• "Confluentes?" Sermo horchte auf. "Kein Problem, das sollte wohl das Leichteste sein." Leute entlassen konnte man immerhin quasi im Akkord. Das Einstellen würde schwieriger werden. "Na, da bereitet mir die Provinz ja gleich ein nettes Willkommensgeschenk," schmunzelte er weiter. Er hatte ja damit gerechnet, dass die Provinzreform Arbeit bringen würde. Aber dass er sich gleich mit einer chaotischen Stadtverwaltung herumschlagen musste, hätte er nicht zwingend erwartet. Immerhin war Confluentes keine Tagesreise entfernt. Zumindest solange er auf einem Pferderücken und ohne langsamen Scriba im Schlepptau dorthin reiste.

  • "Nun da du ja nur ungern Zeit verschwendest, möchte ich auch gleich auf die wichtigste Angelegenheit für meine Einladung zu sprechen kommen. Ich gehe einmal davon aus, dass dein Besuch in Confluentes rein privater Natur war."


    sagte Modestus und lies sich auf einer der Klinen nieder. Er nahm sich einen der Becher und Alvitus trat auch gleich mit einer Kanne hinzu, um den Becher zu füllen. Modestus machte währenddessen eine Geste zu Terentius Cyprianus sich ebenfalls frei an den Speißen und Getränken zu bedienen.


    "Wir haben von mehreren Quellen erfahren, dass die Chatten, einer der Stämme der in der Nähe des Limes siedelt, Rom und seinen Verbündeten den offenen Krieg erklärt hat. Die Nachbarn der Chatten, unsere Veründeten die Mattiaker, die direkt am Limes siedeln, laufen offenbar Gefahr das erste Ziel der Chatten zu werden. Bisher sind uns hier noch keine offenen Kampfhandlungen bekannt, aber ich denke es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis die Chatten losschlagen. Wir haben lange keine wirkliche Präsenz mehr im Gebiet hinter dem Limes gezeigt und mit dem Abzug zweier Legionen halten die Chatten uns wohl für geschwächt. Und offenbar sind wir das auch, denn ich habe mindestens zwei Kommandeure unter mir, die Angst haben im Gebiet hinter dem Limes zu agieren, weil sie fürchten die Germanen gegen uns aufzubringen.
    Ich bin allerdings der Meinung, dass, wenn sich ein Stamm deswegen erhebt, es sowieso wieder an der Zeit ist ihnen mit Feuer und Schwert eine Lektion zu erteilen, was die Vorherrschaft Roms angeht. Von einigen Verbündeten, wie besagten Mattiakern natürlich abgesehen, aber ich schweife ab."


    sagte Modestus und verschwieg, dabei die Namen der beiden Offiziere, denn einer von ihnen hieß ebenfalls Terentius. Dann nahm er sich von der Platte mit den gefüllten Eiern.


    "Ich werde auf jeden Fall unsere Präsenz durch berittene Patrouillen im Land jenseits des Limes erhöhen. Und falls die Chatten soweit gehen sich zu erheben, dann wird es eine Strafexpedition geben. Dies liegt durchaus im Bereich der mir durch den Imperator Caesar Augustus zugesprochenen Befugnisse, aber die Unterrichtung Roms ist natürlich dennoch angebracht. Ich bitte dich daher von dieser Sachlage bei deiner Ankunft in Rom auch Potitius Vescularius Salinator zu unterrichten."

  • Appius bediente sich großzügig an den Speisen und am Wein um dann zu antworten.


    "Nun Statthalter wie sicher sind diese Quellen? Ich bin zwar ein Befürworter der harten Hand und ich bin dafür die Barbaren mit Feuer und Schwert daran zu erinnern wo ihr Platz ist, allerdings ist ein Krieg in Germanien keine Lappalie. Wenn sich die Stämme erheben müssen die Legionen maschieren und wenn wir an Varus erinnern, müssen es wohl einige sein. Weil keiner garantiert uns, daß es bei einem Stamm bleibt."


