Porticus et Peristylium

  • Der Pförtner hatte beim Suchen gliech Falco selbst gefunden, da Musa sich in dessen Büro befunden hatte. Und daher ging dieser die Besucherin selbst begrüßen.


    Falco trat in das Peristylium. Er trug die Toga mit dem schmalen Streifen der Ritter. Er wollte eigentlich noch in die Stadt, zum Bankier und einiges an Geld für den Feldzug abheben.


    Das war also Rediviva Minervina. Sie sah stolz aus. Stolz und ungeduldig. Mal sehen, was diese Dame wünschte. Perseus wusste nur, dass sie irgendeinen Helvetier suchte. Seine Dummheit war öfter schon Grund zu Ärger gewesen.


    "Ich grüße Dich, Rediviva Minervina. Ich bin Lucius Helvetius Falco. Du bist auf der Suche nach jemandem, wie ich höre?"

  • Sie war wahrlich erleichtert, diesen Mann zu erblicken, der nun auf sie zuging. Sie hatte schon in Hoffnungslosigkeit versinken wollen, dass nun abermals ein feister Sklave daher kam. Als sie Ritterstand und markantes, gepflegtes Gesicht erblickte, nahm die Ungeduld rapide ab und ein leichtes Lächeln zeigte sich stattdessen. "Einen guten Tag, wünsche ich." grüßte sie ebenso freundlich zurück und neigte leicht den Kopf. Zwar hatte sie noch nie etwas von ihm gehört, aber sie kannte auch noch nicht viele Menschen aus Rom. Nur jene, die sie bisher bewusstlos auf der Straße liegen fand und solche, die bei den gleichen Festlichkeiten teilnahmen, wie sie auch.


    "Genau. Ich suche Helvetius Marcellus." erklärte sie kurz. Aus welchem Grund musste sie noch nicht unbedingt herausposaunen. Erst galt es, ein wenig über ihren Gegenüber herauszufinden. Nachdem er nun nahe gekommen war, musterte sie ihn eingehend und befand ihn als gutaussehend. Aber das hing dieser Familie anscheinend an. Severina und Marcellus hatten jedenfalls beide ebenfalls das gewisse Etwas. "Er ist nicht zufällig hier?"

  • Sie lächelte. Von weitem hatte ihre Stimmung nicht danach ausgesehen. Was Falco misstrauisch machte. Lächeln ist entweder Zeichen eines freudigen Charakters und äußert sich ständig oder ist Kalkül. Und den Verdacht hatte er hier. Mal hören, was sie wollte.


    "Ich danke Dir. Helvetius Marcellus ..."


    Den Namen kannte er allerdings. Der leibliche Sohn von Geminus. Ein Querdenker, hatte immer seinen eigenen Kopf. Er hatte Falco zunächst ablehnt, doch den Rest seiner Familie noch mehr. Falco kam als Außenseiter zur Helvetia, Marcellus war es dort immer gewesen. Und war deshalb eines Tages verschwunden.


    "Nach Marcellus wurde in diesem Hause nun wirklich schon lange nicht mehr gefragt. Meines Wissens nach ist er verschollen, Aufenthalt unbekannt."


    Aber das konnte ja offensichtlich nicht mehr stimmen. Diese adrette junge Dame kannte den Namen und suchte jemanden aus Fleisch und Blut. Also musste sie glauben, dass er hier zu finden sei, oder eben in Rom. Sie war zu jung um ihn länger zu kennen und warum sollte auf einmal nach ihm suchen? Sollte er wieder aufgetaucht sein, so würde das Ärger bedeuten. Er wäre ein legitimerer Haushaltsvorstand. Und hätte mehr Recht über das Familienvermögen zu verfügen. Falcos Abhebung würde wohl noch etwas größer ausfallen. Was wusste die Frau über seinen ... Bruder.


    Er lächelt freundlich. Besagtes Kalkül.


    "Er ist mein Bruder. Wie kommt es, dass Du nach ihm fragst?"

  • Minervina, schon jetzt durch den Helvetier durchschaut, minderte ihr Lächeln wieder ein wenig und sah ihn einfach nur mit der Freundlichkeit an, mit welcher jeder Fremde, der es wert war, bedacht wurde. Er schien über diesen Namen nachdenken zu müssen. War er wirklich so selten zuhause? Er hatte seine Sehnsucht nach absoluter Freiheit durchaus anklingen lassen, aber hier schien es fast so, als wäre Helvetius Falco überrascht, diesen Namen zu hören. Aber auch nur fast. Mochte sein, dass er mit seiner Art auch nur ein rhetorisches Mittel anwandte. Er bestätigte allerdings ihren Verdacht, indem er zugab, dass Marcellus als verschollen galt. Sie verengte ihre Augen kaum merklich, was ein Zeichen war, dass sie angestrengt nachdachte. Wann war er nach Falcos Meinung verschollen? War es vielleicht sogar Marcellus Absicht, vor seiner Familie verborgen zu bleiben und würde sie zuviel sagen, wenn sie nun sprach? Wie sollte sie nun weiter vorgehen?


