Audienz für die Sacerdotes Didia Fausta und Iulius Imperiosus

  • “Wie du sicher weißt, mein Kaiser, beschäftigt die Errichtung des Ulpianums den Senat bereits seit langer Zeit. Im letzten Jahr wurde nun ein Senatsausschuss eingesetzt, die Inquisitio Senatus Causa Ulpianum, deren Vorsitz mir übertragen wurde.
    Nach reiflichen Überlegungen hat sich der Ausschuss für das Areal zwischen Forum Traiani, Via Flaminia und Forum Iulium als Bauplatz für die Ehrenhalle ausgesprochen, weil es der mit Abstand bestmögliche Standort wäre. Das ist zumindest die, wie gesagt einstimmige, Auffassung der Inquisitio Senatus Causa Ulpianum.
    Im Gegensatz zu allen anderen denkbaren und bei weitem nicht so idealen Bauplätzen, wäre hier lediglich ein bereits vorhandenes Gebäude betroffen. Dieses ist nun aber gerade der besagte Tempel der Venus Genetrix.
    Der Vorschlag des Ausschusses ist, ihn abzureißen und durch einen Neubau auf der anderen Seite des Forum Iulium zu ersetzen, wobei sicherlich denkbar wäre, Teile des alten Gebäudes erneut zu verwenden.


    Das alles, mein Kaiser, sind wie gesagt die Vorschläge des dafür eingesetzten Senatsausschusses. Sie wurden inzwischen dem Senat unterbreitet und dabei kamen auch die Einwände der Societas Veneris und der Gens Iulia zur Sprache, letztere vertreten durch Iulius Imperiosus. Der Bericht und die Vorschläge werden im Senat zurzeit diskutiert. Eine Entscheidung steht bislang aber noch aus.“

  • “Ich scheue mich, Abstimmungsergebnissen des Senats vorzugreifen und selbst Prognosen sind stets sehr gewagt.“, antwortete Quarto zunächst recht vorsichtig.
    “Es gab Senatoren, die sich wie die hier Anwesenden sehr strikt für den Erhalt des alten Tempels aussprachen und gegen den Bau des Ulpianums an diesem Ort.
    Jedoch glaube ich sagen zu können, dass die Mehrheit dem Plan des Ausschusses unter bestimmten Bedingungen zustimmen würde.“

  • "Mit einer aufwendigen Umsetzung des Tempels und einem grossen Sühneopfer für die Göttin, wird der Kult sicher leben können, aber mein innigster Wunsch ist, dass der Tempel dort bleibt, wo er ist. Ich respektiere den Wunsch einiger Senatoren, ein grossartiges Bauwerk zu schaffen. Aber bedenkt, wieviel Unruhe das schaffen wird. Du scheinst durch das Abrissvorhaben des Tempels nicht beledigt zu sein, mein Imperator, die Iulier dagegen sind es. Ausserdem habe ich in meinem Werben für Fürsprecher festgestellt, dass fast jeder, den ich sprach entsetzt war über die Tatsache, dass man plant einen Tempel abzureissen, als ob es sich um eine baufällige Insula handle. Zumal es sich bei dem Bauwerk, um ein Gebäude handelt, dass ausserdem historischen Wert besitzt. Ich hatte gestern Besuch von dem Volkstribun Maximus, der diesbezüglich auch bald eine Rede auf der Rostra halten wird. Er ist wie ich der Meinung, dass die breite Masse der Bevölkerung gegen diesen Abriss ist.
    Der mir wichtigste Grund, dass ich gegen den Abriss bin ist und bleibt aber meine Liebe und Verehrung meiner Göttin Venus gegenüber. Ob man nun Teile des alten Tempels verwendet oder gar einen prächtigeren baut, glaubt Ihr wirklich dass man eine Göttin über den Grund zu täuschen vermag? Nämlich das Ihr Heiligtum im Wege stand?"
    appelierte ich leidenschaftlich."

  • "Nun denn, wir haben die Meinung beider Seiten gehört. Jetzt ist es an der Zeit, die Götter zu befragen.
    Augur, dich erwartet nun eine große Aufgabe. Zum Einen ist es von Bedeutung, ob die Götter dem Plan einer Versetzung des Tempels gewogen sind. Zum Anderen, so der Plan durchführbar wäre, müssen wir wissen, ob der geplante neue Platz des Tempels akzeptabel ist. Bitte, ich harre gespannt deiner Ausführungen."

  • Tiberius räusperte sich geräuschvoll.


    "Verzeiht, mein Kaiser. Ich lasse euch nur ungern warten. Aber bei dieser gewichtigen Frage wäre es mir unangenehm, aus Erzählungen und ähnlichem einen göttlichen Willen ableiten zu müssen. Ich bitte darum, selbst ein templum am Tempel ziehen zu dürfen und dann direkt dort den Himmel zu beobachten. Ich weiß, dass das eine gewisse Zeit benötigt, aber es ist meiner Meinung nach empfehlenswert."


    Er verneigte sich und wartete auf die Antwort des Kaisers.

  • "Ich ahnte schon, daß du diesen Wunsch äußern würdest. Und er sei dir natürlich gewährt, diese Angelegenheit bedarf gründlicher Vorbereitung. Der Magister Domus wird dich mit einem Trupp Prätorianer begleiten, sie sollen dafür sorgen, daß du deiner Arbeit ungestört nachgehen kannst.
    Sacerdotes, euch steht es nun frei den Augur ebenfalls zu begleiten oder eurer Wege zu gehen. So oder so wird sich die Entscheidung über die Zukunft des Tempels der Venus vertagen."

  • Quarto folgte ihm. Im Vorbeigehen sagte er noch rasch zu einem der Wachposten: “Gib’ bescheid. Eine Abteilung Prätorianer soll uns begleiten.“
    Eine Antwort konnte er nicht abwarten, denn der Augur war für sein Alter recht flott auf den Beinen und Quarto, ebenfalls kein Jüngling mehr, hatte schon genug Mühe hinterher zu kommen.

  • Nach der rituellen Deutung des Auguren vor dem Tempel der Venus Genetrix, kehrte man in die Aula Regia zurück.
    “Sagt dem Kaiser bescheid. Der Augur hat den Willen der Götter erblickt.“, sagte Quarto in gedämpftem Tonfall zu einem der Diener.

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