[Cubiculum] Rediviva Helena

  • Doch Romanus' Worte vermochten ihre Tränen nur zu dämmen, aufzuhalten jedoch nicht. Sie sah seine Versuche ebenfalls scheitern, das Klopfen an der Türe, das Drücken der Klinke. Das junge Mädchen wandte den Blick zu Boden. Sie wollte nicht auch noch ihre Mutter verloren wägen. Da hob sich ihr Blick allerdings und leise begann sie: "Was hast du...?" Doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, sah sie die Antwort schon an seiner Körperhaltung. Sie war erstaunt, dass er es direkt auf diesem Wege versuchen wollte. Doch sie folgte seiner Anweisung und machte einen Schritt zur Seite. Schweigend sah sie ihn an.

  • ich blickte sie nochmal kurz an... Und rannte dann gegen Tür, mit einem lauten Knall prallte ich ab... Ich nahm noch einen Anlauf, und noch einen und noch einen, so fühlten sich also Legionäre wenn sie ein Tor auframmten... Und irgendwann gab das Schloss unter einem lauten Krachen nach.. Und ich fiel in den Raum...

  • Beim ersten Aufprall schon kniff Minervina die Augen zusammen. Sie wollte ihn gerade von einem weiteren Anlauf abhalten und ihn bitten, doch die Sklaven um Hilfe zu bitten, doch da nahm er schon einen weiteren Anlauf und man vernahm ein leises Knirschen. Mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung beobachtete sie Romanus' Strerben. Die Aufregung jedenfalls ließ ihre Tränen versiegen. Als Romanus mit einem lauten 'Krach' sein Ziel erreichte und ins Zimmer hineinstolperte, atmete ein Teil in ihr auf, doch ihre Füße bewegten sich nicht.

  • Helena lag noch immer auf der Seite. Sie schien sich in einer anderen Welt zu befinden, während sie die ihr nahe Wand mit leerem Blick betrachtete, als wolle sie etwas von dieser lernen. Doch was konnte man schon von einer Wand lernen? Als sie einen lauten Lärm vernehmen sollte, reagierte sie noch immer nicht. Die Stimmen waren zu laut, vor denen sie versuchte ihre Ohren mit dem Schließen der Augen zu versiegeln. Doch sie flüsterten ihr weiterhin die Angst in den Kopf. Kayas Plan ging auf, das Gift entfaltete sich in voller Wirkung und Helena erlitt nur noch Qualen. Ob physischer oder psychischer Art: Herz und Leib schmerzten gleichermaßen.

  • Ich erblickte Helena und war geschockt...


    Ich ging lurz raus, tat so als wäre alles normal...


    "Minervina... Es...Es ist halb so wild... Dennoch könntest du den Medicus benachrichtigen. Oder einen Sklaven der sich mit Medizin auskennt. Ich danke dir."


    sagte ich, und schloss die Tür hinter mehr, auch wenn sie durch das kaputte Schloss nicht ganz zufiel... Nervös setzte ich mich auf Helenas Bett...


    "Schwester! Schwester! Was hast du?"


    fragte ich...

  • Minervina erstarrte, als sie Romanus Worte vernahm. Er war ein schlechter Lügner, ein sehr schlechter Lügner. Es war doch kein Arzt vonnöten, wenn es nur halb so wild war? Und sein Gesicht... Es schien zwar ruhig, aber ein Kind bemerkte die Wahrheit in den meisten Fällen und so fiel es auch hier auf, dass er log. Aber was sollte sie tun? Hauptsache ihrer Mutter würde geholfen, wer es tat war letztlich gleich. So nickte sie nur knapp und machte sich auf die Suche nach Freya, Kaya, Eretha oder gar Pentesilea, wenn sie diese auch nicht in der Nähe wähnte. Sie warf noch einen Blick zurück, als die Tür ins Schloss fiel, dass doch eigentlich zertrümmert war. Dann starrte sie nach vorn und rannte, was die Beine hergaben.