    "Ohja, das Gefühl habe ich mitunter auch, dass er verschollen ist. Sonst würde ich ja nicht nachfragen." erklärte sie mit leisem Lachen im leicht belegten Tonfall. Eine anstrengende Situation, mit der sie im Traume nicht gerechnet hatte. Das zeigte ihr abermals deutlich auf, dass sie mehr über den Menschen an sich lernen sollte. Aber sie entschloss sich für den ahnungslosen Weg, sich am Besten nichts anmerken zu lassen. "Ich war länger nicht mehr in Rom. Bevor ich abreiste, war ich ihm begegnet. Während meinem Aufenthalt in Mantua, bei meinem Onkel Tiberius Vitamalacus, ist der Kontakt völlig abgerissen." Sie hatte ebenso beschlossen, den einen oder anderen hilfreichen Namen einzustreuen. Als Senator und Tribun sollte er nicht unbekannt sein. Sie wandte den Blick kurz ab, ein gespieltes Zeichen der Unsicherheit. Doch unsicher fühlte sie sich ganz und gar nicht. Viel nachdenken musste sie, nicht zuviele Informationen rausgeben. Auch wenn es sein Bruder war. Die Informationen so allgemein wie es nur ging.


    "Also ist er nicht hier?" Ihren Worten folgte ein lieblicher Augenaufschlag, nach welchem sie Helvetius wieder ansah. Aber so ganz gefiel ihr auch seine Abwesenheit nicht, gleich was das Gespräch auch sagte. Ihm ging es damals nicht sehr gut, was war, wenn seine Wunden nicht weiter verheilt waren?

  • Das Lächeln ließ nach. Die Frau hatte Kaliber, keine Frage. Doch ihre Reaktion schien ihm zu zeigen, dass sie mit seinen Antworten nicht gerechnet hatte. Ihre Offensive schien sich in Defensive zu wandeln. Sie wurde unsicher. Das war der Punkt noch weiter vorzustoßen. Er war sich sicher, dass sie mehr wusste.


    Sie hatte ihn also gesehen. Oder jemand, der sich als er ausgab. Aber das war unwahrscheinlich. Niemand kannte ihn mehr und Geld war hier nicht zu holen und die Kleider, die diesen faszinierenden Körper umhüllten zeugten von bereits vorhandenem Geld. Also waren die Gründe woanders.


    Tiberius Vitamalacus? Den Namen hatte erst jüngst gelesen. Hoher Offizier der Legio Prima.


    "Er ist nicht hier, nein. Wann hast Du ihn denn gesehen und wo? Was für Pläne hatte er? Wie ging es ihm? Wo war er so lange?"


    Scheinbar brüderliche Wiedersehensfreude versuchte Falco nur einen neuen potenziellen Gegenspieler auszuloten.

  • Doch die junge Frau mit dem wohl faszinierenden Körper wurde erst durch all diese Fragen etwas mistrauisch. Es mochte zweifelsohne stimmen, dass dies Marcellus' Bruder war, doch erwähnt hatte er diesen mit keiner Silbe. Hätte Marcellus von ihm gesprochen, wäre kein bisschen Misstrauen aufgekommen, aber allzu nahe stehen konnten sie sich ja nicht. Doch sie war geschickt darin, ihr Gesicht vollkommen arglos zu halten und lauschte seinen Fragen scheinbar sehr interessiert. Sie würde nur auf jene eine Antwort geben, die ihr sehr unverfänglich schienen. Irgendeinen Grund musste es doch schließlich geben, dass Marcellus seiner Familie auswich. War es der goldene Käfig? Er hatte ihn einmal erwähnt, glaubte sie sich zu erinnern. Ja, richtig. Daraufhin hatte sie selbst schließlich geantwortet, dass sie ihren eigenen goldenen Käfig nicht gerne verlassen würde. Wachsam beobachtete sie Falco.
    Freundlich allerdings antwortete sie. "Er war in Africa. Er sagte zumindest, dass es ihm dort sehr gut gefiel. Vor Allem begeistert war er davon, dass er dort nur auf sich allein und die Gesetze der Wüste hören müsste. Oder so ähnlich." Sie war stolz auf sich. Mit der Andeutung von Freiheit hatte sie vielleicht einen kleinen Köder ausgelegt, der es ihr ermöglichte, mehr über die ganze Situation zu erfahren. Sie spielte dieses Versteckenspielchen nicht mehr, um Marcellus zu decken. Nein. In ihr war der Verdacht aufgekommen, dass auch Helvetius Falco nicht ganz ehrlich war. Und das weckte ihren Stolz und vielleicht auch den katzenhaften Spieltrieb. Das kleine Spiel mit dem Feuer. "Damals zumindest ging es ihm recht gut. Über seine Pläne und derlei sprachen wir nicht. Oder würdest du mir eine Antwort geben, wenn ich dich jetzt fragte, was du vorhast?" In ihren Augen mochte man sich ein kleines Funkeln einblden. Ihre Frage war schon sehr direkt. Aber unter all den anderen Worten vielleicht sogar so direkt, dass sie wiederum nicht auffiel. Was bezweckte er?

