[Scriptorium] Die Schreibstube

  • Mit schnellen Schritten überquerte Hadamar den Gang und platzte ins Nachbarzimmer hinein, in das der Scriba ihn geschickt hatte. „Optio Duccius Ferox. Ist Primus Pilus Artorius noch hier?“


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Massa fuhr genauso wie der Scriba vor ihm zusammen, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde.


    "Mensch Junge", stieß er erleichtert aus, als er merkte, wer bei der Schwelle stand. Schnell klärte sich, wen Duccius sprechen wollte, und nach dem Auftritt interessierte Massa durchaus, was sein Optio loswerden wollte.
    "Ich hoffe doch nicht, dass es brennt", unkte er.




    Primus Pilus

  • Und da stand er ja. Hadamar ging auf seinen Centurio zu und warf einen kurzen Blick zu dem Scriba, der ein Stück weg saß. „Hu?“ machte er dann verwirrt, bevor er kurz den Kopf schüttelte und sich räusperte. „Entschuldige, Centurio. Nein, brennen tuts nicht, nur...“ Wieder ein Blick zum Scriba. „Ich hab doch eigentlich frei gehabt und war bei meiner Familie, und einer meiner Verwandten ist wieder zurückgekommen, und...“ Er kam ins Plappern. Mist! Hadamar räusperte sich und kam auf den Punkt, mit gesenkter Stimme, so dass der Scriba ihn nicht würde verstehen können, es sei denn er strengte sich verdammt an. „Aegyptus rebelliert auch gegen den Kaiser in Rom.“


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Zuerst klang es nach Lappalie und Massa schaltete bereits auf Durchzug, als die Sprache auf Familie und Gerede kam. Deswegen schaltete er nicht sofort, als Duccius verstummte. Die letzten Worte klangen eine Weile nach, bevor sie entsprechend verarbeitet wurden und die Bedeutung dem Centurio klar wurde.


    "Wie stark ist diese Information gesichert?", fragte er mit ebenfalls gedämpfter Stimme zurück. Er kniff dabei sein rechtes Auge zusammen, so als könne er dadurch besser kombinieren. Einer Kombination bedurfte es jedoch nicht, um zu bemerken, dass diese Information dem Stab bisher nicht bekannt war.




    Primus Pilus

  • Einen Augenblick herrschte Schweigen, und Hadamar fragte sich schon, ob er das noch mal sagen sollte. Oder eine Nachfrage stellen, so in etwa, ob der Centurio alles verstanden hatte... oder ob das vielleicht doch nicht so wichtig war, wie er geglaubt hatte. Dann allerdings reagierte der Primus Pilus doch, und Hadamar machte eine vage Geste mit der Hand. „Ich hab's von meinem Vetter erfahren, der direkt aus Aegyptus gekommen ist. Er...“ Hadamar räusperte sich ein weiteres Mal. „Er hängt da mit drin, meinte er, sein Name steht jetzt auch auf der Verräterliste.“ So nach und nach wurde Hadamar erst bewusst, was das eigentlich hieß – was Witjon schon gesagt hatte: auf dieser Verräterliste stand jetzt Duccius mit drauf. Das war auch sein Name, und damit hing auch er irgendwie noch mal ganz anders in dem Ganzen mit drin als bisher... „Er ist Familie. Ich trau ihm.“


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    "Nicht unwichtig das Ganze", kommentierte Massa. Es blieb offen, ob er ausschließlich die neue Information oder die Situation und die Verräterlisten im Reich, einschließlich Germaniens meinten. Die Information sollte im Stab bekannt und beraten werden, das entschied Massa sofort, aber er überlegte, wie er es am besten anstellen sollte. Schließlich kam ihm eine Idee.


    "Ich brauche das schriftlich, mit Namen und so. Fakten zählen, und die hast du offenbar. Ähm… ich bringe die Nachricht zum Legaten und der soll entscheiden, ob er eine Rücksprache wünscht oder ob ihm die Zeilen ausreichen. Genau, so machen wir das." Massa betrachtete seinen Optio. Dabei wurde ihm klar, dass er dessen Familie, die - in welcher Weise auch immer - verwickelt war, nicht kannte. Ein Zustand, der in Friedenszeiten kaum vorkam, aber im Augenblick hingenommen werden musste. Einen der nächsten Abende würde er sich dafür einmal Zeit nehmen, denn Zusammenhalt kam nicht von ungefähr, sondern von Geben, Vertrauen und offene Ohren schenken.