    Über den letzten Satz des Statthalters wunderte er sich ein wenig und hakte dort nach:" Da du der direkte Vertreter Roms in dieser Provinz bist, ist es eigentlich klar, daß du dieses recht hast Solange du Rom natürlich davon unterrichtest. Die Frage ist nun wieso du dies mir gegenüber so betonst? Gibt es Leute, die anderer Meinung sind?"
    hier schimmerte leicht der Prätorianer durch bei seiner letzten frage. immerhin war ein offenes anzweifeln der Autorität des Kaisers genau das, was in den Aufgabenbereich der Prätorianer fiel.

  • "So du nichts dagegen hast, würde ich die Formalitäten beiseite lassen. Annaeus Modestus genügt hier, wo wir unter uns sind, vollkommen. Die Chatten bekundeten ihre Feindschaft öffentlich einem Thing, wie sie hier die Treffen ihrer Stammesführer nennen. Von daher ist diese Information sehr sicher. Mir ist bewusst, dass ein Krieg keine Lappalie ist. Vielleicht wird es auch garnicht dazu kommen. Vielleicht schreckt unsere erneute Präsenz im Grenzgebiet die Chatten ab. Vielleicht schaffen die Mattiaker es allein die Chatten zu bezwingen. Aber ich plane für alle Eventualitäten voraus. Und wenn die Chatten sich schon vor den anderen Stammesführern aufspielen, dann liegt etwas im Argen."


    führte Modestus aus, aber wenn die Chatten sich schon öffentlich gegen Rom und die Mattiaker wandten, dann mussten sie durchaus über eine gewisse Stärke verfügen. Aber man würde sehen.


    "Verzeih mir, ich bin es mittlerweile schon gewohnt das jedes Mal betonen zu müssen. Der Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates stellt meine Autorität wo er nur kann in Frage. Ich glaube er verkraftet es nicht einem Plebejer unterstellt zu sein oder als Legatus Legionis überhaupt einen direkten Vorgesetzten zu haben."

  • "Gut Anneaus Modestus ich bin mir sicher du wirst schon die richtige Antwort darauf finden. Am besten du hälst Rom über die Entwicklung auf dem laufenden.
    Was deine Probleme mit dem Legaten angehst. Mach ihm klar wo er steht. Sollte das mit den germanen stimmen, kann es sich Rom nciht leisten, wenn der Statthalter und der Legionslegat streiten und so das ganze gefahr läuft zu scheitern. Im schlimmsten Falle muß Rom ihn zu Raison bringen."

  • "Selbstverständlich. Aber ich glaube früher oder später muss sich Rom sowieso mit dem Claudier auseinandersetzen. Es macht derzeit den Eindruck auf mich, dass mit den Finanzen seiner Einheit etwas nicht in Ordnung ist. Bei der letzten Besprechung ist er meinen Fragen zu diesem Thema unter fadenscheinigen Gründen ausgewichen. Ich habe noch nichts, was ein offizielles Vorgehen rechtfertigen würde, aber vielleicht wäre es besser ihn relativ schnell abzulösen. Um den Schaden zu begrenzen und einen größeren Skandal zu vermeiden."


    erklärte Modestus und damit war das Thema das Claudiers für ihn abgeschlossen. Cyprianus wusste nun, wie Modestus zu dem ärgerlichen Claudier stand. Hier in Mogontiacum würden sowieso keine weiteren Entscheidungen über diese Sache gefällt werden. Von daher gab es wohl auch nicht viel weiter zu besprechen. Wenn er Beweise gehabt hätte, die er dem Terentier vorlegen könnte, dann hatte er es auch gleich getan. Aber vielleicht würde es diese in naher Zukunft noch geben.


    "Aber ich möchte mit dir noch etwas anderes Besprechen. Etwas bezüglich unserer beiden Familien. Die Terentier und die Annaeer sind in den letzten Jahren durch die Gunst unseres Princeps in hohe Positionen aufgestiegen. Du bist nun Praefectus Praetorio, einer der wichtigsten Männer im Reich, dein Vetter kommandiert eine Ala. Mein Vetter ist dein Nachfolger als Praefectus Aegypti, ich selbst Legatus Augusti im Rang eines Praetoren. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass es viele Männer gibt die unsere Familien um ihre Position beneiden und durch Ränke und Verleumdungen bemüht sind uns von diesen Positionen zu verdrängen."