  • In Africa also. Wahrscheinlich das Gebiet in dem man im Reich am wenigsten auffiel und am wenigsten bewirken konnte. Entweder liebte er also die Einsamkeit oder die Freiheit, dass hatte er aber schon immer vermutet. Der geborene Einzelgänger.


    "In Africa also. Sagte er, was er dort tat? Warum hat sich der Gute nur nie gemeldet? Warum kam er denn nun zurück nach Roma? Geminus wird sich sicher freuen, das zu hören!"


    So wirklich ging sie nicht auf sein scheinbar unbekümmertes Geplapper ein.


    "Spracht ihr nicht .... so so. Worüber spracht ihr denn dann?"


    Und Frauen galten allgemein als geschwätzig. Doch seine Versuche diese Frau in einen Redefluss zu bringen waren nicht grade fruchtbar.


    Was er vorhatte? Sie hatte ihre Defensive bemerkt und statt sich weiter zurückzuziehen startete sie einen Ausfall. Das gefiel ihm.


    "Meine Pläne sind einfach. Ich ziehe in den Krieg. Dort suche ich Rache und die Wiederherstellung meiner Machtposition. So oder so, werde ich bei meiner Rückkehr nicht derselbe sein!"


    Bei seinen Worten war er noch ein wenig näher auf sie zugetreten. Würde sie sich jetzt zurückziehen?

  • Sie betrachtete ihn eingehend. Es fiel ihr immer leichter. So nahe wie sie sich mittlerweile gegenüber standen, konnte sie schon fast die Zusammensetzung seines Stoffes erkennen. Wollte er sie damit einschüchtern? Was sollte sie tun? Als wohlerzogenes Mädchen einen Schritt zurück machen und verlegen lächeln? Oder sollte sie zu ihm aufsehen und den direkten Blickkontakt suchen? Hierbei war es nur sehr schwer, imposant auszusehen, denn sie war doch entschieden kleiner als er. Also entschied sie sich für den kleinen Schritt nach hinten, der fast hilflos und distanzsuchend aussah. Aussehen sollte. Sie konnte sich glücklich schätzen und tat dies auch, dass sie sein Geschwätz durchschaute. All die Fragen gefielen ihr nicht. Es waren zuviele an der Zahl. Doch anstatt zu antworten ließ sie etwas Zeit verstreichen und erwartete die Beantwortung ihrer Frage, die sie an ihn stellte. Eine der wenigen.


    "Militarist also." meinte sie nur knapp. Das schien also in der Familie zu liegen. Sie sah wieder zu ihm auf und musterte ihn. Rache. Macht. Er war ziemlich direkt. Er hatte sich damit selbst eine Falle gegraben. Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, doch sie musste es einfach annehmen. Er schien machtbesessen und geltungssüchtig. Ein bisschen wie sie selbst vielleicht sogar. Aber eben dieses offene Eingeständnis gab seinen Fragen eine ganz andere Bedeutung und ließ ihn nicht mehr wie den liebenden Bruder aussehen. Oder war das sogar seine Absicht? "Dann wirst du mit meinem Onkel ziehen." stellte sie trocken fest. Allerdings war jedes Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden. Eine leichte Nervosität sah man ihr an.


    "Rache. Du scheinst weit herumgekommen zu sein, wenn du Rache in einem völlig anderen Gebiet suchst." suchte sie wieder den Faden aufzunehmen und nicht nur trockene Bemerkungen zu machen. Sie betrachtete eingehend sein Gesicht und versuchte eine Regung auszumachen. Sie empfand sogar eine gewisse Spannung, die hier im Raum lag. Keiner von ihnen wollte nachgeben und sie beide ihren Vorteil vertreten, soviel hatte sie schon bemerkt. Oder, um es in der Sprache eines Soldaten zu sagen... Keiner wollte gewonnenes Gebiet wieder zurückgeben und möglichst viel Land gewinnen.

  • Sie schätzte ihn ein. Sie trat einen kleinen Schritt zurück. Doch fühlte es sich nicht nach Kapitulation an, auch ihr Gesicht sah nicht danach aus. Sie wartete ab, antwortete nicht. So würde er nicht an sie herankommen.


    Militarist also? Das kam unerwartet und Falco musste lachen. Es war ein ehrliches Lachen. Jenseits allen Kalküls. Er hatte versucht sie durch Offenheit einzuschüchtern und sie analysierte ihn kühl und unverfroren. Er ging einige Schritte beiseite und lehnte sich an eine Brüstung. Wieder musterte er sie. Noch eingehender. In ihr steckte mehr. Man durfte sie nicht unterschätzen.


    "Beinahe vier Fünftel unseres Haushaltes gehen in das Militär. Politiker müssen in ihm gedient haben um voranzukommen. Unser Land wurde nur durch das Schwert zu dem was es heute ist. Kaiser wurden durch es gemacht und auch vernichtet. Niemand kommt am Militär vorbei."


    Ihrem Onkel? Dieser Vitamalacus? Ein Tiberier? Ein edles Kind war sie also.


    "Dein Onkel ist Vitamalacus?"


    Sie hatte keiner der Fragen beantwortet und nun befragte sie ihn. Obwohl er dies merkte, störte es ihn nicht. Er ließ sie gewähren.