  • Als Romanus sich zu ihr ans Bett setzte, zuckte sie fürchterlich zusammen. Auch ihre Schmerzen erhöhten sich durch diese ruckartige Bewegung, sodass sie heftig die Luft einsog. Als sie ihren Kopf seitlich drehte, um Romanus ansehen zu können, war ihr Blick getrübt und sie erkannte ihren geliebten Bruder nicht. "Publius..." hauchte sie, während ihr Kopf sacht wieder zur Seite sackte. Irgendwelche Töne drangen an ihr Ohr, dessen Klang ihr bekannt vorkam, doch sie erkannte seine Stimme noch immer nicht. Sie blinzelte, wobei ihr die Augen aber wieder zufielen. Schweiß stand auf ihrer blassen Stirn und die Striemen an ihrem linken Arm, den sie nun zeigte, wurden erkennbar.

  • Langsam klärte sich ihr Blick wieder und sie erblickte das blonde Haar ihres Bruders, sein besorgtes Gesicht. Doch sie konnte die ganzen Zusammenhänge nicht erfassen. Wo sie war, was er wollte, warum ihr der Bauch wehtat und warum ihr so schlecht war. "Appius?" fragte sie ein weiteres Mal nach einem Namen und war sich sicher, dass es dieses Mal der richtige war. "Aua..." meinte sie mit kindhafter Betonung und schloss die Augen wieder, ihre Hand in seiner drückte ihn mit einem Mal.

  • "Ja ich bins."


    ich drückte ebenfalls leicht ihre Hand...


    "Bleib wach Schwester! Minervina ist los ein Medicus holen. Hast du einen Wunsch?"


    fragte ich, während sich die Sorgenfalten auf meiner Stirn vertieften...

  • Ein leichtes Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, doch es wirkte wirr. Sie schlug die Augen schwach wieder auf und führte seine Hand zu ihrem Herzen. Auch er konnte spüren, wie schnell es aufgrund des Giftes schlug und leise wisperte sie ein einziges Wort: "Angst..." Und dieses eine Wort drückte wahre Wogen eben jener aus. Jede Faser ihres Körpers zeigte ihre Anspannung, ihren Schmerz. Sie schloss ihre Augen wieder und murmelte leise: "Tod." Und sie war sich dessen noch immer sicher. Sie mochte vieles überlebt haben, doch dieses hier..? Sie zweifelte daran.

  • Ich erschrack... Was faselte sie da?


    "Helena rede nicht so einen Unfug, du wirst nicht sterben!"


    sagte ich aufgeregt und auch etwas verzweifelt, hoffentlich würde bald der Medicus kommen und Helena heilen!

  • Doch es war nicht der Medicus, der mit der kleinen Minervina den Raum betrat, sondern eine hochgewachsene, braungebrannte Frau mittleren Alters, die eine einfache Tunika und bis zu den Waden hochgeschnürte Sandalen trug. Auf den Beinen und Armen waren helle, dünne Streifen zu entdecken, die recht schnell als Narben kenntlich sein dürften - es war Eretha, die Sklavin, die von Helena selbst gekauft worden war, um ihr Leben zu schützen, wenn sie das Haus verließ.


    Als sie einige Schritte näher kam, neigte sie höflich den Kopf vor Romanus, ging dann aber sofort neben dem Bett auf ein Knie herunter und betrachtete das leichenblasse Gesicht ihrer Herrin mit wachsendem Ernst. Langsam schweifte ihr Blick über das Antlitz der Pontifex, registrierte die unnatürlich geweiteten Pupillen, obwohl es zwar hell, aber nicht gleißend hell war, der allgemein fast faulig riechende Atem der jungen Frau, ihr unsteter, müder Blick ... es konnte in der Summe nur eines bedeuten, und das erforderte rasches Handeln.


