[Cubiculum] Rediviva Helena

  • "Schwesterherz, es kann dir wirklich niemand einen Vorwurf daraus machen, dass du dich neu verliebt hast! Mensch, das Leben ist zu kurz um auf jemanden zu warten, wo kaum die Hoffung besteht, dass er zurückkommen würde. Du hast doch keine Nachricht von seinem Verbleib gehabt oder?"


    Nun erkannte er die Tat der Götter.


    "Ich glaube, dass seine Zeit gekommen war. Er wäre nie lebendig zurückgekommen. Die Götter haben ihm nur geholfen, damit du endlich weißt, dass er tot ist! Sie haben dir nur zur Gewissheit verholfen, mehr nicht! Du trägst keine Schuld an seinem Tod!"


    Callidus war nur im Rang eines Discipulus, doch hatte er das Gefühl, den Göttern sehr nahe zu sein und hatte sich schon viel mit den Göttern und der Deutung von Ereignissen beschäftigt.

  • "Dennoch habe ich ihn allein dadurch verraten, dass..." sie schwieg. Nein, das Velriebtsein an sich war nicht das Schlimme an der Sache. Viel schlimmer war es dass sie ihren Gefühlen nachgegeben hatte. Zu jenem Zeitpunkt war er gewiss nicht tot gewesen. "Es bleibt jedenfalls dabei, dass ich unverzeihlich gehandelt habe, selbst enn, und daran zweifle ich, nicht diejenige war, die an Maximus Tod Schuld trägt." Sie stand auf, doch knickte sie sogleich wieder um und hatte große Mühe sich auf den Beinen zu halten. Ihr Fuß schmerzte wieder sehr und der Kreislauf machte auch wieder nicht das, was er eigentlich sollte. Sie schritt zu der Truhe die neben ihrem Bett stand, öffnete diese und zog ein dunkles Schultertuch heraus, welches die Farbe der Trauer trug. Das letzte Mal trug sie diese bei dem Tod ihres Vaters und zuvor bei dem des Ulpius Felix und Claudius Macrinius. Sie wandte sich zur Tür. "Ich muss fort!" murmelte sie und nickte leicht.

  • Er schaute ihr nach.


    "Schwester! Er war doch schon viel früher tot! Hör auf dir Vorwürfe zu machen und ehre ihn, so wie er es verdient hat. Er wollte bestimmt nicht, dass du so darunter leidest! Das kann keiner wollen!"


    Wo wollte sie denn nur hin?


    "Wo willst du denn nun hin? Soll ich dich begleiten?"

  • "Allzulang kann er nicht tot sein!" erwiderte sie und senkte den Blick zu Boden. Sie würde trauern, sie würde solang trauern wie ihr Herz es von ihr verlangte, nicht das Gesetz. Und wenn man die momentane Trauer bedachte, schien diese kein Ende zu nehmen. "Ich werde dorthin gehen, wohin mein Herz mich leitet." erwiderte sie leise und drehte sich um, ohne auf sein Angebot einzugehen. Sie wollte nicht allein sein, doch andererseits blieb ihr auch keine andere Wahl - das musste sie mit sich ausmachen. Nur ob sie es auch konnte?

  • "Nun gut! Es liegt kaum in meiner Macht, dich aufzuhalten! Aber mach bitte keine Dummheiten, Schwesterherz! Hier in diesem Haus sind Menschen, die dich lieben, dich brauchen und für dich da sind! Vergess das bitte nie!"


    Callidus wägte ab, ob er ihr einen Sklaven hinterher schicken sollte. Nur zur Sicherheit.

  • Kaya führte Xeo, welcher Helena auf seinen Armen trug, in Helenas Cubiculum. Sie wünschte sich ja, dass Xeo lieber ihretwegen hier wäre, aber das würde wohl niemals so sein. Sie würde immer im Schatten ihrer Herrin stehen, das würde sich nicht ändern. Schließlich war sie nur eine Sklavin. Kaya huschte rasch voran und schlug die Decke von Helenas Bett herunter. Offenbar hatten vor nicht allzu langer Zeit zwei Leute hier gesessen - und zum Glück taten sie es jetzt nicht mehr. Sie sah zu Xeo.