    "Meine frühere Position hat mich herumkommen lassen, das stimmt. Und sie hat mir einige Feinde beschert. Doch sollte ein Mann immer dafür sorgen, dass seine Feinde ihn nicht überleben. Und diesem Gesetz gedenke ich im Osten etwas näher zu kommen."


    Er dachte dabei an den parthischen Prinz und den armenischen Fürsten.

  • Sein Lachen lockerte sie etwas auf. Ohne dass sie darüber nachdachte, ob es Schau oder Wahrheit war, gefiel es ihr. Und so brachte sie auch ein leichtes Schmunzeln zustande. Doch wirklich freudvoll sah auch dieses nicht aus. Fröhlichkeit lag ihr in der nahen Vergangenheit sehr fern und auch dieses Gespräch änderte nichts daran. Der Tod ihrer Tante konnte so leicht nicht erhellt werden. "Ich denke auch, dass das Militär sehr wichtig ist. Hier befinden wir uns auf einem grünen Zweig. Die römischen Soldaten machen das gesamte Reich aus, eben so, wie du es sagtest. Ich schätze den Dienst an der Waffe sehr und eben jene Menschen, die sich vor ihm drücken oder auch nur die Absicht hegen, nicht besonders." Diesmal war sie ehrlich. Vielleicht zu ehrlich. Aber mit dieser Einstellung würde sie sich selbst auf die Rostra stellen. Da konnte sie diese auch vor einem Soldaten vertreten.


    "So auch die väterliche Seite meiner Familie. Eben mein Onkel ist Vitamalacus. Auch mein Vater, Tiberius Maximus, war senatorischer Tribun in der Legio, allerdings in der hispanischen. Doch ist er während der Schlacht gegen die Germanen gefallen." Sie ließ einen weiteren Namen fallen. Es konnte nicht schaden, ein wenig Eindruck durch dei Familie zu schinden. Zwar war der Name ihres Vaters noch immer mit viel Schmerz verbunden, doch das konnte Helvetius nicht wissen. Sie sprach mit unverhohlenem Stolz in der angenehmen Stimme, ohne weitere Gefühle einfließen zu lassen. Sie befand es ohnehin als einen gerechten Tausch. Sie fragte ihn aus, er gab ihr Antwort. So gab sie ihm ebenfalls Antwort, wenn auch nicht auf seine sehnlicheren Fragen.


    "Dann wünsche ich dir schon jetzt viel Erfolg, dass du deine Wünsche auch erfüllen kannst. Du ähnelst deinem Bruder, auch er hegt Rachewünsche." ließ sie ihn ein wenig Blut lecken. Nun schlich sich aber doch ein ehrlich amüsierter Ausdruck in ihre zarten Züge, die eindeutig ihre Absicht symbolisierten, ihn zu necken. Sie hatte Vertrauen gefasst. Nicht übermäßiges Vertrauen, doch er hatte einige Dinge ehrlich erklärt und das lzog sie doch ein wenig zu ihm hin. Sie wusste nun etwas über ihren Gegenüber und das gab ihr zumindest etwas Sicherheit. Verschmitzt sah sie ihn abwartend an.

  • Sie schmunzelte. Das stand ihr. Doch irgendetwas sagte ihm, dass sie das in jüngster Vergangenheit nicht allzu oft getan hatte. War etwas passiert oder war das ihre Natur?


    "Ja, das ist es. Ohne das Militär gäbe es unseren Staat nicht und auch keinen Kaiser. Beide garantieren miteinander und durcheinander die Sicherheit und Ordnung. Deiner Meinung kann ich nur vollauf zustimmen."


    Das hatte er sich shcon gedacht. Eine solche Meinung klang sehr männlich, in einem militärischen Haushalt geformt. Aber ihm wunderte dann der Ausdruck Militarist. Eigentlich sollte jemand aus einem solchen Umfeld romantischer und ehrender an den Berufstand herangehen. Ob es da wohl irgendeinen Bruch in der Familie gegeben hatte?


    Die Tochter von Publius Tiberius Maximus. Er erinnerte sich an den Namen. Sie kam aus einer wirklich illustren Familie.


    "Also gab er sein Leben für Rom. Ich bedaure Deinen Verlust und spreche Dir mein Mitleid aus.


    Ich danke Dir. Bei einem Feldzug kann man nie wissen wie sich die Dinge entwickeln, die gemachten Pläne überleben selten den ersten Feindkontakt. Auch er hegt Rache?"


    Er beließ es beim fragenden Unterton. Ob sie nun doch mehr preisgab? Sie schien amüsiert zu sein. Hatte sie aus Absicht das Gespräch zurück zu ihrem Gesuchten geführt? Fast könnte man annhemen, dass sie mit ihm spielte. Eine wirklich bemerkenswerte Person.