  • "Nun wenn du willst kann ich deine bedenken in Rom vortragen, es ist allerdings unwahrscheinlich, daß er abgelöst werden würde. immerhin ist er noch nicht lange im Amt und zu Schulden scheint er sich, wie du selbst sagst, auch noch nicht kommen lassen."


    Bei den nächsten Worten mußte er lächeln


    "Nun das hört sich an, als würdest du ein Bündniss unserer Gentes vorschlagen. Dem ich natürlich nicht abgeneigt wäre. Vielleicht sollten wir schauen, dies in naher Zukunft durch eine Heirat zu bekräftigen. So sich die Gelegenheit ergibt natürlich"

  • "Es freut mich das zu hören, denn ich denke ein Bündnis könnte zu unser aller Vorteil gereichen. Da wir Annaeer nun auf die Provinzen verstreut sind, wäre uns ein guter Freund in Rom sehr wertvoll. Und ich denke, im Anbetracht der deiner Position und der deines Vetters, könnten wir im Gegenzug für euch sehr wertvolle Freunde sein."


    sagte Modestus erfreut darüber, dass der Terentier einem Bündnis sehr offen gegenüberstand. Der Praefectus Praetorio war ein mächtiger Verbündeter. Vorallem in Rom, wo die Annaeer derzeit kaum präsent waren. Im Gegenzug waren die Annaeer stark in den Provinzen vertreten. So war er selbst ja auch der Vorgesetzte von Terentius Primus und auf diesen Acht geben und entsprechend fördern.


    "Eine Hochzeit wäre durchaus möglich, wobei ich aber dazusagen muss, dass es derzeit leider keine Annaea im heiratsfähigen Alter gibt. Aber natürlich wäre es für mich oder meinen Vetter Decimus Annaeus Varus natürlich eine Ehre, falls du eine geeignete Verwandte haben solltest."

  • Er schüttelte den Kopf:"Nein ich glaube momentan haben wir auch niemanden, aber ich denke sobald sich eine Gelegenheit ergibt sollten wir eine Hochzeit in Erwägung ziehen." Es war ja durchaus nicht ungewöhnlich schon Kinder einander zu versprechen."Quasi die nächste Generation unserer Familien."

  • "Das ist bedauerlich, aber sicherlich wird es in Zukunft eine Gelegenheit geben ein geschlossene Bündnis durch eine Hochzeit innerhalb unserer Gentes zu besiegeln."


    sagte Modestus abwiegelnd, denn er wollte nicht, dass das Bündnis an einer fehlenden Ehe scheiterte. Dafür war dies eine zu gute Gelegenheit.


    "Daher sollten wir uns dadurch auch heute nicht davon abbringen lassen. Was sagst du also dazu?"

  • "Nun ich denke wir können es sicherlich auf einen Versuch ankommen lassen. So ein Bündniss ist sicherlich zu unser beiden Nutzen." meinte er bestätigend. Auch wenn es so letztlich nicht mehr als eine mündliche Vereinbarung war. Ob sie halten oder gar Früchte bringen würde, würde man in der Zukunft sehen.

  • "Ausgezeichnet. Wir sollten natürlich zu gegebener Zeit auch unsere Verwandten davon unterrichten, damit es zu keinen Missverständnissen kommt. Alles können wir dann sicher noch per Brief klären. Vertraulichkeit sollte bei deinem Amt ja kein all zu großes Problem darstellen."


    sagte Modestus schmunzelnd und trank noch einen Schluck Wein. Schließlich war bei sonstigen Mauscheleien immer die Befürchtung, dass jemand in die Post sah. Allerdings war Appius Terentius Cyprianus wohl Chef der Männer, die genau das taten.