    "Lege sie hier nieder, dies ist ihr Bett." wies Kaya überflüssigerweise an. Das hätte er sich wohl schon denken können.. Na, auch nicht weiter wichtig. Sie musterte ihn. Er wirkte noch immer genauso besorgt wie damals am Strand zum mare internum. Ob sie ihn vielleicht darauf ansprechen sollte? Nein! Nein, besser nicht hier, ehe Callidus es sah. Gewiss würde er sie für die Muße wieder unten im Keller einsperren und das wollte sie nicht.

  • Xeones war sich nicht sicher, ob es die Besorgnis um ihre Herrin war oder andere Umstände, aber Kaya machte auf ihn einen völlig anderen Eindruck, als damals am Strand. Damals schien sie glücklich. Das Funkeln in ihren Augen damals verriet etwas davon... heute war dieses Funkeln anders. Fast schon feindlich. Er wusste nicht, ob es sich gegen ihn richtete oder gegen Helena und wunderte sich, hatte Kaya doch gesprochen, dass sie zufrieden war… hatte sie gelogen… war etwas vorgefallen…er seufzte.


    Er legte Helena aufs Bett und sah Kaya etwas verloren an. Xeones war bewusst, dass ihn die Situation zu überfordern begann, denn auf dem Gebiet der Medizin war er nicht recht bewandert. "Was mag sie haben… sie ist einfach umgekippt." Er rieb sich die Handflächen an der Tunika, um den Schweiß wegzuwischen. "Kennst du einen Publius?" fragte er unvermittelt. "Sie erwähnte diesen Namen vorhin."

  • Helena war noch immer sehr benommen, während man sie in ihr Zimmer trug, doch sie musste nicht mehr um ihr Bewusstsein kämpfen. Nun war es wieder die Trauer, die sie erneut zu übermannen drohte. Der Verlust Publius' nahm sie noch immer mit, mehr als man es annehmen mochte, hatten sie sich doch Jahre nicht mehr gesehen. Der Gedanke, dass er diese Jahre gelebt hatte, in Gefangenschaft oder gar Sklaverei, machte sie krank. Er, der stolze Patrizier, Familienvater und Senator als niederer Sklave. Die Götter allein mochten wissen, wie diese rohen Germanen mit ihren Sklaven umgingen - oder Kriegsgefangenen? Was mochten sie ihm angetan haben?


    Helena stöhnte leise und wandte den Kopf leicht seitlich. der warme Körper war fort und sie spürte einen weichen Untergrund. Als sie die Augen sacht aufschlug, erkannte sie, dass sie wieder daheim war. Es war ihr Zimmer. Aber sie wollte doch gar nicht hier sein, sie wollte fort. J... fort. Sie schloss die Augen wieder einen Spalt und gab ein unbestimmtes Brummen von sich. Was war 'fort'? Welchen Ort bedeutete dies? Sie tastete mit ihrer Hand nach dem Halt und versuchte sich aufzurichten, doch sie bekam nicht einmal den Ellenbogen winkelig gestellt und ließ ihren Körper wieder zusammensinken.

  • Kaya musterte die auf dem Bett liegende Helena. Ja, was mochte vorgefallen sein? Vorhin kam sie wie in Trance daheim an, Callidus hatte sich ihrer angenommen. Aber mehr hatte Kaya auch nicht gesehen oder gehört. Noch immer hoffte sie, dass es sich um Metellus drehte. In dieser Hinsicht wünschte Kaya der Geliebten ihres Liebsten alles erdenklich schlechte, mochte sie auf anderer Hand wieder ein guter Mensch sein. "Die Herrin war schon heute morgen so vollkommen aufgelöst." meinte Kaya neutral. "Und als Publius kenne ich ihren Sohn, ihren ehemaligen Adoptivvater, ihren Mann.. ja es gibt gewiss noch einige diesen Namens, aber dies wären die ihr am nächsten stehenden." gab Kaya eine nicht sonderlich zufriedenstellende Antwort.