  • Marcellus brach zu seiner Geburtstätte auf. Sehr häufig kam dies nicht vor. Er mied das Viertel seiner Kindheit. Nun musste er aber hierher zurückkehren. Er brauchte ein paar Dinge seiner persönlichen Habe. Er klopfte an die Türe der Villa und hoffte dass es ein Sklave und kein Familienmitglied sei, das ihm die Türe öffnen würde. Seine Laune verfinsterte sich. Er hatte Glück: Ein Sklave öffnete die Türe einen Spalt. Marcellus ließ ihn erst gar nicht losquatschen, sondern stieß die Türe mit Wucht auf. "Wieso öffnest du mir nicht einfach die Türe! Erkennst du einen Helvetier nicht?" fuhr er den Sklaven an. Dann wollte er direkt zu seiner Kammer gehen. Er wollte nicht länger als nötig hier verweilen. Da wagte es der Sklave seine Stimme zu erheben. Marcellus drehte sich um und sah den Sklaven zornig an. Er sprach etwas von einer Dame namens Minervina. Sie war hier? Das änderte alles. Wenigstens ein freundliches Gesicht in diesem Hause. Er ließ den Sklaven links liegen und begann sie zu suchen. Nicht weit vom Eingang vernahm er zwei Stimmen, eine männliche die er nicht zuordnen konnte und ein weibliche die er der jungen Rediviva zuordnete. Er schlug die Richtung ein, aus der er die Stimmen vernahm.


    Er sah zwei Personen im Raum stehen, die eine Person die mit dem Rücken zu ihm stand musste Minervina sein, die andere Person kam ihm irgendwie bekannt vor. Er stand da und beobachtete die beiden einen Augenblick. Dieses Gesicht, diese Stimme... Jetzt fiel es ihm wieder ein. Es war lange her. Es musste sein Bruder sein. Damit hatte er am wenigsten gerechnet. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich fasste. Die beiden schienen sich gut zu unterhalten. Zeit, dem ein Ende zu bereiten. Mit festen Schritt trat er in den Raum. "Ich hörte es sei Besuch für mich hier?" Dann blickte er seinen Bruder an. "Bruder, es ist schön dich zu sehen. Wie lange ist es her?" Seinem Gesicht war kein Ausdruck der Freude zu entnehmen. Nicht, dass er sich nicht ein wenig freute, aber man musste dies nicht unbedingt zeigen. Erinnerungen kamen in ihm hoch. Er erinnerte sich an einen Kerl, der schon immer recht zielstrebig war. Dann ging er ein paar Schritte auf ihn zu und reichte ihm den Arm.

  • Es lag wohl weniger an ihrer Ehrerbietung gegenüber dem Militär, dass sie keine romantische Aussprache anwandte, als daran, dass ihr derzeit jeder Sinn für Romantik fehlte. Ihr Lächeln, welches er nach seinen Worten erntete, war wieder rein geschäftlich. Und das mochte dieses Mal leider offensichtlich sein, denn sie war mit ihren Gedanken nicht mehr voll dabei, ihre Maske aufrecht zu erhalten. Das geschah nicht oft, aber immer dann, wenn sie an den Verlust ihres geliebten Vaters erinnert wurde. Und das wurde sie, wenn über das Militär gesprochen wurde. Es wurde Zeit, dass dieses Defizit ein Ende fand, denn zu einem solchen hatte sich die Liebe zu ihrem Vater entwickelt. "Ich danke dir. Aber wenigstens starb er ehrenhaft und nicht in hohem Alter." erklärte sie, doch während dieser Erklärung bröckelte ihr Lächeln. Angestrengt riss sie sich am Riemen und erneuerte es, denn gerade vor diesem Manne, das sagte ihr Gefühl ihr, sollte sie keine Schwäche zeigen. Raubtiere nahmen sich immer schwache Beute und Römer waren wie Raubtiere - sie selbst nicht anders.


    "Ja, auch er hegt Rachegefühle." antwortete sie, froh über den Themenwechsel. Auf dem Gebiet Marcellus war sie nicht eingeengt und konnte wieder ganz unbefangen sprechen, wieder den Faden des Spiels aufnehmen, denn sie durch eigenes Verschulden verloren hatte. "Er..." Doch weiter kam sie nicht, als sie hinter sich eine Stimme vernahm. Es war nicht so, dass sie Angst oder schlechtes Gewissen hatte, aber mit seinem Auftauchen hatte sie nicht gerechnet. Sie zuckte zusammen. Als sie sich umdrehte, fasste sie sich allerdings wieder, denn die Stimme ergänzte sich nun wieder um einen Körper. Sie lächelte ihm zu, so gut, wie sie es in Anbetracht ihres Befindens konnte. "Hallo, Helvetius!" grüßte sie ihn, als ihr aber bewusst wurde, dass es mehrere wurden, fügte sie rasch noch ein "Marcellus" hinten an. Sie wirkte fast ein bisschen ertappt, denn dieses Maß an Freundlichkeit hatte sie dem neu Dazugestoßenen auch noch nicht entgegen gebracht. Sie wollte noch ergänzen, dass es sie freue, ihn wohlauf zu sehen, doch dann wandte sich Marcellus seinem Bruder zu und sie hielt den Mund. Sie war selbst gespannt, was jetzt eigentlich das Geheimnis war, was sie zu lüften suchte.

  • ... wenigstens starb er ehrenhaft und nicht in hohem Alter. Also starb Geminus unehrenhaft in ihren Augen. Entweder kannte sie seinen Zustand nicht, oder sie hatte nicht nachgedacht als sie das sagte. Aber ihn traf der Ausspruch nicht.