  • "Ja ich werde sie sobald als möglich davon untrerichten und das mit der vertraulichen Übermittlung sollte kein Problem sein."Immerhin unterstand die Post ihm."Auf gute Zusammenarbeit" meinte er schmunzelnd und hob das Glas zum Salut

  • Im Triclinium waren mehrere Kohlebecken aufgestellt, die für eine wohlige Wärme sorgten. Nachdem er das Triclinium betreten hatte, lies er sich sogleich auf seinem bevorzugten Lectus nieder und wies dem Claudier mit einer einladenden Geste die benachbarte Liege. Sogleich kamen auch Sklaven herbei, um die beiden Senatoren ihrers Schuhwerks zu entledigen und ihnen die Füße zu säubern.


    "Nun Claudius, ich möchte dir den Vortritt überlassen, falls du nichts dagegen hast. Was glaubst du ist mein Vorgehen in der Angelegenheit mit den Chatten und was hältst du daran für falsch? Und was glaubst du sollten wir beide an unserem Umgang miteinander verbessern?"

  • Den Weg zum Triclinium nutzte Menecrates, um sich noch einmal über das gesagte Gehörte zu machen. Differenzen beizulegen, zählte nicht zu den schlechtesten Vorhaben. Das bedeutete für den Claudier die Rückkehr auf eine konstruktive Ebene. Sympathien würden sich freilich deswegen nicht einstellen, aber darauf kam es auch nicht an. Und ob sich mit dem heutigen Abend Vertrauen aufbauen ließ, bezweifelte er, denn Vertrauen benötigte Zeit. Heute konnte bestenfalls ein Anfang gemacht werden. Ob dieser Anfang gelang, würde vom Gehabe des Statthaltzers und dem Gesprächsverlauf abhängen.


    Claudius wählte der Geste entsprechend die nebenstehende Liege und machte es sich bequem. Die militärische Kleidung würde ihn daran hindern, sich gefällig einlullen zu lassen, denn bequeme Kleidung sag anders aus. Ihm kam der Umstand aber gelegen, denn er wollte aufmerksam bleiben.


    "Gut, wenn du mir den Vortritt lässt, dann beginne ich, aber zunächst mit einer anderen Thematik." Menecrates wollte die Basis abklopfen. Behaupten konnte jedermann viel, wenn es um Vertrauensaufbau und Niederlegung von Zwistigkeiten ging. Entscheidend und aussagefähig waren allein die Taten. "Meines Wissens zählt es zu den Gepflogenheiten dieser Provinz, dass für die Sicherheit des Statthalters und Mogontiacums die Soldaten der Legio Secunda herangezogen werden. Jemand, der entgegen dieser Tradition handelt, sagt damit - ob nun gewollt oder nicht - jede Menge aus. Ist hier ein Schritt auf mich zu zu erwarten?"


    Menecrates Blick lag offen und mit neutralem Ausdruck auf dem Antlitz des Statthalters und er war sehr gespannt, welche Reaktion er zu erwarten hatte.
    Während Modestus noch überlegte, fügte Menecrartes an:
    "Wenn sich dein Vorgehen, die Chatten betreffend, seit der Militärbesprechung nicht geändert hat, dann kennst du meine Ansicht darüber bereits. Und was den Umgang miteinander betrifft, Offenheit, Aufrichtigkeit, Respekt und Höflichkeit, das wären die Voraussetzungen, um meinerseits offen, aufrichtig, respektvoll und höflich sein zu können. Gebildeter und zivilisierter Umgang miteinander, nicht mehr und nicht weniger."

  • "Diese Gepflogenheit wurde von meinen unmittelbaren Vorgängern begründet und ist für das Reich im Ganzen ungewöhnlich. Es waren vielmehr meine Vorgänger die gegen Traditionen handelten, indem sie die Pedites und Equites Singulares abschafften und durch Männer der Legio II ersetzten. Es ist außerdem nicht nur Tradition, sondern auch sinnvoller die Männer nicht nur von einer Einheit abzuziehen. Die Legio II stellt bereits die Hälfte der Benefiziarier und Frumentarii dieser Provinz. Im Falle eines Feldzugs würden schlichtweg zu viele Männer fehlen. Zumal auch die gesamte Kavallerieabteilung in Beschlag genommen werden würde."