    "Dominus, ich glaube, sie wurde vergiftet - und um sie zu retten, muss sie alles erbrechen, was sie heute gegessen hat, an die frische Luft und wir brauchen viel Milch, um ihren Körper gesunden zu lassen - und irgendwer im Haus sollte einen Kräuterkundigen auftreiben!" sprach sie rasch zu Romanus und fühlte die fiebrig heisse Stirn Helenas mit einer Hand. "Erlaubst Du, dass ich sie berühre und zum erbrechen bringe? Und es wäre sehr wichtig zu erfahren, was sie heute zu sich genommen hat - am besten das Geschirr, das sie heute benutzt hat."

  • Überrascht blickte ich auf, als ich Minervina mit Hilfe zurückkehren sah. Es war Eretha, die ich aber bisher nur sehr flüchtig kannte. Ich ließ sie gewähren, als sie sich neben meine Schwester setzte und beobachtete ihr Tun. Als ich hörte, dass sie vergiftet wurde, blickte ich ein wenig grimmig drein, nickte aber nur um Eretha zu bekräftigen. Ihre Worte sorgten dafür, dass sich meine Mundwinkel kaum merklich verzogen.


    "Alles, wichtig ist allein, dass sie wieder gesund wird. Lauf Minervina und suche jemanden, der uns hilft."

  • Sie war in der Tür stehen geblieben, als Eretha sich ihrer Mutter genähert hatte. Allein sie so hiflos danieder liegen zu sehen, ließ Minervinas Herz schmerzen. Unmerklich fuhr ihre Hand an eben jenes und ballte sich ängstlich zu einer Faust. Erethas Worte ließen Minervina beinahe selbst erbrechen - vergfitet? Wer sollte die Dreistigkeit und den verkorksten Charakter haben, jemanden wie sie zu vergiften? Keinem hatte Helena jemals etwas angetan. In Minervinas rotgeweinten Augen bildeten sich neue Tränen und sie war froh, als sie die Anweisung Romanus' erhielt.


    Sie nickte nur kurz und wandte sich direkt wieder um, um Pentesilea zu suchen. Sie war die einzige, die helfen konnte und allzu weit lag die Villa Matinia nicht fort. Sie musste ihre Freundin einfach dort antreffen. Was würde sonst mit Mutter geschehen? Sie war froh, dass sie die folgende Prozedere wohl nicht mehr miterleben brauchte.

  • Dass die Kleine ging, war Eretha nur recht - sie sollte ihre Mutter nicht so krank sehen, und was nun zu tun war würde keinem Kind gefallen.
    "Kannst Du Milch organisieren, dominus? Sobald ihr Magen leer ist, muss sie trinken und sich reinigen."
    Minervina erinnerte die Amazone an einen kleinen, bunten Schmetterling, fast zu zart und süss, um der Wirklichkeit anzugehören - aber so war ihre eigene Tochter auch einmal gewesen. Alles schien so weit fort - und die Erinnerung wich hinter der Realität zurück. Sie berührte Helena an der Hand, drückte sie fest. "Herrin! Hörst Du mich? Siehst Du, wer ich bin?" sagte sie laut und benutzte die Anrede, die ihr Helena verboten hatte, sehr bewußt - vielleicht würde sich bei diesem Klang irgend ein innerer Teil in ihr erinnern, aufmerksam werden.


    "Du hast etwas Schlechtes gegessen, und das muss nun heraus ... erschrick nicht, ich helfe Dir jetzt beim Erbrechen ..." Eine Feder, mit der sich reiche Römer oft das Erbrechen erleichterten, war nicht in Sicht, also musste das Hausmittel dienen - ein Finger. Langsam öffnete sie mit einer Hand den Mund der fast apathischen Frau, während sie mit dem anderen Arm den zitternden Körper in eine Haltung bugsierte, die ihr das Herauswürgen erleichtern würde - halb nach vorn geneigt ging es eben besser als liegend. Dann schob sie der Pontifex kurzerhand den Finger in den Hals und bewegte ihn vorsichtig, nach dem Gaumenzäpfchen tastend, dem sichersten Auslöser eines Würgereizes ...

