An einem See

"Nochmal 10 Runden? Ich glaub ich erwürge gleich jemanden."

seufzte ich meinem Gegenüber zu. Doch um wirklich auf jemanden los zu gehen war ich in Wahrheit viel zu erschöpft. Ich genoss erst einmal die 10 Minuten Pause und legte mich flach auf den Rücken um etwas auszuschnaufen. Wir Probati machten wirklich eine elende Figur, gerade so als wären wir gerade vom Schlachtfeld gekommen und hätten nur mit Müh und Not überlebt.

Nachdem die 10 Minuten vorbei waren, leider viel zu schnell meiner Meinung nach, sprangen wir wieder ins Wasser. Zu meinem Leidwesen war das Wasser immer noch nicht wärmer geworden und das Schwimmen ging auch nicht besser als zuvor.

Der Optio würde seine cena also wohl oder übel doch hier am See zu sich nehmen müssen, so dachte ich mit einem breiten Grinsen während ich immer noch meine Runden im Wasser drehte.....

Mein Grinsen verflog schlagartig. Das der Optio auch immer alles sehen musste. Doch dann stellte ich mir wieder vor wie der Optio wegen uns hier am See seine cena einnahm und das Grinsen war schon fast wieder da.

Ich konnte es nur mit Mühe unterdrücken, was unweigerlich noch komischer wirkte als das Grinsen selbst. Ich absolvierte meine letzten beiden Runden und kam im hinteren Mittelfeld der Probati an.

Immer wenn ich am Optio vorbeikam versuchte ich allerdings ernsthaft zu wirken. Als ich meine letzte Runde gedreht hatte hielt ich vor dem Optio an und meinte:

"Bitte um Erlaubnis aus dem Wasser kommen zu dürfen."

Mit einem Seufzer der Erleichterung begab ich mich aus dem Wasser. Ich mochte das Schwimmen noch nie, dies hatte sich auch nach dieser Übungseinheit nicht gebessert.

Ich begab mich wieder zu dem Platz wo ich schon die ersten 10 Minuten Pause gehalten hatte. Ich schaute wehmütig dem Sonnenuntergang entgegen, welcher mittlerweile bereits begonnen hatte.

In diesen Momenten der Ruhe und des wunderbaren Schauspieles vermisste ich oftmals wieder die Freiheit, die ich zuvor in meinem Leben genossen hatte. Immer dort hingehen und dort bleiben wie es einem gefiel. Keine Pflichten außer selber über die Runden zu kommen und ein nächtliches Lager zu finden.

Doch dieser Lebensabschnitt war nun vorbei. Ich blendete diese Gedanken schnell wieder aus und erquickte mich an den Aussichten die mir mein neuer Lebensabschnitt nun bescherte:

Das Leben in der Legion......

Ich und meine Gedanken

Während die anderen schon fast abmarschierten hatte ich mich noch nicht einmal fertig angekleidet. Mehr schlecht als recht legte ich meine Rüstung an und reihte mich dann ein.

Als der Marschbefehl dann endlich kam setzte ich mich mit den anderen in Bewegung, musste aber nebenher immer noch alles zuknöpfen......

Auwei. Was solle ich jetzt bloß sagen. Ich war gerade dabei die letzten Riemen zuzuknöpfen, als der Optio kam und seine Fragen stellte.

Ich konnte ihm doch unmöglich sagen, dass ich es mehr oder minder verschlafen hatte. Deshalb versuchte ich es mit einer kleinen Notlüge:

"Optio, ich war etwas schlampig beim Zuknöpfen meiner Ausrüstung. Es haben sich zwei Knoten gelöst. Ich habe diese während des Marsches nachgezogen."

Ich stand stramm und versuchte dem Optio möglichst wenig in die Augen zu sehen. Diese Ausrede war auch nicht gerade glücklich, aber immerhin besser als zu sagen man hat den Abmarsch beinahe versäumt.

So hoffte ich der Optio würde Gnade vor Recht ergehen lassen und wieder weitermarschieren lassen.......

Was sollte man dazu noch sagen. Die Aussage des Optios war klar und dem Charm von Cyprianus konnte man einfach nicht widerstehen, wenn er sich etwas lauter als sonst üblich ausdrückte.

