Schlagabtausch philosophischer Natur: Darf ich zur Diskussion auf die Rostra bitten?

  • Der alte Patrizier auf der Rostra schaute dem merkwürdigen Pärchen aus Tiberius Flaccus, welcher keine Antwort auf seine Fragen noch die angesprochenen Probleme Roms wusste und sich statt dessen lieber in Ausflüchte die an ein altes Weib erinnern mögen flüchtete, und Tiberia Livia, welche eines Senators offensichtlich unwürdig war, einen Moment nach und sprach dann zum Pöbel.


    "Das ist also die Repräsentation des Senats Römer! Welch traurig Abbild von Ehre und Stärke! Wenn ehrwürdige Senatoren keine Antwort auf unbequeme Fragen wissen. so verschwinden sie einfach und tun als ob nichts gewesen wäre! Vielleicht findet sich ja ein ehrwürdiger Römer der die Stärke und den Mut besitzt sich auf einen öffentlichen Diskurs einzulassen? ...Consul?" Sein Blick blieb auf dem Consul hängen der sich auch im Pöbel befand. "Consul Germanicus Avarus. Verschwendet nicht eure kostbare Zeit in solch unwürdigem Geplänkel. Was ist Rom Consul? Seid ihr zufrieden mit den liberal-progressiven Entwicklungen, welche die römische Kultur zersetzen?"

  • "O Consul. Habt ihr denn überhaupt nicht zugehört? Wart ihr so in eurer Geplänkel mit dem älteren Herrn dort vertieft?" Eugenius sah kurz zu Helvetius Tacitus und machte eine Geste in dessen Richtung.


    "Nun, mir ist schon klar das ihr im Senat zusammenhaltet und euch gegenseitig deckt. Unbequemen Fragen aus dem Volk mögt ihr ausweichen, Consul. Es scheint als bist du also mit dem Zustand zufrieden? Du heißt Gleichstellung von Mann und Frau gut? Heißt Vermischung von Patrizier Blut mit Plebejer Blut gut? Heißt den Mangel an Glauben an unsere Götter gut? Ich sagen euch: Die Hedonisten hier möge Jupiter einst abstrafen!"


    Nach kurzer Pause fuhr die wandelnde 'Eiche' der scheinbar nichts anhaben konnte und die es nicht störte wenn sich Wildschweine daran schabten fort...


    "Verehrter Consul. Verehrte Römer. Wenn man mir den Vorwurf fehlender Taten macht, so entgegne ich: Vor der Tat steht das Wort!"

  • Furianus stand amüsiert an der Seite und naschte an seinen Oliven, welche heute doch vorzüglich schmeckten.
    Als er den älteren Mann betrachtete fiel ihm ein Sprichwort ein.


    "Es dauert 3 Sommer um Sprechen zu erlernen, Schweigen hingegen 50 Sommer."


    Belustigt ob seiner Aussage lächelte er ein wenig und nasche weiter.

  • Varus, der einen Apfel kauend in der Menge gestanden hatte, amüsierte sich prächtig über den Mann, der große Reden schwang, aber selbst keinen Verdienst für Rom oder das Imperium nachweisen konnte. Der Schalk blitzte in Varus' Augen, als sich dieser dumme Patrizier immer weiter hineinredete und es selbst nicht einmal merkte. Dennoch hielt sich der Präfekt zurück und sagte nichts dazu, zumindest vorerst. Immerhin war es eine willkommene Abwechslung und lustige Unterhaltung, einem Patrizier zuzusehen, wie er sich immer weiter ins Verderben redete...

  • "Ah! Seht! Wenn haben wir dort? Den geselligen Flavius Furianus, Pata familias der ehrwürdigen Gens Flavia. Nun Flavius, was ist mit euch? Ihr steht dort unten und ich hier oben. Teilt uns eure Weisheiten mit, vielleicht hilft es die Dekadenz gewisser Bürger einzudämmen."

  • Das war ja wirklich traurig, was sich dieser Mann hier leistete. Varus aß seinen Apfel zu Ende und hob die Stimme.


