Officium des Kommandeurs

  • Macer setzte sich ebenfalls und machte es sich für das lockere und sicher längere Gespräch bequem. Der Praefectus schien sich auch schon um eine angenehme Sitzposition zu bemühen. Der Schreiber brachte wenig später Becher und einen Krug mit verdünntem Wein. Macer schenkte selber ein.


    "Dann entsptand deine Arbeit also auch aufgrund eines ganz konkreten Problemes im Alltag der Flotte? Das finde ich interessant und es sagt schon viel darüber, was man bei der Ausbildung und Führung von Truppen beachten muss." Bisher hatte Macer von derartigen Problemen wenig mitbekommen, wobei er mit der Flotte auch wenig Kontakt hatte. "Dann ist deine Arbeit auch gleich von Anfang an darauf ausgerichtet, als Unterrichtsmaterial zu dienen?" Es hätte ja auch eher eine Abhandlung im Sinne der Geschichtsschreibung sein können.

  • Endlich hatte ich eine einigermassen bequeme Haltung gefunden.


    Das kann ich nicht behaupten, Senator. Ich begann einfach damit, mich mit der Gründung der Flotte zu beschäftigen, weil ich merkte, dass es unterschiedliche Auffassungen gibt. Es ging mir in erster Linie mehr darum, einmal selbst zu erfahren, was Divus überhaupt mit der Flotte bezwecken wollte.


    Ist dir bekannt, dass er damit eine militärische Einheit gründete, welche die Position der Legionen in Italia übernehmen sollte? Immerhin zog er alle Legionen aus Italia ab und stellte sie an den Grenzen des Imperium ein. Damit blieb Italia völlig schutzlos. Das konnte aber so nicht gestattet werden, doch die Bevölkerung wollte auch keine Legionen mehr vor der Tür, nach dem langen Bürgerkrieg. Daher steckte Divus in die Flotte auch riesige Zahlen an Marineinfanteristen. Diese waren zwar für die primäre Aufgabe der Flotte, die Sicherung der Wasserwege im Mare Nostrum nötig, doch sicher nicht in der Zahl, wie sie vorhanden waren.


    Interessant, nicht?


    Doch zurück zu deiner Frage. Die Arbeit ist also kaum als Lehrmaterial geschrieben, doch könnte sie sehr wahrscheinlich gut als Lektüre zu einer begleitenden Vorlesung benutzt werden.

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  • Aufmerksam hörte Macer zu und erfuhr hier tatsächlich Neues, denn der Geschichte der Flotte hatte er bisher kaum Aufmerksamkeit gewidmet. "Sehr interessant, tatsächlich. Und ein äußerst raffiniertes Vorgehen noch dazu und außerdem eine Erklärung für den großen Einfluss der Flottenpräfekten." Mit der Provinzflotte in Germania hatte Macer fast mehr zu tun gehabt, aber da lagen die Dinge ganz anders.


    Bezüglich des Charakters der Arbeit hatte sich Macer dann wohl getäucht, aber er war deswegen keineswegs enttäuscht. "Nun, dann hatte ich dich in diesem Punkt wohl falsch verstanden. Aber das macht ja nichts, das Material kann ja ein wenig aufbereitet werden, um in der Academia genutzt zu werden. Wärst du denn bereit, eine solche Vorlesung zu organisieren? Und wo würdest du sie ansiedeln vom Schwierigkeitsgrad her?"

  • Wenn ich über die Situation hier an der Academia richtig informiert bin, so gibt es derzeit nicht viele Bewerber und noch weniger Personen, welche in der Lage wären, einen Kurs abzuhalten. Wenn du mich also für geeignet hältst, dann könnte ich mir gut vorstellen, einen solchen Kurs zu erteilen.


    Die Frage nach dem Schwierigkeitsgrad hatte ich mir allerdings noch nicht gestellt.


    Was die Schwierigkeit angeht, so wäre sowohl die Materie, als auch das die Art der geschriebenen Arbeit sicherlich für einen Einstiegskurs geeignet. Junge Männer, bereit sich für den Rest des Lebens im Militär zu engagieren sollten auch über die Flotte etwas wissen, nicht nur über die Legion. Vorurteile sollten ausgemerzt werden. Der Kampf auf einem schaukelnden Schiff ist keineswegs etwas für Leute, welche in der Legion nicht taugen, sondern erfordert mehr Geschick als derjenige an Land. Das wird meiner Meinung nach bis in die höchsten Offiziersränge der Legionen zu wenig akzeptiert oder ist gar nicht bekannt.


    Legaten, Tribune, Centuriones, welche ihren Soldaten drohen sie bei Versagen in die Flotte zu versetzen haben meiner Meinung nach keine Ahnung von den Anforderungen eines Seegefechts. Ich kann mir daher auch vorstellen, den Schwerpunkt auf die verschiedenen Ausbildungswege der Flotte zu legen und damit einen zweiten Kurs zu machen, der entsprechend schwerer ist, weil er mehr Detail verlangt als nur eine Übersicht.

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  • "Ja, sicher halte ich dich für geeignet", stimmte Macer sofort zu. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass du in der Lage bist, eine sehr gute und interessante Vorlesung zu halten."