    "Ja, er starb in Ehren."


    Falco hatte das Gefühl, dass sie nicht gerne über ihren Vater sprach. Aber Marcellus interessierte ihn derzeit mehr, als ihr Vater es tat.


    Marcellus will sich rächen. Nur an wem?
    Und da war er. Helvetius Marcellus. Ich hörte es sei Besuch da? Das war kein Wiederkehrer seit Jahren, sondern kürzer. Er war hier gewesen. Geminus hatte nichts erwähnt und auch sonst keiner. Es war ja auch keiner da, außer den Sklaven. Seltsam, dass nicht mal die etwas gesagt hatten. Nun fragte sich Falco ob sein Ziel der Rache alter oder junger Natur war.


    Marcellus. Unzweifelhaft. Er erkannte ihn. Ein wenig älter und ein wenig mehr vom Leben gezeichnet. Er hatte ihn stets respektiert. Er war nicht so weich, wie viele andere in diesem haus und Umfeld, sondern sah viele Dinge wie sie waren. Klar und hart.


    "Marcellus. Ich grüße Dich. Ja, man fragte nach Dir. Sieh nur."


    Er deutet mit einer leichten Handbewegung zu der Frau. Seine Worte klangen als hätten sie sich gestern das letzte Mal gesehen. Ein kameradschaftlicher Ton, den sie sich früher angewöhnt hatten. Sie waren damals eher Kameraden denn Brüder geworden.


    "Auch ich freue mich Dich mal wiederzusehen. Wir dachten es hätte Dich irgendwo erwischt. Auch ich freue mich. Wann sahen wir uns zuletzt? Wohl bei der Geburtstagsfeier Deiner Schwester, kurz bevor Du von dannen zogst."


    Falco ergriff seinen Arm und nickte ihm zu. Ein Blick in seine Augen zeigte ihm, dass Marcellus inneres Feuer nicht an Kraft verloren hatte. Im Gegenteil.


    "Was treibt Dich zurück? Wie ist es Dir ergangen?"

  • Marcellus erwiederte den Griff seines Bruders kräftig und studierte ihn dabei. Was wohl in ihm nun vorging? Dann ließ er los und stellte sich neben seinen Bruder um seinen Besuch kurz zu begrüßen. Er freute sich über den Damenbesuch, auch wenn nun jemand anderes in diesem Raum sein Interesse hatte.
    "Rediviva Minervina. Schön das du mich besuchen kommst. Ich hoffe du wartest nicht schon lange?" Im Grunde konnte sie froh sein, ihn überhaupt hier anzutreffen. Sofort schossen Zweifel in ihm hoch. War sie überhaupt hier um ihn zu sehen? Wusste sie nicht, dass er eigentlich nicht hier wohnte? Aber was wollte sie sonst hier? "Was treibt dich hier her?"


    Dann widmete er sich wieder seinen Bruder. Interessierte es ihn wirklich wo er die Zeit gesteckte hatte? Aber ja. Ihm würde er es glauben, dass es ihm nicht egal war, wenn Marcellus irgendwo in einer fernen Provinz in der Gosse verrottete. "Nein, mich hat niemand erwischt, auch wenn es sich manche gewünscht hätten!" Es gab einige Versuche in Africa ihn zu beseitigen und er würde es nie zugeben, dass er manchmal wirklich haarscharf mit dem Leben davon gekommen war. "Nun ich habe mir das Imperium angesehen. War viel geschäftlich unterwegs. Eigentlich habe ich keinen Grund mich zu beklagen!" Das hatte er wirklich nicht. Das Leben in Africa hatte ihn abgehärtet. "Aber ich spürte es war an der Zeit zurückzukehren um mir einen neuen Dienstherren zu suchen." Der letzte Satz klang gar nicht überzeugend. Er hatte sich die vergangenen Wochen gelangweilt. Er war einfach nicht der Typ der lange an einer Stelle verweilen würde. Routine war nicht sein Ding. "Und selbst?"

  • In der Tat war Minervina sich nicht über den Zustand des Senators im Klaren, aber sie hatte auch nicht an wirklich alte Leute gedacht. Sie dachte eher an ihre Familie mütterlicherseits, die rein aus Zivilisten bestand. Mit einer einzigen Ausnahme. Aber auch so konnte sie sich keinen Tod vorstellen, den man schon 5 Jahre vor Eintreten spürte. Wenn man langsam dahinsiechte. Nein, da war es ihr lieber, einen raschen Tod zu erleiden.
    Sie beobachtete das Zusammentreffen der beiden Brüder und fühlte sich dabei nicht ausreichend beachtet. Das war allerdings nicht schwer, denn sie zog es grundlegend vor, ein wenig integriert zu sein. Aber, auch das war ihr klar, sie als Frau hatte die freundliche Rolle im Hintergrund und sie würde sich niemals lautstark in Gespräche einmischen, wo es unangebracht war. So wie jetzt. Also betrachtete sie stumm ihren 'Schützling' der sein Leben wohl ihr zu verdanken hatte. Sie war noch am Überlegen, wie sie das ins Gespräch einbringen könnte, als Marcellus das Wort an sie richtete und sie nach ihren Beweggründen für den Besuch fragte. Mit einem lieblichen Lächeln antwortete sie mit unpassender, etwas abgekühlter Stimme. "Ich wollte mich nach dir erkundigen. Ich war ja länger nicht da und hab die Genesung deiner schweren Wunden nicht miterlebt. Da dachte ich mir, dass ich mal vorbeischaue. Und da dieses Haus näher liegt, bin ich erst einmal hierher gekommen. Die Castra ist so weit fort. Und siehe da, ich hatte Glück."