  • Helena hatte nichts von Minervina mitbekommen, doch ihre Gedanken schwankten in ungreifbaren Bildern zwischen deren Geburt und dem Tode Maximus hin und her. Die erlebten, glücklichen Momente, die als ganze Familie doch so selten gewesen waren. Das Zittern, das ihren Körper also erschütterte, war nicht nur rein physischer Natur. Auch die wenigen Tränen, zu denen sie sich aufraffen konnte, waren ein Faktor. Sie wollte die alte Zeit zurück, als sie drei noch voller Glück gewesen waren. War Maximus vielleicht auch gestorben, weil sie seinen Namen an seinen Sohn weitergegeben hatte? Durfte es vielleicht hier keine zwei geben? Ein verzweifeltes Schluchten entrang sich ihrer Kehle.


    Als Eretha versuchte, Helenas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, öffnete sie schwach die geröteten Augen und blickte voller Verzweiflung zu der Amazone aus. Sie wirkte, als habe sie soeben entschlossen, sich mit dem Tode abzufinden. Es würde ins Elysium gehen, wo ihr Mann und eines ihrer Kinder schon auf sie warteten. "Eretha.." murmelte sie als Antwort, denn zwischen all den wirren Bildern hatte sich ihr Blick auch kurz geklärt und sie zwischen den bebenden Lidern die Sklavin erkennen lassen.


    Dann spürte sie sich nach vorne geruckt und vernahm eine Warnung, die aber nicht in vollem Ausmaße zu ihr durchkam. Eretha erzählte von einem Brechreiz, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Die Übelkeit gehörte auch zu den eingetretenen Nebenwirkungen, sodass Helena heftig erzitterte, als ihr der saure Geschmack in den Mund schoss. Während sie so völlig hilflos da hing und das wenige zu sich genommene des Tages auf ungewöhnliche Art und Weise wieder ausschied, fühlte sie sich elend. Nur ein wenig getrunken hatte sie, denn nach Essen hatte sie sich nicht in der Lage gefühlt - und ihr wurde ohnehin keines gebracht.

  • Das Bettuch würde man wohl reinigen müssen, aber wenn es um Leben und Tod ging, gehörte Wäsche eindeutig nicht zu den Dingen, um die sich eine Amazone auch nur ansatzweise Gedanken machen würde. Sie ließ nicht locker, ließ ihre Herrin so lange nach vorn über gebeugt in ihren Armen hängen, bis der Körper nur noch matt zuckte und sie sich sicher war, dass nun nur noch Galle nachkam. Behutsam, fast zärtlich wischte sie Helena mit einem Zipfel ihrer Tunika den Mund ab, bevor sie die Römerin kurzerhand aus dem Bett hoch hob und Anstalten machte, zur Tür zu schreiten - frische Luft war nun ebenso dringend notwendig wie ein wenig Ruhe. Vielleicht würde Körperwärme ihr übriges tun, das Entsetzen und die Verzweiflung ihrer Herrin zu widmen.


    "Du wirst nicht einfach sterben, Deine Tochter braucht Dich!" sagte Eretha leise, aber ernst, und es war ihr in diesem Moment gleich, ob Helena sie hören konnte oder nicht. Romanus hielt sie nicht auf, und so schritt Eretha mit ihrer zitternden und matt atmenden Last in den Innenhof der Casa hinunter, in die warme Sonne, die süsse, duftende Luft des gepflegten kleinen Gartens. Ein Ort, an dem so manches Mal eine Seele Ruhe gefunden haben mochte, vielleicht auch jetzt - als Daphne vorüber eilte, einen Korb in beiden Händen, hielt sie der Ruf der Amazone auf, und einige auf griechisch gebellte Befehle später entschwand die Sklavin auch schon eilig wieder, um für die Herrin Milch zu holen - und eine wärmende Decke.

  • Callidus kam mit der Flaminca bei Helenas Cubiculum an und klopfte an die Türe des Cubiculums. Dann öffente er diese.


    "Helena! Da ist Besuch für dich! Eine Person, die kein Aufsehen erregen möchte und es genau dadurch tut. Sie sagt. Es ist die Flaminca Minervae!"

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