Ich nickte nur und gab ein lautes:

"Verstanden Optio Cyprianus!"

von mir. Dann marschierte ich mit den anderen weiter. Für mein Verständnis war ich doch noch recht gut aus der Sache rausgekommen: Keine Strafe, kein direkter Anschiss. Das einzige was blieb war das Herrichten der Ausrüstung auf den morgigen Trainingstag. Es würde mir wohl nichts anderes übrig bleiben als mir die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen, damit der Optio halbwegs zufrieden sein würde.

Aber zunächst einmal hieß es wieder ins Castellum zurück zu marschieren......

Langsam aber sicher waren alle Probati am See angekommen und warteten darauf, dass der Optio erklärte, wie es weitergehen sollte.

Maxentius zog sich aus und sprang behände ins Wasser. Auf dem Bauernhof seines Ziehvaters hatte er häufig genug Sklaven aus dem Wasser herausholen müssen, die dumm genug gewesen waren, trotz ihrer nicht vorhandenen Schwimmfähigkeiten hinenzuwaten, entweder weil sie Erfrischung suchten oder weil irgendetwas in den angrenzenden See gefallen war, sie allerdings immer noch zu stolz gewesen waren, jemanden in dieser Angelegenheit um Hilfe zu bitten. Glück für sie, dass Maxentius schwimmen gelernt hatte, noch mehr Glück für ihn selbst, dieses zu beherrschen, da es nun verlangt wurde. Er tauchte auf und wartete auf weitere Befehle des Optios.

Dabei bemerkte er, dass einige Probati ins Wasser gesprungen waren, sich jedoch nicht an der Oberfläche halten konnten.

"Idioten", dachte er. "Wenn man es nicht kann, dann sollte man es doch einfach lassen bzw. sich beibringen lassen."

Er winkte einigen Probati in seiner Nähe zu, die offenbar recht gut schwimmen konnten, und wies sie an, ihm zu helfen, ebendiese "unfähigen" anderen Probati ans Ufer zu bringen. Danach schwammen sie alle wieder hinaus und hielten sich nahe des Ufers über Wasser, während sie auf weitere Befehle des Optios warteten.

Maxentius schnappte sich auf den Befehl des Optios einige andere Probati, die nicht schwimmen konnten, und erklärte ihnen kurz und knapp das Über-Wasser-Bleiben, sprich das Schwimmen. Einige, vor allem die Jüngeren, zeigten sich sehr lernfähig und waren schon nach kurzer Zeit sehr engagiert und gut dabei, während andere, eben die Älteren, länger brauchten. Nach ein paar Anläufen klappte es aber bei alllen recht gut.

Dann fingen sie an, Bahnen zu schwimmen. Ein paar machten schon nach etwa 10 Stück schlapp, vornehmlich die, die anfangs schon Probleme gehabt hatten. Die kräftigen und vitalen jungen Probati schwammen bis zum Ende mit, bei einigen machte es sogar den Eindruck, sie würden gerne weitermachen. Ihnen gefiel das Gefühl des Schwebens im Wasser.

Na, das hörte sich doch mal gut an. Maxentius setzte sich mit etwa einem Dutzend anderen Probati recht schnell an die Spitze, noch bevor er die Eiche erreicht hatte. Vor allem zwei weitere waren etwa so schnell wie er, als sie sich wieder auf dem Rückweg befanden. Einer von diesen fiel langsam zurück, er hatte seine Kraft wohl schon verbraucht, also lieferten sich Maxentius und der andere Probatus einen ziemlichen Kampf, in dem am Ende der Redivivier Überhand gewann. Er war nur noch wenige Züge vom Optio entfernt, als der Rekrut, der zurückgefallen war, ihn doch wirklich noch überholte. Maxentius kam also nur als zweiter an und war deswegen ein wenig enttäuscht, andererseits hätten die 5 Runden Laufen wohl auch kaum einen Unterschied gemacht.

Maxentius stieg wieder in seine Rüstung, schnürte sie ordentlich zu und marschierte mit den anderen Probati zusammen dem Optio hinterher ins Castellum zurück.