    Primus Pilus

  • Schriftlich. Schriftlich? Hu? Wieso sollte er das Zeug jetzt aufschreiben, bei allen Göttern? Wo er doch alles andere als gut war, was Lesen und Schreiben betraf? Gut, er hatte häufig geübt, hatte echte Fortschritte gemacht, war deutlich schneller als früher, und auch besser... dafür, dass er bei seiner Musterung noch so elend langsam im Lesen gewesen war, dass er die Bildchen für den Sehtest hatte beschreiben müssen, damit der Medicus hatte sicher gehen können dass er keine Sehschwäche hatte, hatte er sich doch deutlich verbessert. Aber gut war halt doch noch was anderes. Er konnte nicht sonderlich schön schreiben, und er wusste selbst, dass er nicht alles richtig schrieb, jedenfalls nicht wenn er unter Druck stand. Und so gut er reden konnte – wenn es darum ging, Worte dann zu schreiben, dann... fehlten sie ihm irgendwie scheinbar.
    Dem Primus Pilus konnte er allerdings schlecht nein sagen, und deswegen nickte Hadamar nur – ein wenig unglücklich – und wandte sich zum Scriba um. „Ehm. Was zum Schreiben. Bitte.“ Er zog sich einen Stuhl heran und begann, auf der Wachstafel zu kritzeln, die der Scriba ihm in der Zwischenzeit hingelegt hatte. Seine Stirn lag in tiefen Furchen, aber er konnte sich kaum die Zeit lassen, die er sich eigentlich gewünscht hätte, um das wenigstens so gut wie möglich zu machen. Ordentlicher schreiben. Schöner formulieren. Noch mal lesen. Fehler verbessern. So was halt. Himmel, das landete beim Legat, und er... Hadamar presste die Kiefer aufeinander und verdrängte den Gedanken. Half ja nix – also schrieb er einfach. Würde schon irgendwie passen.


    Als Hadamar fertig war, stand er auf und reichte seinem Centurio die Tafel. Seine Ohren nahmen dabei eine leicht rötliche Färbung an, und er räusperte sich, um seine Verlegenheit zu überspielen. „Uhm... Meine Familie weiß nicht, dass ich diese Infos weiter geb. Könntest... würdest du den Legaten bitten, meinen Verwandten nicht bloß zu stellen, wenn... wenn er's vermeiden kann?“



  • Centurio Marcus Artorius Massa



    Massa nahm die Tafel entgegen, überflog sie und versuchte, Duccius zu beruhigen.
    "Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Hier geht niemand hausieren, es geht nur um die Quelle und deren Beurteilung." Nachvollziehen konnte er aber die Sorge seines Optios, schließlich besaß die Ursprungsfamilie auch weiterhin große Bedeutung, auch wenn sich ein Mann für die Lebenskarriere Militär entschieden hat.
    "Gut gemacht", lobte Massa, legte die Hand auf die Schulter des Optios, klopfte zweimal und verließ dann mitsamt Wachstafel die Schreibstube, um einen Gesprächstermin mit dem Legaten zu vereinbaren. Seine Angelegenheit in der Schreibstube konnte er bereits erledigen, bevor Duccius hereingepoltert kam.




    Primus Pilus

  • Hadamar nickte sichtlich erleichtert. „Danke, Centurio.“ Und obwohl er immer noch aufgewühlt war und unschlüssig, was er von dem Ganzen zu halten hatte, und auch nicht sicher, ob er gerade wirklich das Richtige getan hatte, dass er der Legio den Vorzug gegeben hatte... freute er sich doch über das Lob des Primus Pilus. Er klopfte ihm sogar auf die Schulter, das wollte was heißen.
    Er salutierte, als der Centurio dann den Raum verließ, und stellte sich danach erst die Frage, was er jetzt machen sollte – immerhin hatte Artorius nichts zu ihm gesagt. Aber da konnte er dann wohl einfach davon ausgehen, dass er erst mal nicht mehr gebraucht werden würde... die würden ihn schon holen dann. „Vale“, warf er also dem Scriba noch hin und verließ dann ebenfalls das Büro.

  • Der letzte Tag vor dem Abmarsch hielt noch viel Arbeit für Menecrates bereit. Eine der wichtigsten Vorbereitungen bestand im Durchgehen der Personalakten. Dazu begab sich der Legat ins Schreibzimmer, weil dort die Akten lagerten. Er ließ die Tür verschließen, weil er geraume Zeit keine Störung gebrauchen konnte.


