanken wanderte er durch das Gebäude, ließ die genannten Eingänge verschwinden und versichte sich die Raumwirkung auszumalen. Am Ende seines Rundgangs nickte er.


    "Das klingt nach einer überzeugenden Planung. Die Widmung der beiden Räume für herausragende Taten halte ich für eine sehr gute Idee, die sicher zur Würde des Bauwerks beiträgt und den Ruhm der Ulpia noch steigert.


    Die Frage nach der Inschrift ist natürlich eine sehr wichtige. Es muss alles relevante enthalten sein, angefangen vom Namen unseres amtierenden Kaisers über die Tatsache, dass der Senat den Bau beschlossen hat bis hin zum Datum."


    Macer dachte an andere große Bauinschriften, die von beträchtlichem Umfang waren und deren Inhalt sicherlich bei ihrer Eintragung ebenfalls ausführlich diskutiert wurde.

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