    Dann folgte er wieder schweigend den Ausführungen zum angedachten Schwierigkeitsgrad. "Dann könnte man das Thema also im Examen Secundum verwenden und einige ausgewählte Fragen aus einem eng umgrenzten Bereich des Unterrichtsmaterials auch im Examen Primum stellen? habe ich dich da richtig verstanden? Das wäre mir sehr recht, wenn wir auf diese Weise gerade am Anfang eine größere Themenauswahl als derzeit anbieten können und außerdem etwas neues ins Examen Primum aufnehmen können."

  • Das sehe ich ähnlich. Es sollte möglich sein die Grundlagen der Arbeit, also das Wissen über den Aufbau der Flotte, in einem Examen Primum unterzubringen, so dass jeder der es ablegt ein Grundwissen über die Flotte erhält.


    Tiefergehendes Wissen würde dann im Examen Secundum sicher am richtigen Ort sein.

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  • "Einige Punkte zur Flotte sind ja auch jetzt schon in der Grundvorlesung enthalten", erinnerte Macer, da er nicht erwarten konnte, dass der Praefect das Pensum im Kopf hatte. "Es wäre zu überlegen, ob man diesen Abschnitt durch deine Recherchen ersetzt oder um sinnvolle Punkte ergänzt. Die prüfung zum Examen primum enthielt bisher meist nur eine Frage, die sich ausschließlich mit der Flotte befasste und dazu vielleicht noch ein oder zwei weitere Fragen, die sich neben der Flotte auch auf anderen Einheiten oder Truppentypen bezogen." Es war gar nicht so leicht, das breite Spektrum des römischen Militärwesens in nur 10 Fragen abzudecken, ohne also blind herumzustochern.


    "Für das Examen Secundum könntest du dann etwas freier entscheiden, wie du die Vorlesung aufbaust. Ein Prüfung dazu müsste dann auch wieder 10 Fragen zum Vorlesungsstoff umfassen."

  • Das Examen Secundum sollte kein Problem sein. Ich könnte mir auch vorstellen, diesen Kurs oder zumindest das Manuskript zur Pflichtlektüre für Flottenangehörige zu erheben.


    Was das Examen Primum angeht, so bist du eher in der Lage abzuschätzen, welche Bereiche aus meiner Arbeit nützlich sein könnten und welche es nicht sind. Du kennst den Kurs gut, bei mir ist es ewig lange her. :D

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  • Macer nickte leicht, das Gespräch entwickelte sich in eine gute Richtung. "Was die Classis betrifft, möchte ich dir natürlich nicht hineinreden. Aber ich nehme an, du beziehst dich auf Offiziere, nicht wahr? Wenn alle Soldaten so etwas lesen müssten, würde das die Classis aber wohl in jedem Fall zur belesensten Einheit unserer ganzen Armee machen." Er fand diesen Gedanken durchaus amüsant.


    "Bevor ich abschätzen kann, welche Teile der Arbeit für das Examen Primum verwendbar sind, müsste ich sie natürlich erst einmal gelesen haben", erklärte Macer dann.

  • Die Idee, dass jeder Soldat meine Arbeit lesen sollte liess mein Lächeln erfrieren. Das hatte ich nie so gesagt, hoffentlich hatte er es nicht so verstanden. Doch im nächsten Augenblick sah ich den amüsierten Blick Macers und wusste, dass er dies nicht getan hatte.


    Natürlich meinte ich die Anwärter, welche hier einen Kurs belegen wollen, Senator.


    Auf die Bemerkung hin, dass er die Arbeit lesen müsste, nahm ich eine dicke Papyrusrolle aus einer Tasche hervor, welche ich vorher wie ein kleines Heiligtum bei mir getragen hatte und legte sie auf den Tisch. Sie war mit einem Lederriemen zugebunden an welchem ein Zettel hing: Die römische Flotte unter Augustus stand darauf gut lesbar.


    Sim-Off:

    Noch hat Luci die Arbeit nicht auf dem Netz, doch sie sollte bald auf diesem Link hier vorhanden sein. Im Moment hängt dort noch eine unvollständige Version. ;)

  • "Das wird nicht ganz so einfach sein mit den Anwärtern", schränkte Macer ein. "Immerhin gibt es keine verpflichtenden Wege und einen Mann, der erst einmal zu einer anderen Waffengattung geht, wenn er an der Academia ist, kann es später immernoch zur Flotte verschlagen. Du dientest doch selber auch zuerst woanders, wenn ich mich richtig erinnere."


    Dann griff er zu der dicken Rolle und betrachtete sie kurz. "Eine umfangreiche Arbeit. Wie lange hast du daran gerarbeitet?" Einen ungefähren Zeitrahmen hatte Florus zwar schon genannt gehabt, aber das Werk schien es wert, dass man den Aufwand genauer bezifferte.

  • Es waren so ungefähr 10 Wochen, Senator. beantwortete ich erst einmal die Frage nach dem Zeitrahmen.