    Nach und nach ging er mit Hilfe seiner Schreibkräfte die einzelnen Centurien durch, ließ sich Namen und Dienstrang sowie Dienstzeit nennen. Wenn er eine Veränderung wünschte, griff ein Scriba zum Griffel und bereitete eine Ernennungsurkunde oder einen Umsetzungsbefehl vor. Anschließend unterzeichnete der Legat und drückte sein Siegel auf das Dokument.


    In den Genuss einer - teils sogar deutlichen - vorzeitigen Beförderung kamen etliche, unter ihnen auch:
    Lucius Helvetius Corvinus
    Gaius Artorius Regulus
    Tiberius Quintilius Tacitus

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/56.jpg "Mahlzeit.", murrte der weiterhin schlecht gelaunte Soldat als Begrüßung zu den Schreibern im Scriptorium und deutete auf den Domitius hinter sich, "Ich hab den Praefectus Praetorio der Provinz mitgebracht.. der möchte mit dem Legaten sprechen. Oder einen Termin abmachen... naja, seht es selbst."
    Sprach's, machte auf dem Absatz kehrt und ließ das hohe Tier mit den Schreibern alleine..

  • Zitat

    Madarus: "Ich hab den Praefectus Praetorio der Provinz mitgebracht.."


    Die Schreibstube betrat ich hinter dem unvergnügten Soldaten und trat zur Seite als er sein Sprüchlein sagte, damit die Schreiber mich auch sehen konnten.


    "Salvete Scribae, is ja nett von dem Wachhabenden, dass er mich zum Praefectus Praetorio ernannt hat. Damit aber der Legatus Legionis mich nicht mit irgendjemand anderem verwechselt, machen wir mal schnell aus dem 'Praefectus Praetorio' einen ganz normalen 'Princeps Praetorii'. Ich möchte gern den Legatus Legionis sprechen und würde mich freuen, wenn einer von euch mal feststellen würde, ob der auch Zeit für mich hat."

  • „Salve, Praefe, eh, Princeps Praetorii“, grüßte der Scriba. „Der Legat macht grad ne Inspektionstour durch Castellum, einen Augenblick wirst du warten müssen... Ich schick ihm jemanden hinterher.“ Gesagt, getan. Lange musste der Princeps Praetorii auch nicht warten: während der Scriba weiter seiner Arbeit nachging, machte sich ein anderer auf die Suche nach dem Chef, der auch kurz darauf im Vorzimmer seines Officiums eintrudelte.



    Manius Arennius Cavarinus

    http://img153.imageshack.us/img153/4172/874t.jpg
    „Salve, Princeps Domitius“, grüßte er den Besucher. „Hab Dank für deinen Besuch.“ Er öffnete die Tür zu seinem Officium und hielt sie für den Besucher auf, kombiniert mit einer Geste, die halb Einladung, halb Aufforderung war einzutreten. „Machen wir's uns da drin bequem. Thalatio, Getränke.“






  • Steifgefroren durch den kurzen Weg im Eisregen und durchnässt bis auf die Knochen tauchte Sönke zusammen mit der Susina auf, die nach ihrem Vater fragen wollte.
    "Miles Marius Madarus." , meldete Sönke sich mit verschnupfter Stimme, "Dies ist Susina Alpina, sie sucht nach ihrem Vater Titus Pollius Nestus, oder so... der soll von den Equites Singulares von Augusta Vindelicum hierher versetzt worden sein, wisst ihr da was?"

  • Alpina sah Sönke genervt von der Seite an. War er wirklich so dumm oder tat er nur so? Konnte er sich nicht ein paar Minuten lang einen Namen merken?
    Sie räusperte sich und sprach dann den Princeps Praetorii mit fester Stimme an.
    "Mein Vater heißt Titus Ollius Festus. Er war Soldat bei den Singulares Legati in Augusta Vindelicum. Dann wurde er, so wie er uns mitgeteilt hat, nach Mogontiacum versetzt. Ich bin nun auf der Suche nach ihm. Leider konnte mir bisher niemand sagen, ob er in Eurer Einheit Dienst tut. Könntet ihr bitte für mich nachsehen?"
    Sie bedachte den Mann mit einem bittenden Augenaufschlag.