    erklärte Modestus dem Claudier und gab ihm aber dabei keine direkte Antwort auf seine Frage nach den Zugeständnissen. Tatsache war, dass in seiner Leibwache kaum jemand aus der Legio II diente. Dies rührte von einer kleinen Machtdemonstration des Decimus Livianus, den Modestus als Prätor in Rom verurteilt hatte, her. Bei der Ablösung durch den Claudier hatte er nichts daran geändert. Warum auch die Männer verrichteten ihren Dienst gut, es hatte keinen Grund gegeben etwas zu verändern. Zumal es einer Degradierung für jeden Mann gleichkam, der jemand zurück zu seiner Einheit geschickt wurde. Allerdings gab es insgesamt sicherlich ein wenig Raum für Zugeständnisse. Do ut des. quid pro quo. Nichts auf dieser Welt war umsonst.


    "Ich kann dich durchaus verstehen, Claudius. Du möchtest das Leben deiner Männer nicht bei einem vermeidbaren Krieg auf Spiel setzen. Du möchtest daher eine friedliche Lösung finden. Du glaubst, wenn wir die Chatten nicht in irgendeiner Form provozieren, werden sie sich schon wieder beruhigen und der Frieden kann aufrecht erhalten werden."


    "Nun, im Grunde möchte ich nichts anderes. Ich möchte, dass in dieser Provinz noch Frieden und Wohlstand herrscht, wenn Publius Ulpius Maioranus das Erbe seines Vaters antritt. Aber im Gegensatz zu dir muss ich mich tagtäglich auch mit der politischen Situation in der Region auseinandersetzen. Und daher weiß ich, dass es keine perfekte und einfache Lösung für dieses Problem gibt. Auch wenn man sich dies wünschen mag. Wenn man das Problem auf das Grundlegende herunter bricht, so ergeben sich drei Wege, um das Problem mit den Chatten anzugehen. Wir können den Störfaktor, das was die Chatten als Provokation betrachten, beseitigen. Wir können die Chatten beschwichtigen. Oder aber wir können die Chatten zurechtweisen."


    "Beseitigung der Provokation. Die Provokation ist in diesem Verhalten keine besondere Tat oder Verhaltensweise unsererseits. Nein, es ist unsere bloße Anwesenheit. Es ist die Tatsache, dass wir dieses Gebiet, germanisches Gebiet, in Besitz genommen und zu römischen Provinzen gemacht haben. Es mag vielleicht gewisse Gründe geben, die die Chatten vorschieben, aber es wird immer auf das Gleiche hinauslaufen. Solange es diese römischen Provinzen gibt, werden die Chatten uns feindlich gesinnt sein. Und diese Provinzen um des Friedens willen aufzugeben, ist keine Option, wie dir sicherlich klar ist. Letztlich können wir diesen Weg nicht anwenden."


    "Beschwichtigung. Nun wir könnten die Chatten mit Gold oder Zugeständnissen bestechen. Auch wäre es möglich ihnen die Mattiaker quasi auszuliefern. Die Mattiaker haben sich vor einiger Zeit von den Chatten abgespalten und die Chatten brennen darauf dies zu revidieren. Aber beides ist nicht praktikabel. Wenn wir also schon die Chatten bestechen müssen, nur weil sie uns ein wenig drohen, dann werden schon sehr bald andere Stämme sich fragen, ob sie nicht auch Geld von uns erpressen können. Verfolgen wir diese Beschwichtigung weiter, fehlt uns irgendwann das Geld und wir werden uns vielleicht gleich mit mehreren Stämmen auseinandersetzen müssen. Das kann keine Lösung sein. Auch die Opferung der Mattiaker ist falsch. Zum einen sind die Mattiaker unsere Bündnispartner und erfüllen eine wichtige Aufgabe in dieser Region. Letztlich bedeutet das, dass anstatt römischen Bündnispartnern ein feindlich gesinnter Stamm an unserer Grenze siedeln würde. Wir müssten jederzeit mit Angriffen rechnen und hätten auch keinerlei Vorwarnzeit. Zu der besonderen Rolle der Mattiaker werde ich später noch etwas sagen. Insgesamt verlagern wir mit diesem Weg das Problem nur auf einen späteren für uns eventuell sogar ungünstigeren Zeitpunkt. Eine dauerhafte Lösung kann Beschwichtigung nicht darstellen."