    "Verzeiht einem - wie nanntet Ihr es - "dekadenten und ignoranten Bürger", der, trotz dem, dass er aus der Provinz Hispania kommt, zu wissen glaubt, dass der Pater Gentis der Gens Flavia nicht Flavius Furianus, sondern Flavius Felix ist... Aber ich frage mich gerade, was genau Ihr mit eurer Rede - oder was immer Eure Worte darstellen sollen - bezwecken wollt?"

  • Zitat

    Original von Manius Aurelius Eugenius
    "Ah! Seht! Wenn haben wir dort? Den geselligen Flavius Furianus, Pata familias der ehrwürdigen Gens Flavia. Nun Flavius, was ist mit euch? Ihr steht dort unten und ich hier oben. Teilt uns eure Weisheiten mit, vielleicht hilft es die Dekadenz gewisser Bürger einzudämmen."


    Überrascht nun als Zuschauer angesprochen zu werden verschluckte sich Furianus fast an der Olive und hustete ein wenig. Pater Familias sollte er sein und darüber amüsierte sich Furianus noch mehr, doch ließ er diesen Irrtum unbemerkt. Denn das verlieh seinen Aussagen doch mehr Gültigkeit. 8)
    Er erhob seinen Blick wieder zu dem Aurelier und sagte mit Gleichgültigkeit.


    "Nun, Aurelier. Ich hätte dir mehr Voraussicht zugetraut. Zumindest hätte ich mir, wenn ich du wäre, mehr Rückenwind geholt bevor ich hier Aussagen gegen hohe Persönlichkeiten treffe. Aber gut, du scheinst Mut zu haben und das ehrt dich."


    Er machte eine kleine Pause. Und fuhr dann mit kräftigerer Stimme fort.


    "Nun, ich persönlich begrüße diese "Vermischung" von Patriziern und Plebejern nicht. Das gebe ich zu, doch gab es schon vor langer Zeit nicht diese Bestimmungen diese Verbindungen als Rechtsgültig anzusehen? Nun, du unterscheidest auch stark zwischen dem Stand einer Person. Doch höre, Aurelier, ich könnte auch unterscheiden. Ich könnte nun auch zwischen Gentes Minores, den älteren Familien, und den Gentes Maiores, den ältesten Familien, unterschieden. Doch ich tue es nicht und nehme Patrizier als Kollektiv. Wie ich solltest du auch die Bürger Roms als Kollektiv ansehen und nicht zwischen unseren Klassen unterscheiden. Ich bin diese Diskussionen satt, da wir doch alle wissen, dass aus gerade jenen nichts Sinnvolles entsteht. Darum sollte man solche Diskussionen auch belassen. Aber gut, ich schweife ab."


    Kurz sah er nach oben.


    "Es schmerzt mich, Aurelier, wie es dich schmerzt. Unsere Götter haben wahrlich mehr AUfmerksamkeit verdient und gerade an dieser Mangelt es. Du hast in diesem Gebiet mit deiner Dekadenztheorie Recht. Ich stimme dir voll und ganz zu, dass die Götter uns bald wohl zürnen werden, wenn es so weiter geht. Aber, ich verstehe nicht warum du den Senatoren Untätigkeit vorwirfst. Hast du Gründe dafür, Beweise? Wenn ja, so nenne sie oder schweig und führe dich nicht ins Verderben."

  • Curio kam des Weges und bekam eben noch die Worte des Furianus mit. Schnell liess er sich von Umstehenden informieren. Auch wenn er ein Patrizier war, hatte er mit vielem Recht und Curio war gespannt auf die Antwort des Angesprochenen.

    PATER FAMILIAS DER GENS SCRIBONIA

    amare et sapere vix deo conceditur

  • Jammerschade. Müde lugte ich aus meinem Fäßchen und erfreute mich an den Worten, kroch heraus und streckte mich.


    Von Ehre und Tugend redet man und wird doch von Weibern regiert. Aber er hat Recht, man muß den Menschen Tugenden einreden, um sie durch Eigenschaften zu bessern, die sie nicht besitzen. Allerdings wird aus einem Weibe nie ein Mann werden und der Mann immer mehr zum Weibe. Darum wird es bei den schönen Worten bleiben.