    Dannn wurde das Wort wieder an Falco übergeben, aber sie versäumte es nicht, den Worten genau zu lauschen. Vielleicht fiel hier ja noch der eine oder andere für sie interessante Bissen 'Wissen' für sie ab. Aber es gab noch nicht sehr viele Neuigkeiten. Nur jene, dass sie ruhig offen vor Falco hätte sprechen dürfen. Sie legte die Arme vor ihrem Bauch zusammen und lauschte, brav schweigend und mit leicht gesenktem Blick, dem Gespräch. Tat sie desinteressiert und schwieg, dann würden vielleicht interessantere Häppchen herabfallen, als wenn sie gespitzte Ohren an den Tag legte.

  • Er begrüßte sie freudlich, aber nicht überschwenglich. Hm.


    "Du warst immer ein findiger Spurensucher. Es haben sich viele gewünscht Dich zu erwsichen? Bist Du in Ärger geraten in Africa?"


    Das würde erklären warum er dort weg musste und wieder nach Rom kam. Vielleicht Diebstahl oder die Beleidigung irgendeiner obskuren lokalen Gottheit vielleicht oder schlimmeres?


    "Geschäftlich unterwegs? Freut mich, dass es Dir prinzipiell soweit gut erging."


    Einen neuen Dienstherren zu suchen? Wer war denn der alte?


    "Neuer Dienstherr? Was hast Du dahingehend vor?"


    Und selbst? Er kannte Marcellus als verschwiegenen Mann und er hatte nie Geheimnisse vor ihm gehabt. Er kannte die Welt und deren dunkle Seiten. Wenn falco ehrlich zu sich war, so hatte er es sogar vermisst dieser verwandten Seele seine Geheimnisse anvertrauen zu können. Nur kurz schaute er zu dem Mädchen hinüber. Auch sie konnte das hören.


    "Mein Leben verlief durchwachsen. Zunächst stand ich in der Gunst des Kaisers, teils durch eigene Taten, teils durch den Vertrauenskredit, den unser Vater uns am Hof aufgebaut hat. Ich wurde der Praetorianerpraefect des Augustus. In dieser Funktion kam ich in den Osten und wurde dort entführt. In meiner Gefangenschaft in Armenia erfuhr ich von den parthischen Angriffsplänen, die sich nun, wie Du weißt, entfaltet haben. Ich werde deshalb bald mit dem Kaiser aufbrechen und versuchen im Kampf meine Stellung wieder zu erlangen. Sie war zwischenzeitlich nicht mehr so gut, was mein Fehler war ...."


    Er dachte an die Augusta. Und er hatte sie gesehen, wie sie nicht viele gesehen hatten. Eine Eroberung, die einen hohen Preis hatte.


    "Vater ist im Haus, aber er ist .... alt geworden. Und oft verwirrt. Weiter wohnt Helvetia Laevina und ihr Onkel im Hause, aber erst seit kurzem. Über Laevinas Vater müssen wir wohl auch reden, aber dazu später ...."


    Marcellus würde die Lage verstehen und seine Ansichten waren sicher brauchbar, aber dieses Detail würde er gegenüber der Frau nicht offenbaren.

  • Minervina antwortete Marcellus.


    Falco hörte zu.


    Genesung deiner schweren Wunden? Wodurch hatte er die erhalten? Castra ist so weit fort? Castra in Rom. Praetorianer oder Urbaner. Er hatte also eine neue Beschäftigung gefunden. Und sie wusste es. Warum hatte sie es dann eben nicht gesagt? Und warum dann jetzt. Unachtsamkeit oder hatte sich etwas geändert?

  • Er schaute Minervina abschätzend an. Was wollte sie mit ihrer Aussage bezwecken? Er schenkte ihr ein Lächeln. "Es freut mich, dass du mich nicht vergessen hast!" Mehr sagte er nicht mehr zu dem Thema, welches erneut Zorn ihn ihm verursachte. Man hatte die Täter noch nicht gefunden und so würde man ihn seiner Rache berauben. Er brauchte einen Augenblick um seinen Zorn zu schlucken. Wer weiß wie lange er diesen noch verdauen konnte. Irgendwann musste er raus. Er hatte nur noch keine Gelegenheit dafür gefunden. Bei dem Sklaven von vorhin wäre es beinahe so weit gewesen.