    "Somit wären wir beim letzten Weg, meinem Weg, der Zurechtweisung. Nun wir sind keine Lehrer die ihre Schüler mit harten Worten und einer Ohrfeige zurechtweisen. Unsere harten Worte sind in diesem Fall Gesten und Worte der Stärke, die unseren Feinden klar machen, was passieren wird, sollten sie gegen uns ins Feld ziehen. Unsere Ohrfeige sind unsere Truppen, die wir gegen den Feind ins Feld schicken. Wir machen den den Mattiakern klar, dass Rom eine direkte Attacke auf sich selbst oder auf Bündnispartner nicht dulden, sondern hart bestrafen wird. Die Chatten halten uns für geschwächt und zersplittert, weil zwei Legionen abgezogen und die Provinz aufgeteilt wurde. Sie glauben, dass wir zögern und nicht eingreifen werden, wenn sie die Mattiaker wieder unterwerfen. Aber wenn wir ihnen ihren Fehler vor Augen führen, ihnen klarmachen, dass wir treu zu unseren Bündnispartnern stehen, dann können wir diesen Konflikt im besten Fall ohne einen Feldzug lösen. Natürlich könnte es auch zum offenen Krieg zwischen den Mattiakern und den Chatten kommen. Aber dann haben wir immernoch 10.000 Mattiaker auf unserer Seite. Es würde genügend eine Legion zu entsenden. Falls die Mattiaker nicht mit diesem Konflikt allein fertig werden, was durchaus möglich ist."

  • Sim-Off:

    Sorry, vergessen.



    Einmal in seinem Leben wurde Menecrates Zeuge einer Schneelawine. Sie begrub Bäume, Hütten und Menschen unter sich, bevor sie endlich im Tal zum Stillstand kam. Beklemmendes Schweigen herrschte danach: kein Vogel sang, kein Angehöriger schrie, alle Zeugen standen unter Schock. Der Legat fühlte sich in diese Situation zurückversetzt, als Modestus nach dem langen Monolog endlich schwieg. Erschlagen von der Wortflut fiel es dem Claudier schwer, sich an die Aussagen in der Mitte der Rede zu erinnern. Der Anfang blieb haften und ebenso der Schluss. Auf beides konnte er eingehen.


    "Unter Einbeziehung der Legio II fiel die Höhe des entgegengebrachten Vertrauens deinerseits deutlich großzügiger aus. Selbstverständlich erwarte ich keinen absoluten Truppenaustausch. Die Legion kann nicht gänzlich auf ihre Kavalleristen verzichten." Menecrates führte selten lange Reden. Er ließ die Argumente, die eher wie Ausflüchte klangen, nicht gelten und legte seine Erwartungen erneut dar - kurz und gleichzeitig klar, wie er fand. Zum Handeln jedoch war er nicht hergekommen. Der Statthalter besaß die Befehlsgewalt über Menecrates, nicht aber dessen Vertrauen. Vertrauen baute man auf, wenn einem daran lag, man konnte es nicht durch Handel erwerben. Nur einfältige Menschen glaubten dies.


    Tja, das Mittelstück der Statthalterrede fehlte Menecrates. Es ließ sich auch durch Zeitaufschub mittels Streichen über das Kinn und der Suche nach Speisen und Getränken nicht erinnern. Auf alle Fälle ging es um die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Chatten, also gab Menecrates einfach seine Ansicht zum Besten.


    "Der Konflikt besteht zwischen den Mattiaker und den Chatten. Meine Informationen besagen, dass sich die Unruhen nicht gegen Rom richten, deswegen halte ich jede Form von Einmischung für falsch. Unruhen zwischen den Stämmen hat es immer gegeben und wird es auch zukünftig geben. Wer in der Geschichte zurückblickt, erkennt schnell, dass für Roms Vorherrschaft in dieser Provinz nichts so dienlich ist wie uneinige Germanenstämme. Sie halten sich selbstständig klein. Was willst du mehr? Und vor allem, warum das unterbinden? Greift Rom ein, steht Rom im Blickfeld. Wenn wir Pech haben, vergessen die Stammesfürsten dann ihren Zwist und erkennen, dass sie einen ganz anderen Feind, einen gemeinsamen, nämlich uns haben. Willst du das wirklich riskieren?"