  • Hörte die Worte seines Bruders.


    Schließt die Augen und murmelt leise.


    Es war lange her, dass man sich schämen musste ein Helvetier zu sein.


    Beleidigung, Verunglimpfung von Reichsorganen, Volksverhetzung .... man konnte nur hoffen, das kein Jurist ein Interesse entwickeln würde dies ahnden zu wollen.

  • Durus machte seinen ersten Spaziergang auf dem Forum Romanum und traf sofort auf die hitzige Debatte.
    Zuerst musterte er die Leute:
    Der Alte auf der Rostra kam ihm etwas...verrückt vor, wie er so gegen die ganze Welt wetterte. Aber seine Zuhörer waren kaum besser. Einige machten sich über ihn lustig, andere schienen richtig zornig zu werden über die Worte des Mannes. Der Mann neben ihm schien sich jedoch für den Alten zu schämen. Vielleicht war es sein Verwandter...


    Als er näher hinhörte, musste er erkennen, dass die Worte des Alten doch ganz schön hart waren. Einerseits hatte der Mann Recht. Andererseits übertrieb er heftig und war drauf und dran, den Bogen zu überspannen.
    So blieb Durus neugierig stehen, um dem Fortgang der Debatte zu lauschen.

  • Eugenius war von seinem Äußeren unmerklich, innerlich aber von Zufriedenheit erfüllt. Ob man seinen Worten nun Achtung schenkte, sie für Wahn abtat, oder ihnen vor lauter Kleingeistigkeit mit Hohn und Spott begegnete, kümmerte die alte, patrizische Eiche auf der Rostra nicht.


    "O Consul, komme den Bürgern nicht mit Ausflüchten die sich meiner Fragen zu widersetzen nicht im Stande sind. In kleinen Amtsstuben, mein verehrter Consul Germanicus Avarus, wird Roms Zukunft nicht geschmiedet. Ausführende, gewiss notwendige Verwaltungen, doch spreche ich von der Reichspolitik, welche die Zukunft Roms bestimmt und welche von unserem göttlichen Kaiser und dem ehrenwerten Senatorenstand gestaltet wird. Ich kann euch nurmehr sagen: Mir fehlt in eben jener Reichspolitik das konservative, traditionalistische Element, welches Werte, die Rom zur Blüte führten bewahrt und durchsetzt."


    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Seid nicht ihr das alte edle Geschlecht, was uns Plebejern die alten Tugenden lehrte, uns den Göttern näher brachte und uns tadelnd anrief, wenn wr aus der Spur kamen und uns gegen eure alten Werte wendeten? Ist es nicht euer Verdienst, wie es heute um die Werte steht, ist es nicht eurer Taten zu verdanken, das heute mehr Plebejer im Senat sitzen als Patrizier. Ist es nicht auf euren Mist gewachsen, das Reich was nach deinen Worten kurz vor dem Verfall steht?


    Komm herunter Patrizier und tu etwas für das Rom deiner Visionen, doch wimmere nicht der alten Ära nach, sie ist Geschichte, wir sind die Gegenwart und unsere Taten die Zukunft."


    "So sprichst Du von den altehrwürdigen Baumeistern Roms: Ohne das ich Respekt und Ehrfurcht in deiner Stimme vernehme? Wer hat den Grundstein gelegt auf, welchem wir wandelnt? Aber vielleicht hat der alte Mann hier dem ehrenwerten Consul auch wieder mal nicht richtig zugehört... nicht wahr?


    Die Baumeister Roms, das Geschlecht der Patrizier, hat euch Plebejer über viele Generationen hinfort nach Rom geholt, damit ihr am einzigartigen Glanz, am Licht dieser Welt, teilhaben könnt. Ihr kamt, und vielleicht ist es die Masse an Plebejern, welche Rom lähmt? Und die Masse, das wissen wir Patrizier längst, kommt einer Meute Hunde gleich, die denjenigen nach dem Worte redet und tut, welche ihnen Brot und Spiele gibt. Die Masse mag geblendet sein, gar blind und in Dekadenz verfallen. Mag das nun der Grund sein oder nicht für den Stillstand, den ich ansprach, aber: Rom, das war immer mehr als eine Metropole der Masse gewesen. Rom ist, oder vielmehr war, ein Traum einiger, großer Männer.