  • Der Mann hatte einen strengen Gesichtsausdruck. Er schien nicht begeistert zu sein, die Anfrage einer einfachen jungen Frau zu bearbeiten. Mißmutig machte er sich ans Druchblättern seiner Unterlagen. Mit dem Finger rutschte er über die Namen auf der Liste. Schließlich schien er die Neuzugänge gefunden zu haben.


    Er blickte auf und schüttelte den Kopf.


    Alpina ließ enttäuscht den Kopf hängen. "Danke für Eure Mühe", murmelte sie. Dann drehte sie auf dem Absatz um und verließ das Scriptorium. Sie fühlte sich leer.

  • Corvinus hatte sein "Gefolge" vor der Principa stehen lassen und war reingegangen.
    Notdürftig richtete er seine Rüstung und betrat das Gebäude.
    Er sah immer noch ziemlich abgerissen aus und an seinen Calligae fehlte mehr als nur ein Nagel... ja eigentlich waren mehr weg als noch da. Aber er hoffte das man erkennen würde das es weniger an Schludrigkeit lag sondern einfach an übermäßigen Gebrauch das er aussah wie er eben aussah. Denn die Teile die ihm noch möglich waren "instand" zu halten wie z.B. seine Rasur oder Metallteile der Ausrüstung trugen nur den Dreck des einen Marschtages.


    Er betraut das Scriptorium und meldete sich:
    "Centurio Lucius Helvetius Corvinus....", scheiße seine Centurie war bestimmt aufgelöst, neu aufgestellt, neu geführt und was sonst noch alles in den Monaten seiner Abwesenheit.... dies brauchte ihn "leicht" ins stocken.
    "Ähm Centurio Lucius Helvetius Corvinus meldet sich von Sondermission zurück!"


    Erwartungsvoll blickte er jetzt einen Scriba an. Natürlich wollte er sich nicht bei dem zurückmelden aber da er keine Ahnung hatte wie es hier führungsmäßig inzwischen aussah hoffte er einfach der würde ihn schon vor die richtige Nase bringen.

  • War mal wieder typisch jeder Schreiberling duckte sich hinter sein Pult. Könnte ja Arbeit bedeuten wenn man jetzt auf Corvinus Ansage reagierte. Doch viel Lust noch länger zu warten verspürte Corvinus nicht wirklich. Er wollte das hier hinter sich bringen sich dann ausruhen und dann so schnell es ging einen sehr unangenehmen Gang zu einem Einheimischen hinter sich bringen.


    Er packte sich also den erstbesten Scriba den er in die Finger bekam.


    "So Freundchen du sagst mir jetzt wo ich den Legaten oder einen der Tribune finden kann damit wir dem Protokoll genüge tun und ich offiziell zurückgemeldet bin! Verstanden?"

  • Der Scriba, den sich der Centurio da einfach griff, zuckte erst mal ordentlich zusammen, bevor er sich halbwegs sammelte. „Ah, eh, ja...“ Er hatte ja gehofft, einer der anderen würde sich darum kümmern. Naja, auch gut. „Centurio Helvetius...“ Er wand sich aus dem Griff und holte ein paar Tabulae hervor, in denen er stöberte. „Von der zweiten Cohorte, richtig? Sondermission?“ fragte er einem etwas zweifelnden Tonfall nach. „Wie auch immer. Der Legat wird dich selbst sehen wollen. Du wirst aber wohl etwas warten müssen.“ Ein weiterer Scriba – so unauffällig sich jeder davor benommen hatte, so eifrig lauschten sie natürlich jetzt – stand bereits auf und signalisierte, dass er sich darum kümmern würde, und der, an den sich der Helvetier gewandt hatte, fluchte lautlos, weil damit die Chance für ihn verpasst war. Der zweite Mann kam allerdings recht bald wieder und nickte nur, und dann hieß es für den Helvetier tatsächlich: warten. Warten. Warten. Bis schließlich der persönliche Scriba das Legaten seinen Kopf hereinsteckte. „Centurio Helvetius? Legatus Arennius empfängt dich jetzt.“

  • Das man die Griffelquäler auch immer erst aufscheuchen musste ging es Corvinus ärgerlich durch den Kopf.


    Kaum hatte er Hand angelegt wurde er bedient.


    Doch bereits beim Scriba des Legaten hatte er sich wieder im Griff. Wäre ja keine gute Idee beim Legaten einen auf Prolet zu machen.


    Er rückte also noch einmal alles zurecht, wischte vorhandene und nicht vorhandenen Dreck und Staub weg und betrat das Officium des Legaten....

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