Auszeichnungen für die gewesenen Magistrate

  • Hungi hörte sich ruhig die Meinungen der Senatoren an. Den Brief von Geminus las er aufmerksam durch und reichte ihn danach weiter. Auch er war nicht ganz glücklich mit einigen Magistraten, doch wie diese Situation lösen? Er hüstelte und stand auf.


    Im Prinzip stehen ja nur das Consulat von Avarus, die Aedilität von Geminus und das Volkstribunat des Octaviers zur Diskussion. Die anderen Magistrate können und sollen die volle Auszeichnung bekommen, keine Frage.


    Das Consulat von Avarus... naja, sagen wir so: Glücklich hast du mich mit deinen Aussagen auf der Rostra nicht gemacht und ich bezweifle, daß solch ein Verhalten dem eines Consuls würdig sei, und genau hier liegt mein Problem. Ich kann der Argumentation von Senator Quarto nicht folgen. Ein Consul ist immer und zu jedem Zeitpunkt ein Consul. Das Consulat ist keine Toga, das man sich in der Früh an- und am Abend wieder auszieht. Wenn man mir den Vergleich gestatten will: Ich persönlich bin auch immer Praefectus Praetorio, nicht nur in der Castra Praetoria oder wenn ich gerade im Dienst bin.


    Daß Hungi aber ständig im Dienst war, verschwieg er, um seine These nicht zu unterwandern. :D


    Ich bin aber klar dagegen, Senator Avarus oder Senator Geminus die Amtszeit abzuerkennen. Das ist ein äußerst schwerwiegender Schritt, den man nur im äußersten Falle anwenden sollte. Mein Problem ist allerdings die Vorbildwirkung im Volke, die bei zukünftigen Kandidaturen...


    Hungi stockte. In ihm reifte eine Idee. Was wäre, wenn... Dann wäre alles leichter... Nein, das würde auf zuviel Widerstand stoßen... Die Verteilung wäre ganz anders...
    Er schreckte ein wenig auf und fasste sich.


    Den Octavier möchte ich kurz abhandeln: Kürzung auf eine Diploma. Minimale Aktivität soll mit minimaler Auszeichnung belohnt werden.

  • "Nach meinem Eindruck kann dem Volkstribun nicht minimale Aktivität unterstellen, auch wenn sein übertrieben positive Selbsteinschätzung vielleicht doch einen Schatten auf ihn gelegt hat. Hat er sich nicht auf der Rostra für das Volk eingesetzt und an den Senatssitzungen teilgenommen? Es fürwahr Volkstribunen, die weniger taten."

  • Wie immer, wenn er eine Sitzung nicht leiten wollte, kommt der Kaiser auch diesmal später und nimmt zähneknirschend in Kauf, den Anfang der Diskussion verpasst zu haben. Er lässt sich das Schreiben von Senator Geminus reichen und studiert es gründlich. Die letzten Redebeiträge von Tiberia Livia und dem Praefectus Praetoria bekommt er ebenfalls mit und sie fassen ihm den Stand der Debatte recht gut zusammen.


    "Senatores, die Entscheidung bezüglich der Amtszeit des Consuls nehme ich euch zwar nicht gerne ab, aber ich tue es. Ich habe zwei Gespräche mit ihm darüber geführt und das Ergebnis lautet, dass seine Amtszeit in den Geschichtsbüchern keine Erwähnung finden wird. Zweifellos ist er den administrativen Pflichten seines Amtes vollumfänglich nachgekommen. Die Art seiner Auftritte und die Wortwahl sind jedoch nicht geeignet, der Nachwelt überliefert zu werden. Es ist schade um seine sinnvollen Taten, aber trotzdem halte ich es für das beste, seine Amtszeit als nie geschehen zu betrachten."


    Der Kaiser schweigt einen Moment, um seine Worte ausklingen zu lassen.