    Er schenkte seinem Bruder wieder die Aufmerksamkeit.
    Auch er schien herumgekommen zu sein. Anscheinend war es bei ihm auch ein stätiges auf und ab. Er war froh, dass er da kein Einzelfall war. Marcellus bemerkte die Neugier seines Bruders. Dies war einerseits kaum verwunderlich aber andererseits bei seiner Person auch nicht selbstverständlich. Er wusste sich nicht zu helfen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sein Bruder mehr erzählte und mehr erfragte, als es offensichtlich war. Bei diesem Gedanken zuckten seine Mundwinkel. Seine Art gefiehl ihm. "Nun du bist weit gekommen. Sicherlich werden die Parther auch wieder für deinen Aufstieg sorgen!"
    Er redete von Vater. Er hatte Vater nicht gesehen. Auch wenn er den Versuch unternommen hatte, ihm wieder zu begegnen, so blieb es nur bei dem Versuch. In einer Ecke seines Inneren machte sich ein schlechtes Gewissen breit, welches er mit Zorn bekämpfte. Irgendwie war der Alte doch selber schuld. Die anderen interessierten ihn weniger, wenn sein Bruder da nicht noch drauf beharte. "Sicher, zu gegebener Zeit!" Er blickte zu Minervina. Dann seufzte er kurz. "Nun ich diene der Stadt bei den Cohortes Urbanae. Aber ich habe mir mehr davon erhofft. Es ist nicht das, was ich erwartet hatte. Ich denke ich könnte an anderer Stelle nützlicher sein, dort wo körperlicher Einsatz mehr gefragt ist!" Sein Bruder hatte erwähnt dass es wohl wieder Krieg geben würde. Nun bei der Größe des Imperiums wunderte es ihn nicht. An allen Ecken konnte es brennen. Doch der Krieg machte Männer. "So so es gibt wieder Krieg!" murmelte er.

  • Minervina versuchte, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Falco hatte einen ziemlich interessanten Lebensverlauf hinter sich. Praetorianerpraefekt war schon was. Ihrer Meinung nach etwas, was der Normalsterbliche als höchstes Amt betrachten durfte. Und er hatte vor, wieder hier herein zu geraten. Entführt. Das Leben in dieser Familie war anscheinend immer wieder durch interessante Ereignisse verfolgt. Beide Brüder. Natürlich, sie kannte keine weiteren Helvetier außer jener Severina, doch es gab sicher noch weitere Dinge, von denen sie nichts ahnte. Sie schwieg. Erst höflich, dann unangenehm berührt. Ihr Patzer wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, denn der Vater dieser beiden Brüder war alt. Und sie sagte, der Ihrige wäre ehrenhaft im Krieg gestorben. Nur schwerlich konnte sie verhindern, dass sie ihr Ärgernis öffentlich zeigte. Was mussten ihre Worte für einen Eindruck erweckt haben? Dabei hatte sie doch etwas ganz anderes anspielen wollen.


    "Hm. Wie könnte ich." warf sie nur höflich auf Marcellus Bemerkung hin ein. Es war offensichtlich, dass sie nicht ganz bei der Sache war. Sie sann darüber nach, wie sie ihren Patzer möglichst unauffällig ausgleichen konnte, doch es fiel ihr auf die Schnelle nichts ein. Sie musste sich in Gegenwart dieser beiden sehr vorsichtig bewegen. Minervina hatte ihrer beider Verhältnis entschieden schlechter eingeschätzt. Aber, auch das lernte sie schon, beide Brüder spielten ein ähnliches Spiel wie sie. Das machte sie nicht nur gefährlich, sondern zugleich auch unwahrscheinlich interessant. Eine prominente Familie. Wohl noch mehr als die Tiberia, wenngleich diese auch schon Flamines stellte. Aber einen eigenen Kommandanten? Und dann die Leibgarde des Augustus? Nein! Aber wann kommt das schon vor?


    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, Falco ein Thema anriss, was sie offensichtlich nicht mitbekommen sollte. Soso, es schien allmählich interessant zu werden, aber er ließ sich nicht auf Glatteis führen. Schade eigentlich. Aber wer sovieles erlebte, wie er, der war auch vorsichtig. Kurz räusperte sie sich. Aber sittlicherweise erst, nachdem kurz Stille eingekehrt war. "Vielleicht sollte ich... erst einmal lieber gehen? Wir werden sicherlich noch einmal Gelegenheit zum Reden haben." erklärte sie mit einem Blick vom Einen, zum Anderen. Ihren Worten wohnte deutlich die Anspielung inne, dass sie nicht zum Herumstehen gewillt war, ohne eingebunden zu sein. Sie würde ohnehin nichts herausbekommen. Praetorianer waren zu achtsam. Und sollten sich die Brüder nur ausgiebig und in Sicherheit unterhalten. Den Namen Laevina hatte sie sich gemerkt. Vielleicht konnte sie an anderer Stelle etwas herausbekommen. Und wenn nicht... Dann würde das Leben auch so genug Aufgaben bereithalten. "Ich möchte die Wiedersehensfreude nicht durch meine Anwesenheit einschränken. Das heißt, wenn es in Ordnung ist, wenn ich nun gehe. Ich wollte ja ohnehin nur kurz nach dir sehen und dir geht es augenscheinlich gut." meinte sie mit einem Lächeln gen Marcellus. Dann blickte sie fragend zwischen den Männern hin und her.

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