    Und was die Anwärter angeht, so kann man sicher nicht alles Möglichkeiten abdecken, das ist klar, aber ich werde in den Flotten von Misenum und Ravenna auch Abschriften anlegen lassen, so dass jeder neue Offizier die Möglichkeit hat, sich zu informieren ;)

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  • 10 Wochen erschienen ihm eine recht kurze Zeit für dieses durchaus umfangreiche Werk. "Da hast du sehr intensiv gearbeitet, vermute ich. Konntest du dich auf viele Quellen stützen?"


    "Das ist sicher eine gute Sache", stimmte Macer dann der Idee mit den Abschriften zu. "In den legionslagern die ich kenne, gab es im Hauptquartier auch immer ein paar Abschriften der wichtigsten Historiker. Wer weiß, ob sich dort nicht bald überall ein 'Annaeus Florus' hinzu gesellt." Er deutete auf die überreichte Rolle. "Ist diese als Kopie für die Academia gedacht oder soll ich eine Kopie anfertigen lassen?"

  • Die Quellenlage war zum Glück noch einigermassen umfangreich. Es gibt, man wird es kaum glauben, schon aus der Frühzeit einige Historiker welche detailliert über solche Dinge berichten. Auch sind die Zeiten des Divus und die vorangegangenen Bürgerkriege noch nicht so lange her, als dass sie schon komplett aus der Erinnerung der Gelehrten gelöscht wären. Es war also durchaus möglich sich ein gutes Bild zu machen.


    Dann deutete ich auf die Rolle


    Dies ist bereits eine Abschrift. Das Original lagert in meiner Bibliothek.


    Die Bemerkung von wegen der möglichen Berühmtheit liess ich unbeantwortet. Modestia war auch eine römische Tugend und davon hatte ich, bei allem Ehrgeiz und Stolz auf Auszeichnungen, auch eine Portion mitbekommen.


    Sim-Off:

    Wie ich gesehen habe, ist sie jetzt online. ;)
    (Hat zwar noch einige Schreibfehler, Kommas und so drin, aber in den wesentlichen Aussagen und Formulierungen wird sich wohl kaum mehr etwas ändern, so dass ich Luci nicht noch ein drittes Mal belästigen werde ;)

  • "Das ist natürlich sehr erfreulich, dass du dich auf so viele Quellen stützen konntest. Es wäre schade, wenn dort Wissen verloren gehen würde. Wir können schließlich von unseren Vorfahren nur lernen." Gerade im Militär hatte genau das das römische Reich auch groß gemacht, fand Macer. Kontinuierlich zu lernen und jede Erfahrung für eine Verbesserung zu nutzen.


    "Für die Abschrift danke ich dir. Sie wird hier in der Academia aufbewahrt werden. Als Lektüre zumindest für die Grundvorlesung sollten wir vielleicht einen verkürzten Auszug erstellen. Das Studienmaterial für das Examen Primum wird sonst zu umfangreich, fürchte ich." Selbst für das Examen Secundum war das Material noch serh stark und ging weit über das hinaus, was Macer bisher als Vorlesungstexte angeboten hatte.

  • Ich verstehe das Problem der Länge. Gewisse Teile können sicherlich gekürzt, oder zusammengefasst werden, vorallem wenn man eine Vorlesung dazu hält.

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  • "Gut, diese Einschätzung reicht mir vorerst. Alles weitere klären wir dann wenn es so weit ist." Es war an der Zeit, erste Punkte festzulegen. "Dann lade ich dich hiermit erst einmal offiziell ein, als Gastdozent eine Vorlesung zum Examen Secundum zur römischen Flotte unter Augustus zu halten. Sollen wir schon einen Termin ins Auge fassen?"

  • Bumm! Jetzt ging es wohl ans Eingemachte. :D


    Etwas erstaunt ob diesem Stoss, der mich direkt und unvorbereitet ins kalte Wasser bugsierte rang ich nach Worten:


    Ja, ... Doch, ... Nein


    Ähm, wie du meinst Senator. Was immer für die Academia am besten ist.

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  • Offensichtlich hatte Macer seinen Gesprächspartner mit dieser Frage doch gehörig überrascht. "Du wirkst etwas überrascht. Hatten wir das nicht so ein etwa schon abgesprichen, als wir gemeinsam mit Meridius darüber sprachen?" Zumindest hatte Macer das so in etwa in Erinnerung und ganz so arg schlecht war sein Gedächtnis dann doch wieder nicht.

  • Doch, doch, Senator, nur war ich der Meinung, dass ich noch etwas Einführung in die Anforderungen einer solchen Vorlesung benötige oder erhalte.


    Immerhin habe ich, ausser der Tatsache, dass der Test am Ende 10 Fragen umfassen sollte, und ich diese alle in der Vorlesung erwähnen sollte, noch keine Ahnung, was denn verlangt wird. Mein Examen Secundum ist viel zu lange her, als dass ich mich noch daran erinnern könnte.


    Welche Art Offiziere werden mich erwarten, eher Unteroffiziere, eher Offiziere, eher Männer mit Erfahrung oder solche die noch grün sind hinter den Ohren. All dies könnte einen Einfluss auf die Vorlesung haben.

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