    "Bezüglich Senator Geminus sehe ich mich leider nicht in der Lage, ähnliches über seine sinnvollen Taten zu sagen, da mir solche einfach nicht bekannt sind. Gerne hätte ich ihn persönlich dazu gehört, aber wie ich sehe, bleibt er der Sitzung fern. Darum frage ich euch stellvertretend für ihn, ob es die Summe seiner Taten wert ist, als absolvierte Amtszeit vermerkt zu werden."

  • Hungi ließ sich seine Idee nochmal kurz durch den Kopf gehen und notierte sich dazu einige Zeilen in seinem kleinen Wachstäfelchen. Dazu Verbündete finden wird wahrlich ein schönes Stück Arbeit, wenn er überhaupt welche fand. Aber eine interessante Idee, wie er fand. :D


    Findest du Adria? Na dann von mir aus, gebt ihm halt mehr, wenn ihr der Meinung seid, daß er ein besserer Volkstribun war als ich mitbekommen habe.


    Dann hörte er die Worte des Imperators und atmete enttäuscht aus. Nein, diese Entscheidung gefiel Hungi gar nicht, war sie zu hart in seinen Augen. Doch meldete er sich nicht mehr dazu, da die Senatoren seine Meinung dazu eh schon gehört haben.

  • Als Betroffener der Diskussion um die Auszeichnung der gewesenen Magistrate, wollte Victor eigentlich nicht an selbiger teilnehmen, aber als ein befreundeter Senator ihm einen Boten mit der Zusammenfassung des bisher über seinen Verwandten Maximus Gesagtem geschickt hatte, wollte der Praefectus Urbi doch etwas zu dessen Verteidigung sagen . Gerade bekam er noch den Beitrag von Adria mit und die Worte von Hungaricus, bevor, unglücklicherweise, der Imperator das Thema wechselte.


    Einen kurzen Moment wartete Victor ab, ob ein Senator etwas auf die Frage des Kaisers erwiedern wollte. Als niemand etwas sagte, erhob sich Victor und hüstelte einmal kurz.


    "Mein Kaiser, ich hoffe ihr gestattet mir kurz eure Frage noch unbeantwortet zu lassen und einige wenige Worte noch zum Volkstribun zu verlieren?"


    Schnell fuhr Victor fort um die Geduld des Imperators nicht über Gebühr zu strapazieren.


    „Werte Senatoren, als ich gerade erst vor kurzem erfuhr, dass der Consul die Streichung der Auszeichnungen für Octavius Maximus forderte, keimte für einen kurzen Moment eine Frage in mir auf..."


    Victors Blick traf nur kurz Avarus, bevor er weiter redete.


    „Ist sein Wille dem Tribunus Plebis seine Auszeichnung abzuerkennen nicht möglicherweise dadurch zu erklären, dass Octavius Maximus die Appelatio beim Kaiser gegen ihn einbracht hatte? Den Grund für diese Appelatio und die Folgen für den Consul muss hier ja wohl nicht noch einmal dargelegt werden.


    Und ihr andern, die ihr ebenfalls eine Streichun gder Auszeichnung fordert: Wart ihr einmal kürzlich wieder auf den Straßen, auf denen in den ärmeren Vierteln? Ist euch da nicht aufgefallen, dass die Bürger zum größten Teil so glücklich sind in anbetracht dessen, dass sie so viel zu Essen haben? Schliesslich war es Maximus der ihre Versorgung mit großzügigen Geschenken die gesamte Amtszeit durch übernahm.


    Ebenso schaffte er es den wütenden Mob vor des Kaisers Palast mit seinen wohlüberlegten Worten aufzulösen und damit ein Blutbad zu verhindern? Und so jemanden wollt ihr die Auszeichnungen aberkennen? Weil er etwas tat, anstatt große Reden zu schwingen, denen nichts folgte?


    Auch sehe ich nicht das empörte Volk, das unzufrieden mit der Arbeit des Volkstribuns ist, ihr etwa? Wenn das Volk also zufrieden war, dann kann man dem Volkstribun doch auch schlecht vorwerfen, dass er es nicht vertreten hat, oder etwa doch? Vielleicht ist es ja neuerdings Aufgabe des Volkstribun einmal pro Woche hier vor uns zu stehen und einen unsinnigen Antrag einzubringen, damit wir Senatoren sehen könen, dass er etwas tut... und wir uns wenigstens nicht auch noch bequemen müssen, die Vorhänge vor unseren Sänften zur Seite zu ziehen und einen Blick auf die Straßen zu werfen.