    Das sollt ihr, Angehörige plebejischer Gens im Gedächtnis bewahren. Und auch einige Patrizier sollten sich an Tage erinnern, als Roms Stern noch höher am Himmelszelt stand, und warum das so war. Roms Flamme zu schüren, auf daß die Welt in Licht getaucht werde, kann sich nicht mit der liberal-progressiven Lebensart vereinbaren, welche man vielerorts im Reich wahrnimmt.


    Und nun will ich die kostbare Zeit die euer Amt von euch fordert nicht länger binden, Consul."

    Eugenius trat nun von der Rostra herunter in den Pöbel zu Lucius Flavius Furianus und sprach diesen auf gleicher Augenhöhe von Angesicht zu Angesicht an:


    "Nun, ich sehe Rom nicht als Kollektiv von Gleichen, wie du, geehrter Furianus. Trotzdem zolle ich deinen Worten Respekt. Und nun zu deiner Frage nach Beweismitteln. Ist der herrschende Zustand nicht Beweis genug für Untätigkeit in der Reichspolitik?"

  • Publius kam gerade an der Rostra vorbei und hörte Abschnitte der Rede des alten Mannes. Er sprach tatsächlich von Plebejern.


    Plebejern........


    WIE ER EINER IST.


    Publius ging schnurstracks auf den Greis zu, zog ihn an die Toga und blickte ihn zornig an. Der alte Mann war sichtlich irritiert, ein paar umstehende Menschen konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.


    "Ich muss dir mal etwas sagen. Ich bin klein und muss noch viel lernen. Aber eines weiss ich jetzt schon. Die Plebejer haben immer schon dafür gesorgt, dass Rom gross und sicher ist. Ich wurde in Germania geboren. Weil das grosse Rom nicht genügend Grenzsoldaten schickte, mussten schon kleine Jungs wie ich auf den Baumwinpfeln ausharren und nach dem Feind trachten. Deshalb sei froh dass es uns gibt. Weil ein goldener Hintern ist zu schwer für Tannenäste. Und deine Nase ist krumm."


    Publius dreht sich um und geht ab. Er hatte für heute von alten Greisen genug.

    =* Amicus certus in re incerta cernitur *=


    =*Tausende Pfeile der Perser verdunkeln den Himmel, mein Herr - Schön, wir kämpfen sowieso lieber im Schatten.
    Dienekes von Sparta

  • Nachdem Varus sich über den kleinen, tapferen Jungen amüsiert hatte, wiederholte er seine Worte...


    Zitat


    "Verzeiht einem - wie nanntet Ihr es - "dekadenten und ignoranten Bürger", der, trotz dem, dass er aus der Provinz Hispania kommt, zu wissen glaubt, dass der Pater Gentis der Gens Flavia nicht Flavius Furianus, sondern Flavius Felix ist... Aber ich frage mich gerade, was genau Ihr mit eurer Rede - oder was immer Eure Worte darstellen sollen - bezwecken wollt?"


    ...und fühte noch etwas hinzu:


    "Nun, Eure Worte tönen von den großartigen Werken und großer...'Aufopferung', um uns - der Hundemeute, wie Ihr es nanntet - das Leben zu gewähren, das wir nun führen. Die Götter mögen wissen, was Ihr mit Euren Worten bezwecken wollt, Eugenius vom Geschlecht der Aurelier, die Ihr ein Patrizier und zugleich ein Fremder seid. Ich hingegen weiß es nicht und vermag nur zu erahnen, dass Ihr mit Euren so weise gesprochenen Worten lediglich Eurem Unmut Luft macht, am Kaiserhof keine Beschäftigung erlangt zu haben - und das als ein Patrizier! Der ehrenwerte Imperator wird seine Gründe gehabt haben; und wenn ich mir die Worte Eures Auftritts auf der Rostra so anhöre, dann glaube ich, die Hintergründe zu kennen, aus dem Ihr abgelehnt wurdet."

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