    "Oh sieh!" versuchte sie abzulenken und die gerade aufgekeimte Stille zu ersticken, wobei sie auf Helena deutete, die sich langsam wieder regte. Oh hoffentlich würde sie völlig ausser Gefecht gesetzt. Andererseits: Vielleicht war dies auch nur eine Finte, damit Metellus sich um sie sorgte. Diesen Gedanken schob Kaya wieder hinfort, denn das traute sie nicht einmal der Herrin zu. "Wo hast du sie aufgefunden, Xeo?" fragte sie mit einem Blick direkt in seine Augen, doch sonderlich interessiert klang ihre Frage nicht.

  • "In der Nähe des Hafens" sagte Xeones. "Sie war beinahe gestürzt und hätte sich den Schädel am Stein des Bodens zu Brei geschlagen" auch wenn es etwas übertrieben war, wusste Xeones, dass sich Helena wohl ernsthafte Verletzungen zugezogen hätte, wenn sie wirklich mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen hätte. "Ich hab sie da weggeschafft, weil... " er machte eine kurze Pause, denn er war sich sicher, ob dies Kaya anging. Einen interessierten Eindruck machte sie zumindest nicht. Xeones zuckte mit den Schultern. "Na ja. Was ich hasse sind diese senstionsgierigen Gaffer. Alle standen um uns herum, doch keiner rührte auch nur einen Finger" Xeones schüttelte mit dem Kopf bei dem Gedanken an die Gleichgültigkeit des Händlers.


    Offenbar gab es mehrere Männer in Helena's Leben, die Quintus hießen und ihr viel bedeuteten. Er schaute sie an und dann zu Kaya. "Ist einer von ihnen gestorben?" fragte er mit einer gewissen Kühle, die seine von Gegensätzen geprägte Natur deutlich werden ließ. Mitfühlend, konnte Xeones dennoch gnadenlos sein. Hilfsbereit, konnte er zur Furie werden, wenn ihm jemand schaden wollte.


    Er schaute zu Kaya. Sie sah etwas anders aus, als damals. Keine vornehmen Gewänder, sondern bescheidene Kleidung - zwar besser als die eines gewöhnlichen Sklaven, doch nicht so wohl wie damals bei ihrem ersten Treffen - bedeckte ihren Körper. Xeones wusste nicht recht, was er tun oder sagen sollte und fühlte sich fehl am Platz, hier in dieser Casa. "Ich... ich geh dann wohl besser" sagte er und lächelte Kaya an. "Vielleicht sollte sich ein Medicus Helena's annehmen" er drehte sich um, um zur Tür zu gehen, hielt jedoch einen Moment inne und sah wieder zu Kaya. Wie gerne hätte er sich mit ihr unterhalten, doch dies war wohl nicht der richtige Moment und nicht der richtige Ort.

  • Sim-Off:

    Ich muss mal kurz etwas umstrukturieren weil Helena Besuch bekommt :)


    Da kam eine Sklavin herein, sehr zu Kayas Erleichterung. Jene, die sich auf die Heilung verstand. Kaya gab ihr ein paar Anweisungen und wandte sich rasch wieder Xeones zu, der scheinbar fort wollte. "Lass uns im Garten weitersprechen, in Ordnung? Ich schätze meine Herrin braucht nun ein wenig Ruhe - außerdem ist jetzt die Sklavin hier, die sich ihrer annehmen wird. Sie ist äusserst qualifiziert - wenn sie nicht helfen kann, werden wir einen Medicus aufsuchen." versicherte sie und geleitete ihn, ohne ihm die Möglichkeit von Widerworten zu lassen, ins Perystil.

  • Die junge Sklavin sorgte sich um die einnickende Helena äusserst fürsorglch und schon bald war sie im Land der Träume. Doch es waren schöne Träume, wenngleich die Erinnerung beim Erwachen sehr schmerzhaft werden würde...

  • Callidus klopfte zaghaft an die Türe von Helenas Cubiculum. Es war nun schon etwas Zeit seit der traurigen Nachricht vergangen aber Helena war immer noch schwierig im Umgang. Aus Gewissheit, dass sie schlafen würde oder eh niemanden empfangen würde, wartete er erst gar nicht auf ein 'Herein!' sondern betrat das Cubiculum.