    Für mich jedenfalls hat er seine Aufgaben erfüllt und dies mehr als genug um die volle Auszeichnung zu bekommen.


    Ich danke euch nochmals, Imperator, für eure Geduld."


    Kurz verneigte sich Victor in Richtung des Kaisers, dann setzte er sich wieder auf seinen Platz und las sich den Brief von Senator Geminus durch, damit er später wenigstens noch irgendwas zu der Frage des imperators sagen konnte, wenn er diesen schon unterbrach.

  • “Ich erkenne auch keinen wirklich stichhaltigen Grund, Octavius Maximus nicht in der üblichen Form auszuzeichnen.


    Etwas anderes ist es mit Senator Helvetius Geminus. Eine Auszeichnung kommt meines Erachtens bei ihm nicht in Frage und das scheint er auch selbst so zu sehen. Nun ist es auch nicht die erste Amtszeit von ihm, die unter keinem guten Stern stand, oder besser gesagt: In der er sich nicht gerade hervorgetan hat.
    Dennoch bin ich der Ansicht, dass ihm diese Amtszeit als Aedil anerkannt werden sollte, denn hervorgetan hat er sich in der Vergangenheit so viele male durch seinen treuen Dienst für Rom, dass Volk von Rom und den Kaiser.


    Überhaupt - bitte verzeih mir diese Worte, mein Kaiser - überhaupt empfinde ich es als unglücklich, die Amtszeit gewählter Magistrate im Nachhinein nicht anzuerkennen. Natürlich müssen Auszeichnungen verdient werden, ebenso Privilegien, die durch erfolgreiche Amtszeiten gewonnen werden und natürlich können diese auch später wieder entzogen werden, dass ist keine Frage. Aber wer vom Volk gewählt wurde, seinen Eid ableistete und sein Magistratsamt antrat, der ist ein Magistrat von Rom und über seine Taten wird er rechenschaft ablegen müssen. Ob nun vor dem Kaiser, dem Volk oder einem Gericht. Aber meine Auffassung ist da sehr schlicht: Gewählt ist gewählt.
    So denke ich darüber, auch wenn ich weiß, dass dieses heute eine eher außergewöhnliche Sicht auf diese Dinge ist.“

  • Macer konnte den Ausführungen Quartos nicht ganz folgen.


    "Geht es denn darum, eine Wahl oder eine Amtszeit anzuerkennen? Ich für meine Teil gehe davon aus, dass meine Leistung als kürzlich gewähler Aedil nicht in der Tatsache liegt, dass ich kürzlich gewählt wurde, sondern in den Taten, die vor mir liegen werden."


    Die Debatte zum Volkstribunen interessierte ihn sehr, aber noch immer konnte er sich keine Meinung bilden.

  • “Auch eine schlecht absolvierte Amtszeit ist eine Amtszeit und sich erfolgreich dem Votum des Volkes zu stellen ist für sich genommen bereits eine Leistung.
    Das soll nicht bedeuten, dass ich der Meinung wäre, ein einmal errungenes Magistratsamt sei ein Freilos und die Taten eines Magistrats müssten nicht der Kritik und einer Bewertung standhalten.
    Aber das tut der Consul bei den niederrangigen Magistraten in der Amtszeit. Das tut das Volk, sollte sich der Magistrat erneut zur Wahl stellen. Das tun Senat und Kaiser, bei Empfehlung und Verleihung von Auszeichnungen und das tun Gerichte, denn jeder Magistrat muss damit rechnen, für sein Tun nach Ablauf der Amtszeit verklagt zu werden.


    Natürlich, Gewählte, die ihr Amt überhaupt nicht antreten oder sich weigern, den Eid zu leisten, können auf keine Anrechnung ihres Magistratsamts hoffen. Aber das sind nicht die Fälle, über die wir hier und heute reden.“

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