  • An dem Gesichtsausdruck und seiner Entgegnung merkte Modestus schnell, dass der Claudier nicht für einen vernünftigen Diskurs geeignet war. Vor seinem geistigen Auge sah er sich wie der den Claudier in eine Schublade mit Aufschrift Soldat steckte. Dann eben so. Allerdings konnte er in dem ersten Satz des Claudiers keinen wirklichen Sinn erkennen und beschloss daher nicht näher darauf einzugehen.


    "Selbstverständlich profitieren wir von der Uneinigkeit der Germanen. Aber hier geht es nicht um irgendwelche germanischen Stämme die sich gegenseitig abschlachten. Auf der einen Seite stehen die Mattiaker, römischer Bündnispartner, die uns auf ihrem derzeitigen Stammesgebiet viele Vorteile bringen. Auf der anderen Seite haben wir die Chatten, selbsterklärte Feinde des römischen Reichs, die uns auf dem Gebiet der Mattiaker, sollten sie es erobern, sehr gefährlich werden könnten. Wir können uns nicht einfach aus dieser Sache heraushalten.
    Davon abgesehen haben die Chatten sich auf der letzten Versammlung der Stämme keine Freunde unter den anderen Fürsten gemacht. Sie waren den anderen Stämmen gegenüber unverschämt und beleidigend, weshalb sich kaum alle Stämme hinter ihnen vereinigen werden."

  • Der Claudier registrierte die fehlende Bereitschaft, seine Einheit in die Garde des Statthalters einzubinden. Und wo nichts kam, wurde es schwierig, etwas zurückgeben zu können. Über die Zugeständnisse hinaus ließ aber auch die Bewirtung auf sich warten. Der Legat verglich ungewollt diesen Besuch mit dem beim ALA-Praefecten und stellte wieder einmal fest, dass sich Wertschätzung auch über solche Nebensächlichkeiten wie Service ausdrücken ließ. Der gedankliche Ausflug zu Primus fand ein Ende, als der Statthalter die konkurrierenden Germanenstämme beschrieb. Und wie so oft teilte Menecrates nicht dessen Einschätzung.


    "Ein Germanenstamm, der - wie du sagst - keine Bündnispartner besitzt, weil er sich auf der letzten Versammlung der Stämme unbeliebt gemacht hat, soll Rom - wie du sagst - sehr gefährlich werden können?" Menecrates wusste nicht, ob er amüsiert oder erstaunt reagieren sollte. EIN Germanenstamm gegen Rom und zusätzlich gegen friedliche Germanenstämme. Wie schlecht musste das Vertrauen des Statthalters in die in der Provinz stationierten römischen Truppen, ja den eigenen Verwaltungsapparat sein, wenn er zu solch irrwitzigen Schlüssen kam.


    "Und welche Vorteile sollen uns die Mattiaker auf ihrem derzeitigen Stammesgebiet bringen? Es liegt jenseits des Limes und soweit ich weiß, erging aus Rom kein Auftrag, die Grenze zu verschieben bzw. die römische Provinz zu erweitern. Brauchst du sie als Bollwerk, weil du fürchtest, der Limes könne bei einem Angriff eines einzelnen Germanenstammes nicht standhalten?" Ein Kopfschütteln ging der nächsten Bemerkung voraus.
    "Mir ist es egal, ob in jenem Gebiet Chatten oder Mattiaker hausen." Menecrates winkte ab. "Keiner von ihnen kann Rom gefährlich werden, solange wir dafür sorgen, dass sich die Stämme nicht zusammenschließen. Genau das riskieren wir aber, wenn wir uns einmischen und positionieren, anstelle die Chatten auf weiter Flur gegen die überwiegend friedlichen anderen Stämme stehen zu lassen. Die Front, die sich bereits gegen die Chatten gebildet hat, könnte sich im Falle einer Einmischung, aber auch erst dann, gegen Rom richten."

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