    "Schwesterherz! Da ist Besuch für dich! Marcus Matinius Metellus, dein 'Liebster' wie Kaya behauptete!"


    Er freute sich immer, wenn er Kaya eins auswischen konnte.

  • Sie saß mit trübem Blick am Schreibtisch und starrte an die Wand. Gestern und die letzten Tage überhaupt war es besser geworden - so gut, dass sie sich heute gewagt hatte, Maximus zu begegnen. Hätte sie es doch besser nicht getan. Sein Gesicht so leblos und bleich zu sehen hatte mehr wehgetan, als die Ungewissheit. Nun gab es keine Zweifel mehr, dass er es war - auch für sie nicht. Sie nahm das Klopfen erst etwas verzögert war und in dem Moment wo sie aufstand und den Besuch hereinbitten wollte, öffnete sich schon die Tür. "Lucius!" sagte sie kurz und verblüfft, als er schon zu einer Begrüßung anhob, bei welcher sie die Stirn runzelte. "Aus Kaya spricht der Neid." sagte sie nur ausweichend um ihm keine Antwort zu schulden. Sie wusste nicht, wie wahr sie sprach. "Er kann herkommen." murmelte sie - in diesen Kleidern würde sie nicht ins Atrium gehen. Und erst recht nicht mit den rotgeweinten Augen.

  • Callidus war ein wenig enttäuscht. Er hatte mehr von Helena erwartet aber anscheinend war es ihr egal, was Kaya dachte. Nun, ihm nicht und er würde die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen.


    "Nun ja, um Kaya brauchst du dir wirklich keine Gedanken machen! Ich werde dem Duumvir dann Bescheid geben!"


    Er wandte sich zur Türe. Irgendwie mochte er den Mann nicht, der da draußen wartete und irgendwie hatte er das Talent oder den Makel, seine Meinung immer alle wissen zu lassen.

  • Helena wunderte sich etwas über Callidus' Worte, doch er schien ziemlich interessiert an der Sklavin zu sein - warum auch immer. Doch das weckte in ihr eine Idee. Sie blickte zu Callidus. Und noch während dieses Blickes fasste sie einen Entschluss. "Lucius?" fragte sie kurz und versuchte ein leichtes Lächeln. Vielleicht konnte sie ihm ja damit eine Freude machen, immerhin hatte er sich ihrer angenommen als es ihr schlecht ging. "Möchtest du Kaya haben? Ich schaffe es nicht mehr, mir fehlt einfach die Kraft um noch außerhalb meines Amtes als Pontifex Verantwortung zu übernehmen.."

  • Callidus drehte sich noch einmal um und vernahm Helenas Worte. Innerlich triumphierte er. Er hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit.


    "Sicher würde ich mich Ihrer annehmen. Das habe ich in der vergangenen Zeit auch schon gerne für dich gemacht. Ich würde mich darüber freuen, sie anzuleiten!"


    Innerlich grinste er, als er vor seinem geistigen Auge Kayas Gesichtsausdruck sah, wenn er ihr diese Nachricht überbringen würde.


    "Ich werde ihr gleich diese frohe Botschaft überbringen!"

  • "Ich danke dir, Bruder. Für alles." lächelte sie nun doch mit dem Hauch von Echtheit. Sie nickte ihm leicht zu. "Könntest du Metellus nun bitte Bescheid geben? Ich denke es wird wichtiges zu besprechen geben." Irgendwie klang diese Antwort ziemlich dumpf, wobei sie tatsächlich eher an Gespräche dachte, als an ihrer beider Verhältnis. Es würde vor Allem um Maximus gehen.

  • "Dafür nicht Schwesterherz!"


    Bei den nun folgenden Worten musste er schmunzeln.


    "Sicher werde ich dem Duumvir bescheid geben damit ihr eure wichtigen Angelegenheiten klären könnt!"


    Er zwinkerte ihr zu und verließ das Cubiculum.

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